Die Halde Massen
Ein kleiner Haldenrest mitten auf der Kreis- und Stadtgrenze
Kompost-Behälter werden gerne an den Rand des Grundstücks gesetzt, auf der abgewandten Seite der Hauptwindrichtung, damit vor allem die Nachbarn was vom gärenden Geruch und vielleicht auch von den Ratten haben. So ähnlich stellen das offensichtlich auch viele Städte an, die ihre Mülldeponien an den nordöstlichen Rand ihres Gemeindegebietes legen. Außerdem auch die Industriegebiete oder Kraftwerke. Die Bergehalde der Zeche Massen liegt sogar direkt auf der Grenze zwischen den Städten bzw. Kreisen Dortmund und Unna. Geteiltes Leid ist in diesem Falle doppelte Freude, denn heute präsentiert sich hier ein grenzüberschreitender kleiner Park. Mehrheitlich auf Unnaer Stadtgebiet gelegen, wird er sicherlich aber am meisten von Wickedern aus Dortmund genutzt, die viel näher an ihm wohnen als die Massener aus Unna.
Doch zunächst einmal etwas zum Hintergrund von dieser Halde auf der Stadt- und Kreisgrenze. Massen ist vor allem für die 2009 geschlossene Landesstelle für Aussiedler, Zuwanderer und Flüchtlinge (kurz Landesstelle Massen). Vor allem Flüchtlinge aus der DDR aber auch aus dem Kosovo wurden hier übergangsweise untergebracht – für sie war dieser Ort das Tor zur Bundesrepublik. Die Landesstelle ist eine in sich geschlossene Kolonie am Nordrand von Massen und auch unter dem Namen „Buderuskolonie“ bekannt und ist heute u.a. Sitz einer privaten Fachhochschule. Seit 2015 befindet sich hier wieder die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in NRW. Errichtet wurde die Kolonie 1916 als Bergarbeitersiedlung der Zeche Massener Tiefbau:
Von 1859 bis 1925 wurde in der Zeche Massener Tiefbau Kohle gefördert und teilweise in einer Kokerei und Brikettfabrik weiterverarbeitet. Praktischerweise verliefen gleich zwei Eisenbahnstrecken in relativer Nähe an der Zeche vorbei – die Strecke von Hamm nach Hagen und die Strecke von Welver über Königsborn nach Dortmund-Süd, letztere wird heute auf dem Abschnitt Königsborn-Dortmund als reine S-Bahn-Trasse genutzt. Beide Strecken konnten zum Abtransport der Kohle per Eisenbahn genutzt werden. Der Abraum der Zeche wurde auf einer Halde direkt neben der Schachtanlage I / II am Wickeder Hellweg gelagert, allerdings ist ein Teil der ehemals deutlich größeren Bergehalde für den Autobahnbau der A44 verwendet worden, die in den 1970er Jahren entstand. Deutlich erkennbar ist die Halde auf der folgenden historischen Abbildung aus den 1950er Jahren. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.
Die heute übrig gebliebene Halde Massen liegt direkt auf der Stadtgrenze zwischen Dortmund und Unna, ist etwa 10 Meter über der Umgebung hoch und erreicht eine maximale Höhe von 89 Metern über dem Meeresspiegel. Damit ist sie für Laien kaum als Bergehalde erkennbar und kann ohne weiteres für eine natürlich entstandene Erhebung gehalten werden. Ringsherum ist die Halde Massen von dichten Büschen und Bäumen bewachsen. Besonders charakteristisch ist die große, runde Wiesenfläche in der Mitte der Halde, die von einem ringförmig angelegten Weg eingerahmt wird. Hier und dort stehen einzelne Bäume. Holzbänke sind hier und dort zu finden. Das Gras wird regelmäßig gemäht.
Man darf sich nicht erschrecken, wenn sich plötzlich Flugzeuge am nahen Dortmunder Airport in die Lüfte erheben. Sie lassen sich je nach Windrichtung und damit auch die Startrichtung der Flieger beobachten, wie sie in die Ferne verschwinden und immer höher aufsteigen. Meist nach Osteuropa oder nach Malle. Im Sommer 2018 hat sich die Halde wie auf den folgenden Fotos dargestellt präsentiert.





