Bergbauwanderweg im Muttental
Manche sehen es sogar als die Königin aller Bergbauwanderwege im Ruhrgebiet. Keine andere Region zeigt auf so vielfältige und beeindruckende Weise die Zeugnisse des frühen Bergbaus gekoppelt mit einer wilden Romantik des Tales, Wälder und der gemächlich dahin plätschernde Muttenbach – wohlwissend, dass man hier noch im eigentlich so dicht bebauten Ruhrgebiet steht. Hier im Muttental wurde vermutlich die erste Kohle im Ruhrrevier gefunden. Zahlreiche Klein- und Kleinstzechen förderten hier einst Kohle in Stollen sowie ersten Schächten zutage. Heute lassen sich viele Relikte der vergangenen Zeit anhand von rekonstruierten und erhaltenen Objekten während eines Spaziergangs auf dem Bergbauwanderweg imm Muttental besichtigen.
Erschlossen werden durch den Wanderweg auch die Ruine Hardenstein, das Industriemuseum Zeche Nachtigall sowie das Gruben- und Feldbahnmuseum auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Theresia. Auch ein Abstecher zum Schloss Steinhausen bietet sich an. Dieser Beitrag stellt das Muttental und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand vor.

In der Übersichtskarte ist eine Tourempfehlung eingezeichnet. Diese beginnt am Parkplatz Nachtigallstraße und führt durch das Muttental zu allen wichtigen Stationen – über das Feldbahnmuseum, die Zeche Nachtigall, die Spuren des frühen Bergbaus, die Ruine Hardenstein sowie das Schloss Steinhausen. Auch die Muttenthalbahn kommt (an den Fahrtagen) dabei zu ihrem Einsatz. Die Tour kann beliebig verändert, verkürzt sowie verlängert werden. Die so beschriebene Tourempfehlung ist ungefähr 8 km lang, wobei etwa 1 km mit der Feldbahn bewältigt werden kann.
Wiege des Bergbaus im Muttental
Bereits im Mittelalter gruben Bauern in Mini-Tagebauen für den Eigenverbrauch nach dem wertvollen Heizrohstoff. Dies geschah in kleinen, oberflächennahen Löchern, den sogenannten Pingen. Sie sind häufig sogar noch heute als Mulde im Gelände erkennbar. Meist endete der Abbau durch das Vollaufen der Grube mit Grundwasser, denn Pumpanlagen gab es natürlich noch nicht. Schließlich ging man etwa im 18. Jahrhundert in den Stollenbergbau über, nachdem es staatliche Gesetze zum Erhalt der Landschaft gab.
Im 19. Jahrhundert erfolgte dann erstmals der Übergang zum Schachtabbau. Mit einem Göpel, also einer Einrichtung zum Heben von Lasten durch Mensch oder Tier, oder durch eine Haspelanlage, einer Kurbel wie an einem alten Burgbrunnen, konnten mit Kohle beladene Gefäße senkrecht an die Oberfläche geschafft werden. Durch die neuen nördlich gelegenen Großzechen im Ruhrgebiet wurde der Abbau in Klein- und Kleinstzechen im Muttental schließlich unrentabel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren bereits viele der Zechen aufgegeben. Die beiden Weltkriege sorgten aufgrund des Mangels an Brennmaterial für eine kurzfristige Neubelebung. Mit dem Aufschwung der Wirtschaft ist der Bergbau im Muttental dann aber komplett verschwunden.
Informationen zur Anreise:
Anreise mit dem Auto:
Auf der A43 Bochum-Wuppertal bis zur Ausfahrt 20 Witten-Heven. Dort auf der See-Straße Richtung Witten. Die Straße geht schließlich in die Herbeder Straße über. Am Kreisverkehr auf die B226 Ruhrdeich Richtung Wetter. An der nächsten Ampel rechts in die Ruhrstraße. Über die Ruhr fahren und hinter der Kurve an der Ampel rechts in die Nachtigallstraße abbiegen. Zum Abstellen des Autos bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, die je nach Interesse des Beginns der Wanderung sowie Besucherandrang genutzt werden können. Alle beschriebenen Parkplätze sind kostenfrei.
