Hauptfriedhof Dortmund

Als einer der größten Friedhöfe in Deutschland und der größte in Nordrhein-Westfalen übertrifft der Hauptfriedhof Dortmund sogar den berühmten Melaten-Friedhof in Köln um die dreifache Fläche. Mit mehr als 130 Hektar, etwa doppelt so groß wie der Westfalenpark, präsentiert sich der Hauptfriedhof als grüne Oase, größte zusammenhängende Grünfläche der Stadt und ist zugleich eindrucksvolles Zeugnis der Dortmunder Geschichte.

Die Ursprünge dieses Friedhofs im Stadtteil Brackel reichen zurück ins Jahr 1912, als die bestehenden Friedhöfe in Dortmund aufgrund der Bevölkerungszunahme im Rahmen der Industrialisierung und dabei zwangsläufig auch Zunahme von Todesfällen ihre Kapazitätsgrenzen erreichten. Der Beschluss zur Errichtung eines neuen Zentralfriedhofs in Brackel wurde gefasst, und ein Architekturwettbewerb zur Gestaltung der Gebäude sowie der  Konzeptionierung des Geländes ins Leben gerufen. Im Jahr 1921 wurde der Hauptfriedhof feierlich eröffnet, wobei die meisten Gebäude erst in den Jahren danach ihre Vollendung fanden.

Trauerhalle und Teich der schwarzen Schwäne am Hauptfriedhof Dortmund
Trauerhalle und Teich der schwarzen Schwäne am Hauptfriedhof Dortmund

Der Hauptfriedhof Dortmund ist einer von mehreren Artikeln zu interessanten, alten oder besonderen Friedhöfen im Ruhrgebiet. Die zentrale Rubrik-Seite bietet neben einer Übersicht über die anderen Orte auch allgemeine Informationen wie beispielsweise eine Erläuterung zur Symbolik auf Grabsteinen ► Friedhöfe im Ruhrgebiet

Tal-Räume und Weg-Achsen

Das hügelige Gelände des Friedhofs prägt sein Erscheinungsbild und erfordert das Vorhandensein von Rampen und Treppen. Drei zentrale Tal-Achsen erstrecken sich über dem Friedhof und treffen sich an einer steinernen Bogenbrücke Y-förmig. Die längste Achse führt dabei optisch vom ehemaligen Glockenturm bis zur Brackeler Kirche. Eine vierte Weg-Achse verbindet die Trauerhalle, den ehemaligen Glockenturm und das Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs miteinander.

Ein Ringweg erstreckt sich durch den gesamten Friedhof und über die Talbrücke, mit Beginn und Ende an der beeindruckenden Trauerhalle. Eine Allee führt vom Westfalendamm zur Trauerhalle, während alle Nebenwege in Hauptwege münden, die entweder auf die zentralen Achsen oder den Ringweg treffen.

Kriegsgräber auf einer Wiese. Auf einem der uniformen Kreuze steht eine einzige Kerze mit einer kleinen Bepflanzung davor.
Kriegsgräber auf dem Dortmunder Hauptfriedhof

Die Hauptgebäude des Friedhofs stehen an der Straße Am Gottesacker. Die markante, 20 m hohe Trauerhalle, die Verwaltung, das ursprüngliche Krematorium und ein Arkadengang sind im in den 1920er Jahren aktuellen Baustil der Neuen Sachlichkeit entworfen und bilden zusammen einen Gebäudekomplex. Direkt vor der Trauerhalle steht eine mächtige Platane, deren Äste bis zum Boden reichen.

