Emscherweg Teil 1 (Holzwickede – Dortmund)

Auf etwa 100 Kilometern Länge verläuft der Emscherweg von der Quelle bis zur Mündung der Emscher. Er macht dabei den Wandel von einer offenen Abwasser-Kloake zum lebendigen Fluss erlebbar und verbindet durch den Emscherkunstweg dabei geschickt Natur und Landschaft mit spannenden Kunstwerken am Wegesrand.

Die erste Etappe vom Emscherweg führt vom Emscherquellhof bei Holzwickede bis nach Dortmund. Die Etappe ist so konzipiert, dass der Rückweg zum Ausgangspunkt mit dem Zug bewältigt werden kann, wahlweise vom S-Bahnhof Dorstfeld oder vom Hauptbahnhof direkt nach Holzwickede.

In der Karte ist der in diesem Beitrag vorgestellte Abschnitt mit einem pinkfarbenen Band markiert, die Fortsetzung ist blau gekennzeichnet.

Übersichtskarte Emscherweg (Holzwickede-Dortmund)
Übersichtskarte Emscherweg (Holzwickede-Dortmund)

Ein kurzer Hintergrund zur Emscher

Durch die rasche Industrialisierung und die zahlreichen Kohlezechen stieg der Bedarf an Wasser im Ruhrgebiet zum Ende des 19. Jahrhunderts enorm an. Sauberes Trinkwasser wurde aus den beiden großen Flüssen Ruhr im Süden und Lippe im Norden gewonnen. Das daraus resultierende Abwasser wurde in die Emscher geleitet, was auf den ersten Blick ein gutes System zu sein scheint, um die Hauptflüsse sauber zu halten. Fortan verlief ein offener Schmutzwasserkanal quer durchs Ruhrgebiet. Zur Verhinderung von Hochwasser und für die rasche Ableitung der Fäkalien musste der Fluss eingedeicht werden. Dies lag auch an Bodensenkungen durch den Bergbau. So erhielt das Flussbett eine Betonsohle und hohe Deiche.

Schnurgerade durchschnitt der Fluss die Landschaft, stank zum Himmel und war eine ökologische Katastrophe – die Emscher war der dreckigste Fluss Deutschlands, praktisch unbewohnt von Tieren und ein Sinnbild für das heruntergekommene Ruhrgebiet. Man kann sich vorstellen, dass auch die Siedlungsgebiete in Hauptwindrichtung hinter dem Fluss nicht die populärsten und teuersten ihrer Art sind oder waren.

Vom Wandel der Emscher

Emscher-Umbau: Wiederherstellung eines natürlichen Gewässers

Im neuen Jahrtausend haben sich die Bedingungen verändert. Durch die Aufgabe der letzten Zechen sind die Bergsenkungen abgeklungen, sodass ein unterirdischer Abwasserkanal entlang der Emscher technisch möglich wurde. Im sogenannten Emscherumbau soll der Fluss zunächst von Abwasser befreit und anschließend im Flussbett ökologisch verbessert werden. Dies erfolgt schrittweise logischerweise flussabwärts von der Quelle bis zur Mündung. Der Prozess läuft noch und wird erst in den 2020er Jahren abgeschlossen sein.

Von der Quelle bis zur Mündung der Emscher in Dinslaken wird die Strecke vom Emscherweg von 100 km in vier Etappen zwischen 20 und 30 Kilometern zerlegt. Sportlichere Lesende können natürlich weiterfahren und Teile der jeweils nächsten Etappe anknabbern.

Folgende Berichte sind zum Emscherweg zu lesen:

Zweite Etappe Dortmund – Recklinghausen / Herne
Dritte Etappe Recklinghausen / Herne – Oberhausen
Vierte Etappe 4 Oberhausen – Voerde (Mündung in den Rhein)

Beschilderung

Der Emscherweg ist im befahrenen Abschnitt durchgängig mit dem gut lesbaren Piktogramm gekennzeichnet. Es ist meist an den Wegweisern des Radverkehrsnetzes NRW angebracht, zusätzlich markieren blau-weiße Poller an Straßenkreuzungen mit „Emscher“-Schriftzug und entsprechende Hinweisschilder die Route. An einigen Stellen ist den weiß-roten Schildern mit Fahrrad-Symbol des Radverkehrsnetzes zu folgen, ohne dass ein weiterer Hinweis auf den Emscherweg folgt. In dem Falle besteht keine Verwechslungsgefahr, da das Schild für alle an dieser Stelle vorbeilaufenden Routen gilt.

Hinweis: In einigen Informationen variieren die Schreibweisen des Weges. Auf dieser Seite wird ausschließlich die Variante ohne Bindestrich und in einem Wort verwendet: Emscherweg.

