Der Hengsteysee und die Hohensyburg

Der Hengsteysee ist der älteste der sechs Ruhrstauseen, die die Ruhr auf ihrem Weg von der Quelle bis zur Mündung passiert. Er beginnt direkt am Zusammenfluss von Ruhr und Lenne und beschreibt von der Form her einen langgezogenen Linksbogen unterhalb der Ruhrsteilhänge. Oben befindet sich außerdem die Ruine der Hohensyburg direkt neben dem weithin sichtbaren Kaiser-Wilhelm-Denkmal.

Der See ist sehr beliebt für viele Arten von Freizeitsport auf dem oder am Wasser. Einige Rad- und Wanderwege erschließen das Gewässer und die Berge. Der berühmte RuhrtalRadweg führt sogar direkt am Ufer entlang. Der WestfalenWanderWeg und der Ruhrhöhenweg erklimmen dagegen die Ruhrsteilhänge, die sich am Nordufer des Sees steil erheben.

Ausblick von der Aussichtsplattform auf dem Vincke-Turm auf den Hengsteysee und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Ausblick von der Aussichtsplattform auf dem Vincke-Turm auf den Hengsteysee und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Spuren des Bergbaus lassen sich am besten auf dem kurzen Syburger Bergbauwanderweg beobachten – ein beeindruckendes Besucherbergwerk ermöglicht dabei den Einblick in die schwere Arbeit der Bergleute unter Tage.

Alle diese Ziele werden im weiteren Verlauf vorgestellt und lassen sich ganz frei nach Interesse für einen interessanten oder sportlichen Besuch am See kombinieren.

Der See lässt sich auf einer ca. 15 Kilometer langen Tour komplett umrunden (eine Abkürzung auf weniger als die Hälfte ist an der Halbinsel möglich). Zur Orientierung ist im Folgenden eine Übersichtskarte mit dem optimalen Uferweg, mit Parkplätzen und den relevanten Sehenswürdigkeiten abgebildet. Die meisten Themen (Hengsteysee, Koepchenwerk, Bergbauweg, Hohensyburg, Kaiser-Wilhelm-Denkmal) werden in einzelnen Beiträgen näher vorgestellt.

Die Karte ist interaktiv. Mit der Maus oder dem Finger lässt sich die Abbildung auf eine in der Lage identische Karte der Preußischen Uraufnahme aus den 1830er Jahren umschalten. Darin ist der historische Verlauf der Ruhr im Tal von Bathey und Hengstey gut zu erkennen – also die Gestalt des flachen Ruhrtals mit den Ruhrsteilhängen im Norden vor dem Anstau des Sees. Darauf erkennt man auch den ein oder anderen Hof, der in den Fluten untergegangen ist.

Informationen zum Besuch:

Erfahrungsgemäß sind die Parkplätze in Seenähe an Wochenenden und Feiertagen bei gutem Wetter schnell überlastet. Um unnötigen Stress zu vermeiden, am besten früh anreisen, Alternativen überlegen (Busverbindungen) oder in abgelegeneren Gebieten parken mit größerem Rad- oder Fußweg zum Ausgangspunkt.

Anreise mit dem Auto:

Zum Hengsteysee:

Auf der A1 bis zur Ausfahrt 87 Hagen-Nord. Aus Richtung Münster links, aus Richtung Wuppertal rechts abbiegen auf die Dortmunder Straße Richtung Dortmund. Ein erster Parkplatz befindet sich am Südufer des Sees (auch Biker-Treff). Hinter der Seebrücke liegt ein weiterer kleiner Parkplatz.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Dortmunder Straße, Kreuzung Batheyer Straße in Hagen oder Hengsteystraße in Dortmund

Nach Hohensyburg:

Auf der Autobahn A1 bis zur Ausfahrt 87 Hagen-Nord. Aus Richtung Wuppertal rechts, aus Richtung Dortmund links abbiegen auf die Dortmunder Straße Richtung Hohensyburg. Dem Straßenverlauf über den Hengsteysee folgen und die Serpentinenstrecke durchfahren. An der Ampel ganz oben rechts auf die Hohensyburgstraße. Kostenlose Parkplätze befinden sich hier am Straßenrand. Kostenpflichtige Parkplätze mit wechselnden Gebühren befinden sich am Spielcasino. Von hier aus werden Ruine und Denkmal auf kürzestem Wege erreicht.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Hohensyburgstraße in Dortmund