Alter Baumbestand, Zukunftsbäume und Teiche

Der Hauptfriedhof Dortmund beeindruckt nicht nur durch seine architektonische „Neue Sachlichkeit“, sondern auch durch seinen alten Busch- und Baumbestand, der neben dem Rombergpark und dem Westfalenpark einen der wichtigsten Orte für Botanik-Interessierte darstellt. So blühen zum Beispiel auch im Hauptfriedhof alljährlich in großer Zahl die Rhododendren und Azaleen. Zahlreiche Tiere, darunter Eichhörnchen, Spechte, Bussarde und Falken lassen sich häufig beobachten. Bekannt und beliebt sind die schwarzen Schwäne im Teich unterhalb der Trauerhalle. An der Trauerhalle beginnt der Lehrpfad „Zukunftsbäume“ mit über 50 Stationen und Erläuterungen an jeweiligen Bäumen – vom im Herbst farbenprächtigen Amberbaum über den Ginkgo mit den gespaltenen Blättern bis zum Zürgelbaum und Taschentuchbaum (GPS-Track verfügbar, siehe weiter unten).

Herbstlich gefärbte Baum-Allee auf dem Dortmunder Hauptfriedhof
Herbstlich gefärbte Baum-Allee auf dem Dortmunder Hauptfriedhof

Der Hauptfriedhof lädt aufgrund seiner Größe und seines parkähnlichen Charakters nicht nur zur Trauerbewältigung, sondern auch zum entspannten Spazierengehen oder Joggen ein. Ein Kinderspielplatz am ehemaligen Glockenturm verleiht dem Hauptfriedhof eine besondere Note, ist aber typisch für die Dortmunder Friedhöfe.

Tipp! Für den Dortmunder Hauptfriedhof gibt es im Handel eine eigene Wanderkarte! Sie informiert über die Standorte von besonderen Gräbern und zeigt die Verläufe der Themenwege: Hauptfriedhof Dortmund: Wanderungen – Wege – Wissenswertes*

Kriegsgräber, Mahnmale und besondere Einzelgräber

Die Geschichte des Friedhofs spiegelt sich auch in den verschiedenen Gedenkstätten wider, darunter eine Kriegsgräberstätte mit über 3000 Steinkreuzen entlang der Wege-Hauptachse von der Trauerhalle zum großen Mahnmal für die Opfer des zweiten Weltkriegs. In der Nähe befinden sich Denkmäler für die Opfer eines Grubenunglücks der Zeche Kaiserstuhl 1943 sowie eines Explosionsunglücks bei der Firma Knapsack-Griesheim AG im Jahr 1961.

Teich und Trauerhalle des Hauptfriedhofs Dortmund

Mit einem jüdischen Friedhof und einem muslimischen Gräberfeld verkörpert der Hauptfriedhof heute die kulturelle Vielfalt und Offenheit der Stadt Dortmund.

Hervorzuheben sind einzelne Grabstätten wie die des Stadtbaurats Hans Strobel oder Josef Wentzler als Architekt der Gebäude nahe der Trauerhalle, solche mit alten Grabsteinen aus der Gründungszeit des Friedhofs in dessen näherer Umgebung. Nach wie vor ist das älteste und erste Grab von Wilhelmine Baecker aus dem Gründungsjahr 1921 erhalten. Nicht weit davon entfernt befindet sich eine noch genutzte Kellergruft der Familie Mohn oder das Grab von Oberbürgermeister Keuning. Manche Namen sind heute in Straßen- oder Gebäudenamen wiederzufinden – Fußballfans reisen bei Heimspielen des BVB zum Beispiel an die Strobel-Allee.

Jüdischer Friedhof – Internationaler Friedhof

Auf der anderen Seite des Rennwegs befindet sich ein separater, eingefriedeter kleiner Friedhof, der als jüdischer Friedhof zeitgleich mit dem Hauptfriedhof 1921 eröffnet wurde. Er wird auch „Ausländer-Friedhof“ oder „Internationaler Friedhof“ genannt. Man kann ihn durch ein Naturstein-Tor betreten und besuchen, während viele andere jüdische Friedhöfe nicht öffentlich zugänglich sind.

