Römerpark Oberaden – Auf Spur der Römer in Bergkamen
Straßennamen wie Augustusstraße, Legionärstraße, Tiberiusweg, Kohortenweg, Cheruskerstraße und Am Römerberg verraten es schon: Im Bergkamener Stadtteil Oberaden begegnet man auf Schritt und Tritt der römischen Geschichte. Was für Asterix-Lesende nach einer Anspielung auf die Welt der Legionäre klingt, hat hier einen realen historischen Hintergrund. Denn unter den heutigen Wohnstraßen lag einst ein bedeutendes römisches Militärlager, eines der größten nördlich der Alpen.
Das Lager entstand um das Jahr 11 v. Chr. am Ufer der Lippe und diente rund 6.000 Soldaten als Standort mit hölzernen Wallanlagen, Gräben, Unterkünften und Werkstätten. Zusammen mit dem Lager im heutigen Haltern am See bildete Oberaden einen zentralen Stützpunkt der römischen Expansion ins germanische Gebiet.
Heute erinnert der Römerpark Oberaden an diese Zeit. Eine rekonstruierte Holz-Erde-Mauer veranschaulicht einen Teil der einstigen Befestigungsanlage. Auf dem Gelände lädt ein kleines Freilichtmuseum dazu ein, sich ein Bild vom römischen Alltag zu machen – von der militärischen Organisation bis zum Leben der Legionäre am Lippeufer.

Dazu gibt es einen etwa 3,5 Kilometer langen Lehrpfad. Er beginnt am Stadtmuseum an der Jahnstraße und führt gegen den Uhrzeigersinn rings um und durch das ehemalige Römerlager. Bedeutende Fundstellen, die ursprüngliche Lage von Gebäuden oder auch der vier Tore in der Lagerbefestigung werden durch Informationstafeln markiert. Der Rundweg ist in der folgenden Karte eingezeichnet.

Das Römerlager in Oberaden
Kurz vor Christi Geburt bestand in der Lippeniederung von 11 v. Chr. bis ca. 7 v. Chr. das größte Römerlager nördlich der Alpen. Gegründet wurde es durch den römischen Heerführer und Statthalter Galliens Nero Claudio Drusus (Stiefsohn von Kaiser Augustus) im Zuge der Gemanienfeldzüge. Das Lager mit einer vermuteten Größe von über 50 ha – ca. 70 Fußballfelder – beherbergte wahrscheinlich zwei Legionen mit insgesamt 12.000 Menschen. Große Teile des erst Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckten Lagers sind heute durch Wohnsiedlungen überbaut (ein Neubau in Oberaden ist meist mit archäologischen Untersuchungen verbunden und bringt manchmal Überraschungen mit sich) oder durch einen Wald bewachsen. Archäologische Ausgrabungen förderten Fundamente von Häusern, Brunnen oder Gegenstände wie Münzen zutage.
Ausstellungstücke dieser Funde und Ausgrabungen sind in einer Dauerausstellung im Stadtmuseum zu besichtigen. Daneben bietet das Museum auch Ausstellungen zur Heimatkunde und insbesondere zum Bergbau mit der Galerie Sohle 1 (Das Stadtmuseum ist Di-Fr 10.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, Sa von 14.00-17.00 Uhr und So von 11.00 bis 18.00 Uhr).
Archäologischer Lehrpfad Oberaden
Das Museum und die Holz-Erde-Mauer lassen sich natürlich direkt besuchen. Wer aber einen kleinen Spaziergang machen möchte, kann dem Archäologischem Lehrpfad folgen. In der Karte oben ist der Lehrpfad mit einem pinkfarbenen Band eingezeichnet. Es sind ausgesuchte Orte am Weg markiert, die in der Beschreibung ebenfalls mit Nummernpunkten versehen sind. Die Punkte mit dem i symbolisieren die Standorte von Infotafeln. Am Startpunkt führt der Radweg auf dem Kuhbachweg zum nahen Sesekeweg. Angebunden ist das gesamte Gelände an den Radfernweg Römer-Lippe-Route zwischen Detmold und Xanten. Alle Anschlüsse sind mit blauer Farbe gekennzeichnet.
Schön gestaltete und informative Schilder an einem Mast in der Form eines Speers mit Texten und Abbildungen zu Funden von beispielsweise Centurionenhäusern oder Villen stehen heute vor Spielplätzen oder modernen Einfamilienhäusern in verkehrsberuhigten Zonen, sodass hier nur schwer der Eindruck eines Blicks in die Vorzeit entsteht. Das Glanzstück des Weges ist jedoch die authentische Rekonstruktion eines Teils der das Lager einst umgebenden Holz-Erde-Mauer.
Die Tour verläuft hauptsächlich auf sehr ruhigen Nebenstraßen und in geringen Teilen auf Wald- und Wiesenwegen. Piktogramme mit Händen, die in Laufrichtung weisen, wiederholen sich auf der Tour regelmäßig. Die Stationen sind in römischen Ziffern durchgezählt (I, II, III, IV, V usw.)
Vom Stadtmuseum zur Lagerumfriedung
Die Wanderung beginnt an einer einführenden Informationstafel direkt vor dem Eingang des
Stadtmuseums in Oberaden. Auf dem Schild ist die Laufrichtung mithilfe einer Hand angegeben. Daneben befindet sich auf jedem Schild ein Schrägluftbild mit eingezeichnetem Pfad. Schon bald entdeckt man diese Hand als Wegepiktogramm an interessant gestalteten Schildern wieder. Auf dem Boden finden sich am Anfang hier und dort zur weiteren Hilfe gemalte Fußtritte.
Durch eine kleine Gasse wird die Straße Am Osttor erreicht. Hier stößt man auf eine Informationstafel, die durch die römische Ziffer II gekennzeichnet ist und die Lage des einstigen breiten und offenbar ungewöhnlich weit verschobenen Osttors. Kurz darauf biegt der Weg rechts durch eine weitere Gasse ab und stößt auf die Preinstraße. Hier geht es links und bald darauf rechts in den Wald, vorbei an der Tafel III zu Funden von Latrinen und der Lagerumfriedung.
In der Nähe eines Sportplatzes befindet sich die Tafel IV zu einer germanischen Viehtränke. Zurück auf dem Hauptweg wird bald eine Freifläche erreicht. Hier findet der Wanderer einen Spiel- und einen Rastplatz vor. Ein durch die Wiese verlaufender „Damm“ mit dahinterliegendem Graben wird als Rest der Lagerumfriedung (Tafel V) gekennzeichnet. Eine kleine, runde Arena bietet sich ebenfalls zum Ausruhen an.




