Hochofenwerk Phoenix-West
Der Aufstieg und Niedergang eines Hochofenwerks lässt sich gut am Beispiel „Phoenix-West“ in Dortmund beobachten. Nach der Stilllegung folgt die Umgestaltung des Geländes mitsamt den anliegenden Schlackenhalden zu einem Gewerbe- und Naherholungsgebiet. Im Zentrum steht heute das alte Hochofenwerk als eindrucksvolles Industriedenkmal, eingerahmt vom großen Hoesch-Gasometer und der Phoenixhalle inmitten einer Anlage von breiten Boulevards, ausladenden Freitreppen, munter plätschernden Kaskaden und großen Plätzen.
Das alte Hochofenwerk, die Schlackenhalden, der Skywalk, die Brauerei Bergmann-Bier und ein Bahntrassenradweg auf der Eliasbahn sind Thema in diesem Artikel.



Unter dem mythologisch angehauchten Namen »Phoenix« prägte eine Stahl-Produktionskette eine lange Zeit den Dortmunder Vorort Hörde so- wohl in der Fläche, der Beschäftigung, dem Stadtbild und der Ökologie. Dabei ist der Phoenix in der Mythologie der Vogel, der verbrennt, um wieder aufzuerstehen (Phoenix aus der Asche). Etwa die Jahrtausendwende markiert den Wandel vom Niedergang eines Stahlwerks zum Aufstieg eines großen Naherholungsgebietes in Form eines Sees auf der einen Seite sowie zum Quartier für junges Gewerbe und Naherholung im Park auf der anderen Seite.
Die Übersichtskarte zeigt das Gelände Phoenix-West (farbig hervorgehoben von der schwarz-weißen Umgebung) und besondere Orte von Interesse wie die Hochöfen und die Schlackenhalden. Die wichtigsten Ziele sind mit Nummernpunkten gekennzeichnet, die auch im Text dieses Beitrags erscheinen. Eingezeichnet sind auch geeignete U-Bahn-Linien, die zur Anreise genutzt werden können, der Radweg Emscherweg (hellblau), der das beschriebene Gelände berührt, und der kurze Verbindungs-Radweg auf der Eliasbahntrasse (magenta) zum PHOENIX See, der im weiteren Verlauf ebenfalls näher voregstellt wird.