Zum Koepchenwerk / Stauwehr in Herdecke:

Auf der A1 bis zur Ausfahrt 88 Hagen-West. Aus allen Richtungen rechts abbiegen auf die Weststraße und im Kreisverkehr links auf die Herdecker Straße Richtung Herdecke abbiegen. Nach der Ruhrbrücke abfahren und rechts auf die Hengsteyseestraße. Rechts abbiegen und der Straße weiter folgen. Nochmals rechts halten und bis zum Ende fahren. Hier befindwen sich begrenzte Parkplätze am Rand. Sind diese voll, gibt es in benachbarten Nebenstraßen (Gerhart-Hauptmann-Weg) Parkmöglichkeiten. Zum Koepchenwerk links am Wehr vorbei laufen (ca. 1,3 km / 15 Minuten).

Zieleingabe ins Navigationssystem: Im Schiffswinkel in Herdecke

Anreise mit Bus und Bahn:

► Zum Hengsteysee: Von Hagen Hbf. mit dem Bus der Linie 512 Richtung Hohensyburg bis Hengsteysee. Alternativ mit der Linie 515 bis zum Südufer Hengstey.

► Zum Casino Hohensyburg / Hohensyburg / Kaiser-Wilhelm-Denkmal: Von Bahnhof Dortmund-Hördemit dem Bus der Linie 442 oder 443 Richtung Syburg bis zur Endstation. Von Hagen mit der Linie 512 bis zur Endstation.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike und für Wandernde:

Der RuhrtalRadweg führt direkt am Nordufer des Hengsteysees vorbei (siehe Karte). Vom Südufer zweigt der Lenne-Radweg ab. Neben einem dichten Netz regionaler Wanderwege verläuft der WestfalenWanderWeg XW über den Ruhrsteilhang oberhalb des Sees und am Casino und der Ruine vorbei.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Hengsteysee bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), Kompass Fahrrad-Tourenkarte RuhrtalRadweg* (1:50.000), Kompass Fahrradführer RuhrtalRadweg* (Spiralo-Bindung) und BVA-Karte Kompakt-Spiralo RuhrtalRadweg* (Spiralo-Bindung).

In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Auszeiten für die Seele im Ruhrgebiet* und Blaue Glücksorte im Ruhrgebiet* sowie Kompass Rad-Reiseführer RuhrtalRadweg*.

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radtouren am Wasser* und SUP-Guide Nordrhein-Westfalen*

Ausgesuchte Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung sind am Ende des Artikels aufgeführt.

Der Hengsteysee

Freizeitspaß am „Pärdeklötentümpel“

Der Hengsteysee ist der älteste der sechs Ruhrstauseen, die die Ruhr auf ihrem Weg von der Quelle bis zur Mündung passiert. An ihn grenzen die Städte Hagen, Dortmund und Herdecke. Sein Stauwehr, etwas kläglich für die Bezeichnung Talsperre, steht unweit der Ortschaft Hagen-Hengstey, nach der er auch benannt ist. Eröffnet wurde der See im Jahre 1929.

Er diente seinerzeit bis noch heute der Reinigung des Flusswassers und dabei insbesondere zur Sedimentation, also der Ablagerung mitgeführten Schlamms und Gerölls vor allem aus der Lenne, die direkt am See unter der Eisenbahnbrücke mit der Ruhr zusammenfließt. Der See überflutet seitdem ehemalige Weide- und Wiesenflächen und dabei u.a. die Liegenschaften des einstmaligen Schlosses Niedernhofen, dessen Grundmauern heute noch im Seeboden stehen (und die zum Teil sogar im Luftbild zu erahnen sind).

Übersichtskarte Hengsteysee

Vom Fluss zum See

Die einstige Lage der Ruhr, die sich im äußersten Norden des heutigen Sees entlang des sogenannten Ruhrsteilhangs bewegte, lässt sich noch heute schön anhand der Lage der Grenze zwischen der Stadt Hagen, der Stadt Herdecke bzw. dem Ennepe-Ruhr-Kreis und der Stadt Dortmund in Karten nachvollziehen. Die Grenze verläuft historisch bedingt nicht durch die Mitte des Sees, sondern etwa durch die Mitte des ursprünglichen Flusses. Eines der letzten wenigen offensichtlichen Indizien darauf ist der Mäuseturm, der auf der sogenannten Hengsteyseeinsel unweit der Funkenburg den südlichen Brückenturm einer Fußgängerbrücke darstellt, die hier einmal die Ruhr überquert hat. Nur zwischen diesem Turm und heutigem Ufer verlief früher die schmale Ruhr.

