
Fröndenberger Trichter • Kettenschmiedemuseum • Landschaftspark an der Ruhr
In unmittelbarer Nähe zur Fröndenberger Innenstadt erstreckt sich ein Landschaftspark bis ans Ufer der Ruhr. In ihm finden sich interessante Industrierelikte, ein Veranstaltungszentrum sowie das inzwischen über die Stadtgrenzen weit hinaus bekannte Kettenschmiedemuseum. Grund und Boden des Parks sind der ehemalige Standort der großen Papierfabrik Himmelmann.
Am der Innenstadt Fröndenbergs zugewandten Eingang zum Himmelmannpark steht ein markantes Baudenkmal, das im Volksmund als »Fröndenberger Trichter« oder »Himmelmann-Trichter« bezeichnet wird und den offiziellen, schwer auszusprechenden Namen »Hochleistungs-Trichterstofffänger« trägt. Es ist ein 14 Meter hohes Relikt der ehemaligen Papierfabrik Himmelmann und wurde 1952 erbaut. Dabei diente der Trichter bei der Filtrierung von Abwässern der Produktion zur Rückgewinnung der angefallenen Faser-, Leim- und Füllstoffe.
Im folgenden Schrägluftbild ist im Zentrum der Himmelmannpark als grüne Parkanlage gut zu erkennen. Die Grenzen werden durch die Ruhr und die Wohnhäuser an der Ruhrstraße und Graf-Adolf-Straße markiert.
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Im Jahre 1982 wurde die Papierfabrik nach der Übernahme durch eine Fremdfirma geschlossen. Damit tat sich in Fröndenberg innerhalb kürzester Zeit die zweite große Industriebrache auf, nachdem die Gebäude der Firma UNION nach dem Auszug der Firma aus der Stadt zugunsten der besseren Expansionsfläche bereits 1981 gesprengt und eingeebnet wurden. Während das Gelände UNION angefangen mit der Sparkasse mit den Wohn- und Geschäftshäusern überbaut wurde, die sich heute dort befinden (andernorts wäre von der »Neuen Mitte« die Rede), standen die Anlagen der Papierfabrik Himmelmann noch bis in die frühen 1990er Jahre. Für den 1992 ins Kino gekommenen Satire-Film »Schtonk!« über die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher u. a. mit Götz George und Christiane Hörbiger wurde das Gelände in einigen Szenen als Kulisse genutzt und sogar teilweise gesprengt. Nach anschließendem Abriss blieben nur der große Trichter und Mauern des ehemaligen Strohlagers und Magazingebäudes erhalten. Der Trichter wurde am 30.12.1996 zum Baudenkmal erklärt und saniert, u.a. durch Prof. Markus Lüpertz, der dem Objekt an der Ostseite auf halber Höhe auch seine Initialen verpasst hat. Anfangs waren die Einwohner für den Trichter nur schwer zu begeistern – heute ist er zu einem kleinen Wahrzeichen der Stadt geworden.
Am besten lässt sich die Situation im folgenden interaktiven Luftbildvergleich nachvollziehen. Zunächst zeigt die Grafik ein Luftbild aus den 1990er Jahren mit dem Fabrikgelände an der Ruhr. Im Bildmittelpunkt sind die langgestreckten Hallen entlang des Ufers zu erkennen. Nebenbei existiert noch kein Überwurf über die Bahn, der Hauptverkehr zwischen Menden und Fröndenberg quert den Bahnübergang am Rathaus. Mit einem Klick oder Fingertipp auf die Grafik wird ein aktuelles Luftbild mit dem Park gezeigt. Die meisten Fabrikgebäude sind darin nicht mehr vorhanden. Und auch der Durchgangsverkehr wird anders geführt. Der Bahnübergang ist nur noch für Fußgänger.
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Aus dem Himmelmann-Gelände wurde ein Landschaftspark, nachdem einige Investoren sogar mit dem Bau eines Freizeitparks nach Vorbild des Säntisparks in St. Gallen (Schweiz) liebäugelten. Die Planungen gingen bis hin zur Achter- und Wildwasserbahn, die (glücklicherweise) nicht verwirklicht wurden. Im öffentlich zugänglichen Park befinden sich stattdessen heute mehrere Spielplätze, je ein Minigolf- und Tennisplatz und eine Halfpipe für die Skater. Im ehemaligen Magazingebäude ist das Kettenschmiedemuseum (siehe weiter unten) untergebracht, benachbart dazu das Veranstaltungszentrum »Kulturschmiede«. Die übrig gebliebenen Mauerreste des Strohlagers bilden heute das sogenannte Forum. Im Jahr 2011 wurde der Park um den sogenannten Ruhrbalkon ergänzt, einem Steg in Schiffsbugform, der am Stauwehr einige Meter über den Fluss ragt und erstmals eine parkseitige Erreichbarkeit des Ruhrufers darstellt.
Ende 2010 erfolgte eine Umbenennung. Aus dem ursprünglichen »Landschaftspark Ruhrufer« wurde der Himmelmannpark in Anlehnung an die ehemalige Fabrik. Ein Grund dafür war, dass der Name »Ruhrufer« im Zusammenhang mit Erholungsparks bereits mehrfach genutzt würde. Andere Vorschläge waren Ruhrpurpark – in Anlehnung an den Ökostromtarif der Stadtwerke –, Ruhr-Pur, Mauritius-Auen oder Ruhrkultur-Park.

