Die Flottmann-Hallen in Herne

Wie notwendig gutes Werkzeug beim Arbeiten ist, weiß jeder Heimwerker. Im Bergbau war das insbesondere in der Zeit vor der großen Automatisierung nicht anders. Mit Druckluft betriebene Bohrhämmer waren eine enorme Arbeitserleichterung, ersetzten großen Aufwand und Muskelkraft und ließen die Förderung ansteigen. Einen großen Anteil am wachsenden Einsatz von Druckluft-Abbauhämmern im 20. Jahrhundert bildeten die Bohrhämmer der Flottmann-Werke AG – Standort der heutigen Flottmann-Hallen in Herne.

Im Jahre 1869 zunächst in Bochum von Heinrich Flottmann gegründet, siedelte sich die Firma 1902 nach einem Feuer nach Herne um. Der Firmensitz lag bis 1983 an der heutigen Flottmannstraße bzw. der Straße des Bohrhammers unweit der Stadtgrenze zu Bochum-Riemke, danach erfolgte ein erneuter Umzug in die Nähe des Autobahnkreuzes Herne und die Schließung der Firma. Einige Fabrikgebäude wurden noch in den 1980er Jahren abgerissen, übrig blieben die Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Ausstellungs- und Versandhalle, Schmiede und Schlosserei, die praktisch in letzter Sekunde als denkmalwürdig eingestuft und erhalten wurden. Sie stellen heute ein Kulturzentrum dar.

Die folgende Übersicht zeigt die Ausdehnung der Flottmann-Werke in den 1950er Jahren und die heutige Situation. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Die noch heute vorhandenen Gebäude sind mit einer roten Kontur gekennzeichnet.

Von der achtenswerten Fabrikanlage ist heute nicht viel übriggeblieben. Eine rund 80 Meter lange Gebäudezeile bildet den Kern der heutigen Flottmann-Hallen. Ein Verwaltungsgebäude ist ebenfalls stehen geblieben. Große Hallen mit Anlagen zur Gießerei von Eisen und Stahl, Formerei, Gesenkschmiede mit Öfen befanden sich auf dem Gelände. Die meisten Hallen waren durch große Glasfenster sehr hell und gut beleuchtet, was man noch heute in der für Ausstellungen genutzten Halle sehen kann. Der Rest wurde abgerissen.

Kulturzentrum Flottmann-Hallen

Die verbliebenen Gebäude haben ein unterschiedliches Erscheinungsbild, obwohl sie einen einzigen Gebäudekomplex bilden. Man findet viele verschiedene Dachformen. Wo im Betrieb keine Brandgefahr bestand, ist der Dachstuhl aus Holz, in den anderen Hallen aus Stahl. Die Fassaden unterscheiden sich deutlich voneinander, beinhalten aber einige wiederkehrende Elemente wie Betonflächen mit feinem Rillenmuster. Auf der Straßenseite gibt es sogar eine Rundform in einer der Hallen, die heute das Theater ausmacht. Typisch sind heute die blauen Fensterrahmen und Türen. Betrachten wir zunächst die Flottmann-Hallen von außen:

Flottmannhallen in Herne

Die meisten Hallen können für verschiedene Zwecke genutzt werden. Zum Beispiel für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Theater, aber auch für Sport. Eine Halle dient als Wechsel-Kunstausstellung. Alle Räume sind vom Eingangsbereich aus zugänglich. Hier gibt es auch eine Geschichtsausstellung mit Informationen zum Flottmann-Werk, zur historischen Entwicklung und zu den Hallen. Auf der Seite zur Flottmannstraße befindet sich ein Restaurant mit kleinem Biergarten.

Die folgenden Aufnahmen sind während einer Führung am Tag des offenen Denkmals 2019 gemacht. Während die Geschichtsausstellung und Wechselausstellung häufiger zu besuchen sind, ist die komplette Anlage in dieser Form nur selten zu besichtigen.