Kartenmaterial / Literatur

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) und Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000),

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Emscher-Touren: In 5 Tagen mit dem Fahrrad durch den Pott* und Radtouren am Wasser*

Wegebeschaffenheit und Anreise

Der Emscherweg nutzt größtenteils eigene Wege oder ruhige Nebenstraßen. Die Wege sind asphaltiert oder wassergebunden. Gefährliche Kreuzungen sind mit Ampeln zu überwinden. Es sind nur minimale Steigungen zu überwinden. Insgesamt hat die Tour mit dem Verlauf der Emscher ein Gefälle, ist also auch für ungeübte Fahrer oder mit Kindern gut zu bewältigen.

Auf dem gewählten Streckenabschnitt Holzwickede-Dortmund wird der Emscherweg in einiger Entfernung von einer Bahnlinie begleitet. Diese gibt zum Einen die Möglichkeit, den Startpunkt gut mit dem Nahverkehr zu erreichen und zum Anderen am Ende, bei einem unvorhergesehenen Wetterumschwung oder einer Panne ohne weite Wege mit der Bahn zum Ausgangspunkt bzw. nach Hause zurückzukehren. Bahnhöfe oder Haltepunkte mit Anschluss an die RB 59 zwischen Dortmund Hbf. und Soest sind in diesem Bereich Holzwickede, Sölde, Aplerbeck, Hörde, Signal-Iduna-Park (Westfalenhallen) und der Hauptbahnhof – sie sind in der obenstehenden Karte eingezeichnet.

Am Ende der beschriebenen Etappe liegt außerdem der S-Bahnhof Dorstfeld. Von dem aus ist der Hauptbahnhof über die S1 erreichbar. Beachten Sie dabei bitte, dass die Kapazität von Fahrrädern im Zug insbesondere in den Stoßzeiten eingeschränkt sein kann und in jedem Falle Kinderwagen oder Rollatoren in den Mehrzweckbereichen des Zuges bevorzugt befördert werden. Am Wochenende besteht außerdem derzeit nur ein Stundentakt, der zumindest Richtung Ende der Tour beachtet werden sollte. Damit der Zug nicht vor der Nase abfährt.

Anreise zum Ausgangspunkt am Emscherquellhof:

Anreise mit dem Auto: Auf der B1 als Verlängerung der A44 aus Richtung Kassel bzw. Kreuz Dortmund/Unna mit der A1 oder der A40 aus Richtung Dortmund bis Holzwickede. Aus Richtung Unna links, aus Richtung Dortmund rechts abbiegen auf die Nordstraße. Hinter dem Tunnel rechts abbiegen auf die Hauptstraße. Nach 600 m hinter dem Supermarkt rechts in die Sölder Straße. Der Beschilderung zum Emscherquellhof folgen. Alternativ auf der Sölder Straße in der Steinstraße am Rand parken und das letzte Stück in südlicher Richtung zu Fuß zum Ausgangspunkt.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Quellenstraße 2 oder Steinstraße, Nähe Hausnummer 36 in Holzwickede

Anreise mit Bus und Bahn: Von Dortmund Hbf., Unna, Hamm oder Hagen Hbf. mit den Zügen der Linien RE 7, 13 oder RB 59 bis Holzwickede. Vom Bahnhof aus entweder direkt in die Tour einsteigen oder zunächst entgegengesetzt (von der Zufahrt links, dann geradeaus in die Allee zum Rathaus, durch den Emscherpark und der Beschilderung des Radweges bis zum Emscherquellhof folgen.

Start am Emscherquellhof in Holzwickede

Der 1 Emscherquellhof liegt etwas außerhalb von der Gemeindemitte von Holzwickede umgeben von Feldern. Der Hof ist ein Ensemble aus Fachwerkhäusern. In seiner Mitte liegt der Quellteich, der von einem hölzernen Steg aus betrachtet werden kann. Heute wird der ehemalige Lünschermanns Hof von der Emschergenossenschaft für Veranstaltungen oder Seminare genutzt. Man kann hier sogar in einem Café einkehren.

Und doch ist hier nicht, wie man denken könnte, die echte Quelle. Die Emscher entspringt tatsächlich noch etwas weiter bergauf im Hixterwald, in einem bergbaulich historischen Gebiet mit noch heute sichtbaren Spuren des frühen Bergbaus.

