Radweg auf der Hamburg-Venloer Bahn (Wesel-Haltern)

Die beliebten Bahntrassen-Radwege sind im Ruhrgebiet häufig zu finden. Alte Güterbahntrassen, Zechenbahnen oder stillgelegte Güterbahnhöfe wurden zu gut ausgebauten Radwegen umgewandelt, die sich steigungsarm und häufig kreuzungsfrei vom Straßenverkehr durch die Landschaft ziehen. Im wahrsten Sinne zügig kommt man auf diesen Strecken vorwärts und kann zugleich Ausschau nach Überresten der alten Eisenbahn halten. Ein besonders schöner langer Bahntrassenradweg folgt der alten Hamburg-Venloer Bahn auf dem Abschnitt zwischen Wesel und Haltern.

In Verbindung mit dem Radfernweg Römer-Lippe-Route lassen sich spannende Radtouren im Unterlauf des Flusses Lippe planen. Teilweise verlaufen Hauptroute der Tour und eine Alternativroute auf Teilen der alten Bahntrasse.

In der Übersichtskarte ist der Verlauf des ca. 23 Kilometer langen Radwegs auf der Hamburg-Venloer Bahn zwischen Wesel und Hervest-Dorsten mit einem pinkfarbenen Band dargestellt. Die übrigen mit dem Rad befahrbaren Abschnitte zwischen Dorsten und Haltern am See sind Teil der Römer-Lippe-Route (gelbes Band). Die übrigen Streckenabschnitte, die noch als Anschlussgleis vorhanden oder abgebaut sind und keine Radwegenutzung haben, sind dunkelgrau dargestellt.

Übersichtskarte Bahntrassenradweg Wesel-Haltern
Übersichtskarte Bahntrassenradweg Wesel-Haltern

Die mit Nummernpunkten gekennzeichneten Orte ( 1 , 2 usw.) werden im Text näher beschrieben.

Ein wenig Hintergrund zur Bahnstrecke

Im Jahre 1874 wurde die knapp 41 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Wesel und Haltern als Teil einer später internationalen Verbindung zwischen Hamburg und Paris eröffnet. Als letztes wurde im selben Jahr der Abschnitt zwischen Wesel und dem niederländischen Venlo fertiggestellt, da auf diesem Teil bei Wesel der Rhein überquert werden musste. 1914 wurde die Strecke zweigleisig ausgebaut.

Nach dem Krieg ging es mit der Strecke jedoch sprichwörtlich bergab: Die Rheinbrücke wurde zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 zerstört. Kurz darauf erfolgte der teilweise Rückbau des zweiten Gleises zwischen Haltern und Drevenack. Der Personenverkehr wurde auf der Verbindung endgültig 1962 eingestellt, der Güterverkehr schrittweise in den 1960er, 1970er und letztlich Ende der 1980er Jahre auf den letzten Streckenteilen.

Bereits in den 1980er Jahren eröffnete man den ersten Radweg-Abschnitt auf der alten Bahntrasse. Zwischen 2006 und 2013 folgten die übrigen Teile als Radweg. Einzelne neu errichtete Brücken kamen 2014 dazu. Zwei Streckenabschnitte jeweils zu Strom-Umspannwerken sind bis heute als Anschlussgleise erhalten. Mit Errichtung der „Römer-Lippe-Route“ im Jahr 2013 wurden Teile der Bahnstrecke vor allem im östlichen Abschnitt zur Hauptroute des Radfernwegs. Zwischen Dorsten und Wesel verläuft eine Alternativstrecke zur Hauptroute als sogenannte „Schleife“ zum Thema Römerspuren auf einer Länge von ca. 39 Kilometern (incl. zusätzlichem Umweg bei Dorsten) auf der alten Bahnstrecke.

Hin und wieder sickern Überlegungen zu einer Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Wesel und Haltern durch. Es ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass ab morgen der Radweg nicht mehr nutzbar ist.

Wegebeschaffenheit und Beschilderung

Der Bahntrassenradweg auf dem Abschnitt zwischen Start und Ziel in der Karte oben ist gut ausgebaut und besteht zum allergrößten Teil aus wassergebundener Oberfläche. An einigen Stellen ist er asphaltiert bzw. betoniert oder gepflastert. Es werden häufig Feldwege oder ruhige Nebenwege gekreuzt, an denen gewisse Vorsicht beim Überqueren erforderlich ist. Diese Stellen sind aber klar und deutlich beschildert.

