Die Bislicher Insel in Xanten
Vor den Toren der Stadt Xanten bildete der Rhein bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine markante Schleife. Durch künstliche Umlegungen des Flusses um 1788 wurde die Schleife durchbrochen. Der ursprüngliche Verlauf wurde zum sogenannten Altrhein. Die zwischen Altrhein und Rhein liegende Auenlandschaft wird nach der nahen gleichnamigen Ortschaft auf der anderen Seite des Flusses als »Bislicher Insel« bezeichnet.
Dabei ist sie allerdings strenggenommen gar keine Insel, da sie nicht an allen Seiten von Wasser umschlossen ist. Nach landwirtschaftlicher Nutzung und Kiesabbau, der unter dem Grundwasserspiegel größere Seenbereiche schaffte, kam es zu einer Freizeitnutzung.
Von der Freizeitnutzung zum Schutzgebiet
Ein großer Campingplatz siedelte sich an. In den 1980er Jahren begann der Erwerb von Grund und Boden durch den heutigen Regionalverband Ruhr. In der Folge entstand das Naturschutzgebiet und die bis dahin gewohnte Freizeitnutzung wurde unterbunden. Ein Bauernhof entwickelte sich zum »NaturForum« und dient als Café, Ausstellungsraum und Bildungsstätte. Fußgänger und Radfahrer können die Auenlandschaft erkunden und an drei Stationen in getarnten überdachten Hütten die Vogelwelt der Seenplatte beobachten.
Es liegt geradezu auf der Hand, das herbstlich angehauchte Vogelparadies Bislicher Insel mit der Bloggerin Tina zu besuchen. In ganz Deutschland ist es an diesem Tag bewölkt und regnet, nur am Niederrhein scheint die Sonne bei milden Temperaturen. Es ist ein wunderschöner Herbsttag, an dem zwei komische Vögel aus dem östlichen Ruhrgebiet den Weg westwärts einschlagen. Es sei vorweg verraten, dass es nicht die einzigen am heutigen Tage bleiben würden.
Spaziergang über die Bislicher Insel
Direkt am Parkplatz am NaturForum steht der auffallende weiße Turm einer alten Trafostation, der Brutquartier für Fledermäuse und Aussichtsturm zugleich ist. Leider ist er am heutigen Montag nicht zugänglich.
Vom Parkplatz aus führt wenig westlich ein unbefestigter Pfad in südliche Richtung. Bereits jetzt lassen sich Rinder auf großzügigen Weiden mit ersten Wasserlöchern beobachten. Auf einem hohen Mast befindet sich ein Storchennest. Der Weg wird bald rechts und links von hohen und herbstlich gefärbten Büschen begleitet. Sie verdecken die Sicht auf die Wasserflächen, die sich beidseitig ausbreiten.
Beobachtungshütten 1 und 2
An einer Kreuzung kann man rechts und links jeweils kurze Pfade zu einem dieser Beobachtungspunkte einschlagen. Es handelt sich um recht große Holzhütten mit Dach und Sichtschutz. Mit etwas Geduld und bei entsprechend ruhigem Verhalten lassen sich mit der Zeit erstaunlich viele Vögel beobachten. Da sind Enten, Gänse, Schwäne, Kiebitze, Milane, Kormorane und Reiher. Ich muss leider zugeben, dass bei uns beiden an dieser Stelle die Grenze der Vogelkunde weitestgehend erreicht ist.
Weitere sind Nachtigallen, Pirole, Rohrweihen, Bekassinen oder Teichrohrsänger. Über die Tierwelt klären bebilderte Informationstafeln in den Hütten auf. Gegenüber der östlichen Schutzhütte mit dem längeren Zuweg befand sich übrigens früher der Campingplatz.
Zurück auf dem Hauptweg folgen wir dem Weg weiter in südlicher Richtung. Der verlässt bald die Gewässer. Aufgeschreckt von aufgeregten Zugvögeln laufen wir nun durch eine flache, von Büschen und Bäumen bestandene Fläche.
