Der Niederfeldsee in Essen

Leben braucht das Wasser, der Mensch wird von ihm geradezu angezogen und fühlt sich in seiner Nähe wohl. Der PHOENIX See in Dortmund ist das wohl bekannteste Beispiel im Ruhrgebiet, in der Stadt ein künstliches Gewässer zu schaffen. Dort bestand ein großes Stahlwerk, das nach Jahren Bauzeit im See unterging und zu einem beliebten Ausflugsziel und Mittelpunkt eines neuen Wohnquartiers wurde. Die Menschenmassen an guten Tagen auf den Rad- und Wanderwegen und der Hafenpromenade sprechen für die magische Anziehungskraft.

Einige Nummern kleiner, weniger spektakulär, aber durchaus vergleichbar ist der erst im Jahr 2014 eröffnete Niederfeldsee in Essen-Altendorf. Hier gab es allerdings kein Stahlwerk, dessen Gelände geflutet wurde. Hier verlief die Trasse der Rheinischen Eisenbahn in einem Bogen um Altendorf und besaß hier eine Abzweigstelle nach Norden zur Eisenhütte Phönix und zur Zeche Carl in Altenessen. Der Bahnhof von Altendorf befand sich wenige hundert Meter westlich von hier. Im Jahr 1959 wurde der Personenverkehr auf der Rheinischen Bahn stillgelegt, 2002 dann endgültig auch für den Güterverkehr. In der folgenden Abbildung lässt sich die Situation interaktiv abbilden. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.

Von der Bahnstrecke zum See

Im Bereich der Rüselstraße wurde der hohe Bahndamm auf einer Länge von ca. 300 Metern abgetragen und auf dem Bahngelände und Teilen einer benachbarten Kleingartenanlage der 2014 eröffnete Niederfeldsee gestaltet. Etwa 2,2 Hektar ist die Seefläche groß, die in der Mitte durch die Brücke des Radwegs auf dem Verlauf der ehemaligen Bahntrasse in zwei Teile geteilt wird. Insgesamt hat er die Form eines großen L oder auch eines Fußes. Im südlichen Bereich an der bestehenden Wohnbebauung hat er den Charakter eines Hafens mit befestigten Ufern, die mit Pollern an einen Kai erinnern, und einer Promenade. Im nördlichen Teil sind seine Ufer flach, grün und geschwungen.

Bis zu 5 Meter misst das Wasser an der tiefsten Stelle, das sowohl aus dem Grundwasser gefördert wird als auch von Regenrinnen einiger benachbarter Häuser stammt. Dass das Regenwasser nicht in die Kanalisation gelangt, sondern über den puffernden See nur im Hochwasserfalle in den Sälzerbach gelangt, bezeichnet man als Abkopplung. Damit wird die Kanalisation insbesondere bei schweren Regenfällen entlastet. Was nach langweiligem Fachdeutsch klingt, trägt im Kleinen zum Hochwasserschutz im Ruhrgebiet bei.

Die Rad- und Fußgängerbrücke in der Mitte des Sees
Die Rad- und Fußgängerbrücke in der Mitte des Sees

Doch zurück zur Freizeitnutzung. Über Wege ist der See vollständig zu umrunden. Dazu braucht es keinen Gewaltmarsch, denn der Weg am Ufer ist ziemlich genau einen Kilometer lang. Und dabei ist die Brücke in der Mitte nicht einmal als Abkürzung genutzt. Die ein oder anderen Jogger und Walker legen einfach mehrere Runden zurück. Dazu gibt es auf den Enden der ehemaligen Böschung unter den Gleisen im Westen und Osten zwei hochgelegene Aussichtsbalkone und rings um den See verteilt Liegewiesen am Hang. Die vielen Bänke werden gerne genutzt für eine Rast am Seeufer.