Vom Hof aus geht es rechts und den Berg hinunter. Ein Blick nach links über die Felder führt bei gutem Wetter nach Dortmund, wo die Silhouette von Phoenix-West und der Florianturm zu sehen ist. Beides sind Landmarken, die Etappenziele auf unserer heutigen Tour sind. Nach wenigen Metern in gerade so erfrischender Bergabfahrt verbirgt sich links ein Anschauungsobjekt zum Bergbau. Auf einem alten Wetterschacht der Zeche Margarethe, mit der wir später noch zu tun haben werden, ist ein Dreibaum errichtet. Er ist ein einfaches Fördergerüst aus drei langen Pfosten, mit dem schwere, mit Kohle gefüllte Eimer an die Oberfläche gezogen werden können. Es ist ein einfacher aber funktionierender Vorläufer der späteren großen Fördertürme.

Im Emscherpark

Der Emscherweg führt in die Mitte von Holzwickede und durchquert dort den grünen Emscherpark.

Wer möchte, kann aber Strecke um gut 2 km abkürzen und direkt vom Emscherquellhof zum eigentlichen Anfang des Flussradweges an der Schäferkampstraße fahren (dazu bis zum Ende der Straße bergab und dann links, sofort rechts und geradeaus über die Bahn und dann bis zur Kurve).

Kurz hinter dem Dreibaum geht es auf der regulären Route rechts durch die Felder, links ein Stück auf die Hauptstraße, die nächste rechts in die Opherdicker Straße und dann links in den Emscherpark. Der junge und schmale Fluss plätschert hier offen durch den langgestreckten grünen Park.

Junge Emscher im Emscherpark in Holzwickede
Junge Emscher im Emscherpark in Holzwickede

An der Kirche beginnt der Historische Bergbau-Rundweg Holzwickede, der viele Stationen des frühen Bergbaus in Holzwickede erschließt. Hier am Platz gegenüber der Kirche befindet sich auch die Gemeindeverwaltung. Wir fahren links (alle Einbahnstraßen hier sind für Radverkehr in allen Richtungen nutzbar), queren die Hauptstraße und fahren entlang der Vinckestraße, bis wir rechts in den Weg einbiegen und die Bahn unterqueren.

Rechterhand liegt das Gelände der ehemaligen Zeche Caroline, die die Gemeinde lange Zeit geprägt hat. Am Ende biegen wir in die Rausinger Straße links ab und fahren auf ihrem Verlauf bis zum Ende. Das Piktogramm vom Emscherweg führt nach links in das Gewerbegebiet. Es geht vorbei an der ehemaligen Zeche Freiberg, auf dessen Gelände heute Fabrikhallen stehen. Eine Tafel erinnert an die zweite Zeche in Holzwickede. Nach der scharfen Linkskurve folgt eine Rechtskurve. Genau dort zweigt, womöglich etwas versteckt, der Emscherweg von der Schäferkampstraße rechts ab. Dort biegen wir ab und haben die Straßen vorerst verlassen.

Fluss-Begleiter von Holzwickede nach Aplerbeck

Endlich hat man die turbulente Siedlung und das laute Gewerbegebiet verlassen. Dafür vernimmt man links nun das leise Gurgeln des Flusses, der bereits an dieser Stelle, in noch so junger Gestalt, kanalisiert und begradigt war. Die Emscher fließt heute als noch kleiner Bach inmitten eines Galeriewaldes, der das Gewässer abschattet, jedoch auch den Blick darauf einschränkt. Den dichten Bewuchs entlang des Baches, den man nur hören, aber nicht sehen (und glücklicherweise auch nicht mehr riechen) kann, müssen wir im weiteren Verlauf noch an mehreren Stellen hinnehmen.

In Höhe des kleinen Naturschutzgebietes Sölder Bruch queren wir den Fluss, die Stadt- und Kreisgrenze und erreichen Dortmund. Weiter geht es durch Felder bis nach Sölde.

Halde Margarethe

Wir folgen der Nathmerichstraße geradeaus bis zur Sölder Straße. Links geht es zum Bahnhof. Der Weg führt mit leichtem Versatz geradeaus weiter. Auch diese Siedlung haben wir rasch hinter uns gebracht. Eine Betonmauer in Wellenform dient auf der linken Seite als Sitzplatz. Diese Raststelle liegt direkt vor einer Bergehalde.

In der Nähe des Bahnhofs förderte die Zeche Margarethe, deren Luftschacht wir am Emscherquellhof bereits gesehen haben, Kohle. Zwei große Bergehalden erhoben sich aus dem Ortsbild von Hörde, eine direkt am Zechengelände, und eine hier direkt an der Emscher. Diese ist etwa 4 ha groß, wurde deutlich abgetragen und hat heute nur noch Ansätze von Böschungen, die größten eben auf dieser Seite der Emscher. Es ist eine bewaldete Fläche und in der Mitte befindet sich ein Hundedressurplatz. Die zweite Halde ist ebenfalls abgetragen. Auf ihrer Stelle befinden sich heute zwei Supermärkte samt Parkplatz. Das Zechengelände selbst ist Gewerbegebiet, in dem vor allem der Straßenname an die Zeche Margarethe erinnert.

