Friedhof Bredeney in Essen – Zwischen Welthandel und Familiengeschichte

Es gibt viele Wege, wie man Menschen auf einem Friedhof voneinander unterscheiden kann – durch Generationen, durch Konfessionen, durch Grabarten. Und dann gibt es den sogenannten „ALDI-Äquator“. Auf dem Friedhof Bredeney verläuft er mitten hindurch – symbolisch zumindest: Denn hier ruhen Karl Albrecht (ALDI Süd) und sein Bruder Theo Albrecht (ALDI Nord) – beide auf demselben Friedhof, aber auf getrennten Grabstätten. Eine skurrile Anekdote mit echtem Ruhrgebietscharme.

Der Friedhof Bredeney auf dem „ALDI-Äquator“

Der Friedhof im Süden der Stadt Essen wurde 1909 eröffnet und liegt im heutigen Stadtteil Bredeney. Inmitten ruhiger, teils parkähnlicher Anlagen finden sich neben gepflegten Gräberfeldern auch kulturhistorisch bedeutsame Grabstätten. Besonders markant ist die heutige Friedhofskapelle, ein schlichter kubischer Bau aus dem Jahr 1952. Sie ersetzt die im Zweiten Weltkrieg zerstörte ursprüngliche Kapelle und steht für die nüchterne Nachkriegsarchitektur jener Zeit.

Eine kleine Sensation für die damalige Zeit: Schon 1914 wurde hier eines der ersten Urnengräber in Essen angelegt – das der Familie Müller. Heute steht es unter Denkmalschutz und ist ein stiller Zeuge eines sich wandelnden Bestattungswesens.

Der Friedhof Bredeney ist nicht nur Ruhestätte vieler Essenerinnen und Essener, sondern auch bedeutender Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Medien, Architektur und Industrie. Hier liegen unter anderem: Berthold Beitz (langjähriger Generalbevollmächtigter der Firma Krupp), Jakob Funke (Mitbegründer der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung), Fritz Schupp (Architekt u.a. Zeche Zollverein), Philipp Rappaport (Architekt), Rolf Stauder (Brauerei), Gustav Knepper (Unternehmer aus dem Bergbau) und eben die beiden Brüder Theo und Karl Albrecht mit ihren Familien, die Gründer der beiden ALDI-Imperien. Interessanterweise liegt der Süd-Albrecht auch im Süden, der Nord-Albrecht im Norden des Friedhofs.

Hervorzuheben ist das große Mausoleum der Familie von Waldthausen, das sich am Südrand des Friedhofs erhebt.

Der Krupp-Friedhof – Ein Ort der Macht und des Erinnerns

Abgetrennt, aber offen zugänglich liegt im südwestlichen Teil des Friedhofs der Privatfriedhof der Familie Krupp – eine monumentale Grabanlage, die über Generationen hinweg die zentrale Ruhestätte dieser einflussreichen Industriellenfamilie bildet. 1955 wurden hier die Gräber von verschiedenen innerstädtischen Friedhöfen zusammengeführt, nachdem der Friedhof am Kettwiger Tor anderen Bauprojekten weichen musste. Alle Krupps kommen der Villa Hügel mit ziemlich genau 2 Kilometern Luftlinie wieder nahe.

Die Gestaltung vieler Grabmale zeugt von repräsentativem Selbstverständnis und künstlerischem Anspruch. Besonders eindrucksvoll sind die Sarkophage von Alfred Krupp und Friedrich Alfred Krupp, gefertigt vom Bildhauer Otto Lang: schwere Steine, schwarze Marmorschichten, große Bronzeskulpturen – Zeichen von Macht, Einfluss und auch familiärer Kontinuität.

Auch Margarethe Krupp, die Stifterin der Margarethenhöhe, Gustav und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach sowie ihr Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach fanden hier ihre letzte Ruhe. Die Anlage umfasst viele weitere Familienmitglieder und bleibt ein bedeutendes Zeugnis der Industriegeschichte – eindrucksvoll, geschlossen und doch mitten im öffentlichen Friedhofsraum eingebettet.

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Informationen zum Besuch:

An der Friedhofskapelle gibt es eine öffentliche Toilette.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A52 bis zur Ausfahrt 27 Essen-Haarzopf. Aus Richtung Essen links, aus Richtung Düsseldorf rechts abbiegen auf die Hatzper Straße. Nach 800 m rechts abbiegen in die Westerwaldstraße und am Rand parken.

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Essen Hbf., Altenessen und Gelsenkirchen mit der Straßenbahn 107 bzw. 108 Richtung Bredeney bis Frankenstraße. Dort in westlicher Richtung (rechts von der Fahrtrichtung) auf die Meisenburgstraße und nach 800 m links in die Westerwaldstraße sowie rechts auf den Friedhof.