Zunächst stößt man auf den südlich gelegenen alten jüdischen Friedhof. Linkerhand vom Hauptweg stehen typische, sehr hohe und alte Grabsteine. Sie stammen zum Teil vom Jüdischen Friedhof in Dorstfeld und Brackel. Auf den Grabsteinen entdeckt man häufig in einer sehr alten Tradition kleine Kiesel, Steine oder Muscheln. In dieser Form dort abgelegt, ist dies eine Ehre der Toten. Auf der rechten Seite vom Hauptweg sind modernere jüdische Gräber – natürlich auch mit kleinen Kieseln darauf – zu finden, die sich von den anderen des Hauptfriedhofs nur durch religiöse Symbole wie den siebenarmigen Kerzenleuchter oder den Davidstern sowie hebräische Schriftzeichen unterscheiden. Auffällig sind viele bunte Kunstblumen, die auf den Gräbern in Vasen stecken.

Auf diesem Friedhofsteil sind auch die nach dem 2. Weltkrieg in den Jahren 1945 und 1946 errichteten Ehrenmale für jugoslawische, polnische und sowjetische Zwangsarbeiter, Soldaten und Zivilisten zu finden. Mehrere tausend Menschen wurden hier neben den erwähnten Kriegsgräbern auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Die Namens-Stelen wurden von Schülern gebastelt.

Hohe jüdische Grabmale auf einer Wiese im Herbst
Grabsteine in einer laubbedeckten Wiese

Totensonntag und Allerheiligen

Normalerweise sind nächtliche Spaziergänge über Friedhöfe nicht üblich. Vielen Menschen gruselt es bei dem Gedanken, in der Dunkelheit mit den Geistern der Toten alleine zu sein. Doch wenn an Allerheiligen oder Totensonntag viele Lichter zur Erinnerung an Verstorbene aufgestellt werden, verwandelt sich der Friedhof in ein Lichtermeer mit einer ganz besonderen Stimmung.

Anreise mit dem Auto:

Der Hauptfriedhof hat mehrere Eingänge, an denen sich auch meist kostenlose Parkmöglichkeiten befinden. Dazu von der B1 (zukünftig A40) als Verlängerung der A44 aus Kassel und der A40 aus Essen bis zur Ausfahrt Hauptfriedhof fahren. Aus Richtung Essen rechts, aus Richtung Unna links abbiegen auf Am Gottesacker. Nach wenigen hundert Metern befindet sich links ein Parkplatz. Alternativ weiterfahren und rechts auf den Rennweg. In einer Kurve befindet sich ein weiterer Parkplatz. Alternativ weiter bis kurz vor den Bahnübergang auf den P&R-Parkplatz am Bahnhof Knappschaftskrankenhaus.

Oder auf der B1 bis zur Ausfahrt Aplerbeck / Brackel und links abbiegen auf die Leni-Rommel-Straße. Nach wenigen hundert Metern befindet sich links ein weiterer Parkplatz mit Zugang zum Hauptfriedhof.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Am Gottesacker 25, Rennweg 119 oder Leni-Rommel-Straße.

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Dortmund-Stadthaus (nicht Hauptbahnhof), Dorstfeld oder Unna bis Knapschaftskrankenhaus und dort direkt in den Friedhof von Norden.

Alternativ von Dortmund Hauptbahnhof oder Aplerbeck Bahnhof mit der U47 bis Hauptfriedhof und hier von Südwesten zur Trauerhalle.  

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Die Hellwegroute führt auf der Nordseite am Friedhof vorbei. Nicht weit entfernt führt der Radweg auf der alten Zechenbahn Schleswig zwischen Phoenixsee und Asseln am Friedhof vorbei.

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°30’38.11″N, 7°32’06.64″E – Trauerhalle und altes Krematorium
51°30’54.25″N, 7°32’31.21″E – Talbrücke über der Landschafts-Achse
51°30’47.31″N, 7°33’02.96″E – Mahnmal für die Opfer des 2. Weltkriegs
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
398348 m, 5707609 m – Trauerhalle und altes Krematorium
398829 m, 5708112 m – Talbrücke über der Landschafts-Achse
399440 m, 5707885 m – Mahnmal für die Opfer des 2. Weltkriegs

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Weitere Informationen:

Hauptfriedhof Dortmund mit Friedhofs-Flyer: www.dortmund.de
Zukunftsbaumpfad mit GPX-Track: www.dortmund.de