In der folgenden Abbildung sind die beiden Halden im Luftbild aus den 1920er Jahren zu sehen. Eingezeichnet ist außerdem der Verlauf des heutigen Emscherweges, auf dem wir unterwegs sind. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.

Rückhaltebecken zum Hochwasserschutz in Aplerbeck

Nach einer kurzen sonnigen Etappe durch weitere Felder erreichen wir auf dem Emscherweg Aplerbeck. Und damit werden wir uns auf lange Strecke durch dichtbesiedelten Raum in Dortmund bewegen und uns von der Beschaulichkeit eines rauschenden Bachs inmitten von Feldern verabschieden müssen. Nun folgt ein Vorort nach dem nächsten.

Rechts liegt ein Regenrückhaltebecken mit einem Stauwehr, das im Bedarfsfalle übermäßig große Wassermassen der Emscher nach besonders starken Regenfällen zurückhält. Natürlicher Auen- und Überflutungsraum ist im weiteren Verlauf von Dortmund ja hoffnungslos zugebaut. Somit ist dieses Becken ein wichtiger Teil des Hochwasserschutzes. Wie wichtig dieser ist, wird gegen Ende der Etappe deutlich, wo vor einigen Jahren plötzliches Hochwasser für hohe Schäden sorgte. Ein Problem der Kanalisierung war die praktisch sofortige Wirkung von Regenfällen auf den Abfluss in die Emscher.

Wir bleiben in einem grünen Korridor inmitten der Wohngebiete von Aplerbeck, müssen aber einige Straßen überqueren. Der Radweg endet auf dem Schulhof der Emscherschule. Bei Schulbetrieb unter der Woche fordert ein Schild auf, abzusteigen und das Fahrrad zu schieben. Schließlich gelangen wir zum Aplerbecker Markt vor dem alten Amtshaus. Fährt man links, so kommt man zum Bahnhof Aplerbeck und könnte von hier aus abermals den Rückweg antreten.

Hier am Markt befindet sich die ein oder andere Einkehrmöglichkeit, Drogerie oder eine Bäckerei, falls ein auf dem Emscherweg Radelnder Bedarf an Reiseproviant, Sonnenschutzmittel oder Getränken hat. Wir passieren in Kürze aber auch noch ein Eiscafé.

Abstecher: Mittelpunkt von Nordrhein-Westfalen

Vom Aplerbecker Markt aus sind es ca. 1,7 km Weg bis zu einer kleinen Parkanlage, in der ein auf dem ersten Blick merkwürdiges Gebilde steht. Der Kokon zeigt beim genaueren Hinsehen zwei zusammenhängende und aufrecht stehende Umrisse des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. An dieser Stelle soll sich der Mittelpunkt von NRW befinden. Das 2,5 m hohe Kunstwerk stammt von Christine Böse und wurde 2019 zusammen mit der Mini-Parkanlage gebaut.

Über die Bestimmung von Mittelpunkten geographischer Gebiete kann man zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten finden, denn dafür gibt es unterschiedliche Ansätze (Schwerpunkt, Umkreis- oder Innenkreis-Mittelpunkt, Rechteck-Mittelpunkt, Schnittpunkt-Ermittlung (Nord-, Süd-, Ost- und Westpunkt) u.a.). Ein richtiges Verfahren gibt es nicht, weshalb man es mit diesem Mittelpunkt nicht ganz ernstnehmen sollte. Ein interessantes Kunstwerk zu Ehren unseres schönen Bundeslandes ist es allemal.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike vom Emscherweg: Auf der Wittbräucker Straße nach Süden bis zur Eisenbahnbrücke. Links hoch in die Kleine Schwerter Straße. An der Kreuzung geradeaus, dann links in den Colonatenweg. Rechts auf die Gurlittstraße bis zum Mittelpunkt auf der linken Seite. Hinweis: Es ist eine Steigung von ca. 60 Metern zu bewältigen, die einfache Fahrt ist 1,7 km lang.

