Industriemuseum St. Antony-Hütte

Ein wenig versteckt im nördlich gelegenen Vorort Klosterhardt liegt mitten in einem Wohngebiet ein bedeutendes Zeugnis der Industriegeschichte im Ruhrgebiet. Es ist angesichts der Lage kaum zu glauben, dass aus dieser Beschaulichkeit in der Nähe die spätere und riesige Gutehoffnungshütte auf Grund und Boden der heutigen Neuen Mitte mit dem bekannten Gasometer und dem CentrO oder auch die Siedlung Eisenheim hervorgingen.

Aber in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Freiherr Franz von der Wenge (1707-1788) an dieser Stelle die Konzession zur Errichtung einer Eisenhütte gegeben, nachdem er bereits Jahre vorher auf Eisenstein gestoßen war. So entstand um 1754 die St. Antony-Hütte mit einem ersten Hochofen, der ab 1757 Roheisen produzierte. Bald kam es zur Konkurrenz durch zwei weitere Hüttenwerke in der Nachbarschaft, die 1810 alle zu einem einzigen zusammengeschlossen wurden. Betreiber waren die Brüder Franz und Gerhard Haniel, Heinrich Huyssen und Gottlob Jacobi – letzterer war der Leiter der Hütte. Im Jahre 1843 wurde das letzte Roheisen hergestellt und 1877 mit Schließung der Gießerei die Hütte stillgelegt.

Luftbild von der St. Antony-Hütte in Oberhausen
Luftbild von der St. Antony-Hütte in Oberhausen

Museum im Kontorhaus

Besucht man heute den Ort der ersten Eisenproduktion im Ruhrgebiet, so findet man vor allem das blitzsaubere Kontorhaus und Wohnhaus mit dem weißen Zaun vor (siehe Luftbild oben, Bildmitte). Es wurde zu einem Museum, einem Ableger des LVR-Industriemuseums in der Stadtmitte unweit des Hauptbahnhofs. Hier ist heute eine Dauerausstellung mit interessanten Hintergrundinformationen zur Entwicklung der St. Antony-Hütte und auch der Gutehoffnungshütte zu finden.

Besonders beachtenswert sind die menschlichen Verwicklungen von Heirat und Erbfolge der Produktionsstätten. Neben anschaulich präsentierten Exponaten im alten Fachwerkhaus lässt sich an einem Berührungsmonitor im Obergeschoss ein virtueller, animierter Hochofen füllen, anheizen und abstechen. Dabei ist sowohl die Temperatur als auch das richtige Mischungsverhältnis von Koks, Kalk und Eisenerz zu beachten […].

Industriearchäologische Stätte

Besonders anschaulich ist der Besuch des ersten deutschen instriearchäologischen Parks auf der anderen Straßenseite. Unter einem eindrucksvollen gewölbten Dach geschützt vor Witterungseinflüssen, werden die um 2008 freigelegten Fundamente und Ruinen der alten Eisenhütte sichtbar, die bis dahin unter einer unscheinbaren Wiese und unter Bäumen und Büschen verborgen waren.

Ein Steg führt direkt über die Ausgrabungen. Da der Laie sich kaum vorstellen kann, was die alten Gemäuer früher trugen oder darstellten, werden Ausschnitte der Anlage in einem kleinen Film erläutert. Ein animiertes und texturiertes 3D-Modell lässt jeweils nicht nur die entsprechenden Bauten wie Hochofen, Kupolofen, Gießerei und Kesselhaus im Kontext der Gesamtanlage wiederauferstehen, sondern zeigt im Aufschnitt auch deren Funktion und Wirkungsweise in einfacher Form.

Nicht zuletzt lässt sich der Hüttenteich hinter dem Kontorhaus besuchen. Er hatte seinerzeit die Funktion, ein Wasserrad zur Erzeugung von Bewegungsenergie anzutreiben. Heute liegt er ruhig in einem Wäldchen. Eine Steganlage umrundet das östliche Ufer. Von hier aus lassen sich die Wasserfontäne und die ein oder andere Entenfamilie beobachten.

Informationen zum Besuch:

Es bietet sich an, passend zum Thema, die Neue Mitte Oberhausen mit Gasometer, CentrO und Co. zu besuchen.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Geöffnet ist das Museum Di-Fr 10.00 bis 17.00 Uhr, Sa und So 11.00 bis 18.00 Uhr. Für die Öffnung an Feiertagen ist die Internetseite des Museums zu befragen.

Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen.

Hinweis: Der Eintrittspreis schließt den Besuch des benachbarten archäologischen Parks mit ein, der bei Bedarf zugänglich gemacht wird.

Offizielle Internetseite: www.industriemuseum.lvr.de

Anreise mit dem Auto:

Auf der A2 bis zur Ausfahrt 2 Oberhausen-Königshardt. Aus allen Richtungen links abbiegen auf die Fernewaldstraße. Der Straße ca. 1,4 km bis zum Ende folgen und halb-rechts abbiegen auf die Harkortstraße (auf Stadtgrenze zwischen Oberhausen und Bottrop). Nach 400 m rechts abbiegen in die Schwarzwaldstraße. Dem Verlauf immer geradeaus ca. 1,4 km folgen (Übergang in Antoniestraße) bis zur St. Antony-Hütte, erkennbar am roten Fahrbahnbelag und der verkehrsberuhigten Zone.

Alternativ auf der A42 bis zur Ausfahrt 10 Oberhausen-Sterkrade und dort aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Duisburg links abbiegen auf die B223, die bald in die Autobahn 516 übergeht. An der Ausfahrt 2 Oberhausen-Sterkrade abfahren. Rechts abbiegen auf die Straße Dreilinden, die in die Teutoburger Straße übergeht. Nach einem Kilometer links abbiegen in die Bockmühlenstraße, Die nächste rechts und dann halb-links in die Antoniestraße zum Ziel.

Für beide Varianten sind Kartenmaterial oder Navigationssysteme empfehlenswert!

Zieleingabe ins Navigationssystem: Antoniestraße 32-34 in Oberhausen

Anreise mit Bus und Bahn:

Mit dem Nah- und Fernverkehr bis Oberhausen Hbf. Von dort mit dem Bus der Linie 961 Richtung Spechtstraße bis St. Antony-Hütte. Die Fahrtzeit beträgt etwa eine halbe Stunde.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Das Museum ist über regionale Radwege vom Emscherweg und Emscher-Park-Radweg erreichbar.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Museum bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000) und Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Der Pott – Industriekultur im Ruhrgebiet* und Industrieland Nordrhein-Westfalen: Eine fotografische Reise durch die Industriegeschichte*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten: 51°31’9.61″N, 6°52’20.22″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 352379 m, 5709725 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.