Dritte Beobachtungshütte am Ende der Halbinsel
Vorbei an letzten verbliebenen Gehöften endet der Weg ganz im Süden an der dritten Beobachtungshütte. Auch hier breitet sich eine große Seenlandschaft ehemaliger Kiesgruben vor dem Betrachter aus.
Wir sind beide mit ganz ordentlichen Kameras und handelsüblichen Teleobjektiven ausgestattet. Aber in allen dieser Hütten haben wir Kollegen mit riesigen Objektiven (liebevoll passend „Rohrdommel“ getauft) getroffen, deren Ausrüstung den Wert eines Kleinwagens haben dürften und die sicherlich den Staub im Auge eines Kormoranjungen am anderen Ufer scharf darstellen können.
Dann sind da noch die, die ein riesiges Fernglas mit sich tragen und die Tierwelt einfach nur beobachten. Alle Besucher eint jedoch die Freude an der Natur, die Friedlichkeit dieses Landstrichs und das ungestörte Leben in einer ziemlich selten gewordenen Auenlandschaft. Es ist dem Ordnungswahn des Menschen, der Regulierung des Flusses und der Besiedlung der Landschaft zu verdanken, dass diese feuchten Auen sich rar gemacht haben.
Auf dem Rückweg besuchen wir die Beobachtungshütten erneut und können teilweise ganz andere Vögel als auf dem Hinweg beobachten. Der Spaziergang endet am NaturForum.
NaturForum Bislicher Insel
Das NaturForum besteht unter anderem aus einem Café, einer Dauerausstellung zur Aue und einem großen Außenbereich. Im folgenden Luftbild ist die Anlage gut zu erkennen. Eingezeichnet sind das eigentliche Naturforum, der Trafoturm am Parkplatz sowie der Park mit dem Freiluft-Klassenzimmer.
Hier stehen viele Obstbäume, die gerade bei unserem Besuch reiche Früchte trugen (aber leider tabu sind). Es gibt ein Biotop direkt neben einem kleinen Rastplatz, dem sogenannten Freiluftklassenzimmer. Essen ist normalerweise im Unterricht verboten. Wir beanspruchen den Platz trotzdem für unser Picknick. Beim Blick über die Flache Umgebung sieht man immer wieder Vogelschwärme aufschwingen und die oberen Aufbauten von Schiffen, Schornsteine oder Radaranlagen, hinterm nahen Rheindeich vorbeiziehen.
Der Trafoturm am Naturforum
Höhepunkt im wahrsten Sinne ist – wie gesagt aber leider nicht für uns – der Aufstieg auf den Trafoturm am Parkplatz direkt neben dem NaturForum. Im Innern leben Fledermäuse, Vögel und Marder. Ausgerechnet Marder wären früher zu Betriebszeiten des Trafoturms sicherlich nicht gerne gesehen worden; sind sie doch berüchtigt, an elektrischen Leitungen zu nagen.
Auf der Straße nach Ginderich gibt es immer wieder Stellen, an denen Autofahrer die Gelegenheit zu einem Halt nutzen. Inzwischen gewohnte riesige Teleobjektive lagern auf dem offenen Beifahrerfenster. Rinder und Vögel leben hier in einer hügeligen, teilweise von Wasserlöchern durchzogenen Weidelandschaft gemeinsam. Auch wir halten am Deich noch einmal kurz an und genießen die letzten Eindrücke der Bislicher Insel von diesem Besuch.
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Das NaturForum Bislicher Insel ist im Sommerhalbjahr (1. April bis 31. Oktober) Di-So 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, in den übrigen Monaten außer zwischen Weihnachten und Neujahr bis 17.00 Uhr. Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen.
Das Naturschutzgebiet ist auf dem beschriebenen Weg ständig frei zugänglich. Zum Schutze der Natur und der auf der Insel lebenden Tiere ist das Verlassen der befestigten Wege verboten. Bitte achten Sie darauf, dass Tiere und Pflanzen beim Besuch nicht gestört werden.
Denken Sie beim Besuch an Fernglas oder Feldstecher! Für Hobbyfotografen sei die Mitnahme eines Teleobjektivs empfohlen. Denken Sie an ein entsprechendes Stativ, das Sie in den Hütten oder an anderen Aussichtspunkten aufstellen können. Wer das Gebiet in der Dämmerung besuchen möchte, sollte an Taschenlampen denken. Der Weg ist nicht beleuchtet.