Anreise mit dem Auto: Das Befahren des Wohngebiets um die Gurlittstraße mit Autos ist offiziell nur für Anlieger gestattet. Zieleingabe für Navigation: Gurlittstraße, Höhe Nr. 18/23/27/28 in Dortmund

Park von Haus Rodenberg

Direkt vor uns liegt 2 Haus Rodenberg, der Überrest eines alten Emscherschlosses. Die Existenz von Wasserschlössern im so dominant industriell geprägten Raum Dortmund erstaunt Besucher immer wieder. Die wenigsten vermuten im ausgerechnet fast ausschließlich bei Fremden für die Klinik für Psychiatrie bekannten Dortmunder Vorort Aplerbeck ein sogenanntes Emscherschloss – ein Begriff, der bei Kenntnis der ehemaligen Abwasserkloake Emscher häufig sogar als Scherz verstanden wird.

Die bekanntesten sind vermutlich Schloss Bodelschwingh, Schloss Strünkede, Schloss Oberhausen oder die Burg Vondern. Auf unserem Weg liegt später auch noch die Burg Hörde am Phoenixsee und der Rest von Schloss Brünninghausen im Rombergpark. Erstmalige Erwähnungen einer Burg als Rittersitz derer von Rodenberg finden sich bereits im 13. Jahrhundert, also viele Jahrhunderte vor dem doppelten Wandel der Emscher erst zur Cloaka Maxima und später wieder zum wieder naturnahen Flüsschen. Heute existiert nur noch die Vorburg. Im Jahre 1985 wurde das Haus Rodenberg von der Stadt Dortmund gekauft. 1996 nahm die VHS nach langer Renovierung des Gebäudes und des Umfeldes den Betrieb auf.

Heute ist die Anlage unweit des Ortsmittelpunktes mit dem Markt ein beliebtes Ausflugsziel und Naherholungsgebiet geworden. Nahezu komplett umgeben durch Gräfte, also einem für ein Wasserschloss durchaus üblichen Wassergraben, stellt sich das Haus Rodenberg mit der erhaltenen Vorburg als zweigeschossiges Hauptgebäude mit zwei Seitenflügeln dar. Besonders markant ist der etwas schiefstehende Treppenturm mit der glockenförmigen Haube als Dach. Auf der Westseite befindet sich eine kleine geometrische Parklandschaft.

Anreise zum Haus Rodenberg:

Anreise mit dem Auto: Auf der B1 als Verlängerung der Autobahn A44 aus Richtung Kassel bzw. der A40 aus Richtung Duisburg bis zur Ausfahrt Dortmund-Sölde / Asseln. Aus Richtung Dortmund links, aus Richtung Unna rechts auf die Köln-Berliner Straße abbiegen. Nach ca. 2 km rechts Richtung Materialprüfungsamt / Psychiatrische Kliniken auf die Marsbruchstraße abbiegen. Direkt hinter der Kreuzung links auf den P&R-Parkplatz fahren und hier parken. Das Wasserschloss liegt nur zwei Fuß-Minuten in südlicher Richtung – ein Weg führt vom Parkplatz direkt dorthin.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Marsbruchstraße in Dortmund

Anreise mit Bus und Bahn: Von Dortmund mit der U47 Richtung Aplerbeck bis zur Endstation Aplerbeck. Die Haltestelle liegt direkt am Markt mit angrenzendem Schloss.

Von Aplerbeck zum Phoenixsee

Ein Blick nach rechts führt zu einem Haus im Stile von Friedensreich Hundertwasser. An der Rodenbergstraße halten wir uns links, überqueren diese und fahren dann rechts vor dem Einkaufszentrum Rodenbergcenter (mit Eiscafé!) in den unscheinbaren Weg. Überraschenderweise stößt man nach einigen hundert Metern auf eine Koppel mit Ponys.

Feldchenbahnbrücke als Relikt einer Zechenbahn

Hinter der Weide stoßen wir auf ein Viadukt. Es handelt sich dabei um die 3 Feldchenbahnbrücke. Es ist der einzige Überrest der alten 1,5 km langen Güterbahnstrecke zur Zeche Schürbank & Charlottenburg. Auf ihr verläuft heute ebenfalls ein Radweg. Die Brücke überquert die Emscher und den Emscherweg.

Nach einer kurzen Waldpassage umrunden wir das Rückhaltebecken Nagelpötchen. Es ist eingezäunt, aber mehrere Aussichtspunkte mit einer Bank bieten die Möglichkeit, das begrünte Becken zu überblicken. Auch hier steht am Ende ein Wehr, das den Durchfluss bei Bedarf einschränkt. Hinter dem Wehr (es geht rechts) müssen wir ein Stück durch die Siedlung von Alt-Schüren fahren. Man erblickt das ein oder andere historische Fachwerkhaus. Die Brücke der B236 mit den blauen Lärmschutzwänden markiert den Beginn eines Projektgebietes, das im Ruhrgebiet Geschichte geschrieben hat und noch schreibt.