Parkplatz Nachtigallstraße: Unterhalb von Schloss Steinhausen sowie direkt neben dem Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia mit Haltestelle der Feldbahn Muttenthalbahn. An Tagen mit hohem Besucherstrom (gutes Wetter und Sonntag) kann dieser Parkplatz allerdings rasch belegt sein.
Parkplatz Zeche Nachtigall: Unmittelbar am Industriemuseum mit sehr begrenzter Kapazität, allerdings nur für Besuchende des Museums.
Parkplatz Berghauser Straße: Die Nachtigallstraße geht in die Berghauser Straße über. Etwa 2 km hinter der Zeche Nachtigall befindet sich links hinter Station 18 (hölzerne Zeche) ein Wanderparkplatz, auf dem sich sogar an gut besuchten Tagen noch ein Plätzchen finden lassen sollte.
Parkplatz Rauendahl: Wenn von der Ruhrstraße nicht hinter der Ruhrbrücke in die Nachtigallstraße eingebogen wird, kann auch noch 500m weitergefahren werden und rechts abgebogen in die Rauendahlstraße. Nach 1,6 km passiert man die Gaststätte Haus Rauendahl. Hinter der Rechts-Links-Kurve folgt eine Haarnadel. Am Scheitelpunkt dieser Haarnadelkurve zweigt rechts ein Waldweg zu einem weiteren Wanderparkplatz ab (Station ).
Zieleingabe ins Navigationssystem: Nachtigallstraße, Berghauser Straße, Rauendahl in Witten
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Witten Hbf. aus dem Bahnhofsgebäude zu Fuß links bis zur Bahnunterführung Herbeder Straße. Dieser nach Westen folgen bis zum Kreisverkehr (vorbei an der Bushaltestelle „Tor Thyssen“ und der Straßenbahnhaltestelle „Hans-Böckler-Straße“) und dann links. Im nächsten Kreisverkehr links und über die Fußgängerinsel; dann etwa 50 Meter hinter dem Kreisel rechts auf den Fußgängerweg. Diesem über die Nachtigallbrücke über die Ruhr folgen, danach rechts bis Zeche Nachtigall.
Anreise mit dem Museumszug:
Auf der Museumsbahnstrecke zwischen Witten und dem Eisenbahnmuseum Bochum werden Fahrten mit historischen Fahrzeugen angeboten, die beispielsweise auch an der Henrichshütte halten und verschiedene Sehenswürdigkeiten im Ruhrtal miteinander verbinden. Informationen zum Betrieb finden Sie im aktualisierten Beitrag zum Eisenbahnmuseum (Abschnitt Anreise ► Museumsbahn).
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike und für Wandernde:
Direkt an der Zeche Nachtigall sowie am Muttental führt der Radfernweg RuhrtalRadweg von Winterberg nach Duisburg vorbei. Parallel verläuft auch der Radweg Von Ruhr zu Ruhr. Unmittelbar an der Ruine Hardenstein verkehrt mangels Brücke eine Fußgänger- und Fahrradfähre über die Ruhr. Von Hattingen nach Altenbeken verläuft außerdem der WestfalenWanderWeg. Er erreicht bei Rauendahl das Muttental und durchquert es bis zum Steinbruch Dünkelberg, ehe der Weg zum Schloss Steinhausen abbiegt.
Beschilderung und Wegebeschaffenheit:
Diese Beschreibung ist eine Routenempfehlung mit verschiedenen Ausgangspunkten. Einen ausgeschilderten Bergbauwanderweg gibt es hier allerdings nicht. Ausgeschildert sind nur einige regionale A-Wanderwege sowie der Fernwanderweg WestfalenWanderWeg XW. Auf Richtungsschildern sind an einigen Kreuzungen Ziele wie beispielsweise Ruine Hardenstein oder das Bethaus gekennzeichnet. Ganz grob kann man sich am A3-Weg orientieren.
Der Untergrund der Wanderung reicht von Asphaltstraße bis Waldpfad. Entsprechend geländegeeignetes Schuhwerk und Kleidung für Wald- und Feldwege sollten vorher gewählt werden.
Wandernde suchen sich am besten schon vorher anhand der Wandertafeln vor Ort oder beispielsweise mit der Karte oben eine geeignete Route entlang der zahlreichen Stationen. Stellenweise gibt es die Möglichkeit, Abschnitte dieser Tourempfehlung abzukürzen. Die Straßen sind (größtenteils) nur schwach oder nicht von Autos befahren. Abschnittsweise können Wege über Felder und durch den Wald genutzt werden.

