Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt (Binnenschifffahrtsmuseum) in Duisburg
Neben Kaianlagen, Lagerhäusern und Kranschienen stößt man in Ruhrort auf ein Gebäude, das auf den ersten Blick so gar nicht nach Hafen aussieht: das ehemalige Schwimmbad an der Apostelstraße. Hinter seiner Jugendstilfassade verbirgt sich heute das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt oder auch Binnenschifffahrtsmuseum.
Es ist ein Ort, an dem Architekturgeschichte und Hafenleben auf besondere Weise zusammenkommen. Wer den Hafen, Ruhrort und die Freizeitanlagen erkundet, findet hier nicht nur Ruhe vom geschäftigen Treiben, sondern zugleich einen eindrucksvollen Einblick in die Welt der Schifffahrt, die den Stadtteil an der Mündung der Ruhr in den Rhein seit Jahrhunderten prägt.

Von der Badeanstalt zum Museum
Das Gebäude selbst erzählt schon eine eigene Geschichte. Im Jahr 1910 wurde die Ruhrorter Badeanstalt eröffnet. Seinerzeit besaß sie zwei separate Schwimmhallen für Damen und Herren, hohe Rundbogenfenster und typische Merkmale des Jugendstils. Für viele Menschen, die damals noch keine eigene Badegelegenheit hatten, war das städtische Bad ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Bis in die 1980er-Jahre nutzten Menschen die Anlage, ehe sie geschlossen wurde. Wer den Schriftzug über dem Eingang übersieht und nicht davon weiß, wundert sich spätestens an der Aufforderung für Badegäste, vor Betreten des Schwimmbeckens den Körper gründlich unter den Brausen mit Seife zu waschen.




Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt existiert schon fast so lange wie das Schwimmbad. Erste Sammlungen wurden in den 1920er-Jahren im sogenannten Tausendfensterhaus gezeigt, später fand das Museum im Ruhrorter Rathaus eine neue Bleibe. Doch erst mit der Schließung des Schwimmbads und seiner Restaurierung im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Emscher Park erhielt die Sammlung ein dauerhaftes Zuhause.
Im Jahr 1998 öffnete das Haus in der Apostelstraße unweit vom Eisenbahnbassin seine Türen – diesmal mit großzügigen Ausstellungshallen, die dem Thema Binnenschifffahrt den passenden Rahmen geben.











Schifffahrt zum Anfassen
Die Dauerausstellung erstreckt sich über mehrere Etagen des ehemaligen Schwimmbads und führt durch die gesamte Entwicklung der Binnenschifffahrt: von den ersten Flößen über Lastensegler und Dampfschiffe bis zu den modernen Schubverbänden. Zahlreiche Schiffsmodelle, historische Karten, Fotografien und Dokumente geben einen Überblick über Technik, Handel und Alltag auf den Wasserwegen. Man muss nur den beleuchteten Zahlen folgen und erkundet dabei die gesamte Ausstellung.
Besonders eindrucksvoll ist der Lastensegler Tjalk von 1913, der in der ehemaligen Herrenschwimmhalle unter voller Takelage aufgebaut ist. Er veranschaulicht, wie Güter noch vor gut hundert Jahren auf dem Rhein transportiert wurden.
Einen Kontrast dazu bildet das „Spielschiff Hermann“ in der früheren Damenschwimmhalle – ein begehbarer Nachbau eines modernen Binnenschiffes, der den Besuchenden die Möglichkeit gibt, selbst an Deck zu gehen und Schifffahrt aus nächster Nähe zu erleben (und das Steuerrad anzufassen).




Ergänzt wird die Ausstellung durch Gegenstände, die das Leben der Schifferfamilien auf engstem Raum sichtbar machen. Multimediale Stationen und historische Filmaufnahmen schlagen die Brücke in die Gegenwart und verdeutlichen den Wandel von Arbeit und Technik auf den Flüssen und Kanälen.
Wasserstraßen und Technik
Ein weiterer Ausstellungsteil widmet sich den Wasserstraßen selbst – den Flüssen und Kanälen mit ihren Hebewerken und Schleusen, Kränen und Brücken, die die Binnenschifffahrt erst möglich machen. Viele dieser Themen werden anhand detaillierter Modelle veranschaulicht. Besonders eindrucksvoll ist eine interaktive Station, an der man eine Schleuse virtuell bedienen und so das technische Zusammenspiel von Wasserstand und Schiffsbewegung nachvollziehen kann.