Informationen zur Anreise:
Anreise mit dem Auto:
Von der B1 in Dortmund auf die B54 / Ruhr-Allee Richtung Hagen. An der zweiten Abfahrt, die hinter einer Linkskurve liegt, abfahren. An der Ampel links, unter der Brücke hindurch und dann hinter dem Autohändler links in die Konrad-Adenauer-Allee. Im Bereich des Hochofens befinden sich zahlreiche Parkplätze am Rand. Einige Straßen dürfen nur zu bestimmten Tageszeiten von Auswärtigen befahren werden.
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Dortmund Hbf. mit RE 57, RB 53 oder 59 bis Dortmund-Hörde, von dort zu Fuß vom Ausgang links, unter der Bahnbrücke hindurch, geradeaus über den Kreisverkehr. Der Fußweg beträgt etwa 800 Meter. Der Bahnhof Hörde ist auch von Dortmund Hbf. oder Stadtgarten mit der U-Bahn der Linie U41 Richtung Hörde (Clarenberg) erreichbar. Alternativ von Dortmund Hbf. oder Stadtgarten mit der U-Bahn der Linie U49 Richtung Hacheney bis Rombergpark. Dort die Straßenseite wechseln, rechts bis zur Kreuzung mit der Konrad-Adenauer-Allee laufen und dort links bis zum Hochofen (ca. 1,2 km).
Zieleingabe ins Navigationssystem: Konrad-Adenauer-Allee / Konrad-Zuse-Allee
oder Hochofenstraße / Entenpoth in Dortmund
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Das Gelände Phoenix-West wird vom Bananenweg auf alter Bahntrasse durchquert. Am Hympendahl-Viadukt verläuft der Emscherweg. Über den damit teilweise deckungsgleichen Radweg auf der Eliasbahntrasse (siehe weiter unten) wird kreuzungsfrei der PHOENIX See erreicht.
Kartenmaterial:
In den dargestellten gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region des in diesem Beitrag beschriebenen Ortes abgebildet. Mit Klick auf die jeweilige Karte gelangen Sie zur entsprechenden Seite bei Amazon*.
Hoesch Phoenix – Aufstieg und Niedergang
Phoenix ist nicht mythologisch, sondern real – obwohl das Gelände sogar mit viel Phantasie die Form eines fliegenden Vogels hat. Den Anfang bildete die Hermannshütte, die 1841 im östlichem Teil von Hörde durch Hermann Diedrich Piepenstock gegründet wurde und zuletzt eine riesige Fläche zwischen der Hörder Burg, der Hermannstraße, der Straße Am Remberg sowie der neugebauten B236n einnahm. Dortmund war als Stahlstandort durch die günstige Lage am Kreuzungspunkt von Hellweg und Hansalinie (Autobahn A1) sowie durch die Nähe zur Steinkohle und zum Eisenerz gut geeignet.
Zehn Jahre später entstand westlich von Hörde das Hochofenwerk zwischen der Hellwegbahnstrecke und der Nortkirchenstraße. Siedlungsgeographisch wurde die Mitte der damaligen Kreisstadt Hörde fortan in die Zange genommen und war in ihrer Entwicklung massiv eingeschränkt. 1852 gingen beide Anlagen in die Hörder Bergwerks- und Hütten-Verein KG über – der ersten Aktiengesellschaft der Eisenindustrie im Revier. Zugleich bildeten beide Anlagen eines der ersten gemischten Werke mit Hochofenwerk, Puddel- und Walzwerk sowie Kohleneisensteinwerk.
Phoenix-West und Phoenix-Ost
Mit der Fusion mit der Phoenix AG im Jahre 1906 wurden die Anlagen fortan bekannt unter dem Namen Phoenix-West und Phoenix-Ost und gehörten zu dieser Zeit zum viertgrößten Industrieunternehmen im Deutschen Reich. Im Jahre 1926 erfolgte der Zusammenschluss zur Vereinigte Stahlwerke AG – ab 1933 als Dortmund-Hörder-Hüttenverein AG. Nach der Auflösung der Vereinigten Stahlwerke nach dem zweiten Weltkrieg 1945 gelangte das Werk Hörde in die Hüttenwerk Hörde AG, ab 1951 Dortmund-Hörder Hüttenunion AG (DHHU), die wiederum im Jahr 1966 nach längerer intensiver Zusammenarbeit mit der Hoesch AG fusionierte. Damit existierten auf Dortmunder Stadtgebiet vier Hoesch-Standorte: die Westfalenhütte in Borsigplatznähe, das Werk Union in Dorstfeld und die beiden Phoenixwerke in Hörde.
Im Hochofenwerk Phoenix-West wurde das Roheisen hergestellt und im Stahlwerk Phoenix-Ost zum hochwertigen Werkstoff Stahl weiterverarbeitet und unter anderem zu Brammen vergossen. Beide Anlagen waren durch die sogenannte Eliasbahn miteinander verbunden. Der »Feurige Elias« transportierte flüssiges und glühendes Roheisen von West nach Ost mitten durch den Ort. Das folgende Luftbild aus dem Anfang der 1990er Jahre zeigt den Kernbereich des Werkes. Mit der Maus oder dem Finger können Sie die Situation damals mit der heutigen interaktiv vergleichen.
Das Ende in den Neunzigern
Im Jahr 1991 wurde der Hoesch-Konzern von Thyssen-Krupp übernommen. Dieser baute für die Zukunft auf seine infrastrukturell besser erschlossenen Stahl- und Hüttenwerke in Duisburg – der bis dahin recht produktive Standort Dortmund wurde aufgegeben. 1998 schloss zunächst das hier betrachtete Hochofenwerk Phoenix-West, das Stahlwerk Phoenix-Ost folgte erst 2001 nach. Übrig blieben etwa um die Jahrtausendwende zwei riesige Brachflächen, die von der Stadt Dortmund mit unterschiedlichen Konzepten zukünftig genutzt werden. Auf dem ehemaligen Gelände von Phoenix-Ost entstand der PHOENIX See, eine Freizeit- und Erholungsstätte mit Hafen, Inseln und Wohnbebauung. Und hier, auf Phoenix-West?
Das Hochofenwerk als Denkmal im Phoenix-Park
Im Gegensatz zum Stahlwerk östlich von Hörde, das im PHOENIX See „untergegangen“ ist, stehen heute vom Standort Phoenix-West, der auf einer Hochfläche im Dortmunder Süden ein Ausmaß von etwa 115 Hektar einnimmt, noch einige Anlagen als Denkmal. Im Kern sind dies die beiden übriggebliebenen fast 100 Meter hohen Hochöfen mitsamt einiger Gebäude und Anlagen, wie zum Beispiel den Winderhitzern oder dem markanten Wasserturm. Die mit wesentlichen Teilen erhaltenen Hochöfen sind zwar zurzeit abgesperrt, dennoch lassen sich die Anlagen von außen durch den Zaun besichtigen. Für die Zukunft ist die Besuchbarkeit der Hochöfen angestrebt. Es laufen weitere aktuell Planungen zur Überbauung größerer Flächen und Einbezug der Hochofenanlagen in dieses Konzept.