Besondere Hinweise
An schönen Wochenend-Tagen oder bei Veranstaltungen (Muttentalfest) kann es auf dieser Tour allerdings recht voll werden. Wer eine ruhige Wanderung ohne viele andere Wanderer, Hunde oder Reiter bevorzugt, sollte diese Tage meiden sowie früh anreisen. Auch die Parkplätze könnten zum Teil recht schnell belegt sein, sodass eine idyllische Wanderung schnell zu einer stressigen Parkplatzsuche führt.
Für den Wanderweg ohne Museumsbesuche sollte bei normaler Fuß-Geschwindigkeit und mit Verweilen an den Stationen und Picknick etwa 2 bis 3 Stunden Zeit eingeplant werden. Für eine Führung in der Zeche Nachtigall ist auch etwa eine Stunde zu rechnen, dazu eine mögliche Besichtigungszeit in der Zeche und der Ziegelei sowie im Gruben- und Feldbahnmuseum und im Schloss. Bei Fahrten mit der Muttenthalbahn sind Fahrtage und der Taktfahrplan zu beachten.
Kartenmaterial / Literatur
In den dargestellten gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region Muttental abgebildet. Die thematisch passenden Bücher sind außerdem zur Vertiefung empfohlen. Mit Klick auf die jeweilige Titel gelangen Sie zur entsprechenden Seite bei Amazon*.
Mit der Muttenthalbahn zu den Industriemuseen Theresia und Nachtigall
Am Parkplatz Nachtigallstraße weist ein Schild zum Haltepunkt der Muttenthalbahn. Dabei handelt es sich um eine an bestimmten Tagen verkehrende Feldbahn zwischen dem Parkplatz und der Zeche Nachtigall, die auch im nahegelegenen Gruben- und Feldbahnmuseum Station macht. Letzteres liegt nur einen Steinwurf vom Parkplatz entfernt, doch die Anreise mit dem kleinen Zug (Informationen dazu im nächsten grauen Kasten) ist nicht nur etwas Besonderes auch für Kinder und Technikbegeisterte, sondern auch thematisch äußerst passend. Gertrud heißt sie, die kleine, orangefarbene Lok, die laut pfeift, ehe sie die Nachtigallstraße mit kleinen Personenwaggons am Haken überquert. Dann rumpelt der Feldbahnzug durch das offene Tor auf das Gelände der Zeche Theresia.






Gruben- und Feldbahnmuseum Theresia
Das Gelände ist ein historischer Ort. Hier befand sich die Zeche Theresia, die schon ab 1790 Kohle förderte. Im Jahre 1832 erfolgte eine teilweise Zusammenlegung mit der benachbarten Zeche Nachtigall und anderen Förderbetrieben. Verschiedene Betriebsgebäude aus Naturstein und Ziegelstein-Fachwerk sind erhalten und restauriert. Sie bilden zum Teil Ausstellungsräume sowie die Gastronomie des Museums.
Seit 2002 ist das Museum nach mühevoller Aufbauarbeit geöffnet und bietet einen spannenden Einblick in kleinere Güter- und Personenbahnen unter Tage, im Moor oder auf dem Acker, die meist zum Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Bodenschätzen oder Baustellenmaterial dienten. Vielfach verliefen derartige Strecken in anspruchsvollem Gelände, das für andere Fördermittel schwierig war, zum Beispiel in Mooren. Die Schienen konnten flexibel bei wandernden Transportbedingungen (z.B. im Tagebau) provisorisch verlegt und einfach umgelegt werden. Unter Tage dienten diese Grubenbahnen vor allem dem Transport der Kohle aus den langen Stollen sowie der Bergleute zu ihrem jeweiligen Arbeitsplatz.









Im Freiland sind Feldbahngleise verlegt, auf denen die teils hergerichteten und teils rostigen Ausstellungsstücke stehen und mit Schildern über technische Daten erläutert werden. Das Museum beherbergt inzwischen fast 100 Lokomotiven mit Elektro-, Diesel- oder Pressluftantrieb sowie etwa 200 Waggons für Güter- und Personentransport auf dem Feld oder unter Tage im Bergbau. In den Ausstellungsräumen im Obergeschoss eines der historischen Zechengebäude wird die Geschichte und Gegenwart dieser Mini-Eisenbahnen und der Aufbau des Museums in vielen Fotos, Beschreibungen sowie einem Film vorgestellt.

