Die Zeche Bergmannsglück

Aller guten Dinge sind bekanntlich Drei. Und ich bin da auch hartnäckig. Zweimal war für den Denkmaltag eine Führung in der Maschinenhalle der Zeche Bergmannsglück geplant. Zweimal fand sich ein Grüppchen zum verabredeten Zeitpunkt vor dem Tor des riesigen Brachgeländes ein. Darunter waren Fahrradfahrer, die offenbar eine relativ weite Strecke zurückgelegt haben, und Autos mit niederländischem Kennzeichen. Alle wollten die einmalige Gelegenheit nutzen, sich eines der wenigen verbliebenen Überreste der Zeche anzuschauen. Und auch ich habe den Besuch der übrigen Ziele des Tages an diese Führung angepasst. Das ist nicht ganz unproblematisch, weil an vielen Orten vielleicht nur alle zwei Stunden Führungen angeboten werden oder sogar nur ein oder zwei Besuchsmöglichkeiten überhaupt bestehen.

Zuletzt im Jahr 2016 habe ich zwei prinzipiell sehr lohnenswerte Ziele von Vorneherein aufgeben müssen, um in den Genuss der Maschinenhalle Bergmannsglück kommen zu können. Es kam tatsächlich irgendwann, eine Viertelstunde nach geplanter Zeit, ein Mensch, der das Rolltor aufgeschlossen hat. Aber der war von einer Sicherheitsfirma und wusste von nichts. Er schloss das Tor hinter sich und fuhr wenig später auch schon wieder weg. Die ersten stiegen zurück ins Auto und auch ich machte mich auf den Weg.

Im Jahr 2017 sollte alles anders werden. Neuer „Tag des offenen Denkmals“ – neues Glück. Diesmal war keine Führung zu einem Termin vorgesehen, sondern eine ganztägige Besichtigungsmöglichkeit. Das machte zumindest die Vorplanung etwas einfacher. Die Fahne am offenen Tor und die flanierenden Besucher – die einen rein, die anderen raus – zeigten, dass es im dritten Anlauf nun doch klappen würde.

Überreste eines Bergwerks

Was sich heute hier so betrachten lässt, begann im Jahre 1905 mit der Kohleförderung. Bereits 1961 wurde die Förderung im Zuge der Kohlekrise und Zusammenlegung mehrerer Zechen eingestellt. Schalthaus, Verwaltung, Kaue und andere Gebäude der Zeche und insbesondere durchaus sehenswerte Pförtnerhäuser sind trotzdem bis ins neue Jahrtausend erhalten geblieben. Erst im Jahr 2014 erfolgte der Abriss der noch übrig gebliebenen Anlagen – mit Ausnahme der einen Maschinenhalle von Schacht II, die bereits zum Teil saniert ist. Die übrigens erhalten geblieben ist, obwohl sie nicht als Bau- oder Kulturdenkmal eingetragen ist. Bis zum flächendeckenden Abriss wäre man auf dem Weg dorthin auf einer schmalen Straße im Schatten zwischen großen Backstein-Hallen hindurch gelaufen. Heute blühen rechts und links Pionierpflanzen und gerade leuchten die Flieder in voller Blüte. Die Schmetterlinge freut es.

Über eine Treppe erreicht man den südlichen Teil der Maschinenhalle. Die Prüfhalle ist weitgehend leer bis auf eine relativ neu aussehende Kranbahn unter der Decke und zahlreiche extra aufgestellte Informationspunkte und Stellwände mit historischen Aufnahmen der Zeche. Aus aktiven Zeiten und vom Niedergang, als zuletzt die übriggebliebenen Gebäude und Anlagen abgerissen wurden. Das ist gar nicht so lange her und bereits historisch.

Maschinenhalle der Zeche Bergmannsglück

Durch eine Tür gelangt man in die benachbarte Halle. Hier steht die staubige, rostige Doppel-Dampffördermaschine von 1911. So viele Risse und gesprungene Fliesen man im Boden sehen mag, den Staub und abblätternden Putz, Rost und kaputtes Glas und geborstene Armaturen. Die Maschine ist ein beeindruckendes technisches Denkmal seiner Zeit und Wunderwerk vom Menschen entwickelter Mechanik. Industriearchitektur hatte damals einen ganz anderen Stellenwert. Große Fenster und ein schöner Fliesenmosaik-Fußboden zeigen, dass dieser Stellenwert sehr viel höher war als heute, wo Fabrikanlagen meist funktional, selten jedoch schön anzusehen sind. Damals strahlten diese Gebäude und Anlagen noch eine gewisse Macht aus. Eigentümer konnten damit angeben. Da diente eine Maschinenhalle als Teil des Ensembles auch der Repräsentation.

Alte Dampf-Fördermaschine der Zeche Bergmannsglück
Alte Dampf-Fördermaschine der Zeche Bergmannsglück

Außer der Maschinenhalle ist, wie beschrieben, ja nicht viel übrig geblieben. Die Haldenfreunde und Fans der guten Aussicht müssen leider enttäuscht werden – denn eine Halde sucht man hier vergebens. Doch es hat mal eine gegeben.

Ehemalige Bergehalde

Die dicht angrenzende Siedlung an der Körner- und Lessingstraße bestand schon in der frühen Zechenzeit. Der Freiraum zwischen der Siedlung und der Zeche wurde für eine schmale, aber langgezogene Bergehalde genutzt, die sich – dem Schattenwurf im alten Luftbild zufolge – recht hoch aus der Umgebung erhob. In den 1950er Jahren hatte sie eine Fläche von ca. 3,5 ha. Nach der Zechenschließung erfolgte die Abtragung und insbesondere in den 1990ern die Planierung der noch nicht abgetragenen Restfläche. Sie ist nach wie vor eine Brache. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Die Maschinenhalle und auch das Gelände sind üblicherweise nicht zugänglich und nur zu bestimmten Anlässen geöffnet. Dazu ist auf die Lokalpresse zu achten.

Anreise mit dem Auto: Auf der A52 bis zur Ausfahrt 43 Gelsenkirchen-Scholven. Aus Richtung Essen links abbiegen auf die Pawiker Straße, aus Richtung Marl zunächst links auf die Feldhauser Straße und dann links auf die Pawiker Straße. Kurz darauf rechts abbiegen in die Dorstener Straße, die nächste links in die Uhlenbrockstraße. Nach 500 m links abbiegen in die Bergmannsglückstraße. Etwa nach 300 m liegt gegenüber der Hausnummer 13 die Zufahrt zur Maschinenhalle rechts.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Bergmannsglückstraße, Höhe Hausnummer 13 in Gelsenkirchen

Anreise mit Bus und Bahn: Von Herten, Westerholt oder Buer Rathaus (Anschluss von den Straßenbahnen nach Essen, Bochum und Herne) mit dem Bus der Linie 211 bis Bergwerk Bergmannsglück.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Die Zeche ist nur über das Radverkehrsnetz NRW und das Straßennetz erreichbar. Ein Themaradweg führt nicht in der Nähe vorbei.

Geographische Koordinaten: 51°35’40.64″N, 7° 2’37.55″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 364499 m, 5717765 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine: www.gbv-ge.de