Benachbart zur Hochofenanlage stehen die Phoenix-Halle, heute ein Veranstaltungszentrum, und der große Hoesch-Gasometer. Neben dem Hoesch-Gasometer befinden sich die Gerüste und Fundamente von ehemaligen Kühltürmen. Sie lassen sich teilweise als Aussichtsturm nutzen. Rings um die Industriedenkmäler entsteht ein Gewerbegebiet, das bereits durch Straßen (auf denen gerne Fahrzeuge aller Art vor alter Industriekulisse fotografiert werden) komplett erschlossen ist. Wege, Boulevards, Wasserspiele und Plätze zum Pausieren sind ebenfalls bereits fertig, liegen aber teilweise noch etwas verlassen auf der großen Fläche. Besonders auffällig ist das System, mit dem Oberflächenwasser von der Hochfläche geleitet wird. Dazu dienen langgestreckte Kaskaden entlang der Konrad-Zuse-Allee, die in einem Wasserbassin unter dem Hympendahl-Viadukt (siehe Abschnitt „Halden“) münden.

Mit dem Phoenix-Park, auch Park Phoenix West genannt, wird mit 61 Hektar mehr als die Hälfte der Brachfläche in eine Grünanlage umgewandelt. Sie bildet damit einen Teil eines Grünzuges, der sich praktisch vom Innenstadt-Wall am Stadtgarten über das Stadewäldchen, den Westfalenpark, eben den Phoenix-Park und den Rombergpark bis zum Dortmunder Zoo bei Lücklemberg erstreckt. Die Grünanlage ist zugleich Schutzgebiet während der Brachezeit angesiedelter seltener Pflanzen und Tiere. Teilweise besteht die Hochfläche des Phoenix-Parks aus zum Teil kontaminiertem Bodenaushub vom Gelände des Phoenix-Sees. Keilförmige Landschaftsbauwerke kapseln das giftige Material sicher ein.
Die folgenden Fotos zeigen zunächst einen ersten Eindruck des frei zugänglichen Geländes während eines Rundgangs über die Plätze, Freitreppen und das neue Straßennetz rings um die Hochofenanlage.














Die zentralen Anlagen auf Phoenix-West sind für den normalen Besuch – wie erwähnt – bislang nicht zugänglich. Selbst eine immerhin schon ab und an stattfindende Führung über den Skywalk auf dem Gasrohr (siehe weiter unten) erschließt nur kleine Teile des Geländes. Im Oktober 2013 ergab sich für mich die äußerst seltene Gelegenheit, das sonst unzugängliche Hochofenwerk und den Skywalk im Rahmen einer etwa zweistündigen Sonderführung zu besichtigen.
Der Gang über den Skywalk auf dem Gasrohr führte bis zu den Maschinenhäusern am unteren Ende der Schrägaufzüge und schließlich Treppe für Treppe, Ebene für Ebene auf den westlichen Hochofen 5. Mit zunehmender Höhe wurde die Gruppe immer kleiner, da einzelne Personen Probleme mit der offenen Höhe bekamen. Selbst die oberste Plattform bildete nicht das Ende, da sogar der höchste begrenzende Stahlrahmen (mit maximal acht Personen gleichzeitig, „bitte nicht stehenbleiben“) erklommen werden konnte. Weit reichte der Blick über das gesamte Phoenix-West-Gelände, die Innenstadt bis hin zu markanten Gebäuden am Horizont, von der Halde Großes Holz in Bergkamen über das Lanstroper Ei in Grevel oder dem Fernsehturm im Schwerter Wald bis zu den Lippekrafterken in Datteln und Lünen. Besonders gut sichtbar war auch das Westfalenstadion, das noch am selben Abend zum üblichen Bundesliga-Hexenkessel werden sollte.
Ein Spaziergang auf den Hochofen
Ein Koloss aus Stahl, ein Wunderwerk der Ingenieurskunst. Von oben nach unten, von rechts nach links verlaufen unzählige riesige und kleine, für den Laien unüberblickbare Rohre, Leitungen, Ventile und Kabel, die inzwischen von einer dicken und das Werk somit schützenden Rostschicht bedeckt sind. Hin und wieder passiert man einen offenen, unnütz gewordenen Schaltkasten am Wegesrand. Riffelblech auf dem Boden, staubige Fliesen in den Maschinenhäusern und mittendrin nagelneue Sicherungsgeländer für zukünftige Besucher. Ein toter Vogel irgendwo in der Mitte auf dem Boden, ein Golfball vom Crossgolf findet sich hinter einer Absperrung. Man wundert sich über die Lage von ein oder anderen Graffitis oder Tags, die unter großen Verrenkungen und Lebensgefahr angebracht sein müssen. So ganz einsam scheint das hier in der Vergangenheit also doch nicht gewesen zu sein.
Es geht die letzten Stufen hinunter, die früher von vielen Arbeitern Tag für Tag, Nacht für Nacht bezwungen wurden, heute aber von Moosen und Gräsern bedeckt sind. Es wird dunkler und feuchter ganz unten, Wasserpfützen stehen am Boden einer eigentlich überdachten Halle. Die Führung endet am Boden im Innern des Hochofens, wo sich heute Pflanzen wieder heimisch fühlen.
Eindrucksvolle Technik, Mechanik und ein Wirrwarr von Anlagen, dazu eine phantastische Aussicht von der Spitze des Hochofens über die Stadt – es ist zu hoffen, dass die Anlage bald für Besucher zugänglich gemacht wird. Ein herzlicher Dank und Gruß für die Organisation der tollen Führung hinter die Kulissen geht an die Sektion Rhein-Ruhr der Deutschen Gesellschaft für Kartographie und Geomatik (DGFK)!
Achtung: Für den „normalen“ Besuch sind diese Bereiche, die im nächsten Bildblock gezeigt werden, nicht zugänglich!
