Anreise mit dem Auto (empfohlen):
Auf der A3 bis zur Ausfahrt Wesel. Aus Richtung Ruhrgebiet links abbiegen auf die Schermbecker Landstraße / B58 Richtung Wesel und dieser 6,6 Kilometer folgen. Der Bundesstraße weiter folgen und an der großen Ampel rechts abbiegen auf die Roonstraße, die in die Schillerstraße übergeht und letztlich den Rhein überquert. Etwa 2,5 Kilometer hinter der Brücke rechts abbiegen auf die Xantener Straße. Nach 1,2 Kilometern rechts abbiegen auf die Büdericher Straße nach Ginderich. Nach 700 Metern halb-rechts auf die Marienstraße bis zum Ende. An der Kirche rechts in die Werricher Straße und dieser folgen. Am Ende in der Ortschaft Werrich links abbiegen in den Eyländer Weg. Nach 2,5 Kilometern über den Deich und durch die Weiden ist die Stadtgrenze erreicht. Hier befinden sich das NaturForum Bislicher Insel mit einem Parkplatz und zugleich der Ausgangspunkt des Spaziergangs auf die Halbinsel.
Auf der A57 bis zur Ausfahrt 6 Alpen. Aus Richtung Ruhrgebiet links abbiegen auf die Weseler Straße / B58 Richtung Alpen. Nach 5 Kilometern links abbiegen auf die Xantener Straße / B57. In Birten fährt man bereits am Altrhein vorbei, der rechts liegt. Nach ca. 9 Kilometern rechts abbiegen in die Straße Bislicher Insel. An der Fähre rechts halten. Nach ca. 2 weiteren Kilometern ist das NaturForum mit dem Parkplatz erreicht. Dies ist der Ausgangspunkt für Wanderungen auf die Halbinsel.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Bislicher Insel 11 in Xanten
Anreise mit Bus und Bahn:
Mit dem Nahverkehr ist die Bislicher Insel nur mäßig zu erreichen – an der Bushaltestelle vor dem NaturForum hält einmal täglich der Bus. Eine Anreise mit dem Auto oder dem Fahrrad wird empfohlen.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Gleich mehrere Radwege führen direkt am NaturForum oder am Rande des Naturschutzgebietes vorbei. Mit dabei sind die Radfernwege D8 mit dem Rhein-Radweg und die Römer-Lippe-Route von Detmold nach Xanten. Auch ein Teil der NiederRheinroute führt hier entlang.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Bislicher Insel bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000), BVA Radwanderkarte Kreis Wesel* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000).
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Bikeline Römer-Lippe-Route: Vom Teutoburger Wald zum Niederrhein* (1:50.000, Spiralo-Bindung) sowie Auszeiten für die Seele im Ruhrgebiet* mit einem Tourenvorschlag.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°39’15.71″N, 6°30’06.55″E – NaturForum Bislicher Insel
51°39’15.51″N, 6°30’03.44″E – Trafostation
51°39’17.51″N, 6°29’54.89″E – Wege zur Bislicher Insel
51°38’55.92″N, 6°29’50.99″E – Beobachtungshütte 1
51°38’57.00″N, 6°29’45.82″E – Beobachtungshütte 2
51°38’26.47″N, 6°29’44.90″E – Beobachtungshütte 3
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
327193 m, 5725552 m – NaturForum Bislicher Insel
327133 m, 5725548 m – Trafostation
326971 m, 5725615 m – Wege zur Bislicher Insel
326873 m, 5724951 m – Beobachtungshütte 1
326775 m, 5724987 m – Beobachtungshütte 2
326725 m, 5724045 m – Beobachtungshütte 3
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Quellen und weitere Informationen:
Naturschutzgebiet Bislicher Insel: www.rvr.ruhr
Stadt Xanten zum NaturForum: www.xanten.de
NABU-Kreisgruppe Wesel: www.nabu-wesel.de