Informationen zum Besuch des Museums und der Muttenthalbahn:
Das Gruben- und Feldbahnmuseum ist von Ostern bis Oktober an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Darüber hinaus gibt es Sonderöffnungszeiten zu speziellen Anlässen (siehe Internetseite mit den Fahrtagen, Link ganz unten). An diesen Tagen fährt auch die Feldbahn zwischen Parkplatz und Zeche Nachtigall hin und her. Der Eintritt in das Museum selbst ist frei! Das Museum wird ehrenamtlich betrieben. Es gibt aber die Möglichkeit einer freiwilligen Spende. Für die Fahrt mit der Muttenthalbahn ist ein Fahrpreis zu entrichten. Die Fahrkarte ist dabei eine Tageskarte, die für beliebig viele Fahrten auf der Strecke zwischen Parkplatz und Zeche Nachtigall genutzt werden kann. Die Muttenthalbahn fährt im regelmäßigen Takt nach Fahrplan. Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen können begrenzt in einem Spezialwagen mitgenommen werden.
Zeche Nachtigall im Muttental
Etwa zehn Minuten später erreicht der Feldbahnzug das LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall. Schon während der langsamen Fahrt über das Museumsgelände kann man einige Exponate und den Wasserspielplatz bewundern. Am Endbahnhof kann man dann das Industriemuseum (Ausführliche Informationen im eigenen Beitrag) zu besuchen oder weiterwandern.
Mit dem Herculesschacht befand sich hier einst einer der ersten Schächte im Ruhrgebiet. Nach Schließung der Zeche im Jahre 1892 entstand eine Ziegelei, weswegen im heute hier befindlichen Museum sogar zwei Industriezweige besichtigt werden können. Besonders schön ist die Dampfmaschine im Maschinenhaus anzusehen. Hauptattraktion des Museums und praktisch ein Muss für jeden Besucher ist jedoch die Führung durch den Nachtigallstollen bis in das Flöz (Anmeldung an der Kasse, Zweistundentakt bzw. an Wochenenden im Sommer Stundentakt – bei größerer Nachfrage Wartezeit!). Auch hier bietet sich Gastronomie für eine Stärkung an.




Von der Zeche Nachtigall führt der Wanderweg auf Asphalt geradeaus am Bahnübergang vorbei zunächst entlang der Muttentalstraße sowie der Ruhrtalbahnstrecke nach Süden. Es wird gleich ruhiger und die Straße wird zum Forstweg.
Bergmann, Bethaus und Turteltaube
Hinter der Siedlung und einer scharfen Linkskurve ist der Steinbruch Dünkelberg erreicht. Neben dem Steinbruch, in dessen Wand hoch oben deutlich ein schmales, schwarzes Kohleflöz sichtbar ist, lässt sich durch ein Gittertor auch ein Blick in den Nachtigallstollen erhaschen, der mit einer Museumsführung vom Gelände der Zeche Nachtigall erkundet werden kann.
Zunächst geht es auf der Muttentalstraße weiter nach Südosten. An einem eisernen Bergmann mit Geleucht in der Hand biegt der Straßenverlauf endlich nach rechts ab und der stille Weg geradeaus durch den Wald beginnt. Gleich am Anfang stößt man auf die ersten Hinweisschilder über die Entwicklung des Bergbaus sowie den
Östlichen Tagtrieb Frielinghaus sowie den
Stollen Turteltaube. Auf einer schönen, ruhigen und schmalen Waldstraße geht es dann direkt auf das
Bethaus der Bergleute zu. Hier gibt es in der Sommersaison sogar die Möglichkeit einer Stärkung.
Die Wanderung im Tal wird durch die Punkte abwechslungsreich aufgelockert. In die Stollen können Besuchende hineinschauen. Technische Anlagen können angefasst werden und sind kurz und knapp in ihrer Funktion beschrieben – beispielsweise die noch im weiteren Verlauf des Weges liegende Haspelanlage oder die Verladung der Zeche Jupiter, auf der Loren aus der Zeche auf tiefer stehende Lastkraftwagen ausgekippt wurden. An der Haspelanlage kann man selbst an der Kurbel drehen, ohne jedoch wie früher die Kohle in Eimern aus einem tiefen Schacht zu holen. Manchmal stehen auch nur Schilder am Wegesrand, wo früher Stollen verliefen und heute oberflächlich nur noch Wiese oder Wald zu sehen ist.