Phoenix-Halle
Gegenüber der Hochöfen und nur durch die Konrad-Zuse-Allee mit ihren Kaskaden-Wasserbecken und einer Freitreppe getrennt, steht das neue Veranstaltungszentrum Phoenix-Halle am Phoenixplatz, die 1906 gebaute und sanierte ehemalige Gasgebläsehalle der Hochöfen. Die dreischiffige Halle besteht aus Backsteinmauerwerk und Stahlträgern. Eine Kranbahn verläuft im mittleren Schiff. Beim Besichtigen der sonst ebenfalls nur bei speziellen Events zugänglichen Halle wurden die durch die südseitig liegenden Fenster eintretende Sonnenstrahlen in der staubigen Luft deutlich sichtbar. Die Fotos stammen aus dem Jahr 2013 und sind nicht mehr ganz aktuell.





Der Skywalk über dem Phoenix-Gelände
Die Phoenix-Halle wird durch ein dickes, aufgeständertes Gasrohr überquert. Es verläuft in 26 Metern Höhe von Ost nach West. Auf dem Rohr verläuft heute der sogenannte Skywalk. Über ein Treppenhaus mit 99 Stufen neben der Phoenix-Halle wird der 350 Meter lange Gang erreicht. Das Gelände lässt sich dabei sehr gut überblicken – neben der Halle selbst führt der Skywalk auch über die Konrad-Zuse-Allee und die Entwässerungsanlage der Hochfläche. Es soll Menschen geben, die sich irgendwann umdrehen und rückwärts laufen, weil man genau auf das Westfalenstadion von Borussia Dortmund zugeht (Toleranz lässt in anderen Regionen Deutschlands offenbar zu wünschen übrig). Besonders gut lassen sich aber alle drei Halden in der Umgebung, das Viadukt Hympendahl und die benachbarte Hellwegbahnstrecke bewundern. Fotoapparate und Filmkameras werden gezückt, als die roten Triebwagen der Volmetal-Bahn vor herbstlicher Kulisse vorbeifahren.





Führungen und Skywalk auf Phoenix-West: www.skywalk-dortmund.de
Ebenfalls noch vorhanden ist der große, weithin sichtbare und fast 80 Meter hohe denkmalgeschützte Gasometer mit der immer noch vorhandenen Aufschrift HOESCH, die vor der Übernahme durch Thyssen durch den Zusatz »Ein Name für Stahl« ergänzt wurde. Wie das Gelände gehört er als Einzelobjekt zur Route der Industriekultur.
Bis 1964 speicherte er Gas, das in der auf dem Gelände befindlichen Kokerei und in den Hochöfen als Nebenprodukt hergestellt wurde. Dieses Gas konnte zum Beheizen der Kokereiöfen genutzt werden, zum anderen wurde es ins städtische Gasnetz eingespeist. Nach der Stilllegung der Kokerei diente der Hoesch-Gasometer der Kokerei Hansa in Dortmund-Huckarde als Speicher, bis diese selbst 1992 geschlossen wurde. Daher verliefen bzw. verlaufen noch große, auffällige Rohre quer durch Dortmund und bildeten einen Gasverbund auch mit der Westfalenhütte.