Wehr und Brücke des RuhrtalRadwegs am Hengsteysee
Wehr und Brücke des RuhrtalRadwegs am Hengsteysee
Kleiner Hafen gegenüber vom dem alten und neuen Pumpspeicherwerk mit dem hochgelegenen Speicherbecken
Kleiner Hafen gegenüber vom dem alten und neuen Pumpspeicherwerk mit dem hochgelegenen Speicherbecken
Aussichtspunkt nahe dem Friedhof von Herdecke mit Blick auf den See und die Hohensyburg
Aussichtspunkt nahe dem Friedhof von Herdecke mit Blick auf den See und die Hohensyburg
Schattiger Aussichtspunkt auf dem Ruhrsteilhang am WestfalenWanderWeg hoch über dem Hengsteysee
Schattiger Aussichtspunkt auf dem Ruhrsteilhang am WestfalenWanderWeg hoch über dem Hengsteysee

Neben dem Zweck der Sedimentation spielt insbesondere die Naherholung eine große Rolle, weshalb der Hengsteysee vor einiger Zeit bei einer Umfrage des WDR als eine der zehn beliebtesten Talsperren im Land benannt wurde.

Blaue GlücksorteDer Hengsteysee ist ein „blauer Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Melanie Brozeit. Unter dem Leitsatz „Fahr raus und tauch ein“ bietet es fast 80 Ziele am Ufer, auf oder im Wasser an Flüssen, Seen, Kanälen und Häfen im Revier. Blaue Glücksorte im Ruhrgebiet*

Radfahren und Wandern am Hengsteysee

Direkt am See verläuft der RuhrtalRadweg von der Quelle der Ruhr bei Winterberg bis zur Mündung in den Rhein in Duisburg entlang. Er führt flussabwärts zunächst am Nordufer auf einem asphaltierten Weg und wechselt schließlich auf die andere Seeseite. Teilweise getrennt vom Fußgängerweg führt er dem Bogen des Sees folgend bis zum Stauwehr, um dort Richtung Herdecke fortzuführen. Der Weg lässt sich auch von Wandernden gut nutzen.

Von Radfahrenden lässt sich der See auf einer 15 Kilometer langen Strecke umrunden (hellblauer und grüner Pfad in der Übersichtskarte). Die Brücke über die Halbinsel ist eine mögliche Abkürzung der Runde. Eine Verlängerung ist mit der Umrundung des Harkortsees möglich. Dort beginnt am Cuno-Kraftwerk auch der etwa 4 km lange Energiewirtschaftliche Wanderweg. Er endet hier am Hengsteysee am Koepchenwerk. An 10 Stationen stehen vor Einrichtungen zur Energiegewinnung oder -nutzung große Informationstafeln. Der Weg ist in der oben gezeigten Karte orangefarben eingezeichnet.

Bei einer Radtour auf dem RuhrtalRadweg werden bis auf das Koepchenwerk die meisten Stationen automatisch passiert. Oberhalb des Sees, erreichbar zum Beispiel von Herdecke aus oder vom Seeschlösschen, läuft man auf dem WestfalenWanderWeg XW von Hattingen nach Altenbeken oder dem Ruhrhöhenweg XR.

Halbinsel zwischen einem Arm des Sees auf der linken und dem Einlauf der Ruhr auf der rechten Seite
Halbinsel zwischen einem Arm des Sees auf der linken und dem Einlauf der Ruhr auf der rechten Seite

Freizeitmöglichkeiten bietet auch der See selbst. Beliebt ist im Sommerhalbjahr das Ausleihen von Ruder- oder Tretbooten, mit denen man flussaufwärts zur Eisenbahnbrücke oder auf den See fahren kann. Die Ausleihe befindet sich unmittelbar an der Straßenbrücke auf der Halbinsel. Unweit der Eisenbahnbrücke passiert man häufig Angler, die in ihren wasserdichten Hosen mit ihren Angelgeräten meist mitten in der Ruhr stehen. Hier soll man mit etwas Glück auch Eisvögel sehen können.