Holz-Erde-Mauer im Römerpark
Am Ende der Wiese ist die rekonstruierte
Holz-Erde-Mauer in den Sommermonaten zu besichtigen (im Sommerhalbjahr Sa und So geöffnet von 12.00 bis 17.00 Uhr, der Eintritt ist frei), an allen anderen Tagen lässt sich die Anlage durch den Zaun anschauen. Durch die günstige Lage am Radweg Römer-Lippe-Route direkt am Kilometer CLXXVIII ist die Anlage immer wieder Ziel von Radfahrenden.
Kern der Ausstellung ist eine Rekonstruktion eines etwa 35 Meter langen Mauerstücks mit einem typischen Wachturm, wie sie im Abstand einiger Meter die Lagermauer sicherten. Ergänzend befindet sich auf der Außenseite ein spitzer Graben zum zusätzlichen Schutz.
Aufbau der Holz-Erde-Mauer
Die Mauer bestand aus Pfostenreihen, die den Rahmen für Kästen aus Holz bildeten. Darin wurde der Erd-Aushub vom davorliegenden Graben eingebaut, was der Mauer einerseits Stabilität und durch die feuchte Erde auch einen gewissen Brandschutz gab.
Der Wehrgang ist über eine Rampe zu besteigen. Hier lassen sich auch Erkenntnisse über Baustoffe und -Technik gewinnen. Die Mauer war einst 3 Kilometer lang und hatte 120 derartige Türme. Unterbrochen war die Mauer durch vier Tore, von denen das hier befindliche Nordtor derzeit ebenfalls nachgebaut wird.




Die begehbare Holz-Erde-Mauer ist zwar zweifellos das Highlight dieser kleinen Freiluft-Ausstellung. Aber ringsherum findet man noch zahlreiche weitere Stationen, die man besichtigen kann. Dazu gehören auf der Außenseite der Mauer das Porticus-Gebäude mit einem Lehm-Ofen und einer Mühle. Daneben schließen sich ein Steinzeithaus und ein Kräutergarten an.
Auf der Innenseite der Befestigung geht es um das Thema Handwerk mit einer kleinen Fabrik und einem Unterstand für Handwerker. Mit etwas Glück kann man hier beim Schmieden zuschauen oder selber den Hammer schwingen.

