Flottmannhallen in Herne

Historisches Eingangstor

Steht man vor dem Haupteingang der Flottmannhallen und wendet sich links, so findet man neben der Gebäudezeile das alte Flottmanntor. Es markierte früher bis zur Schließung der Fabrik das Eingangstor. Das schmiedeiserne Tor mit Gold besteht aus drei Teilen und stammt aus dem Jahr 1898. Allerdings wurde es erst 1905 auf dem Werksgelände aufgestellt.

Einige Symbole lassen sich darin wiederfinden, wie zum Beispiel Werkzeuge, die auf die Freimaurer deuten und die Eisenindustrie, die Initialen von Heinrich Flottmann, ein Frauenkopf mit Lichtkranz oder die zwei Katzen oben auf den Trägern, die einst je eine Laterne im Maul gehalten haben. Nach einer Phase im Dornröschenschlaf an anderer Stelle wurde es 2010 nach einer Restaurierung in einem Schutzbau aus Betonwand und Glasdach zwar nicht am Originalstandort, aber auf dem Gelände der Flottmann-Hallen wieder errichtet. Eine Informationstafel in der Nähe erläutert die Geschichte und einige Details und zeigt auch historische Aufnahmen des Tores auf dem Firmengelände.

Flottmann-Tor neben den Hallen
Flottmann-Tor neben den Hallen

Skulpturenpark Flottmann

Hinter den Flottmann-Hallen befindet sich der 2010 eröffnete und 12 ha große Skulpturenpark. Es handelt sich um eine weite, hügelige Wiesenfläche, auf der verschiedene Künstler ihre Werke ausstellen. Einige Werke sind dabei nett anzuschauen, für anderes fehlt mir schlicht das vorgetäuschte Kunstverständnis. Auf der Internetseite der Flottmannhallen erfährt man näheres zu den Skulpturen. Wer einen Spielplatz für kleine Familienmitglieder sucht, findet ihn in einem Park mit Teich am Erlenweg, wenige Schritte von den Hallen in südlicher und östlicher Richtung.

Industriedenkmal Flottmann-Hallen, ganz links das historische Werkstor von 1898
Industriedenkmal Flottmann-Hallen, ganz links das historische Werkstor von 1898

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Der Skulpturenpark ist ständig frei zugänglich. Die Hallen können ebenso von außen besichtigt werden. Für die Geschichtsausstellung und Veranstaltungen bestehen unterschiedliche Öffnungszeiten. Informationen zu Zeiten und ggf. Eintrittsgebühren bietet die Internetseite zu den Flottmannhallen.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A43 bis zur Ausfahrt 16 Bochum-Riemke. Aus Richtung Münster links, aus Richtung Wuppertal / Kreuz Bochum rechts abbiegen auf die Herner Straße Richtung Herne. Sofort rechts abbiegen in die Oberscheidstraße und die nächste links in die Flottmannstraße. An der Stadtgrenze geht sie in die Vödestraße über. An der nächsten großen Kreuzung links abbiegen auf die Flottmannstraße. Sie erreichen die Flottmannhallen. Sofern hier noch kein Platz zum Parken ist, einfach weiterfahren und links abbiegen in die Straße des Bohrhammers. Wieder links und bis zum Ende auf den Parkplatz fahren.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Straße des Bohrhammers 5 in Herne

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Bochum Hbf. oder Herne mit der U35 bis Berninghausstraße. Zu Fuß in die Berninghausstraße und die nächste Links in die Ewaldstraße, die in die Straße des Bohrhammers übergeht. In Höhe des Schrebergartens rechts in den Flottmannpark. Alternativ weiter auf der Straße, die nächste rechts und bis zum Ende gehen. Dort befinden sich dann die Hallen.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

An einen Themenradweg sind die Flottmann-Hallen nicht angeschlossen. Sie sind über das Radverkehrsnetz NRW erreichbar. Abstecher sind vom Emscher-Park-Radweg bei Bochum-Riemke möglich.

Karten / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern sind die Flottmannhallen bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000).

In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Flottmann: Eine Geschichte des Reviers*

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Der Pott – Industriekultur im Ruhrgebiet*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:51°31’20.15″N, 7°13’30.85″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 376873 m, 5709398 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Quellen und weitere Informationen:

Offizielle Internetseite der Hallen: www.flottmann-hallen.de