Die Thier-Galerie Dortmund

Kohle, Stahl und Bier – zusammen bildeten sie den sogenannten Dortmunder Dreiklang und waren die Standbeine, die die Stadt Dortmund einst prägten und groß gemacht haben. Damit unterschied sich die Stadt im östlichen Ruhrgebiet von anderen Städten im Ruhrgebiet, deren Wirtschaft hauptsächlich auf den Montansektor ausgerichtet war. Bedingt durch die wachsende Nachfrage nach dem neuen, untergärigen und goldgelben Bier und neue technische Möglichkeiten der Kühlung, stieg die Stadt zum größten Bierproduzenten auf dem Kontinent auf, was ihr auch den Titel Europas Bierstadt Nr. 1 gab. Acht namhafte Brauereien produzierten vor allem das Dortmunder Export: Kronen, Ritter, Hansa, DAB (Dortmunder Actien-Brauerei), Union, Bergmann, Stifts und Thier. Einige Brauereien bildeten durch ihre große Zahl z.B. an der Rheinischen Straße fast ein kleines Stadtviertel. Ihr Zenit war jedoch mit der zunehmenden Beliebtheit des Pilsener Bieres gegen Ende des 20. Jahrhunderts überschritten. Der Absatz der Brauereien ging stark zurück, was Schließungen von Brauereien und Übernahmen von Markenrechten zufolge hatte. Bis auf einige Ausnahmen ist somit zusammen mit den anderen alten Standbeinen der Dortmunder Wirtschaft der Dreiklang mehr oder weniger verklungen.

Die Thier-Brauerei wurde im Jahr 1854 als Brauerei Hövel, Thier & Co. gegründet und nach den Firmenbesitzern benannt. Ihre Anlagen befanden sich in der Innenstadt Dortmunds und erstreckten sich südlich des Westenhellwegs, der westlichen Fußgängerzone der Stadt, bis zum Verwaltungsgebäude am Hohen Wall. Mitte der 1990er Jahre erfolgte in der allgemeinen Absatzkrise des Dortmunder Exportbieres ein großer Wandel in der Brauereilandschaft. Im Jahre 1992 wurde die Thier-Privatbrauerei durch die Kronenbrauerei erworben, deren Vertriebsrechte wiederum 1996 an die Deutsche Actien-Brauerei und damit die Radeberger Gruppe verkauft wurden. Die Produktionsstätten der Kronen- und Thierbrauerei wurden gebündelt und an die Steigerstraße in der Nordstadt verlegt. In der Innenstadt blieb eine Gebäude- und Flächenbrache zurück. In der Folgezeit dominierten in diesem Gebiet eine Kneipen- und Partyszene, leer stehende Gebäude und brachliegende Keller – und dies nur wenige hundert Meter von einer der wichtigsten und meistbesuchten Einkaufsstraßen in Nordrhein-Westfalen entfernt.

Am 15. September 2011 eröffnete fast genau 15 Jahre nach Umsiedlung der Brauerei ein neues Einkaufszentrum, das große Teile der Brachfläche und leer stehenden Gebäude überbaut. In der folgenden Luftbild-Abbildung ist die Thier-Galerie in der Mitte dargestellt und mit einer Kontur gekennzeichnet. Mit Mausklick oder Fingertipp lässt sich der Ausschnitt auf ein historisches Luftbild aus dem Jahre 1969 umschalten, das die alten Brauerei-Anlagen (siehe auch Dachbeschriftung „Thier-Bräu“) zeigt. Bei erneutem Klick wird wieder auf die aktuelle Ansicht gewechselt. Am rechten Bildrand ist dort übrigens der Hansaplatz mit in Errichtung befindlichem Dortmunder Weihnachtsbaum zu erkennen.

Etwa zwei Jahre dauerte die Errichtung der Thier-Galerie durch die ECE Projektmanagement GmbH, die sowohl durch ihre Architektur als auch ihr großes Sortiment auffällt: Auf etwa 33.000 m² Fläche befinden sich in mehreren Stockwerken etwa 160 Geschäfte. Dazu zählen ca. 5.000 m² Bürofläche und Parkraum mit 750 Parkplätzen auf dem Dach. Die Angebotspalette reicht von Mode-, Sport- und Schuhartikel über Elektronik, Gesundheit, Schmuck und Lebensmittel bis Dienstleistungen wie Friseure, Nagelstudios oder Reisebüros. Nicht zu vergessen ist die FoodLounge im 2. Obergeschoss mit verschiedensten Gastronomie. Dabei ergänzen viele der Geschäfte das Angebot der Dortmunder Innenstadt (z.B. Primark, Hollister oder Starbucks) oder schließen sogar Lücken (z. B. Rewe – Lebensmittelmärkte waren in der City bislang rar).

