Glückaufpark Hassel – Park des Wandels

Grüne Rohrleitungen und seltsame Stahl-Behältnisse markieren den Zugang zu einem der jüngsten Naherholungsgebiete im Ruhrgebiet. Es befindet sich in Hassel, einem der nördlichsten Stadtteile von Gelsenkirchen in der Nähe der Stadtgrenze zu Herten. Die grünen Hügel, im Sommer von zahlreichen bunt blühenden Wildpflanzen bewachsen, und der See geben heute kaum noch einen Hinweis auf das, was hier früher einmal war. Das Gelände stand fast 50 Jahre lang unter dem Einfluss einer Zentralkokerei mit einer großen Koksofen-Batterie mit über 250 Öfen und dem benachbarten Steinkohle-Kraftwerk. Sie alle gehörten zur Zeche Westerholt auf der anderen Seite der Stadtgrenze, die als „Bergwerk Lippe“ im Jahr 2008 stillgelegt wurde.

In der historischen Luftbildaufnahme vom Anfang der 1980er Jahre ist das Herzstück der Kokerei Hassel zu sehen. Deutlich erkennbar sind die Koksöfen, Gasometer, die Halde im Vordergrund und das Kraftwerk hinter den Bahnanlagen mit den zahlreichen Güterwaggons.

Historisches Luftbild der Kokerei Hassel in Gelsenkirchen
Historisches Luftbild der Kokerei Hassel in Gelsenkirchen

Die folgende interaktive Abbildung zeigt das Gelände der Kokerei Hassel und des benachbarten Kraftwerks Hassel zunächst in den 1990er Jahren. Dort sind ebenfalls die Gebäude und Anlagen der Kokerei, die Gleise des Verladebahnhofs (mit langen Güterwagen-Zügen) und zahlreiche Rohrleitungen gut zu erkennen. Die Zeche selbst befindet sich größtenteils außerhalb des rechten Bildrandes. Mit einem Mausklick oder Fingertipp auf die Abbildung wird das Luftbild gegen eines aus der heutigen Zeit ausgetauscht. Aus dem schwarz-weißen Kokereigelände wird so der grün-gelbe Glückauf-Park, aus dem Kraftwerk die Wohnsiedlung um die Straßen Am Bachlauf, Quellenweg, Talmuldenweg usw. Nach erneutem Mausklick oder Fingertipp wird das Luftbild wieder gegen das historische ausgetauscht. Somit lässt sich die Entwicklung des Geländes gut nachvollziehen.

In den 1950er Jahren entstand hier an bis dahin landwirtschaftlich genutzter Fläche eine Zentralkokerei. Sie ersetzte die auf dem benachbarten Zechengelände in Westerholt stehende alte Kokerei. Im September 1999 wurde sie stillegelegt, die Stilllegung des Kraftwerks folgte wenige Jahre später nach. Kokerei und Kraftwerk wurden abgerissen. Während auf dem Kraftwerks-Gelände schon bald eine neue Wohnsiedlung entstanden ist, lag das Gelände auf der anderen Seite der Bahnanlagen noch einige Jahre brach.

Von der Kokerei zur Grünanlage

Dann wurde ab 2016 aus der Brachfläche eine Grünanlage, die 2020 bis auf wenige fehlende Ergänzungen fertiggestellt wurde. Als „Park des Wandels“, unter dem Arbeitstitel „Stadtteilpark Hassel“ oder am schönsten unter dem neuen Namen „Glückaufpark Hassel“ (verschiedene Schreibweisen, u.a. „Glückauf-Park“ oder „Glückauf Park“) erwartet die besuchenden Menschen heute eine hügelige Landschaft, die von befestigten Wegen durchzogen ist und die von Radfahrerenden und Spazierenden genutzt werden können.

In der Mitte befindet sich ein kleiner See. Bänke in der Nähe des Ufers ermöglichen eine kleine Pause mit Blick aufs Wasser. Das sammelt sich teilweise durch Regenwasser vom Gelände und ist als Rückhaltebecken ein kleiner Beitrag zum Hochwasserschutz in der Stadt. Im westlichen Teil lädt ein hoher Hügel ein, über die zickzackförmig angelegten Wege hinaufzusteigen und den Park von oben zu betrachten. Nicht nur von dort aus ist die große Halde Oberscholven mit ihren beiden Windrädern zu sehen, die höchste Bergehalde im Ruhrgebiet. Sie hebt sich bei der Blickrichtung Westen von vielen Standorten im Park hinter den Häusern von Hassel ab. In der Nähe dieses Aussichtshügels wird ein Skater-Park noch ergänzt. Teile des Parks im südlichen Bereich werden wieder landwirtschaftlich genutzt, eine kleine Fläche ist bewaldet. […]

Im Herzen des Parks liegt ein kleiner See. Am Horizont erhebt sich die Halde Oberscholven
Im Herzen des Parks liegt ein kleiner See. Am Horizont erhebt sich die Halde Oberscholven
Für den Park charakteristische aufgeständerte Fernwärme-Rohrleitungen
Für den Park charakteristische aufgeständerte Fernwärme-Rohrleitungen

Besonders typisch für den Park sind die schon erwähnten giftgrünen Rohre an den Eingängen, die an einigen Stellen auch kreativ gestaltete Sitzgelegenheiten bilden, und an die Industrie erinnernde Behältnisse. Geprägt wird der Park außerdem durch aufgeständerte Fernwärmeleitungen, die unübersehbar das Gelände durchqueren.