Bergmann-Brauerei
Zum sogenannten Dortmunder Dreiklang gehört neben Kohle und Stahl auch das Bier. Auf wortwörtlich erfrischende Art und Weise ist seit 2017 der dritte Faktor dieses Dreiklangs auf Phoenix-West zu genießen. Seitdem befindet sich hier nämlich die Brauerei für das alte Dortmunder Bergmann-Bier (DBB). Bedingt durch die wachsende Nachfrage nach dem neuen, untergärigen und goldgelben Bier und neue technische Möglichkeiten der Kühlung, stieg die Stadt im 20. Jahrhundert zum größten Bierproduzenten auf dem Kontinent auf, was ihr auch den Titel Europas Bierstadt Nr. 1 gab. Nur noch Milwaukee in den USA war weltweit noch größer.
Acht namhafte Brauereien produzierten vor allem das Dortmunder Export: Kronen, Ritter, Hansa, DAB (Dortmunder Actien-Brauerei), Union, Stifts, Thier – und Bergmann. Einige Brauereien bildeten durch ihre große Zahl z.B. an der Rheinischen Straße fast ein kleines Stadtviertel. Ihr Zenit war jedoch mit der zunehmenden Beliebtheit des Pilsener Bieres gegen Ende des 20. Jahrhunderts überschritten. Manch einer sagt, in Dortmund wurde ein Trend verschlafen und die Vermarktung vergessen. Der Absatz der Brauereien ging stark zurück, was Schließungen von Brauereien und Übernahmen von Markenrechten zufolge hatte. Fast alle alten Marken, die heute noch namentlich verkauft werden, wie Hövels oder Brinkhoff´s, gehören zur Radeberger-Gruppe.
Stehbierhalle auf Phoenix-West
Wie Phoenix aus der Asche wurde das Dortmunder Bergmann-Bier jedoch wiedergeboren. 2005 begann die Geschichte der neuen Brauerei durch den Kauf der angebotenen Markenrechte. Zwei inaktive Jahre später, kurz vor Verlust dieser Rechte, wurde tatsächlich Bier gebraut und erfolgreich vertrieben. Am Hafen entstand eine kleine Brauerei mit Verwaltung. Ein alter Kiosk und ehemalige Toilette für städtische Busfahrer am Hohen Wall (nähe Westentor) diente zunächst als Verkaufsstätte. Bis heute ist dies ein beliebter Treffpunkt. Anfangs wurden die Bierkästen für den Verkauf von Hand beklebt. Im Jahr 2017 kam der Standort Phoenix-West hinzu. Hier wird heute in Sichtweite zum alten Hochofen Bier gebraut und in der angeschlossenen Stehbierhalle ausgeschenkt. Food-Trucks mit wechselndem Angebot versorgen die Gäste allabendlich mit Essen (täglich geöffnet, auch nichtalkoholische Getränke, keine Tischreservierungen, barrierearmes WC vorhanden).