Neben dem Waren- und Geschäftsangebot beeindruckt vor allem die Architektur des Einkaufszentrums. Im Süden ist das alte Thier-Verwaltungsgebäude erhalten geblieben, im Norden bildet das abgerissene und neu rekonstruierte Berlet-Kaufhaus mit seinen neoklassizistischen Säulen einen markanten Eingangsbereich zur Fußgängerzone Dortmunds. Mittelpunkt ist ein dreieckiges Gebäude im Gebäude, das durch eine ringsherum führende und bis zu fünfstöckige Passage mit Brücken und Galerien umrundet werden kann. Abgestützt auf den teils nostalgischen Geländer-Abschnitten oder Glasbrüstungen lässt sich somit das Treiben der Besucher gut beobachten. Eingänge befinden sich auf mehreren Höhenstufen an vier Seiten der Galerie.

Folgende Bilder zeigen einen Eindruck von der Thier-Galerie, deren Veröffentlichung freundlicherweise durch das Center-Management genehmigt wurde.

Tipp des Autors: An die einstige Brauereinutzung erinnert heute nur noch der Name, doch der Gang durch die Galerie ist angesichts der beeindruckenden Architektur sehr lohnenswert. Kombiniert werden kann der Besuch fußläufig mit dem Dortmunder U mitsamt seinen Ausstellungen.

Informationen zum Besuch:

Geöffnet sind die Geschäfte der Galerie einheitlich Mo-Do von 10.00-20.00 Uhr, Fr und Sa von 10.00-22.00 Uhr. Einzelne Läden öffnen auch früher. Die Galerie selbst ist von 08.00 bis 20.30 bzw. 22.30 Uhr geöffnet. Das gastronomische Angebot ist auch sonntags von 12.00-18.00 Uhr nutzbar.

Im Haus befinden sich sanitäre Einrichtungen, die teilweise auch behindertengerecht sind. Alle Gebäudeeinrichtungen und Geschäfte sind dank Aufzügen und Rolltreppen barrierefrei erreichbar. Hunde dürfen an der Leine mit in das Gebäude genommen werden.

Anreise mit dem Auto: Auf der B1 als Verlängerung der A44 aus Richtung Kassel und der A40 aus Richtung Essen bis zur Ausfahrt Dortmund-Zentrum (B54). An der Ausfahrt aus beiden Richtungen rechts auf die Ruhrallee Richtung Innenstadt abbiegen. Im Verlauf die linke Fahrspur wählen. Nach ca. 1,2 km links (rechte der beiden Linksabbiegerspuren) abbiegen auf den Südwall (Richtungshinweis Wallring, Stadttheater). Auf die rechte Fahrspur einordnen. An der zweiten Kreuzung rechts in die Hövelstraße. Hier befindet sich eine Zufahrt zum Parkhaus auf der Galerie (gebührenpflichtig).

Alternativ die darauffolgende Straße rechts (Grafenhof) und sofort rechts Richtung Galerie.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Hövelstraße in Dortmund

Anreise mit Bus und Bahn: Mit dem Nah- und Fernverkehr bis Dortmund Hbf. Von dort zu Fuß vom Bahnhofsvorplatz über die Freitreppe geradeaus, über die Kampstraße und bis zum Westenhellweg – rechts an der Petrikirche vorbei. Rechts in die Fußgängerzone bis zur Thier-Galerie. Alternativ vom Hauptbahnhof mit den U-Bahnen der Linien Richtung Aplerbeck, Hörde, Stadion und Hacheney bis zur nächsten Haltestelle Kampstraße. Dort den Ausgang Westenhellweg wählen und der Fußgängerzone rechts bis zur Galerie folgen.

Geographische Koordinaten: 51°30’50.46″N, 7°27’31.73″E – Eingang Westenhellweg
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 393057 m, 5708113 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Offizielle Internetseite: www.thiergalerie.de

Infos zum Dortmunder Export: www.besser-bier-brauen.de

Dortmunder Bier (Radeberger Gruppe): www.brauereierlebnis-dortmund.de