Eingang zum Park mit einer Stele in Form eines Fröndenberg-F |

Fröndenberger Trichter im Himmelmannpark |

Blick auf die Ruhr am Ruhrbalkon |

Kettenschmiedemuseum Fröndenberg |

Ruhrbalkon in Form eines Schiffes |

Ruhrbalkon über dem Wasser |

Neu erschlossenes Plätzchen neben dem Ruhrbalkon am rauschenden Wasserfall |

Reizvolle Lage des Parks direkt am Wasser |

Stauwehr unter dem Kraftwerk Schwitten |

Fröndenberger Trichter im Frühjahr |

Tischtennisplatte und Kettenschmiedemuseum |
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Im Magazingebäude der ehemaligen Papierfabrik, das direkt an das ehemalige Strohlager und dem heutigen sogenannten Forum angrenzt, befindet sich das im Jahre 1999 eröffnete Kettenschmiedemuseum, das insbesondere durch seine Lage am beliebten Ruhrtalradweg als gerne besuchter Abstecher gilt. Bei freiem Eintritt erläutert das kleine Museum besonders anschaulich die Herstellung, Bearbeitung und Prüfung von Ketten. Den Einstieg bilden zunächst große Informationstafeln über die Theorie der Kettenherstellung und über diesen Industriezweig in der Ruhrstadt. Besonders eindrucksvoll ist jedoch die große Sammlung an Exponaten im großen Raum nebenan. Hier stehen große und kleine Maschinen, Werkzeuge und beinahe unzählige Ketten unterschiedlichster Größe, Art und Haltbarkeit. Die Mechanik der meisten der hier befindlichen großen Maschinen wurde in mühsamer Kleinarbeit von den ehrenamtlichen Helfern zum Leben erweckt, ist damit tatsächlich betriebsbereit und wird bei Interesse auch mal in Gang gesetzt und praktisch erläutert.
Besondere Beliebtheit stellen selbstverständlich alle ersten Sonntage im Monat (April bis Oktober) dar, an denen das Schmiedefeuer angeheizt und – teilweise unter Mitwirkung der Besucher – Eisen geschmiedet wird. Wegen der besonderen Symbolik zunehmend wahrgenommen wird die Möglichkeit der Trauung im Kettenschmiedemuseum, das auch die Funktion einer Nebenstelle des Standesamtes hat. Paare können hier als Sinnbild zwei Kettenglieder symbolisierend ihre Person aneinander schmieden. Vielleicht ist dies ein Grund, warum hier inzwischen mehr Ehen als im Standesamt im Rathaus geschlossen und sehr viel weniger als im Durchschnitt später wieder geschieden werden.

Kettenschmiedemuseum im ehemaligen Magazingebäude |

Große und kleine Maschinen, beleuchtet durch typische Lampen |

Produktbeispiele an der Wand |

Fachsimpeln mit Besuchern |

Panorama aus dem Kettenschmiedemuseum Fröndenberg – Teil des Hauptraums, der frei erkundet werden kann |