Die Brauerei lässt sich gegen Gebühr (ca. 20 Euro pro Person, ab 16 Jahre) besichtigen. Dabei wird der Prozess des Brauens sehr anschaulich vorgeführt und die Geschichte des Bergmann-Biers noch einmal ausführlicher erläutert. Mehrere „Stößchen“ verschiedener Biere können zwischendurch probiert werden. Für Einzelpersonen gibt es hierfür die öffentlichen Führungen, für Gruppen lassen sich bestimmte Termine reservieren. Auch Verkostungen sind möglich. Für Informationen zu den Führungen, Buchungen und Kosten ist die Internetseite von Bergmann-Bier zu besuchen. Es wird angesichts der Bierverkostung die Nutzung von Bus und Bahn (oder das Bestimmen eines Fahrers) empfohlen. Achtung: Starke Nachfrage!
Bergmann-Brauerei: www.harte-arbeit-ehrlicher-lohn.de
Ausführliche Informationen zur Anreise mit dem Auto oder mit Bus und Bahn finden Sie ganz oben.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°29’13.50″N, 7°29’07.68″E – Hochofenwerk
51°29’17.98″N, 7°29’19.48″E – Phoenix-Halle
51°29’05.19″N, 7°29’07.23″E – Hoesch-Gasometer
51°29’20.78″N, 7°29’15.89″E – Bergmann-Brauerei
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
394845 m, 5705080 m – Hochofenwerk
395075 m, 5705213 m – Phoenix-Halle
394831 m, 5704823 m – Hoesch-Gasometer
395009 m, 5705301 m – Bergmann-Brauerei
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Halden rund um Phoenix-West
Aussichtspunkte mit Viaduktruine
Im direkten Umfeld von Phoenix-West befinden sich zwei alte Schlackenhalden, also Deponien von Schlacke aus den Hochöfen, und ein Landschaftsbauwerk zur Lärmminderung. Die Halden Hympendahl und Schallacker schließen sich im Norden an die Bahnstrecke an und erstrecken sich bis zur Emscher. Südöstlich trennt Halde Entenpoth als Lärmschutzwand das Gelände Phoenix-West von der Hörder Wohnbebauung. Alle drei sind heute öffentlich nutzbar und bilden für sich kleine Aussichtspunkte auf Phoenix-West, den Westfalenpark oder den Ortsteil Hörde.
Besonders markant ist der Überrest des Viadukts der Schlackenbahn aus dem Jahr 1899, das ein einschneidendes Tal zwischen den Halden Hympendahl und Schallacker überquerte. Diese Schlackenbahn führte von der Hermannshütte etwa bis zum Buschmühlenteich im Westfalenpark und diente ausschließlich dem Transport von Hochofenschlacken. Durch den überquerten Einschnitt verlief einst die Rheinische Bahn, eine Eisenbahnstrecke aus Richtung Hagen zum ehemaligen Bahnhof Dortmund-Süd (heute in etwa Dortmund-Stadthaus). Der Personenverkehr wird seit Mitte der 1950er Jahre am anderen Ende von Phoenix-West über eine Verbindungskurve auf die Hellwegbahnstrecke zum Hauptbahnhof geleitet, die Rheinische Bahn ist hier längst Geschichte und zum Teil ein vom Verkehr unbeeinflusster Radweg mitten durch die Innenstadt – der Bananenweg. Langfristig sind die Errichtung eines Aussichtspunktes auf dem Viadukt und die Wiederherstellung des Mittelteils geplant.
Der Bereich ist eine wichtige Verbindung zwischen dem Emscher-Radweg und dem Gelände Phoenix-West. Von hier aus werden auch die beiden nördlichen Schlackehalden bequem erreicht. Hier befindet sich auch ein kleiner Fischteich, in dem Regenwasser aufgefangen wird, ehe es in die Emscher gelangt.

Halde Entenpoth
Die Halde Entenpoth ist eine von dreien das Gelände um Phoenix-Ost umgebenden Halden. Sie ist etwa 18 Meter über der Umgebung (Referenz Straße Entenpoth) hoch und erreicht damit am höchsten Punkt etwa 130 Meter über dem Meeresspiegel. Die Halde bietet an einigen Stellen Sichtschneisen oder mit Stahl gestaltete Aussichtspunkte auf das Hochofengelände, ansonsten schränkt recht dichter Wald die Blicke in alle Richtungen stark ein. Von Süden verläuft ein Weg über die Halde und erreicht im Norden wieder das Straßenniveau. Dabei besteht er im nördlichen Teil aus einer asphaltierten Rampe, im Süden aus Treppen. Benannt ist die Halde nach der östlich verlaufenden Straße. Der Name bedeutet im plattdeutschen Entenfuß, was zweifellos eine sehr bildliche Bezeichnung ist.
Das Material der Halde Entenpoth dürfte vorwiegend aus normalem Bodenmaterial bestehen. Sinn und Zweck der Halde war eine Lärm- und Sichttrennung der Siedlung von dem Hochofenwerk. Dabei wurde die kleine Siedlung Kolonie Felicitas sogar überschüttet – die Häuser wurden dabei stehen gelassen und liegen tief im Erdboden begraben – Futter für Archäologen in ferner Zukunft. In historischen Stadtplänen ist der Straßenzug noch eingezeichnet.








Zugang zur Halde Entenpoth: Der Hauptweg auf der Halde beginnt an der Hochofenstraße unweit der Kreuzung Konrad-Zuse-Straße. Sein südliches Ende stößt auf die Straße Entenpoth unweit an der Kreuzung Jürgensstraße.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit dem Auto oder mit Bus und Bahn finden Sie ganz oben.
Halde Hympendahl
Die flächenmäßig größte Deponie des Hochofenwerkes befindet sich nördlich des Geländes zwischen der Hellwegbahnstrecke und der Emscher mit dem nördlich anschließenden Westfalenpark. Hier befand sich früher das Haus Himpendahl oder Hympendahl, das ganz offensichtlich in den 1940er Jahren der Halde weichen musste, der heutigen Fläche aber den Namen gegeben hat. Nach Ablagerung der sich verfestigten Hochofenschlacke verwendete man große Teile des Materials zum Bau einer Autobahn. Stehengelassen wurde ein starker Ring von Schlacke, sodass eine Art Hohlform entstand. In diese große Kuhle gelangten später toxische Schlämme. Bis ins Jahr 2012 erfolgten Abdichtung, eine Modellierung der etwa 11 ha großen Fläche, das Anlegen von Fußwegen und das Anpflanzen von Bäumen. Der Fortschritt der Arbeiten ließ sich in dieser Zeit besonders gut aus den Zügen der benachbarten Bahnstrecke verfolgen.