Nicht ganz so trocken wie 2018 war es beim ersten Besuch 2010. Damals wurden noch mehr Wiesenfläche abgemäht und nur einige Wildwiese-Inseln erhalten. Am höchsten Punkt existierte eine Art Steingarten, heute praktisch nicht zugänglich, ohne sich durch den wilden Busch zu laufen.
Wie viele der Kleinhalden wird auch dieses Exemplar – abgesehen von einigen Grillmeistern – hauptsächlich von Anwohnern und dabei vor allem zum Ausführen von Hunden genutzt. Die Aussicht wird im Sommer durch Laub der umgebenden Bäume eingeschränkt. Immerhin ist die Halde gepflegt und Bänke und Mülleimer wurden aufgestellt. Zugänge zur Halde Massen findet man im Nordwesten, Nordosten und Südosten – hier passenderweise an einem Weg, der Haldenstraße heißt. Erwähnenswert ist auch der Name der Straße, die einen Zugang im Süden hat. Sie heißt auf dem Stadtgebiet von Dortmund „Frische Luft“ – angesichts der damals aktiven Zeche mit sicherlich hohem Staub-Ausstoß mehr ein Wunsch als Tatsachenbeschreibung. Die nachfolgenden Bilder stammen aus dem Jahr 2010.






Tipp des Autors: In der Nähe befindet sich der Pleckenbrinksee, ein junges Gewässer, das sich durch Bergsenkungen mitten in einem Acker gebildet hat. Durch das Wickeder Ostholz ist er zu Fuß oder mit dem Fahrrad gut erreichbar. Von dort gelangt man schnell zum Radweg an der Körne.
Informationen zum Besuch:
Anreise mit dem Auto: Auf der A44 (aus Richtung Kassel) bzw. der B1 (aus Richtung Dortmund) bis zur Ausfahrt Holzwickede. Dort auf die Nordstraße Richtung Dortmund-Flughafen (Beschilderung). An der Kreuzung am Flughafen rechts Richtung Unna. An der Ampel nach exakt einem Kilometer links Richtung Wickede abbiegen und dem Straßenverlauf um drei 90°-Kurven um die Landebahn folgen. An der abknickenden Vorfahrt rechts fahren in die Zeche-Norm-Straße. An der Ampel vor der Bahnbrücke rechts in den Altwickeder Hellweg und diesem bis zur Gudrunstraße (links, einige hundert Meter hinter dem Bahnhof) folgen. Hier im Bereich parken. An der Straße befinden sich zwei Zugänge.
Zieleingabe in das Navigationssystem: Altwickeder Hellweg, Kreuzung Gudrunstraße in Dortmund oder
Massener Hellweg, Kreuzung Haldenstraße in Unna. Achtung: Der Massener Hellweg geht in Höhe der Halde an der Stadtgrenze in den Altwickeder Hellweg über!
Geographische Koordinaten: 51°32’6.62″N, 7°38’1.91″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 405247 m, 5710225 m
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Anreise mit Bus und Bahn: Von Dortmund-Stadthaus, Dortmund-Dorstfeld oder Unna mit der S4 bis Dortmund-Wickede. Von dort zu Fuß auf der Südseite dem Wickeder Hellweg nach Osten folgen. Nach etwa 450 Metern befindet sich rechts der erste Haldenzugang an einer Schranke. Alternativ einige Hundertmeter dahinter rechts an der Haldenstraße.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Die Hellweg-Route führt über die Straße Frische Luft direkt an der Halde Massen vorbei. Mit einem Abstecher via Pleckenbrinksee und Ostholz wird die Halde auch vom Radweg an der Körne erreicht.
Kartenmaterial / Literatur: In den dargestellten gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region des in diesem Beitrag beschriebenen Ortes abgebildet. Die thematisch passenden Bücher sind zur Vertiefung empfohlen. Mit Klick auf die jeweilige Karte gelangen Sie zur entsprechenden Seite bei Amazon*.