Zukünftig wird der Glückauf Park Hassel, der ja bereits den Namenszusatz „Park des Wandels“ trägt, ein Bestandteil der nahen Allee des Wandels sein. Ursprünglich ist dies ein Radweg auf alter Bahntrasse zwischen Westerholt, Recklinghausen und dem Landschaftspark Hoheward, der auch an der Zeche Schlägel & Eisen vorbeiführt und sehr beliebt ist (ein Klick auf den Link führt zum Beitrag über die Radtour). Mit Abriss der Zeche Westerholt und Umbau des Geländes soll der Radweg, der etwa 2 km östlich von hier am Rande von Westerholt beginnt, über das Zechengelände zum hier vorgestellten ehemaligen Kokereigelände fortgeführt werden. Dies verbessert die Anbindung für Radfahrende und ermöglicht eine spannende Radrunde, auf der tatsächlich der Wandel der Montan- und Schwerindustrie beobachtet werden kann.

Am östlichen Rande des Glückauf Parks steht als eines der wenigen Überreste der ganzen Anlage ein altes Eisenbahn-Stellwerk. Es ist ein typischer hoher Bau mit dem Bedien-Raum im Obergeschoss, der große Fenster mit Blick auf die sogenannte Gleisharfe des Verladebahnhofs hatte. Eigentlich sollte das Gebäude wie alle übrigen abgerissen werden. Stattdessen blieb es erhalten und wurde umgebaut, sodass kaum noch erkennbar ist, welche Funktion es einmal hatte. Die Fenster wurden überwiegend zugemauert oder mit Brettern verschlossen, nur kleine Schlupflöcher sind belassen worden. Mit vielen Nist- und Brutmöglichkeiten wurde das Stellwerk so zum Artenschutzhaus, in dem unterschiedliche Vogelarten wie Turmfalke, Schwalbe, Mauersegler, aber auch Fledermaus und sogar Kröten eine Heimat finden können. An der Mauer sind Nisthilfen angebracht, ein zugemauertes Fenster wurde zum Insektenhotel. Außerdem ist das direkte Umfeld mit kleinem Tümpel, Schotterfläche und vielen Wildpflanzen ein nützliches Biotop geworden.

Alleinstellungsmerkmal des Glückaufparks: Grüne Röhren als Sitzbank und Behältnisse an den Eingängen als Orientierungspunkt
Alleinstellungsmerkmal des Glückaufparks: Grüne Röhren als Sitzbank und Behältnisse an den Eingängen als Orientierungspunkt

Tipp des Autors:

Das nahe Dorf Westerholt ist mit seinen kleinen Gässchen zwischen Fachwerkhäusern in der Umgebung des Schlosses sehenswert und einen Abstecher wert. Über die Allee des Wandels ist der Landschaftspark Hoheward in Herten mit den großen Halden, der Zeche Ewald und dem Ewaldsee im Emscherbruch gut zu erreichen. Auf der anderen Seite von Buer liegt das Schloss Berge am Berger See.

Informationen zum Besuch:

Der Park ist ständig frei zugänglich.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A2 bis zur Ausfahrt 6 Gelsenkirchen-Buer. Im Kreisverkehr links auf die Emil-Zimmermann-Allee. Danach rechts auf die Kurt-Schumacher-Straße. Nach ca. 1 km rechts auf die Vom-Stein-Straße. Diese geht in den Ostring und die Marler Straße über. Nach ca. 4 km links in die Valentinstraße. Hinter dem Wohngebiet links liegt der Park. Parkmöglichkeiten befinden sich in der Siedlung (Am Bachlauf, Stifterstraße, Ottestraße) sowie in den Straßen Am Freistuhl und Hanfstraße.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Am Bachlauf, Stifterstraße, Ottestraße, Am Freistuhl, Hanfstraße in Gelsenkirchen

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Essen Hbf. mit der S9 bis Gelsenkirchen-Buer-Nord. Auf der Polsumer Straße nach Norden (entgegengesetzt zur Bahn) ca. 1,3 km. Hinter der Tankstelle rechts in die Straße Am Freistuhl. In der Kurve rechts in den Park. Alternativ bis Gelsenkirchen-Hassel und auf dem Radweg parallel zur Bahnstrecke nach Süden bis zur Valentinstraße. Durch die Siedlung Am Bachlauf / Auenweg / Ottestraße bis zum Park. Alternativ mit Bussen zu den Haltestellen Kokerei, Stifterstraße, St.-Michael-Straße oder Lessingstraße. Zur Orientierung ist eine aktuelle Karte hilfreich.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

In der Nähe verläuft die Allee des Wandels auf alter Bahntrasse nach Herten und Recklinghausen sowie zum Landschaftspark Hoheward. Eine Verlängerung bis zum Glückauf Park ist geplant. Derzeit ist die Anbindung über das Straßennetz, teilweise mit Schutzstreifen.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000)

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*

Geographische Koordinaten:
51°35’57.51″N, 7°03’26.94″E – Aussichtshügel
51°35’56.69″N, 7°04’01.21″E – Artenschutzhaus
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
365463 m, 5718261 m – Aussichtshügel
366122 m, 5718218 m – Artenschutzhaus

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.