Monas Wandertipps:
Wer um den ganzen See laufen möchte, hat viel Zeit und Gelegenheit, mal etwas auszuprobieren. Verbinde deine Atmung mit deinem Schritt. Atme zum Beispiel vier Schritte lang ein und vier Schritte lang aus. Das hilft mir, den Geist und unerwünschte Gedankenspiele zum Beispiel über die Arbeit zu beruhigen und den Fokus auf die Wanderung zu schärfen.

Der Pärdeklötentümpel im Schnee

Selten und daher besonders wertvoll sind die Tage, an denen nach Schneefall sonniges Winterwetter herrscht und sich die Landschaft besonders zauberhaft zeigt. Am Hengsteysee können sich die verschiedenen Ausrichtungen der Hänge und Wege dann völlig unterschiedlich präsentieren. Während geschützte Wege und Flächen mit einer dicken Schicht von Schnee oder Eis bedeckt sind, können die Südhänge des Kleffs durch die stärkere Sonneneinstrahlung schon komplett schneefrei sein. Es ergeben sich dadurch interessante Spaziergänge rund um den See und auf die Hügel.

Hengsteysee mit Schnee am Ufer und zwei Spaziergängern
Yachthafen am Hengsteysee mit Schnee auf den Stegen
Yachthafen am Hengsteysee mit Schnee auf den Stegen
Eisenbahnbrücke und Kraftwerk Hengstey mit etwas Schnee
Eisenbahnbrücke über den Zusammenfluss von Ruhr und Lenne im Schnee
Eisenbahnbrücke über den Zusammenfluss von Ruhr und Lenne im Schnee

Das „Koepchenwerk“ und Kraftwerk Herdecke

Aufmerksame Besucher können hier und am im Unterlauf anschließenden Harkortsee im Tagesgang einen Tidenhub feststellen. Dabei steigt und sinkt der Wasserpegel des Sees im Tagesverlauf zu bestimmten Zeiten um bis zu einen Meter. Es hat aber wie so oft im Ruhrgebiet kein natürlicher Einfluss seine Ursache, wie es beispielsweise an der Küste durch den Mond zu Ebbe und Flut kommt, sondern der Mensch.

Der Hengsteysee ist das Unterbecken eines Pumpspeicherkraftwerkes, das sich von der Seeperspektive nur durch die Gebäude und am Hang verlaufende dicke Rohre des benachbarten alten Kraftwerks äußert. Oben auf dem Berg, nicht sichtbar vom Hengsteysee aus, ist ein zweiter See verborgen.

Pumpspeicherkraftwerk

Von diesem wird bei Zeiten größeren Energiebedarfs das Wasser talabwärts durch unterirdische Rohre in den Hengsteysee abgelassen. Dabei passiert das Wasser Turbinen, deren Drehbewegung Generatoren zur Stromerzeugung antreiben. Im Kraftwerk Herdecke wird bis zu 162 Megawatt Strom für einen Zeitraum von etwa vier Stunden produziert, bis das Speicherbecken auf dem Berg leergelaufen ist. Dann kann kein Strom mehr produziert werden.

Um das Becken wieder aufzufüllen, wird Wasser aus dem Hengsteysee zurück in den Speichersee hochgepumpt. Dazu wird natürlich viel Strom benötigt, mehr sogar als das Kraftwerk produzieren kann. Daher geschieht das Hochpumpen, wenn allgemein nicht so viel Strom genutzt wird, dieser günstig ist oder viel regenerative Energie (zum Beispiel aus Windrädern oder Photovoltaikanlagen) im Stromnetz zur Verfügung steht. Dies dauert etwa doppelt so lang wie der Abfluss des Wassers. Anschließend steht es als stille Reserve wie ein Akku wieder vollständig zur Verfügung – wenn im Ruhrgebiet morgens Kaffeemaschinen, Herde und Heizungen angeworfen werden.