Rote Brücke als Wahrzeichen

Besonders markant und neues Wahrzeichen des Stadtteils ist jedoch zweifellos die ca. 50 Meter lange Brücke des Radwegs über den See, die in der Mitte einen auffälligen roten Stahlträger in Form von Quaderkanten besitzt.

Bootfahren, Schwimmen, Modellschifffahrt oder andere Wassersportarten sind hier allerdings tabu. Falls doch einmal einer ins Wasser fällt, der nicht schwimmen kann, sind rings um den See lange Holzbretter in Gestellen griffbereit. Ein wenig bürokratisch werden diese schnöden Bretter ein wenig belustigend als „Rettungsgerät“ bezeichnet.

Das „Hafenbecken“ mitsamt der Poller zum Festmachen von Booten ist damit zwar an und für sich überflüssig, schafft aber trotzdem die entsprechende Atmosphäre im siedlungsnahen Teil des Gewässers. Erfreulich ist jedoch die fehlende Bebauung im Nordteil, was den Niederfeldsee auf positive Weise vom eingangs erwähnten PHOENIX See in Dortmund unterscheidet. Letzterer ist nach Ende der Bauarbeiten ringsherum sichtbar verbaut – teilweise durch Geschosswohnungen. Das ist hier glücklicherweise etwas anders. Das einzige, was stört, sind die Überlandleitungen. Sonst ist es wirklich schön geworden. Lebenswert. Mitten im Ruhrgebiet.

Niederfeldsee in Essen
Niederfeldsee in Essen

Tipp des Autors:

Als alleiniges Ausflugsziel ist der See vielleicht ein wenig zu klein, aber sicherlich eine schöne Rastmöglichkeit auf dem Radweg auf der Rheinischen Bahn. Zu Fuß erreichbar ist der nahe Krupp-Park auf dem Gelände der ehemaligen Guss-Stahlfabrik Krupp im Westviertel in östlicher Richtung. Bei einem Fußweg durch dieses Viertel bis zum Berliner Platz statt mit der Straßenbahn lassen sich die wenigen Relikte der gigantischen Industrieanlage anschauen.

Informationen zum Besuch:

Der See ist ständig frei zugänglich. Schwimmen ist im See aus hygienischen Gründen nicht erlaubt. Um das Ufer nicht zu schädigen, sind Surfen, Boot fahren oder Modellschiff fahren verboten. Das Badeverbot gilt auch für Hunde, die außerdem im ganzen Bereich an der Leine zu führen sind. Zur Erhaltung der Wasserqualität ist außerdem das Füttern der Wasservögel ebenfalls nicht erlaubt.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A40 bis zur Ausfahrt 22 Essen-Holsterhausen. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Duisburg links abbiegen auf die Martin-Luther-Straße. Dem Verlauf etwa 2,2 km folgen, dabei änder sich mehrfach der Straßenname. Kurz hinter der Kirche an der Ampel links abbiegen in die Amixstraße. In dessen Verlauf parken und zu Fuß bis zum Ende laufen. Am Gerhard-Marquardt-Platz ganz am Ende ist der See rechts zu sehen und erreichbar.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Rüselstraße, Grieperstraße, Weuenstraße oder Amixstraße in Essen

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Essen Hbf. oder Bergeborbeck Bahnhof mit der Straßenbahn 101 oder 106 bis Hamborner Straße. Dort im Bereich der Stahlbrücke auf den Radweg wechseln und in westlicher Richtung bis zum Niederfeldsee laufen.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Der Radweg auf der Rheinischen Eisenbahn verläuft direkt über den See. Dieser bildet auf der Trasse eine Rastmöglichkeit. Auf der Bahn verlaufen der Radschnellweg Ruhr RS1 und die Themen-Radwege Emscher-Park-Radweg sowie Essen Erleben West.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Niederfeldsee bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Blaue Glücksorte im Ruhrgebiet* und 52 kleine & große Eskapaden im Ruhrgebiet: Ab nach draußen!*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten: 51°27’59.00″N, 6°58’27.18″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 359288 m, 5703637 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.