Ein Spaziergang über den Gipfel der Hympendahl-Halde
Das Gipfelplateau besteht heute aus einer weiten Fläche mit Geröll und Kies, die im Norden durch scheinbaren Fels begrenzt wird. Nach Westen, Süden und Osten fällt die Deponie steil ab. Zentral sticht eine künstlich hochgelegene Terrasse mit Laubbäumen hervor. Der fein geschotterte Weg verläuft ringförmig über die Fläche. Vielerorts wachsen bereits Pflanzen aus den Steinen. Im Nordwesten ist ein kleines Stillgewässer zu finden. Weit reicht die Aussicht von der Halde Hympendahl nicht. Besonders gut lässt sich die Halde im Gegenzug jedoch von der Aussichtsplattform des Florianturms im Westfalenpark betrachten. Hier lässt sich die auffallende Geröllfläche vor der Kulisse von Phoenix West gut ausmachen.









Viadukt der Schlackenbahn
Über den nicht mehr vorhandenen Brückenschlag sind die beiden Deponien Hympendahl und Schallacker noch im Geiste verbunden. Einst verlief hier – wie gesagt – die Schlackenbahn über einen Einschnitt der Rheinischen Bahn. Während sich der östliche Brückenkopf auf der Halde Schallacker hoch über dem Grund erhebt, ist der westliche Kopf auf Halde Hympendahl zumindest bis zu einem Zaun zu erreichen. Der geplante Aussichtspunkt auf dem Brückenteil lässt bislang auf sich warten. Nördlich von hier ist die ehemalige Bahntrasse unter dem Viadukt zum Südbahnhof ein als „Bananen-Radweg“ bekannter Bahntrassenradweg.

Besonders gut lässt sich die abgeschlossene Entwicklung der Deponie auch vom Fernsehturm im Westfalenpark nachvollziehen. Auf einer inzwischen historischen Aufnahme mit dem gerade einmal zwei Jahre stillgelegten Stahlwerk Phoenix-West im Sommer 2000 ist die ursprüngliche Hohlform des Hympendahls deutlich sichtbar. Ziemlich genau 13 Jahre später sind nicht nur die Bäume im Westfalenpark größer und neue Häuser in Hörde errichtet, sondern auch die Deponie fertig gestaltet ohne farbige Böden, die Anlass zur Sorge geben…

Zugang zur Halde Hympendahl: Auf Phoenix-West die Konrad-Zuse-Allee entlang Richtung Eisenbahnstrecke. Unter der Bahnstrecke hindurch und geradeaus zum Weiher am nicht zu übersehenden Viadukt. Links den Berg hinauf. Alternativ hinter der Bahnunterführung sofort links statt zum Viadukt und dann rechts auf die Halde.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit dem Auto oder mit Bus und Bahn finden Sie ganz oben.
Halde Schallacker
Auf der anderen Seite der Rheinischen Bahn und des Viadukts befindet sich die Schlackenhalde Schallacker. Vom Teich aus führt ein Anstieg auf die Höhe und passiert dabei das östliche Widerlager der Brücke. Im Gegensatz zum westlichen Haldenkörper ist die Brücke allerdings viel zu hoch und unerreichbar zum Betreten. Denkt man an dieser Stelle noch, die Halde sei bis auf den Zuweg gänzlich unerschlossen und vergessen, stößt man dann plötzlich verwundert auf einen kleinen, gepflasterten Platz, der als Kompass dient und die Himmelsrichtungen anzeigt. Von dort aus führt ein Pfad nach Nordosten und endet irgendwann, wenn er an der Haldenkante entlang gelaufen ist, im Unterholz.
Die Halde hat eine Ausdehnung von etwa 5 ha und eine im wechselnden Gelände schwankende Böschungshöhe von bis zu 20 Meter über Flur. Es ergeben sich einige interessante Überblicke über Hörde und auf die höheren Gebäude von Phoenix West.