Emscherweg am Phoenixsee

Noch vor einigen Jahren verschwand die Emscher nicht weit von hier in einem Rohr und unterquerte ein gigantisches Industriegelände. Vor uns befand sich die Hermannshütte, ein Hüttenwerk riesigen Ausmaßes. Im Jahr 2001 wurde das Werk stillgelegt und abgerissen. Nach langen Bauarbeiten und Gelände-Modellierungen entstand der Phoenixsee auf dem alten Werksgelände. Ringsherum wurden neue Wohnhäuser gebaut, ein Rad- und Fußweg läuft einmal um den ganzen See. Die Promenade mit Restaurants und Eiscafés hat aus dem alten Arbeitervorort ein beliebtes Ausflugsziel mit Möglichkeiten der sportlichen Betätigung gemacht.

Unsere Tour verläuft auf dem Rad- und Inlinerweg am Nordufer des 4 Phoenixsees entlang. Links von uns fließt die Emscher getrennt vom See. Wer möchte, kann über die kleine Brücke kurz vor dem Hafen zur 5 Hörder Burg fahren (hier gibt es Restaurants, Cafés und Eisdielen am Ufer).

Schön gestalteter Spielplatz am PHOENIX-See in Hörde
Schön gestalteter Spielplatz am PHOENIX-See in Hörde

Eliasbahn, Schlackenbahn-Viadukt und Phoenix-West

Wir halten uns rechts und fahren auf der alten Eliasbahntrasse ohne weiteren Straßenverkehr um das Ortszentrum von Hörde herum. Damit wird der Emscherweg für eine kurze Strecke zum Bahntrassenweg. Auf der Eliasbahn wurde früher flüssiges Eisen transportiert.

Am Horizont ist die Silhouette von Phoenix-West bereits zu erkennen. Wer zum Hörder Bahnhof fahren möchte, fährt an einer der nächsten Brücken rechts ab und hält sich links Richtung Bahnhof. An der großen Brücke, dem Emschersteg-Ost, biegen wir rechts von der Eliasbahn, die weiter zum Hochofenwerk führen würde.

Freigelegte Emscher: Hier befanden sich Ende der 1990er Jahre noch Eisenbahnschienen der Eliasbahn
Freigelegte Emscher: Hier befanden sich Ende der 1990er Jahre noch Eisenbahnschienen der Eliasbahn
Viadukt der Schlackenbahn
Viadukt der Schlackenbahn unterhalb der Halde Hympendahl

Rechts führt die Promenade hoch über der Emscher vorbei. An der nächsten Brücke besteht die Möglichkeit, zum 6 Viadukt der Schlackenbahn zwischen den zwei Schlackenhalden zu fahren (am besten über die Rampe hinter der Brücke). Vom Viadukt aus besteht Anschluss an den Bananenweg auf der alten Bahntrasse Richtung Stadtmitte.

Von dort aus kann man auch auf die beiden Halden Hympendahl und Schallacker steigen, die einen ganz guten Aussichtspunkt bieten. Auf der anderen Seite liegt das ehemalige 7 Hochofenwerk Phoenix-West. Rings um einen erhaltenen Kern des Werks mit Hochofenanlagen, Gasometer, Hallen und einem Wasserturm, im Ensemble als Landmarke weithin sichtbar (sogar schon vom Ausgangspunkt am Emscherquellhof), ist ein Gewerbegebiet entstanden.

Westfalenpark und Rombergpark

Unsere Tour führt bis zur Holzbrücke, über die wir die Emscher überqueren. Geradeaus führt der Weg direkt zum Westfalenpark. Dieser ist eine riesige Grünanlage mit Spielplätzen, Cafés, Seebühne, Parkbahn und vielen Themengärten. In der Mitte erhebt sich der Fernsehturm Florian (Eintritt Park und Turm kostenpflichtig).

Der breite, durch schattigen Wald führende Weg endet am nächsten Eisenbahnviadukt. Wir müssen jedoch zunächst geradeaus über die Emscher und das Viadukt auf der anderen Seite des Flusses unterfahren. Rechts abbiegend würden wir übrigens wieder zu einem Eingang des Westfalenparks gelangen. Auf der anderen Fluss-Seite ist wieder ein Rückhaltebecken. Wir erreichen die B54 auf dem Steinklippenweg und unterqueren diese mithilfe eines kleinen Tunnels. Dahinter biegen wir links und sofort wieder rechts ab.