Bergbau-Ausstellung Herberholz
Nicht weit hinter dem Bethaus befindet sich schließlich die Bergbau-Ausstellung am Zechenhaus Herberholz. Auf dem großen Freigelände lässt sich eine Sammlung von Werkzeugen und Gegenständen ganzjährig ständig frei besichtigen. Besonders der Fortschritt der Technisierung steht im Fokus der Ausstellung. Dabei werden Ausbauschilde ebenso gezeigt wie Werkzeuge, Bohrmaschinen, Grubenwagen und viel mehr. Das Zechenhaus selbst bietet an Wochenenden und Feiertagen eine kleine Sammlung zum historischen Bergbau. Darüber hinaus gibt es hier zu den Öffnungszeiten die Möglichkeit einer Stärkung.
Neben dem Gelände befindet sich hinter dem Amboss der Zeche Verlorener Posten die Halde der Zeche Vereinigte Hermann. Die kleine, aber offensichtlichste Bergehalde im Muttental lässt sich über einen beleuchteten Pfad komplett umrunden und ist nur wenige Meter über der Umgebung hoch.






Das Muttental ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Haspelanlage, Stollen und eine Halde
Kurz darauf ist die rekonstruierte Haspelanlage erreicht. Man passiert dahinter nun auf für Fahrzeuge gesperrtem Waldweg die allerdings nicht zu besichtigenden Gebäude am
Schacht Constanz. Idyllisch fließt der Muttenbach rechts in einem schmalen Wiesental am Weg entlang.
Schon hinter der nächsten Wegbiegung befindet sich die Verladung der Zeche Jupiter. Schienen führen hier aus einem Stolleneingang mit schmiedeeisernem Gitter vor dem Tor und enden nach einem kleinen Schwenk an einem Gerät, mithilfe dessen die Loren gedreht sowie auf einem Lastwagen ausgeleert werden konnten.



Am Stollen Stettin gabelt sich dann der Weg. Rechts geht es auf kürzestem Wege zum rekonstruierten Schacht Margarethe, geradeaus noch ein Stückchen weiter. Den Stollenmund der
Zeche Maximus erreicht man über einen kleinen Pfad parallel zum Bach.
Auf dem Hauptweg erreichen wir bald auf einem Stück Gleis aufgestellte Loren der Muttenthalbahn. Etwa 350 Meter führt der Waldweg dahinter durch das Muttental. Links am Berg befindet sich der
Stollen Fortuna. Hier sind auch die Reste einer Verladerampe zu sehen, die mit Ziegelsteinen gemauert ist.






Die folgende Informationstafel klärt über eine weitere Bergehalde auf: Es handelt sich um die Halde von Schacht Juno, die allerdings in der gewohnten Form nicht sichtbar ist. Vielmehr handelt es sich um das Verfüllen des Talbodens im Muttental, der Abraum befindet sich somit unter der großen Wiesenfläche.
Direkt hinter der Halde Juno stößt man erneut auf eine Wegekreuzung. Links geht es zum Haus Rauendahl, einer Gaststätte an der Rauendahlstraße, rechts überquert man den Muttenbach und hat schließlich das südliche Ende des Bergbauwanderweges erreicht. Auf der anderen Talseite wird der Weg nun fortgesetzt.
Dreibaum, Pferdegöpel und Förderturm
Kurz nach Überquerung des Muttenbachs stößt man auf ein eigenartiges Holzkonstrukt am Wegesrand. Es handelt sich dabei um das rekonstruierte Fördergerüst sowie Maschinenhaus der Kleinzeche Renate. Diese Zeche hat von 1950 bis 1955 gefördert. Von ihr sind die betonierte Umfriedung des Schachtes und sogar eine Eisenleiter darin original erhalten.
Direkt am Parkplatz Rauendahl befinden sich ein rekonstruierter Dreibaum und ein Gedenkstein für verunglückte Bergleute. Auf schmalen Waldpfaden geht es weiter. Hat man die Abkürzung von der Zeche Stettin gewählt, stößt man an einem
Flözaufschluss auf den Bergbauwanderweg.
Biegt man an der fingerförmigen Kreuzung ganz links ab, stößt man auf den Göpelschacht Moses der Zeche Ankunft & Anclam. Auch das Göpelhaus ist sehr ungewöhnlich und fällt durch das Kegeldach mit Anbau auf. In einem derartigen Göpel wurde eine Seilzuganlage meist durch rundlaufende Tiere angetrieben und über Umlenkrollen in einen Schacht geleitet. Neben der Handhaspel und dem Dreibaum stellt dies eine weitere verbreitete Variante der Förderung von Kohle aus Schächten im frühen Bergbau dar.