Luftbild vom Koepchenwerk am Hengsteysee
Luftbild vom Koepchenwerk am Hengsteysee

Grundsätzlich kann das Kraftwerk keine Grundlast im Stromnetz abdecken, wie es beispielsweise Kohlekraftwerke oder Laufwasser-Kraftwerke tun. Es dient allein dazu, besonders hohe Lastspitzen abzudecken, also kurze Zeiten besonders hohen Strombedarfs, den die übrigen Kraftwerke im Land nicht decken können. Auch bei Stromausfällen kann es ersatzweise einspringen. Wird die Stromerzeugung aufgenommen, steht die volle Leistung des Kraftwerks innerhalb von etwa zwei Minuten zur Verfügung.

Das alte Koepchenwerk von 1930

Seit 1989 existiert das Pumpspeicherkraftwerk Herdecke. Die am Ruhrsteilhang sichtbaren Rohre sind jedoch Teile des benachbarten alten Kraftwerks. Das „Koepchenwerk“ wurde 1930 eröffnet und ist eines der ersten und ältesten Pumpspeicherkraftwerke seiner Art in Deutschland. Benannt ist es nach seinem Ideengeber Arthur Koepchen. Nach einem technischen Schaden im Jahr 1980 und der begrenzten weiteren Einsatzfähigkeit kam es zum Bau des neuen Pumpspeicherkraftwerks bis 1989 und Schließung des alten Koepchenwerks im Jahr 1994. Die Anlage steht unter Denkmalschutz und ist seit 2017 ein Standort der Industriedenkmalstiftung. Seit Inobhutnahme durch diese wird die Anlage instandgesetzt und mit der Stadt Herdecke und dem Regionalverband Ruhr für zukünftige Nutzungen vorbereitet.

Ein Rundgang durch die Maschinen- und Turbinenhalle

Etwa 160 Meter ist die große Turbinenhalle lang und gut 20 Meter hoch. Sie wurde Ende der 1920er Jahre gebaut. Die funktionale Halle besitzt 36 hohe Fensterstreifen zur Seeseite hin. Vier Einheiten mit je blauen Turbinen, orangefarbenen Generatoren, die blauen Anwurfturbinen und ebenfalls blauen Pumpen und einige dazugehörige Steuerungsgeräte bilden ein beeindruckendes Bild der Ingenieurkunst der 1920er Jahre. Die Maschinen sind noch original.

Vor allem im Vergleich mit Menschen wird die Größe der Maschinen von bekannten Herstellern wie AEG, Voith und Siemens-Schuckert deutlich. Die Anwurfturbine brachte im Generatorbetrieb, also bei der Stromerzeugung, die stillstehende Turbine zunächst in Rotation, ehe das Wasser auf die Turbinenblätter gegeben wurde. Danach trieb die sich vom Wasserdruck drehende Turbine die Generatoren an, die nun den Strom erzeugten. Im Pumpbetrieb, also in der Phase, in der das Wasser in den Speichersee zurückgepumpt wurde, verwandelten sich die Generatoren in Motoren und trieben wiederum unter Stromverbrauch die Pumpen an (vereinfachte Beschreibung des Prozesses).

Koepchenwerk am Hengsteysee in Herdecke
Koepchenwerk am Hengsteysee in Herdecke

Schaltwarte und Druckrohre

In der Mitte bildet ein Anbau an die Halle den Grundriss eines T. Hier befinden sich Schaltwarte und Kommandohaus, wo ein kleiner Balkon einen guten Blick auf die Maschinengruppen rechts und links bietet.

Auf der Rückseite der Halle stellt man fest, dass die vier originalen Druckrohre vom oberen Speichersee paarweise V-förmig auseinandergehen und eben diesen Anbau in die Zange nehmen. Von hier aus ist das Schieberhaus von 1929 mit den RWE-Buchstaben auf dem Dach gut zu sehen. Diese Buchstaben wurden nachts beleuchtet und sind vor allem auf der nahen Autobahn A1 eine Landmarke.

Oberes Speicherbecken am Kleff

Das Schieberhaus, wo auch die alten genieteten Druckrohre, ebenfalls noch aus der Anfangszeit des Kraftwerks, ans Tageslicht treten, und das obere Speicherbecken sind nicht öffentlich zugänglich. An einem etwas versteckten Aussichtspunkt, der von der Straße Im Kleff von Herdecke aus erreicht wird, lässt es sich zumindest teilweise überblicken. Der See hat ein betoniertes Ufer und ist etwas unförmig, vergleichbar mit einer menschlichen Niere. Die Betonsohle verhindert Schäden am Gewässerboden und Ufer, das von einem ständig wechselnden Wasserstand und Strömungen beeinflusst wird. Eine Tier- und Pflanzenwelt kann sich hier oben daher auch nicht ansiedeln.