Abstecher zum Rombergpark und Zoo Dortmund:

Nach nur kurzer Strecke erreicht man vom Emscherweg aus den Botanischen Garten Rombergpark. Besondere Sehenswürdigkeit sind die Rhododendrensträucher in ihrer Blütezeit und die ganzjährig roten Bäche, gefärbt durch Eisenausfällung (Eintritt frei). Am südlichen Ende, auf der anderen Seite des Parks von hier aus gesehen, befindet sich der Dortmunder Zoo (Eintritt gegen Gebühr).

Roter Bach im Rombergpark
Roter Bach im Rombergpark

Durch die Bolmke zur Schnettkerbrücke

Der schattige Weg endet an der Ardeystraße. An der Ampel besteht die Möglichkeit, diese sicher zu queren. Dann fahren wir auf der anderen Seite rechts und bald darauf hinter der Brücke links in den Weg. Nach wenigen hundert Metern kommen wir an der Finnenbahn an. Hier drehen Läufer auf mit Holz und Rinden ausgestreuten Wegen ihre Runden. Die Finnenbahn liegt in einem Ausläufer des Waldgebietes 8 Bolmke. Wir müssen an den Fitnessgeräten rechts und kurz vorm Parkplatz links.

Geradeaus liegt der Bahnhof Signal-Iduna-Park neben dem 9 Stadion von Borussia Dortmund und dem Messezentrum Westfalenhallen. Direkt am Westfalenstadion befindet sich mit dem Borusseum auch eine Ausstellung zum Fußballverein. Es ist die letzte Möglichkeit, vom Themenweg ohne großen Aufwand in den Zug zurück zum Ausgangspunkt zu fahren.

Auch die Bolmke ist eine Bergbaugeschichte und ist heute ein Naturschutzgebiet. Wir fahren durch schattiges Grün am Rande von Kleingartenanlagen, biegen an der Brücke einmal links ab und landen auf dem Parkplatz der Kleingartenanlage Helenenberg.

Die Straße Krückenweg überqueren wir an der Ampel und fahren geradeaus in die Straße An der Palmweide. Nach einigen hundert Metern überquert diese den Rüpingsbach, der nicht weit von hier in die Emscher mündet. An der Margarethenkapelle führt die Straße nach rechts weiter. Hier befinden sich einige Wohnheime für die Studierenden der Technischen Universität Dortmund. Die Emil-Figge-Straße, in die die Straße An der Palmweide hier übergeht, ist eine der zentralen Verkehrsachsen auf dem Nordcampus der Uni. Ein kleiner Weg biegt rechts ab und führt kurz darauf links zu einer Wiese. Von hier aus hat man einen guten Blick auf das Emschertal mit der Schnettkerbrücke, das Stadion und die Westfalenhallen.

Blick von einer Wiese oberhalb des Radweges auf die Schnettkerbrücke der A40 bzw. B1, den Florian und das Stadion
Blick von einer Wiese oberhalb des Radweges auf die Schnettkerbrücke der A40 bzw. B1, den Florian und das Stadion

Letzte Etappe nach Dorstfeld

Die 10 Schnettkerbrücke ist etwa 330 Meter lang und hat in der Mitte einen markanten roten Brückenbogen. Seit 2012 ersetzt sie den Vorgängerbau an dieser Stelle. Durch hohe Lärmschutzwände kann man vom Auto aus allerdings nicht ins Emschertal schauen. Neben der Emscher überquert sie zwei Eisenbahnstrecken – darunter unsere bereits bekannte aus Richtung Soest – und eine weiter Kleingartensiedlung, die hier im Süden und Westen von Dortmund offenbar recht zahlreich vertreten sind.

Wir wählen den Weg unter der Brücke her und kommen schon wieder in die nächste Kleingartensiedlung Im Wiesengrund. Im Unterschied zu den anderen auf unserer Tour führt der Emscherweg diesmal quasi mitten hindurch. Direkt an den kleinen Gartentörchen passiert der Radweg die vielen Gärten, die gerade im Sommerhalbjahr um die Wette blühen.

Haben wir den Kleingarten verlassen, so kommen wir auf einen sehr idyllischen, wenn auch kurzen Abschnitt, in dem der Radweg schön zwischen Emscher und Feldern verläuft, wobei die Emscher an dieser Stelle nicht zugewachsen ist.

Der Radweg führt in die linke von zwei Tunnelröhren unter den Bahnhof Dorstfeld hindurch. Rechts plätschert die Emscher durch die rechte Röhre. Schilder warnen davor, dass hier auch einmal Wasser auf dem Radweg fließen kann. Tatsächlich kam es 2008 in diesem Bereich zu einem starken Hochwasser.