Zugang zur Halde Schallacker: Von den Hochöfen die Konrad-Zuse-Allee entlang Richtung Eisenbahnstrecke. Unter der Bahnstrecke hindurch und geradeaus zum Weiher am nicht zu übersehenden Viadukt. Rechts den Berg hinauf.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit dem Auto oder mit Bus und Bahn finden Sie ganz oben.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°29’12.30″N, 7°29’19.26″E – Nordzugang Halde Entenpoth
51°29’23.90″N, 7°29’16.29″E – Halden Hympendahl und Schallacker
51°29’26.29″N, 7°29’20.32″E – Viadukt der Schlackenbahn
UTM-Koordinaten (Zone 32):
395067 m, 5705038 m – Nordzugang Halde Entenpoth
395017 m, 5705398 m – Halden Hympendahl und Schallacker
395097 m, 5705470 m – Viadukt der Schlackenbahn
Die Eliasbahntrasse
Rad- und Fußweg auf alter Werksbahn von Ost nach West
Seit den 1890er Jahren bestand zwischen den beiden Standorten Phoenix-West und Phoenix-Ost eine Werksbahn. Sie führte in einem großen Bogen nördlich um das historische Ortszentrum von Hörde herum. Auf ihr wurde in speziellen Waggons flüssiges, rotglühendes Roheisen vom Hochofen zum Hüttenwerk zwecks Weiterverarbeitung transportiert. Sie trug daher auch den Spitznamen „Feuriger Elias“. Zum Schutz der Umgebung vor Feuer und zur Unfallverhütung verlief die Bahnstrecke insbesondere an Brücken über die Hellwegbahnstrecke und Straßen in hohen Trögen aus Stahlbeton. Etwa 1,5 Kilometer kurz war die Strecke zwischen den beiden Standorten – im östlichen Werksgelände ging sie dann über in das Güterbahnnetz u.a. zur Zeche Schleswig im Stadtteil Asseln.
Mit Stilllegung des Hochofenwerks 1998 und der Hermannshütte (Phoenix-Ost) drei Jahre später wurde der Feurige Elias nicht mehr gebraucht. Mit dem Wandel des Hüttenwerks zum PHOENIX See wurde auch die Eliasbahn abgebaut. Zeitweise diente die Trasse ab 2006 dem vom Straßenverkehr im Ort ungestörten Transport von Bodenmaterial aus dem späteren Seegelände nach Phoenix-West, wo es u.a. zur Modellierung des Phoenix-Parks verwendet wurde. Das letzte verbliebene Trog-Brückenbauwerk über die Faßstraße wurde 2008 abgerissen. Anschließend wurde aus der Bahnstrecke ein Radweg, wie er heute zu befahren ist.
Emscherkunst am Radweg
Der Radweg stellt heute eine vom Straßenverkehr vollkommen ungestörte Verbindung zwischen dem neuen Naherholungs- und Gewerbegebiet im Westen und dem See im Osten dar. Dazu wurden auch einige Brückenbauwerke neu errichtet, darunter der Emschersteg-Ost, ein filigranes Viadukt mit einer Länge von fast 100 Metern über die Emscher und einen Weg. Bis zu diesem Viadukt verläuft heute der Emscherweg auf der Trasse, der von Holzwickede kommend kurz vor dem Viadukt in westlicher Richtung nach Dorstfeld und Castrop-Rauxel abbiegt und der Emscher folgt.
Ein Abzweig vom Rundweg um den See geht dazu direkt auf den Radweg auf der Eliasbahn über. Ein Stück weit folgt der Weg der hier freigelegten und wieder natürlich fließenden Emscher, die zu Zeiten des Werkes unterirdisch in Rohren verlief. Wie auch am See befinden sich hier an einigen Stellen Kunstwerke, wie beispielsweise „Spirits of Emscher Valley“, eine geflügelte Frau aus Aluminium, oder „Totem mit Elster“, bestehend aus drei Menschen und einem Vogel in einer ausgestreckten Hand.
Der Weg kann auf einem Spaziergang sehr gut genutzt werden, um beide Teile der großen, ehemaligen Industrielandschaft zu besuchen. Die folgenden Abbildungen zeigen einen Spaziergang auf dem Weg vom PHOENIX See kommend in westlicher Richtung.











Auf der anderen Seite des Geländes Phoenix-West, am Ende der Robert-Schumann-Straße, ermöglicht eine Brücke über die B54 und das Schondelle-Bachtal die Weiterfahrt bis zum Rombergpark. Mehr oder weniger folgt die Strecke dabei dem historischen Verlauf der Bahnstrecke nach Hagen vorbei an Löttringhausen und Herdecke, die seit den 1950er Jahren vom heutigen Haltepunkt Signal-Iduna-Park abzweigt, früher hingegen an den Südbahnhof von Dortmund (heute nähe S-Bahnhof Dortmund-Stadthaus) angeschlossen war. Am Widerlager der Brücke finden sich derzeit künstlerische Graffitis u.a. mit der „Dortmunder Currywurst“ in den berühmten Tomatensuppe-Dosen von Campbell.