Auf der alten Bahntrasse verläuft zwischen Wesel und Dorsten eine ausgeschilderte Tour der Römer-Lippe-Route. Es handelt sich um die „Römerspuren-Schleife“, die hier eine Alternative zur Hauptroute darstellt und eine Option, auf Hin- und Rückweg verschiedene Strecken zu nutzen. Bei der Fahrt achtet man vor allem auf die kleinen, weißen Schilder des Radverkehrsnetzes NRW mit rotem Fahrrad-Piktogramm und Pfeil in Fahrtrichtung. Sie sind an allen wichtigen Punkten (zum Beispiel Straßenkreuzungen) zur Orientierung angebracht.

An Kreuzungspunkten mit anderen Radwegen stehen darüber hinaus Richtungsschilder sowie rote Zahlen des Knotenpunktnetzes des Radreviers.Ruhr. An wenigen Stellen findet man die blauen Piktogramme der Schleife der Römer-Lippe-Route und thematische Kilometrierungen in Form von Stahltafeln mit römischen Ziffern. Kurz vor Dorsten verlässt die Schleife aber die Bahntrasse und macht einen Umweg über den Blauen See.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Hamburg-Venloer Bahn bzw. die Region abgebildet. Da die Strecke sehr langgezogen ist, ist sie in einigen Karten nur teilweise enthalten: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000, vollständig), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000, Wesel bis Hünxe), Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000, Wesel bis Schermbeck) sowie Bikeline Römer-Lippe-Route: Vom Teutoburger Wald zum Niederrhein* (1:50.000, Spiralo-Bindung).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* und Bahnradeln im Ruhrgebiet: Auf 12 Radtouren*.

Um unteren Ende des Beitrags finden Sie GPS-Koordinaten für ausgesuchte Routenpunkte und Sehenswürdigkeiten entlang des Weges.

Die Eisenbahnbrücke Wesel (Abstecher):

Es war seinerzeit mit fast 2 Kilometern eine der längsten Brücken Deutschlands und sie fand ihr Ende im Zweiten Weltkrieg. Heute zeugen nur noch Ruinen von der großen 1 Eisenbahnbrücke, die bei Wesel den Rhein überquerte. Errichtet wurde das Bauwerk von 1872 bis 1874. Über den Rhein selbst führten lange Stahlfachwerk-Module auf Strompfeilern. Ein langer Teil ruhte im niedrigen Auenbereich über gemauerten Steinbögen. Sie sind heute Überreste der Brücke, die 1945 gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von den Deutschen selbst gesprengt wurde. Ein Wiederaufbau wurde für nicht notwendig befunden.

Im heutigen Luftbild ist die Lage der ehemaligen Brücke gut zu erkennen. Die rote Linie stellt die ursprüngliche Eisenbahnverbindung dar, die heute unterbrochen ist. Oberhalb des kleinen Forts sind die Steinbögen der Vorlandbrücke gut zu erkennen. Und ein einzelner Pfeiler oberhalb des Ü aus dem Wort Eisenbahnbrücke in der Karte:

Karte Rheinbrücke Wesel

Ein übriggebliebener Strompfeiler mitten im Fluss wurde zugunsten der gefahrlosen Schifffahrt auf dem Rhein irgendwann abgerissen, die Vorlandbrücken, die steinernen Bögen, sind insbesondere am Xantener Ufer noch erhalten. Ein paar der Bögen sind aber teilweise oder sogar ganz eingestürzt – und es werden sicherlich zukünftig mehr werden. Insgesamt besteht große Unfallgefahr, weshalb die Trasse auf der Brücke nicht betreten werden darf und sollte.

Ein Feldweg führt hier parallel zur Brücke. Von diesem aus kann man das Bauwerk betrachten und teilweise abschreiten. Schilder mit „Steinschlag“ zeugen auch hier von der Gefahr, die vom Bauwerk ausgeht. Dort, wo der Feldweg unter einem der intakten Bögen hindurchführt, befindet sich ein an die Brücke angebauter Bunker.