Ehrenamtliche Helfer erläutern die Funktionen |

Faszinierende Mechanik, bedient durch viele Hebel und Schalter |
Mit etwas Glück wird man zu einer Veranstaltung im Kettenschmiedemuseum eingeladen. Das Museum ist eine Außenstelle des Fröndenberger Standesamtes und wird inzwischen mit Vorliebe für Trauungen genutzt. Es ist anzunehmen, dass vor allem Leser mit einem persönlichen Bezug in die Ruhrstadt in den Genuss kommen dürften.
Die Kettenschmiede ist abgedunkelt. Die blauen Fensterläden sind dicht und sperren das Sonnenlicht aus. Drinnen heizt der Ofen richtig ein. Beleuchtet wird der Raum mit den Maschinen und Anlagen durch 300 Teelichter. Drei 100er-Beutel „Glimma“ von IKEA wurden von den Organisatoren angezündet und in mühsamer, aber liebevoller Weise im ganzen Museum verteilt. Die vielen kleinen Lichtpunkte setzen die Maschinen in Szene, beleuchten Zahnräder, Bedienelemente und die vielen großen und kleinen Ketten, die am Boden oder an den Wänden hängen. Am Ofen ist der Tisch mit den zwei Stühlen für das Brautpaar aufgestellt, die Hochzeitsgesellschaft sitzt auf Stühlen dahinter.
Bis hierher war es eine Hochzeit in besonderer Umgebung, eine Ambiente-Hochzeit also. Nach der Prozedur der eigentlichen Trauung, die ja bekannt sein dürfte, folgt nach der Beringung noch eine Besonderheit zum Abschluss. Der für das bessere akustische Verständnis des Standesbeamten heruntergefahrene Hilfsbläser wird wieder geräuschvoll angeworfen. Die vorbereitete Glut im Ofen, inzwischen reichlich abgekühlt, beginnt bald wieder dunkelrot zu leuchten. Der Schmied facht das Feuer noch einmal an. Die Flammen sind hell und das Feuer heiß. Und nun erfolgt eine Zeremonie, die für eine Hochzeit kaum symbolhafter sein kann: Das Paar schmiedet sich seine eigene Kette. Genauer gesagt erstellt jeder ein großes Kettenglied. Die Glieder werden anschließend zusammengeschmiedet und bilden somit eine einfache Kette aus nur zwei Gliedern. Das glühende Eisen wird dabei behauen, zwischenzeitlich sprühen die Funken weit und laut, wenn der Schmied das Eisen auf einem befeuchteten Amboss in Form bringt. Da die beiden handgemachten Kettenglieder immer noch dunkel glühend mindestens eine Stunde abkühlen müssen und diese später zunächst wenig ansehnlich sind, bekommt das Paar als Andenken die Kettenglieder der vorherigen Hochzeit in schwarz bemalter Form mit handgemachter Beschriftung der Namen des Paares und des Datums – natürlich von der richtigen Hochzeit. Die Ketten sind ziemlich schwer und dürften nun so einige Vitrinen oder Regale schmücken. Man sagt, die Quote an Scheidungen von Paaren, die auf diese Art in ihre Ehe gegangen sind, sei signifikant unterdurchschnittlich.
Die folgenden Fotos zeigen Eindrücke von einer Veranstaltung im Kettenschmiedemuseum. Das Schmieden wird regelmäßig an bestimmten Terminen auch für alle Besucher durchgeführt. Die Szene mit den sprühenden Funken stammt aus einem Video von diesem Tag.
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Das Kettenschmiedemuseum ist jeden Samstag und Sonntag von Anfang April bis Ende Oktober von 10.00 - 16.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. An jedem ersten Sonntag im Monat gibt es Vorführungen am Schmiedefeuer (10.30, 11.30, 12.30, 13.30, 14.30 Uhr). Zu besonderen Anlässen ist das Museum zusätzlich geöffnet, teilweise auch mit Demonstrationen.
Nach vorheriger Vereinbarung sind Führungen auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Der Landschaftspark ist 24 Stunden am Tag geöffnet und zugänglich sowie dank gepflasterter oder geschotterter Wege und seiner Ebenheit barrierearm.
Ausführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bus und Bahn und dem Fahrrad finden Sie ganz oben auf dieser Seite.
Grundsätzlich besteht eine Wegeverbindung zur Kiebitzwiese (siehe nächster Abschnitt) entlang der Ruhr, die durch den benachbarten Hindenburghain mit seiner Disk-Golf-Anlage führt. Sollte der Weg versperrt sein, kann bis zum Hindenburghain die Graf-Adolf-Straße genutzt werden.
Weitere Informationen und Quellen:
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