Speichersee des Pumpspeicherkraftwerks Herdecke und Koepchenwerk am Hengsteysee
Speichersee des Pumpspeicherkraftwerks Herdecke und Koepchenwerk am Hengsteysee

Informationen zum Besuch:

Das alte Koepchenwerk ist inzwischen regelmäßig in Führungen zu besichtigen. Diese finden an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat um 14.00 Uhr statt. Informationen dazu bietet die Internetseite der Industriedenkmalstiftung (siehe unten).

InformationAusführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus, Bahn, Fahrrad & Co. finden Sie weiter oben. Ausgesuchte Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung sind am Ende des Artikels aufgeführt.

Quellen und weitere Informationen:

Pumpspeicherkraftwerk Herdecke (RWE): www.rwe.de
Industriedenkmalstiftung (Koepchenwerk): www.industriedenkmal-stiftung.de (mit Informationen zu Führungen)

Ruine Hohensyburg und Vincketurm

Vermutlich aus dem frühen Mittelalter stammen die teilweise heute noch im Gelände sichtbaren Überreste der ersten Wallburg auf dem Syberg, die sogenannte Sächsische Siggiburg. Im Bereich der im Jahr 775 n. Chr. durch Karl den Großen eroberten Burg entstand vermutlich im frühen 12. Jahrhundert der steinerne Nachfolger, dessen Ruinen heute noch sichtbar sind. Eine wesentliche Aufgabe der Hohensyburg war die Sicherung des Ruhrübergangs bei Westhofen. Die Nutzung der Anlage reicht bis ins 17. Jahrhundert, gefolgt von ihrem zunehmenden Verfall.

Erhalten sind heute vor allem die Grundmauern des Palas und Teile der Außenmauer sowie die Stümpfe der Türme. Somit lässt sich die Burg vor Ort gedanklich zu einer kleinen, stolzen Höhenburg rekonstruieren. Sämtliche Räume lassen sich frei besichtigen und sind durch Wege erschlossen. Im größten Raum des Palas befindet sich das 1930 erstellte und ebenfalls aus Ruhrsandstein bestehende Kriegerdenkmal von Prof. Friedrich Bagdon mit drei Gedenktafeln zu den gefallenen Syburger Bewohnern in drei Kriegen.

Palas-Gebäude der Ruine Hohensyburg und Vincke-Turm dahinter
Palas-Gebäude der Ruine Hohensyburg und Vincke-Turm dahinter

Grüne GlücksorteDie Ruine Hohensyburg ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*

Aufstieg auf den Vincke-Turm

Direkt neben der Burgruine erhebt sich stolz der schlanke Vincke-Turm in die Höhe. Er wurde im Jahr 1857 zu Ehren des ersten Oberpräsidenten der neuen Provinz Westfalen Friedrich Ludwig Freiherr von Vincke (1774–1844) errichtet. Der als Aussichtsturm konzipierte Bau weist neogotische Stilelemente auf (z.B. Spitzbogenfenster) und ist etwa 20 Meter hoch. Neben dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal (→ siehe Abschnitt 2) ist der zwischen den Bäumen hoch hervorstechende Turm auch vom Tal und aus der Entfernung gut zu identifizieren.

Vom südlichen Teil der Burg bietet sich ein weiter Blick über das Ruhrtal. Von hier aus lassen sich die Autobahnbrücke mit dem immerwährenden Verkehr auf der A1 sowie die Bahnbrücke über dem Zusammenfluss von Ruhr und Lenne mit durchaus starkem Eisenbahnbetrieb mit Regional-, Güter- und ICE-Zügen beobachten.

Ruine Hohensyburg und Vincketurm
Ruine Hohensyburg und Vincketurm (im Hintergrund)
Ausblick von der Aussichtsplattform auf dem Vincke-Turm auf den Hengsteysee und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Ausblick von der Aussichtsplattform auf dem Vincke-Turm auf den Hengsteysee und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Blick vom Vincke-Turm auf das Koepchenwerk am Hengsteysee
Blick vom Vincke-Turm auf das Koepchenwerk am Hengsteysee

Informationen zum Besuch:

Die Burgruine ist ständig zugänglich. Der Eintritt ist frei.