Wer am Bahnhof Dorstfeld in die S1 oder S4 umsteigen möchte, muss diesen über die Straße Kortental (gegenüber der kleinen Fußgängerbrücke vor dem Tunnel!) anfahren. Der Zugang ist vom Radweg aus etwas versteckt.

Hier am Tunnel endet meine erste Etappe vom Emscherweg.

Weiterfahrt oder Rückfahrt nach Holzwickede

Ich nutze jedoch die Gelegenheit, von hier aus über die kleine Brücke vor dem Tunnel zum Hauptbahnhof zu fahren (Am Mühlenberg, Hahnenmühlenweg, Lange Straße, Hoher Wall, Königswall). Es bleibt noch Zeit für einen kurzen Halt am Drei-Bäume-Park (Lange Straße, Ecke Kurze Straße). Zurück geht es in der Regionalbahn RB 59 bis Holzwickede.

Wer nun Lust gefunden hat oder noch weitere 30 Kilometer schafft, kann die Tour direkt auf der nächsten Etappe fortsetzen. In etwa 20 Kilometern befindet sich der Emscherdurchlass am Rhein-Herne-Kanal in Henrichenburg. Hier beginnt die langgestreckte Emscher-Insel zwischen Fluss und Kanal, der die Emscher bis Oberhausen begleiten wird. Knapp 30 Kilometer weiter trennen sich Emscher und Kanal am Gasometer Oberhausen wieder voneinander. Von der Mündung ist die Emscher dann noch etwa 15 Kilometer entfernt.
Hier geht es zur nächsten Etappe vom Emscherweg von Dortmund bis Recklinghausen / Herne.

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Die folgenden Koordinaten beschreiben Routenpunkte und die Bahnhöfe an der Strecke. Sie können in das Eingabefeld beispielsweise von GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

Geographische Koordinaten:
51°29’24.96″N, 7°36’43.41″E – Start der Tour am Emscherquellhof
51°30’13.32″N, 7°36’02.93″E – Zeche Freiberg
51°30’07.23″N, 7°36’14.04″E – Beginn Radweg Schäferkampstraße
51°29’34.08″N, 7°33’15.11″E – Haus Rodenberg
51°28’44.18″N, 7°33’15.73″E – Mittelpunkt von NRW
51°29’47.39″N, 7°33’05.78″E – Feldchenbahnbrücke
51°29’31.46″N, 7°30’33.64″E – Phoenixsee Promenade
51°29’26.05″N, 7°29’20.99″E – Viadukt Schlackenbahn
51°29’18.30″N, 7°27’13.78″E – Finnenbahn (Bolmke)
51°29’26.20″N, 7°25’47.15″E – Margarethenkapelle

51°30’16.88″N, 7°37’07.97″E – Bahnhof Holzwickede
51°29’41.83″N, 7°35’17.04″E – Bahnhof Sölde
51°29’24.08″N, 7°33’18.39″E – Bahnhof Aplerbeck
51°29’17.76″N, 7°29’58.26″E – Bahnhof Hörde
51°29’25.86″N, 7°27’21.46″E – Bahnhof Signal-Iduna-Park
51°31’01.10″N, 7°27’28.70″E – Hauptbahnhof, Treppe Gleis 2-5
51°30’32.11″N, 7°25’26.80″E – Bahnhof Dorstfeld (S–Bahn)

UTM-Koordinaten (Zone 32):
403640 m, 5705260 m – Start der Tour am Emscherquellhof
402888 m, 5706768 m – Zeche Freiberg
403099 m, 5706576 m – Beginn Radweg an der Schäferkampstraße
399629 m, 5705619 m – Haus Rodenberg
399611 m, 5704077 m – Mittelpunkt von NRW
399457 m, 5706034 m – Feldchenbahnbrücke
396514 m, 5705601 m – Phoenixsee Promenade
395109 m, 5705462 m – Viadukt Schlackenbahn
392651 m, 5705274 m – Finnenbahn (Bolmke)
390986 m, 5705554 m – Margarethenkapelle

404144 m, 5706854 m – Bahnhof Holzwickede
401985 m, 5705813 m – Bahnhof Sölde
399686 m, 5705309 m – Bahnhof Aplerbeck
395823 m, 5705191 m – Bahnhof Hörde
392804 m, 5705504 m – Bahnhof Signal-Iduna-Park
393006 m, 5708443 m – Hauptbahnhof, Treppe Gleis 2-5
390637 m, 5707598 m – Bahnhof Dorstfeld (S–Bahn)

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Quellen und weitere Informationen:

Internetseite des Emscherweges: www.radrouten.eglv.de

Blog zum Emscherumbau der Emschergenossenschaft: www.blog.eglv.de