Vorlandbrücke mit Rinderweisen, hinten die Pfeiler der abgebauten Stahlbrücke. Zu sehen ist auch der Aussichtspunkt (ganz hinten)
Vorlandbrücke mit Rinderweisen, hinten die Pfeiler der abgebauten Stahlbrücke. Zu sehen ist auch der Aussichtspunkt (ganz hinten)

Rechtsrheinisch machte die Bahnstrecke einen Bogen, erreichte den Bahnhof von Wesel und führte in einem weiteren scharfen Bogen nach Osten Richtung Haltern weiter.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A3 bis zur Ausfahrt 6 Wesel. Aus Richtung Ruhrgebiet rechts abbiegen auf die B 58 Schermbecker Landstraße. Dem Verlauf etwa 6,6 km folgen bis zur Kreuzung und links weiter auf dem Kaiserring der B58 folgen. Nach 450 m rechts abbiegen in die Roonstraße, die in die Schillstraße übergeht und weiter die B58 ist. An der Kreuzung nach ca. 1 km …
► Zum südlichen Widerlager (Weseler Seite) geradeaus weiter auf der B 58 und den Rhein überqueren. Nach 2,3 km hinter der Brücke links in die Weseler Straße und kurz darauf links in die Sackgasse. Die Straße endet kurz vor der Brücke. Hier am Rand parken und zu Fuß links unter der Rheinbrücke hindurch und auf dem Deich oder unterhalb bis zur alten Eisenbahnbrücke.
► Zum nördlichen Pfeiler (Xantener Seite) rechts auf den Südring und die B8 abbiegen. Diesem ca. 1 km folgen und links auf die Fischertorstraße abbiegen. Den Kreisverkehr überqueren und nach ca. 500m rechts auf dem Parkplatz an der Rheinpromenade parken. Hier ist ein Pfeiler der Brücke als Aussichtspunkt begehbar.

Anreise mit Bus und Bahn (nur zum nördlichen Brückenteil):

Mit RRX 5, RE 19 oder RE 49 bis Wesel. Von dort zu Fuß durch die Fußgängerzone bis zum Willibrordi-Dom, links daran vorbei bis zum Hansaring und geradeaus in die Fischertorstraße bis zum Brückenpfeiler. Der Fußweg ist etwa 2 Kilometer lang.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Direkt am südlichen Widerlager der Brücke (Xantener Seite) verlaufen der linksrheinische Rheinradweg (Veloroute Rhein) bzw. die D-Netz-Route D8 und die Römer-Lippe-Route vorbei. Auch das nördliche Brückenstück (Weseler Seite) ist über Themenradwege angebunden, wie dem rechtsrheinisch verlaufenden Rheinradweg, die NiederRheinroute und die 3-Flüsse-Route. Mit einem Abstecher über diese Wege ist von Wesel aus ein Abstecher von der D-Netz-Route D7 (Pilgerroute) und dem Rundkurs Ruhrgebiet möglich.

Hamburg-Venloer Bahn in Wesel

Südlich vom 2 Bahnhof Wesel zweigte die Hamburg-Venloer Bahn in einer scharfen Linkskurve von der Hollandbahnstrecke ab, die in südlicher Richtung nach Oberhausen und Duisburg führt und noch heute aktiv im Nah- und Fernverkehr genutzt wird. In der Topographischen Karte der 1930er Jahre sind die Bahnstrecke und die intakte Rheinbrücke eingezeichnet. Mit einem blauen Markierungsband ist der Streckenverlauf, über den wir hier reden, hervorgehoben.

Historische Topographische Karte Bahnstrecke Haltern-Wesel

Hier liegen noch einige Kilometer Schienen, die allerdings relativ selten genutzt werden dürften. Dann und wann fährt ein Museumszug auf der Strecke bis ins Naturschutzgebiet, außerdem führt ein Anschlussgleis weiter bis zum Strom-Umspannwerk.

Von Wesel nach Drevenack

Unser eigentlicher Bahntrassenradweg beginnt am Knotenpunkt 28 des Radreviers.Ruhr am Aaper Weg. Vielsagend ist die Kombination der Beschilderung bestehend aus Andreaskreuz und dem darüber angebrachten Hinweisschild „Radfahrer kreuzen“. An dieser Stelle zweigen die heute noch vorhandenen, benutzten Schienen zum Umspannwerk ab und liegen noch ein kurzes Stück neben dem Radweg. Ein kleiner Haltepunkt dient dem Museumsbahnverein für seinen Fahrbetrieb. Wenn die Bahnstrecke dann nach Süden zum Umspannwerk abknickt, bleibt nur noch der Radweg.

So ganz stimmt dies allerdings nicht. Die Schienen und Schwellen des letzten Streckengleises nach dem ersten Rückbau sind auf einigen Abschnitten noch vorhanden. Verschiedene Quellen erwähnen einen Denkmalschutz bzw. die Schutzstellung der noch erhaltenen Schienen als Kulturdenkmal. Die Schienen sind natürlich nicht mehr in dem Zustand zu dem Zeitpunkt, als Züge darüber gerollt sind, sondern häufig zugewachsen und üppige Bäume stehen zwischen den Schwellen. Mancherorts ist der Bahndamm inzwischen abgerutscht und die Schwellen schweben in der Luft.

