Zeche Adolf von Hansemann

Mittig zwischen den damals noch dörflichen Orten Mengede und Östrich (heute Oestrich geschrieben) entstand dort, wo heute die beiden Eisenbahnstrecken aus Dortmund im Bahnhof Mengede zusammentreffen, eine Steinkohlezeche. Erst 1896 wurde hier Kohle gefördert, nachdem bereits 1857 erste Ansätze zur Kohleförderung begonnen, aber wieder aufgegeben wurden. Im Jahr 1973 wurde durch die Berliner Disconto-Gesellschaft ein neuer Anlauf in Form der Mengeder Bergwerks AG betrieben. Leiter dieser heute als Investor bezeichneten Gesellschaft war Adolph von Hansemann (1826-1903), nach dem die Zeche auch benannt wurde. Bis zur ersten Förderung gab es jahrelang zahlreiche technische Probleme und Unglücksfälle. Wegen finanzieller Engpässe wurde die AG in die Gewerkschaft Mengeder Steinkohlengruben umgewandelt. Im Jahr 1938 verlagerte sich die Hauptförderung auf die in den 1930ern entstandene Schachtanlage IV / V, nach dem ehemaligen Direktor Gustav Knepper auch Gustav I / II benannt. Diese liegt in westlicher Richtung unweit des heutigen Kraftwerks Knepper und hinter der später entstandenen A45 an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel. Die Stilllegung der alten Schachtanlage erfolgte 1963, das komplette Bergwerk wurde durch die benachbarte Zeche Hansa zwei Jahre später übernommen.

Ein Rundturm mit Zinnen

Das sicherlich auffälligste Gebäude ist die Verwaltung und Kaue. Es besitzt auf seiner Nordseite zur Bahnstrecke hin einen markanten Rundturm aus Backstein mit Zinnen. Er ist dem Uenglinger_Tor in Stendal (Altmark, Sachsen-Anhalt) aus dem 15. Jahrhundert nachempfunden. Auf dem Gelände des Kulturdenkmals schließen sich Magazin-, Maschinen- und Torhaus an. Auf dem Freigelände sind die Gebäude mit Informationstafeln kurz erläutert. Im Torhaus aus den 1920er Jahren befindet sich das Museum Kleinzeche Max Rehfeld mit dem Thema Beruf des Bergmanns und einer authentisch errichteten Bergarbeiterwohnung. Darüber hinaus wird ein Teil des Geländes als Bildungszentrum für handwerkliche Berufe genutzt. Seit Mitte der 1990er Jahre dient es im Ursprung für den Ausbildungsberuf des Gerüstbauers als Spiel- und Trainingswiese. In dieser Zeit wurde das Areal nach längerem Brachestadium von der Handwerkskammer erworben, saniert und ausgebaut. Sogar Unterkünfte (Internat) und eine Kantine sind vorhanden. Das Spektrum reicht heute auch auf andere Ausbildungsberufe wie Dachdecker, Zimmerer oder auch Zweirad-Mechaniker.

Auf dem kontaminierten Gelände der 1977 geschlossenen Benzolreinigung wurde nach Sanierung der Freizeitpark Adolf von Hansemann im Jahre 1988 eröffnet. Er erstreckt sich südlich der Zeche zwischen Hansemannstraße und Bahnstrecke und besitzt zahlreiche Grünflächen. In seiner Mitte erinnert eine Seilscheibe an die Zeche. Im Zwischenraum der sich in Richtung Osten teilenden Bahnstrecken (ehem. Cöln-Mindener-Eisenbahn, heute quasi „Fernbahn“, und Bahnstrecke Sterkrade-Welver, heute S-Bahn) erhebt sich der Überrest einer Bergehalde der Zeche. Sie ist Teil von Firmengeländen an der Dönnstraße und leider nicht zu betreten. Der etwa 10 Meter über Umgebung erhebende Berg mit einer Fläche von ca. 2,5 ha ist dicht bewachsen und (neben Luftbildern z. B. in GoogleEarth) am besten von der S-Bahn (Fahrtrichtung Dortmund-Oberhausen: rechte Seite) oder dem Regionalexpress (linke Seite) zu erkennen.

Halde Adolf von Hansemann IV / V (Gustav)

Etwa ein Kilometer westlich der oben beschriebenen Hauptschachtanlage I / II / III der Zeche Adolf von Hansemann entstand in den 1930er Jahren die Schachtanlage Gustav mit den Schächten IV und V unweit der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel. Diese Schächte wurden auch Gustav I und II genannt. In direkter Nachbarschaft entstand mit dem Kraftwerk Gustav Knepper ein großes Kohlekraftwerk mit dem zuletzt markanten Kühlturm und dem hohen Schornstein. Das Kraftwerk wurde 2014 stillgelegt, die Schachtanlage bereits 1967. Schon wenige Jahre später war nicht mehr viel von ihr zu sehen.