Der Vincke-Turm ist im Sommer (April bis Oktober) täglich, im Winterhalbjahr sonntags tagsüber bis zur Dämmerung gleichzeitig mit dem Kiosk geöffnet. Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen auf den Vincke-Turm entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen.

Die Ruine ist am besten vom Parkplatz am Casino Hohensyburg erreichbar.

Website zur Ruine, zum Kiosk und zum Vincke-Turm: www.hohensyburg.de

Ausblick vom Vincketurm auf die Ruhr, Lenne und den Hengsteysee
Ausblick vom Vincketurm auf die Ruhr, Lenne und den Hengsteysee

InformationAusführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus, Bahn, Fahrrad & Co. finden Sie weiter oben. Ausgesuchte Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung sind am Ende des Artikels aufgeführt.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Nur wenige Schritte von der Syburg entfernt steht das weithin sichtbare Denkmal zu Ehren des Kaisers Wilhelm I (1797 – 1888; Kaiser von 1871 – 1888). Es stellt sich heute als monumentaler Steinklotz mit einem Reiterstandbild des Kaisers dar, flankiert von Standbildern des preußischen Reichskanzlers Otto Graf von Bismarck und des preußischen Generalfeldmarschalls Graf von Moltke. Das Denkmal steht auf einer begehbaren Empore. Der Platz darunter hat die Form und die Bauweise einer kleinen Festung und verstärkt den monumentalen Eindruck von der Ferne. Insbesondere bei der Vorbeifahrt mit dem Zug oder mit dem Auto auf der Autobahn A1 lässt sich das Denkmal am Syberg gut ausmachen.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal wurde im Jahre 1902 enthüllt und hatte zu dieser Zeit ein deutlich anderes Erscheinungsbild als heute. Neben Verschnörkelungen, die auf historischen Ansichtskarten durchaus ansprechend erscheinen, besaß es ursprünglich zwei weitere Standbilder der Prinzen Friedrich Wilhelm und Friedrich Karl jeweils rechts und links vom Kaiser vor eigenen kleinen Türmchen. Im Jahre 1935 erfolgte durch die Nationalsozialisten ein Um- und Rückbau zu der in der Zeit modernen und heutigen Form – sieht man von den nach dem Krieg entfernten Symbolen des dritten Reiches ab. Dabei verschwanden auch die Standbilder der beiden Prinzen rechts und links.

Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Dortmund
Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Dortmund

Wie die Burgruine ist auch das Denkmal frei zugänglich. Der große Platz darunter bietet einen ausgezeichneten Ausblick über das Hagener Ruhrtal mit dem Zusammenfluss von Ruhr und Lenne, den zu Füßen liegenden Hengsteysee mit dem Pumpspeicherkraftwerk sowie die Industrievororte und Teile der Innenstadt von Hagen. Freizeitboote auf dem See lassen sich ebenso verfolgen wie Züge, die die Ruhrbrücke direkt am Zusammenlauf der Flüsse überqueren und dabei für einiges Getöse sorgen.

Informationen zum Besuch:

Das Denkmal und die Burgruine sind ständig frei zugänglich. Der Eintritt ist frei. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist zu Fuß am besten vom Parkplatz am Casino Hohensyburg erreichbar.

InformationAusführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus, Bahn, Fahrrad & Co. finden Sie ganz oben. Ausgesuchte Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung sind am Ende des Artikels aufgeführt.

Der Syburger Bergbauweg

Direkt hinter dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal gelangt man zu einem ganz besonderen Lehrpfad über bergbauhistorisch interessante Anlagen und Techniken – den Syburger Bergbauweg. Der Bergbau-Rundwanderweg hat eine Länge von nur etwa zwei Kilometern. Doch was nach einer einfachen Tour klingt, wird zu einer Berg- und Talstrecke auf dem Ruhrsteilhang oberhalb des Hengsteysees.

Innerhalb eines Kilometers begibt man sich vom höchsten Punkt am Denkmal etwa 123 Meter bergab und anschließend direkt wieder bergauf zum Ausgangspunkt. Dabei verläuft der 1992 eröffnete Weg sehr reizvoll als Waldweg und erschließt im geringen Abstand interessante Stationen des aktiven Bergbaus. Von sehr schön restaurierten Stolleneingängen über Schachtpingen bis hin zu einem Steinbruch reicht das abwechslungsreiche Spektrum am Wegesrand. In der Karte ist der Verlauf dargestellt. In der Nähe der Serpentinenstraße gibt es einen Anschluss zum Uferweg am See.