Schacht Margarethe und Kohlentransportweg zur Ruhr
Vom Göpelschacht Moses ist es nur ein Katzensprung zum Schacht Margarethe am Parkplatz Berghauser Straße. Dabei ist der Schacht Margarethe ein an sehr schöner Lage (inzwischen nach einem Brand 2010 zum zweiten Mal) rekonstruierter kleiner Förderturm samt Maschinenhaus. Die Architektur dieses Nachbaus richtete sich dabei nach originalen alten Plänen.
Von dieser Position am Waldrand bietet sich ein Blick über die Felder sowie das Muttental bis nach Witten. Dabei ist unter anderem das gelbe Rathaus zu erkennen. Bänke laden außerdem wieder zu einer kleinen Rast ein. Die kann man hier gut gebrauchen, denn nach der schattigen Etappe durch den Wald geht es gleich quer durch ein Feld.






Ein Stückchen talabwärts zweigt links besagter Nebenweg durch Feld und Pferdekoppel ab. Es geht hinter dem Waldrand links auf den Pfad, dem (nicht auf Infotafeln beschriebenen) Kulturdenkmal Kohletransportweg, und den grünen Richtungsschildern folgend rechts bis ins Hardensteiner Tal. Man betritt nun das Naturschutzgebiet Hardenstein, das sich südlich um den Ruhrbogen zieht.
Den Talboden erkennt man an der Fülle von Informationstafeln, denn hier warten mit dem Westlichen Tagtrieb Zeche Frielinghaus und dem Stollen Reiger wieder zwei historische Stollenmundlöcher auf ihre Begutachtung. Der Ort der Zeche Orion direkt daneben ist ähnlich wie beim Schacht Juno eine das Tal teilverfüllende Bergehalde – die dritte ihrer Art auf der Wanderung bisher.
Ruine Hardenstein
Dem Hinweisschild folgend ist die Ruine Hardenstein fast schon durch die Bäume zu erahnen. Der Wald lichtet sich bald und die Reste der im 14. Jahrhundert errichteten Burg werden sichtbar, die im 19. Jahrhundert aufgegeben wurde und verfiel. Heute sind nur noch Mauerreste und zwei Türme zu sehen, ein Teil der Mauern wurde aufwendig restauriert. Von der Ruhr ist die Burgruine nur durch die Museumseisenbahn getrennt. Direkt nebenan gibt es sogar einen Haltepunkt. Die Ruine kann man frei erkunden und die (nicht mehr ganz intakten) Räume teilweise besichtigen.
Nicht weit entfernt von der Ruine verkehrt die Fähre Hardenstein, die Radfahrende von der einen Seite der Ruhr im Verlauf des RuhrtalRadweges auf die andere transportiert.







Es ist ein sehr schönes Fleckchen auf der Wanderung. Wenn man sich endlich losreißen kann, bietet sich mit der Ruhrtalfähre ein kleiner Abstecher zur Schleuse Herbede am anderen Ufer an (kostenlose Überfahrt, Spende möglich – Verkehrszeiten beachten!).
Die Fähre Hardenstein ist ein „blauer Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Melanie Brozeit. Unter dem Leitsatz „Fahr raus und tauch ein“ bietet es fast 80 Ziele am Ufer, auf oder im Wasser an Flüssen, Seen, Kanälen und Häfen im Revier. Blaue Glücksorte im Ruhrgebiet*
Stollen und ein Hindenburgkopf
Zurück auf dem Bergbauwanderweg ist die allerletzte Etappe zu bewältigen. Der St.-Johannes-Erbstollen befindet sich unterhalb des Bahnhofs an der Ruine und ist nicht ohne weiteres zu besichtigen. Aus ihm tritt rostrot gefärbtes Grubenwasser aus in die Ruhr, damit ist er noch heute nichts anderes als ein zentraler Ableiter von Grundwasser aus den alten Schächten und Stollen. Das Informationsschild dazu steht auf dem Bahnsteig. Mit dem Vereinigungsstollen und dem Nachkriegsstollen lassen sich zwei weitere, letzte Stollenmundlöcher besuchen.
Recht versteckt ist im Felsen rechts vom Weg irgendwo ein in das Gestein gehauener Kopf. Es ist nicht ganz das Ensemble von Mount Rushmore aus den USA, aber doch deutlich erkennbar. Es handelt sich um das Bildnis des Präsidenten des Deutschen Reiches Paul von Hindenburg (1847-1934). Der markante Schnäuzer im Gesicht ist gut zu erkennen. Nach der Jahreszahl stammt das Bildnis aus dem Jahre 1930. Es ist nicht ausgeschildert und muss aktiv gesucht werden.
Vorbei an der ehemaligen Zeche Martha, deren Betriebsgebäude privat bewohnt werden, ist die Muttentalstraße unweit des Steinbruchs Dünkelberg wieder erreicht.