Eine Bergehalde mit einer Fläche von etwa 7,5 Hektar befand sich an das Zechengelände angrenzend zwischen Emsinghofstraße und Oestricher Straße und überlebte die Schachtanlage bis in die 1970er Jahre. Heute verläuft die in jener Zeit neugebaute Autobahn A45 unmittelbar nördlich vom Kreuz Castrop-Rauxel Ost auf ihrem Gelände und hätte den Abraum damals mittig durchschnitten. Vielleicht diente der Abraum der Halde sogar wie andere Halden (z. B. die Halde am Spörkel) beim Bau der Trasse. Eine Erhöhung an der Straße Am Oestricher Bruch und an der Emsinghofstraße könnte ein Überrest sein, denn die Böschungen folgen noch heute den historischen Ausmaßen der Halde. Es ist nicht die erste Halde, die von einer Autobahn durchschnitten wird. Ähnlich verhält es sich auch mit der Halde Langenbrahm in Essen und der A52. Auch die Autobahn A42 verläuft auf dem Bergematerial der Halde Friedrich der Große, die hier der Verfüllung eines alten Kanalabschnitts diente.

In der nachfolgenden Abbildung ist die alte Halde zu erkennen. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der Situation 2019 bis zum Abriss des Kraftwerks gewechselt werden.

Tipp des Autors: Ein Besuch der Zeche Hansemann lässt sich sehr gut kombinieren mit weiteren Zielen in der Region, wie dem Schleusenpark mit dem Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop, der Halde Schwerin in Castrop-Rauxel oder auch der Kokerei Hansa und Zeche Zollern in Huckarde und Bövinghausen.

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Das Gelände ist eingeschränkt ständig zu besichtigen. Das Museum Kleinzeche Max Rehfeld im Torhaus ist an jedem dritten Samstag von 10.00 bis 16.00 Uhr und nach Absprache geöffnet (Infos dazu siehe Internetlink unten), der Eintritt ist frei. Die Halde ist nicht zugänglich.

Anreise mit dem Auto: Die Zeche liegt in Oestrich bzw. Mengede sehr verkehrsgünstig an mehreren Autobahnen, die sich je nach Herkunftsrichtung unterschiedlich eignen:

► Auf der A45 oder A42 bis zum Kreuz 27 Castrop-Rauxel Ost. Dort zunächst die Ausfahrt Bodelschwingh nutzen und rechts abbiegen auf den Königshalt Richtung Mengede. Dem Straßenverlauf etwa 1,3 km folgen und an der Ampel vor der großen Brücke links abbiegen in die Hansemannstraße (Beschilderung folgen). Rechts abbiegen in die Castroper Straße. Hinter der nächsten Rechtskurve liegt die Zeche. Entweder bereits hier, vor der Zeche auf dem P&R-Parkplatz unter der Brücke oder bei Öffnung (Achtung: Tor kann geschlossen werden) auf dem Zechengelände parken.

► Auf der A2 bis zur Ausfahrt 12 Mengede (bereits im Autobahnkreuz Dortmund-Nordwest!). Aus allen Richtungen rechts abbiegen auf die Emscherallee. An der nächsten großen Kreuzung rechts abbiegen auf die Königsheide Richtung Mengede. Nach fast 1 km hinter der Emscherüberquerung rechts abbiegen in den Burgring. Dem Verlauf folgen und bald die große Bahnbrücke überqueren. Dahinter der Beschilderung Zeche Hansemann folgend rechts abbiegen in die Hansemannstraße. Rechts abbiegen in die Castroper Straße. Hinter der nächsten Rechtskurve liegt die Zeche. Entweder bereits hier, vor der Zeche auf dem P&R-Parkplatz unter der Brücke oder bei Öffnung (Achtung: Tor kann geschlossen werden) auf dem Zechengelände parken.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Barbarastraße 7 in Dortmund

Geographische Koordinaten:
51°34’6.71″N, 7°22’33.48″E – Torhaus
51°34’7.98″N, 7°22’37.97″E – Verwaltung und Kaue mit Rundturm
51°34’6.20″N, 7°22’47.87″E – Halde (Hauptschachtanlage)
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
387444 m, 5714300 m – Torhaus
387531 m, 5714337 m – Verwaltung und Kaue mit Rundturm
387720 m, 5714278 m – Halde (Hauptschachtanlage)

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Anreise mit Bus und Bahn: Von Dortmund Hbf., Oberhausen Hbf. oder Herne mit dem RE3, der RB 32 oder der S2 bis Dortmund-Mengede. Die S-Bahn braucht für die Fahrt deutlich länger, fährt aber aus Richtung Dortmund im dichteren Takt. Vom Bahnsteig den rechten Ausgang wählen zur Castroper Straße. Links halten und nach wenigen Schritten ist die Zeche erreicht. Tipp: Schon bei der Einfahrt in den Bahnhof aus Richtung Dortmund hat man einen guten Blick auf das architektonisch interessante Gebäudeensemble. Auch die Halde ist zu erkennen.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike und als Wanderer: Der Emscher-Wanderweg XE verläuft direkt an der Zeche vorbei. Mit dem Fahrrad ist die Zeche am besten vom Emscher-Radweg zu erreichen. In gewisser Entfernung von Mengede verläuft die Radroute Dortmund-Ems-Kanal vorbei. Etwa ab Ellinghausen ist ein Abstecher möglich.

Quellen und Weitere Informationen:

Museum Kleinzeche Max Rehfeld: www.buv-kleinzeche.de

Zeche bei Ruhrzechenaus: www.ruhrzechenaus.de