Wir verlassen Wesel und kommen ins Naturschutzgebiet Drevenacker Dünen. Tatsächlich ist die Landschaft leicht hügelig und bewaldet. Vollständig haben wir die Stadt aber noch nicht hinter uns gelassen, denn wir erreichen als einen ihrer letzten Ausläufer das Gewerbegebiet Am Schornacker. Es liegt verkehrsgünstig zwar nicht mehr an der Eisenbahn, aber an der Autobahn A3. Am ehemaligen Bahnübergang mit einem Nebenweg haben wir am Knotenpunkt 25 die Möglichkeit, auf die Hauptroute der Römer-Lippe-Route umzuschwenken. Sie verläuft nur wenige Meter südlich von hier durch das Feld. Insgesamt wird sie selten nur mehr als 2 Kilometer von uns entfernt sein.

Auf langen Abschnitten liegen Schienen des letzten verbliebenen Streckengleises rechts oder links vom Radweg
Auf langen Abschnitten liegen Schienen des letzten verbliebenen Streckengleises rechts oder links vom Radweg

Von Drevenack nach Schermbeck

Wir radeln durch die schöne ländliche Gegend weiter. Dabei müssen wir die Autobahn A3 unterfahren, überfahren die Grenze nach Hünxe und erreichen den Ort Drevenack, nachdem auch das bereits gesehene Naturschutzgebiet Drevenacker Dünen benannt ist.

Hier verlassen wir die Bahnstrecke das erste Mal deutlich und müssen im Bereich des ehemaligen 3 Bahnhofs Drevenack durch die angrenzenden Wohngebiete fahren. Der Knotenpunkt 23 liegt in der Nähe des alten Bahnhofsgebäudes. Ein kleiner Umweg durch die Siedlung führt uns wieder auf die Trasse zurück, auf der wir Drevenack auch wieder verlassen. Am Ortsausgang befindet sich auf der rechten Seite ein kleiner Spielplatz.

Wir kommen zügig vorwärts und stemmen uns gegen den Ostwind
Wir kommen zügig vorwärts und stemmen uns gegen den Ostwind

Unser Weg führt nun durch Wald und verspringt immer wieder von der ursprünglichen Trasse. Hinter dem Wald müssen wir die alte Trasse erneut kurz verlassen und kommen erst am alten 4 Haltepunkt von Damm wieder darauf zurück. An einem kleinen Rastplatz informieren Schilder über die Entwicklung der Strecke.

Ein paar Kilometer auf der Strecke sind wir gefahren und müssen zum dritten Mal abfahren. Es ist nun die längste Umleitung von der Strecke. Vielleicht fehlt eine Brücke, vielleicht ist die Trasse heute Privatgrund – die Gründe für den nicht erfolgten Ausbau sind vielfältig. Wir fahren daher bis zum Knotenpunkt 21 ins Dorf und nach ein paar hundert Metern entlang der B58 die gleiche Entfernung und parallel zurück zur Trasse. Es erscheint etwas unsinnig, aber als Entschädigung dafür fahren wir an einer schönen 5 Windmühle vorbei.

Von Schermbeck nach Dorsten

Nun bleiben wir ein recht langes Stück auf der Trasse, die den Schildern Richtung Schermbeck folgend bald die Gemeinde erreicht. Sanft führt eine langgezogene Kurve bis zum Knotenpunkt 18. Hier besteht die Möglichkeit, einen Abstecher zur nahen 6 Burg Schermbeck zu machen (ca. 3 km Umweg hin und zurück, die ausgeschilderte Schleife der Römer-Lippe-Route führt an der Burg vorbei). Aus dem Bahnhofsumfeld wurde das Industriegebiet Schermbeck, das wir südlich über die Knotenpunkte 18, 20 und 19 mit der Alten Poststraße umfahren. Diese vierte war die letzte Abweichung von der Strecke auf diesem Abschnitt. Jetzt können wir bis Dorsten auf dem Verlauf der alten Bahntrasse fahren.