Westtor und Grubenlampen-Kirchturm
Wir setzen den Spaziergang auf dem Römerlehrpfad fort. Vom Gelände aus geht es in nördlicher Richtung bis zur Straße Am Römerberg und auf einem kurzen Waldweg parallel dazu wiederum nach links. Tafel VI klärt über das nicht weit von hier befindliche Nordtor auf, dessen Lage sogar noch durch verräterische topographische Formen im Waldboden identifizierbar sein soll. An der Straße weist die Hand geradeaus weiter vorbei an letzten Häusern entlang einer Weide, die unweit der Eisenbahnstrecke umrundet wird. Auf diese Weise wird nach wenigen hundert Metern eine Siedlung mit hauptsächlich ostdeutschen und polnischen Straßennamen erreicht. An der Kreuzung Potsdamer und Danziger Straße steht das Hochhaus auf Fundamenten des Westtors. Entweder direkt weiter auf der Potsdamer Straße oder mit einem kleinen Abstecher über Station IX geht auf der Preinstraße zur
Martin-Luther-Kirche. Der Kirchturm erinnert in seinem Aufbau an ein Geleucht, eine Grubenlampe aus dem Bergbau.
Direkt gegenüber der Kirche weist ein Hinweisschild von Station XI am Zaun eines Spielplatzes auf das Haus des Kommandeurs hin. Es geht rechts in die Augustusstraße und durch ein Wohngebiet. Die Stationen XII, XIII und (mit einem kurzen Wegabstecher) XIV über Atriumhäuser, Stabsgebäude und Villen stehen direkt an Grundstücksgrenzen oder ebenfalls vor Spielplätzen. Die heutige Bebauung lässt für uns praktisch keine Rückschlüsse mehr auf die Antike zu.




Biegt man nach rechts ab in die Burgstraße, befindet sich die letzte Tafel XV über Centurionenhäuser am Rande eines Bolzplatzes. Hinter dem Bolzplatz rechts ist am Kuhbach eine
Holzskulptur mit verschiedenen Köpfen zu sehen.

Informationen zur Anreise:
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zur Ausfahrt 15 Kamen / Bergkamen. Dort rechts abbiegen auf die B61 Lünener Straße Richtung Lünen. Nach ca. 2 km wird Oberaden erreicht. An der Ampel rechts in die Jahnstraße (Beschilderung Stadtmuseum). Hinter dem Lebensmitteldiscounter links abbiegen und auf den Parkplatz vom Museum fahren.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Jahnstraße 31 / Museumsplatz in Bergkamen
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Lünen Hbf. mit dem Schnellbus S20 Richtung Hamm / Quellenstraße bis Museumsplatz Oberaden (ein Halt davor zum Bereitmachen: Beckinghausen Kreuzstraße). Die Fahrtzeit beträgt etwa eine Viertelstunde. Die Haltestelle befindet sich direkt am Stadtmuseum.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Vom Sesekeweg bei Oberaden auf den Kuhbachweg abbiegen und bis zur Jahnstraße fahren. Dort links zum Stadtmuseum. Die Römer-Lippe-Route führt direkt am Museum und am Ausstellungsbereich Holz-Erde-Mauer vorbei.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) und Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000). Auch im Spiralo Bikeline Römer-Lippe-Route: Vom Teutoburger Wald zum Niederrhein* (1:50.000, Spiralo-Bindung) ist ein Teil der Region dargestellt.
In Ruhrgebiet: Wandern. Kultur. Genuss* deckt eine Tour teilweise den Lehrpfad (und die Halde Großes Holz) ab.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°36’33.01″N, 7°35’21.76″E – Startpunkt am Stadtmuseum
51°36’49.65″N, 7°34’57.89″E – Holz-Erde-Mauer
51°36’40.41″N, 7°34’52.77″E – Martin-Luther-Kirche
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
402321 m, 5718512 m – Startpunkt am Stadtmuseum
401872 m, 5719035 m – Holz-Erde-Mauer
401768 m, 5718752 m – Martin-Luther-Kirche
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Für die Durchsicht und Korrektur dieses Artikels sei an dieser Stelle Herrn Freiberg aus Oberaden herzlich gedankt.
Quellen und Weitere Informationen:
Die folgenden Internetseiten betrachten den Archäologischen Lehrpfad oder das Stadtmuseum:
www.stadtmuseum-bergkamen.de
www.bergkamen.de/roemerpark-bergkamen
www.bergkamen.de
www.stadtmuseum-bergkamen.de