Wer anschließend im Ruhrgebiet unterwegs ist, begegnet solchen Bauwerken in der Realität wieder: etwa an der Ruhr (zum Beispiel bei einer Radtour auf dem RuhrtalRadweg) mit ihren Schleusen und Buhnen, die zur Schiffbarmachung angelegt wurden, oder am Schiffshebewerk Henrichenburg, das als technisches Denkmal eindrucksvoll die Bedeutung dieser Anlagen zeigt, oder die Schwanentorbrücke am Innenhafen.
Ein Schwimmbad zum Wiederentdecken
Besonders reizvoll ist es, das alte Schwimmbad beim Rundgang Stück für Stück wiederzuerkennen. Zunächst beeindruckt die Weite der Hallen mit ihren hohen Fenstern, doch beim Weitergehen offenbaren sich die Details. Das Schwimmbad ruht auf Beton-Stützen. Früher sicherlich unzugänglich, ist die Ausstellung auch in diesen Räumlichkeiten untergebracht. Und man kann sogar in den ehemaligen Beckenraum gehen. Dort zeigen die Wandfliesen und die typische Neigung zwischen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich unübersehbar, dass hier früher gebadet wurde.
Dieser unerwartete Blick in die Vergangenheit des Hauses macht den Besuch des Museums noch eindrucksvoller. So wird der Museumsbesuch auch zu einer kleinen Spurensuche in der Architekturgeschichte Ruhrorts.
















Historische Museumsschiffe
Nur wenige Schritte vom Museumsgebäude entfernt liegt am Leinpfad ein weiterer Höhepunkt: die Sammlung historischer Museumsschiffe. Hier kann man den letzten erhaltenen Seitenradschlepper Oscar Huber von 1922 besichtigen, der einst Lastkähne stromaufwärts zog. Gleich daneben liegt der Eimerkettendampfbagger Minden aus dem Jahr 1882, ein eindrucksvolles Beispiel für die harte Arbeit des Flussausbaus.
Diese schwimmenden Denkmäler machen die Bedeutung der Binnenschifffahrt für Ruhrort besonders anschaulich: Hier im Hafenviertel, wo die Schiffer mit ihren Familien lebten und arbeiteten, wird deutlich, wie sehr der Alltag des Stadtteils vom Leben auf dem Wasser geprägt war.
Informationen zum Besuch:
Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt ist Di-So 10.00-17.00 Uhr geöffnet. An verschiedenen Feiertagen ist das Museum geöffnet. Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). An Donnerstagen gilt „pay what you want“ (Bezahle, was du möchtest). Die Ruhr.Topcard berechtigt zum einmaligen freien Eintritt.
Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen. Im Museum gibt es ein Café.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A42 bis zur Ausfahrt 5 Duisburg-Beeck-Bruckhausen. Aus Richtung Moers rechts auf die Stepelsche Straße, aus Richtung Oberhausen zunächst geradeaus auf die Hoffsche Straße, dann links auf die Stepelsche Straße. Diese geht in die Deichstraße über. Nach ca. 3 Kilometern nach der Linkskurve links in die Apostelstraße. Hier befindet sich der Eingang.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Apostelstraße 84 in Duisburg
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Oberhausen Hauptbahnhof mit der RB 36 bis Duisburg-Ruhrort. Von dort rechts auf die Friedrich-Ebert-Straße, dann links in die Deichstraße bis zur Kreuzung Apostelstraße, dort rechts zum Binnenschifffahrtsmuseum. Der Fußweg beträgt etwa 500 Meter.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Die D-Route D8 bzw. EuroVelo 15 Rhein-Radweg und D7 bzw. EuroVelo 3 Pilger-Route, die Niederrheinroute, der Erlebnisweg Rheinschiene und die Deutsche Fußball-Route NRW verlaufen fast direkt am Binnenschifffahrtsmuseum vorbei. Das Museum liegt am Knotenpunkt 27, erreichbar vom Knoten 26 bzw. 39.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Binnenschifffahrtsmuseum bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrrad-Tourenkarte RuhrtalRadweg* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000), Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000)
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Industrieland Nordrhein-Westfalen: Eine fotografische Reise durch die Industriegeschichte* und Wanderglück Industriekultur: Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung:
Geographische Koordinaten: 51°27’34.78″N, 6°43’48.03″E – Eingang zum Binnenschifffahrtsmuseum
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 342303 m, 5703386 m – Eingang zum Binnenschifffahrtsmuseum
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.