Vorbeifahrt an Bauernhöfen und Pferdeweiden
Vorbeifahrt an Bauernhöfen und Pferdeweiden
Windmühle von Damm
Windmühle von Damm

Die Brücke der Autobahn A31 hinter den großen Windrädern links markiert schon fast das Eingangstor zur Stadt. Diejenigen, die der Themenschleife der Römer-Lippe-Route folgen möchten, müssen direkt hinter der Brücke nach links abfahren und der Beschilderung folgen. Alle anderen erreichen mit Holsterhausen den ersten Stadtteil von Dorsten.

Sowohl die Kläranlage als auch das Industriegebiet Baldur liegen auf altem Bergwerks- und Haldengelände der Zeche Baldur. Nach der Zeche ist die kleine Lippefähre benannt, die Radfahrer in der Nähe nutzen können. Wir stoßen auf eine weitere Kreuzung mit der Schleife der Römer-Lippe-Route. Entweder auf dieser Schleife entlang des Alten Hammbachs oder über die Borkener Straße gelangt man von der Hamburg-Venloer Bahn zum Blauen See im Ortsteil Holsterhausen.

Abstecher zum Blauen See

Er macht vor allem bei schönem Wetter seinem Namen alle Ehre. Etwa 15 ha ist der Blaue See groß. Als die Umgebung noch kaum besiedelt war, begann dort, wo Wienbach und Hammbach zusammenfließen, Anfang des 20. Jahrhunderts der Abbau von Sand. Durch das Grundwasser lief die Sandgrube schließlich mit Wasser voll und wurde vor allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem beliebten Badesee.

Seit 1952 wurde er zum sogenannten Betriebswasserwerk. Kunden des Brauchwassers oder Kühlwassers sind beziehungsweise waren die Zeche Fürst Leopold, aber auch das Kraftwerk Scholven in Gelsenkirchen und die benachbarte Raffinerie, die etwa 8 km in südlicher Richtung entfernt sind. Trotzdem das Baden seitdem verboten ist, wird der Blaue See trotzdem immer noch gerne besucht.

Ein gut ausgebauter Rundweg von etwa 1,6 km Länge verläuft um den ganzen See. Zwischen der Borkener Straße und der Luisenstraße bildet der Weg einen Damm zwischen dem See und dem Bach. Es gibt viele Zugänge zum Wasser, die von Anglern des örtlichen Angelvereins genutzt werden können. Denn der See ist reich an Fischen, die ebenfalls teilweise von Menschenhand eingesetzt wurden und sich vermehren können. Der Rundweg ist teilweise ein Abschnitt der Schleife der Römer-Lippe-Route.

Blauer See in Dorsten
Blauer See in Dorsten

An einer Kreuzung in der Nähe der Straße Holtstegge liegen kurze Schienen der alten Bahntrasse, in deren Mitte ein Baum wächst. Es ist ein besonderes Denkmal für die Bahnstrecke, die hier einst langführte. Die letzten Meter sind asphaltiert und führen mitten durch den Ort.

Streckenende am Turmbahnhof Hervest-Dorsten

Derzeitiges Ende des Radweges ist der 7 Bahnhof Hervest-Dorsten. Der Bahnhof ist bzw. war speziell. Hier kreuzten sich die Bahnstrecken zwischen Essen und Borken sowie zwischen Wesel und Haltern annähernd im 90°-Winkel, wobei unsere unter der anderen hindurchführte. In der historischen Topographischen Karte ist die Kreuzungslage der Bahnstrecken gut zu erkennen.

Historische Topographische Karte Bahnstrecke Haltern-Wesel

Es handelte sich fachlich um einen sogenannten Turmbahnhof auf zwei Ebenen. Diese Art von Bahnhof ist sehr selten. Das Bahnhofsgebäude lag im südwestlichen Quadranten der Bahnstrecken und ist sogar in der historischen Karte oben zu erkennen. Nach dem Abbau unserer Bahnstrecke ist der Charakter jedoch nicht mehr vorhanden. Es fällt lediglich die ungewöhnliche Lage des Bahnhofsgebäudes zum hochgelegenen ehemals oberen der Bahnsteige auf.

Ehemaliges Empfangsgebäude mit Gebäudetrakten, die je an einer der Bahnstrecken lagen
Ehemaliges Empfangsgebäude mit Gebäudetrakten, die je an einer der Bahnstrecken lagen

Zeche Fürst Leopold (Abstecher)

Bereits vom Bahnhof aus ist der Förderturm der 8 Zeche Fürst Leopold zu sehen, die in der Karte zum Bahnhof am rechten Rand zu finden ist. Einige Teile des Bergwerks in Dorsten sind erhalten und bilden das sogenannte Crativ Quartier. Auf der alten Güterbahn zum Hafen am Wesel-Datteln-Kanal verläuft heute ebenfalls ein – wenn auch kurzer – Bahntrassenradweg. Zeche und Radweg sind im eigenen Beitrag näher vorgestellt.