Schloss Steinhausen
Geht man von der Zeche Martha rechts statt links zum Ausgangspunkt und läuft nach 150 m der Markierung des WestfalenWanderWeges folgend links den Berg hinauf, so führt der Feldweg fern der Nachtigallstraße durch ein ruhiges Tal. Der Feldweg endet direkt am Schloss Steinhausen.
Im und am Schloss trifft man auf afrikanische Tiere. Giraffen, Elefanten und Vögel wird man in dieser Fülle nirgends an einem Schloss im Ruhrgebiet und vermutlich im Rest der Bundesrepublik ebenfalls nicht sehen. Im Schlosshof und in einem Galeriegebäude sind Steinskulpturen aus Zimbabwe ausgestellt. Das ist das Land zwischen Botswana, Südafrika und Mosambik, das vor allem für seinen Tierreichtum und die Victoriafälle bekannt ist. Der Außenbereich kann besichtigt werden, die Gebäude abgesehen von der Galerie jedoch nicht.
Das Herrenhaus beherbergt ein Restaurant. Ursprünge der ehemaligen Burg reichen bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Doch im Laufe der Zeit hat die Anlage starke Umbaumaßnahmen durchlaufen. Neben dem 1810 klassizistisch umgebauten Herrenhaus, das zum Teil auf das 17. Jhd. zurückgeht, fällt vor allem das Gebäude mit dem Rundturm ohne Dach auf. Dabei ist der Turm mit außenliegender Wendeltreppe aus dem 19. Jhd. auf einem mittelalterlichen Fundament aufgebaut. Aufgrund des Bauzustandes ist der Turmhelm abgebaut.


Vom Schloss aus geht es die Straße entlang bergab direkt bis zum Parkplatz Nachtigallstraße, dem Ausgangspunkt dieses Tourenvorschlags.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°25’37.80″N, 7°19’41.83″E – Parkplatz Nachtigallstraße
51°25’44.82″N, 7°18’46.76″E – Zeche Nachtigall
51°25’24.45″N, 7°19’05.02″E – Bethaus der Bergleute
51°25’07.31″N, 7°18’43.50″E – Schacht Margarethe
51°25’14.36″N, 7°18’06.15″E – Ruine Hardenstein
51°25’41.46″N, 7°19’21.57″E – Schloss Steinhausen
51°25’41.38″N, 7°19’30.33″E – Gruben- und Feldbahnmuseum
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
383780 m, 5698654 m – Parkplatz Nachtigallstraße
382722 m, 5698896 m – Zeche Nachtigall
383060 m, 5698258 m – Bethaus der Bergleute
382632 m, 5697738 m – Schacht Margarethe
381916 m, 5697973 m – Ruine Hardenstein
383391 m, 5698776 m – Schloss Steinhausen
383561 m, 5698770 m – Gruben- und Feldbahnmuseum

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Weitere Informationen:
LWL-Museum Zeche Nachtigall: www.zeche-nachtigall.de
Route Industriekultur: www.route-industriekultur.ruhr
Tourist-Service Witten: www.stadtmarketing-witten.de
Gruben- und Feldbahnmuseum: www.muttenthalbahn.org
RuhrtalBahn Museumszüge: www.eisenbahnmuseum-bochum.de
Steinskulpturen Schloss Steinhausen: www.shona-art.com