Karte Syburger Bergbauweg
Karte Syburger Bergbauweg

Stollen und Schachtpingen am Berghang

Zahlreiche Schilder erläutern die jeweiligen Objekte. Belohnt wird die Mühe mit einigen schönen Ausblicken auf den Hengsteysee, denn zum Ufer geht es immer noch ein ganzes Stück bergab. Ein Aussichtspunkt führt auch zum Beckerschen Feld, einer Ansammlung von Pingen und eingestürzten Schächten und Stollen.

Der Ausgangspunkt liegt hinter dem oben beschriebenen 1 Kaiser-Wilhelm-Denkmal, wahlweise jedoch auch am Parkplatz des Casinos mit einem Zubringerweg. Schon bald geht es in Serpentinen steil bergab. Immer wieder stößt man während der Wanderung auf 2 3 Stollen oder Schächte der Zeche Graf Wittekind. Dabei handelt es sich um ein 1997 eröffnetes Besucherbergwerk. Es unterscheidet sich allerdings weitgehend von den meisten anderen Besucherbergwerken, als dass man hier tatsächlich gebückt oder kriechend in engen Stollen vorwärts kriechen muss und die schwere Arbeit unter Tage hautnah gefühlt und miterlebt wird. Seit 1986 werden die alten Stollen gepflegt und verschüttete Bereiche aus alter Zeit wieder freigelegt. Die Anmeldung zur Teilnahme an einer Führung nimmt der bergbauhistorische Verein (siehe unten) entgegen.

Der Besuch am 4 Zugangsstollen des Besucherbergwerks und am Aussichtspunkt am 5 Beckerschen Feld ist eine Sackgasse. Wir müssen wieder zurück und den Weg weiter talabwärts folgen. Kurz darauf gelangen wir an die Hengsteystraße, die berühmte Serpentinenstrecke zwischen Syburg und dem See.

Bergauf zurück zum Kaiserdenkmal

Wir bleiben auf dem kleinen Pfad und erreichen nach einiger Zeit einen Aussichtspunkt mit Blick auf den See. Kurz zuvor bestand die Möglichkeit, bis zum Wasser bergab zu steigen (blauer Weg in der Karte). Nun geht es für uns vorbei am „Schulmeister-Steinbruch“, einem 6 Steinbruch, in dem Lehrer der Volksschule tatsächlich Steine abgebaut haben. Serpentinen führen bergauf bis zu einem breiteren Weg, der uns auf bekannte Pfade hinter dem Denkmal führt.

Stollenzeche Graf Wittekind
Förderstollen der Stollenzeche Graf Wittekind

InformationAusführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus, Bahn, Fahrrad & Co. finden Sie ganz oben. Ausgesuchte Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung folgen im nächsten Abschnitt.

Quellen und weitere Informationen:

Informationen zu den Zielen des Artikels (ausführlich): www.syburg.de
Syburger Bergbauweg mit Karte: www.ruhrkohlenrevier.de
Besucherbergwerk Graf Wittekind: www.bergbauhistorie.ruhr

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°25’11.97″N, 7°29’13.59″E – Ruine Hohensyburg
51°25’15.02″N, 7°29’18.36″E – Casino
51°25’11.60″N, 7°28’57.42″E – Kaiser-Wilhelm-Denkmal / Bergbauweg
51°23’59.70″N, 7°27’04.11″E – Brücke am Stauwehr
51°24’40.79″N, 7°27’15.59″E – Koepchenwerk
51°25’06.49″N, 7°28’41.89″E – Serpentinenstrecke
51°24’40.79″N, 7°27’15.59″E – Koepchenwerk
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
394804 m, 5697617 m – Ruine Hohensyburg
394899 m, 5697709 m – Casino
394492 m, 5697612 m – Kaiser-Wilhelm-Denkmal / Bergbauweg
392257 m, 5695436 m – Brücke am Stauwehr
392505 m, 5696701 m – Koepchenwerk
394189 m, 5697460 m – Serpentinenstrecke
392505 m, 5696701 m – Koepchenwerk

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.