Maschinenhallen und Förderturm der Zeche Fürst Leopold
Maschinenhallen und Förderturm der Zeche Fürst Leopold

InformationAusgesuchte Koordinaten zur Tourenplanung und für GPS-Geräte finden Sie ganz unten.

Abreise vom Bahnhof Hervest-Dorsten:

Am Bahnhof Hervest-Dorsten besteht grundsätzlich die Möglichkeit, mit dem Zug zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Dazu mit dem RE 14 nach Essen Hbf. fahren und von dort mit dem RE 49 bzw. ggf. mit weiteren Linien und zusätzlichem Umstieg in Duisburg Hbf. bis Wesel.

Die weitere Strecke von Dorsten nach Haltern am See (23 km)

Ähnlich wie am Streckenanfang in Wesel ist auch von Hervest-Dorsten aus die Strecke in östlicher Richtung teilweise noch vorhanden und in Betrieb. Die letzte Verbindung führt auch hier zu einem Umspannwerk für Strom, das Umspannwerk Kusenhorst. Dahinter nutzt die Hauptroute der Römer-Lippe-Route (ausführlichere Beschreibung dieser Abschnitte im dortigen Beitrag) die Trasse zunächst einmal kurz bis zu einem Abstecher ins Naturschutzgebiet Lippeaue, kehrt aber bald wieder auf die Strecke zurück. Am 9 Bahnhof von Lippramsdorf verläuft der Radweg dann wie auf dem vorherigen Abschnitt zwischen Wesel und Dorsten gradlinig auf alter Trasse durch die Landschaft. Der Bahnhof von Lippramsdorf ist heute ein Café und thematisch passende Einkehrmöglichkeit auf der Tour. Vor Bergbossendorf verlässt der Radweg die alte Trasse stellenweise und begleitet sie dann wieder bis kurz vor Haltern am See. Die Römer-Lippe-Route führt in der Nähe des 10 Bahnhofs von Haltern vorbei.

Ausführlich ist dieser Abschnitt von Dorsten nach Haltern (in Gegenrichtung beschrieben) im Beitrag zur Römer-Lippe-Route Teil 3 erläutert. Auch von Haltern ist eine Rückkehr mit dem Zug zum Ausgangspunkt in Wesel möglich (mit RE 2, RE 42 oder S9 bis Essen und von dort mit RE 49 bzw. ggf. mit weiteren Linien und zusätzlichem Umstieg in Duisburg Hbf. bis Wesel).

Ab Haltern am See ist die Bahnstrecke nach wie vor vorhanden und wird rege genutzt. Bis Münster sind es zwei Regionalexpress-Linien, die die Trasse zusammen mit dem Fernverkehr nutzen, ab Münster ist die Strecke nach Bremen aufgrund der hohen Zugfolge als „Rollbahn“ unter Eisenbahnfreunden bekannt.

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°38’54.40″N, 6°35’10.75″E – Südlicher Brückenteil (Vorlandbrücke)
51°39’25.73″N, 6°35’45.63″E – Nördlicher Brückenteil
51°44’16.70″N, 7°11’01.90″E – Bahnhof Haltern
51°39’20.94″N, 6°37’37.57″E – Bahnhof Wesel

51°40’45.63″N, 6°48’43.64″E – Dammer Mühle
51°41’33.60″N, 6°52’08.24″E – Burg Schermbeck
51°40’47.47″N, 6°57’50.53″E – Blauer See
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
333015 m,5724697 m – Südlicher Brückenteil (Vorlandbrücke)
333015 m, 5724697 m – Nördlicher Brückenteil
374600 m, 5733456 m – Bahnhof Haltern
335823 m, 5725387 m – Bahnhof Wesel

348738 m, 5727640 m – Dammer Mühle
352710 m, 5729006 m – Burg Schermbeck
359084 m, 5727169 m – Blauer See

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Quellen und weitere Informationen:

Die Befahrung fand während der Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie im Sommer 2020 statt. Auf die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten (z. B. Burg Schermbeck) wurde verzichtet. Oder sie war nicht möglich.

Radweg bei Bahntrassenradeln.de: www.bahntrassenradeln.de

Angelsportverein mit Hinweisen zu Gastkarten u.a.: www.asv-pinnwipp.de