Die Römer-Lippe-Route: Teil 1 von Hamm nach Lünen
Eine spannende Verbindung zwischen erlebbarer Geschichte und schöner Flusslandschaft ermöglicht die Radtour auf der Römer-Lippe-Route. Fast 300 Kilometer lang erstreckt sich die Hauptroute zwischen Detmold und Xanten quer durch NRW und dabei vor allem entlang des Flusses Lippe. Dieser schlängelt sich in zahlreichen Schleifen und mit einigen Auen bis zu seiner Mündung in den Rhein und wird streckenweise von schiffbaren Kanälen begleitet. Die Tour folgt außerdem der Spur der Römer von der alten Römerstadt Colonia Ulpia Traiana über einige nachgewiesene Römerlager bis zum Hermannsdenkmal am zeitweise vermuteten Ort der Varusschlacht am Teutoburger Wald. Neben der Hauptroute existieren an einigen Orten Themenschleifen zum Wasser oder über die Römer mit einer zusätzlichen Gesamtlänge von 154 Kilometern. Insgesamt lassen sich also rund 450 Kilometer zwischen Teutoburger Wald und Niederrhein auf dieser Tour abradeln.
Etwa auf der Hälfte der Gesamtstrecke erreicht die Römer-Lippe-Route bei Hamm das Ruhrgebiet. In diesem Beitrag wird also die erste Ruhrgebiet-Etappe zwischen Hamm und Lünen näher vorgestellt. Sie hat eine Länge von ca. 39 Kilometern. Dabei handelt es sich nicht um eine offizielle Etappe. In der folgenden Übersichtskarte ist der beschriebene Abschnitt mit einem pinkfarbenen Band markiert. Die hellblauen Bänder markieren Alternativstrecken bzw. die Wassererlebnis-Schleifen.

Die mit Nummernpunkten gekennzeichneten Orte ( ,
usw.) werden im Text näher beschrieben. Enthalten sind auch die drei Bahnhöfe (Bf) in Werne, Lünen und Hamm.
Beschilderung, Wegebeschaffenheit und Anreise:
Größtenteils verläuft die Römer-Lippe-Route hier auf wassergebundener Oberfläche, in den Ortsdurchfahrten auf Asphalt. Fast nie werden Straßen befahren. Wenn doch, sind diese sehr ruhig oder ein ausgewiesener Radweg führt straßenbegleitend oder auf dem Bürgersteig. Von Hamm-Werries bis Lünen folgt die Tour mehr oder weniger dem Lauf der Lippe. Daher hat sie naturgemäß insgesamt ein leichtes Gefälle von etwa 10 Metern zwischen Start- und Zielpunkt. Relevante Steigungen und Gefälle äußern sich überwiegend in harmlosen Auf- und Abfahrten an Brücken oder kurzen Tunneln. Eine einzige nennenswerte Steigung und anschließendem Gefälle befindet sich zwischen Rünthe und Oberaden im Bereich der Halde Monopol / Großes Holz, die man über die Wassererlebnis-Runde über die Ökostation umfahren kann.
Die Hauptroute ist durch ein mehrfarbiges Logo mit rotem Hintergrund, blau geschwungenem Fluss und einem weißen Römerhelm markiert. Dieses Logo findet sich an den wichtigen Kreuzungen meist im Zusammenhang mit den weiß-roten Richtungsschildern des Radverkehrsnetzes NRW. Vereinzelt ist an Abzweigungen den einfachen weiß-roten Schildern mit einem Fahrrad-Piktogramm und einem Pfeil zu folgen – diese gelten für alle an dieser Stelle führenden Fahrradwege, also auch für Radler auf der Römer-Lippe-Route. Die Wassererlebnis-Schleife hat ein blaues Piktogramm.
Abschnittsweise verlaufen andere Radwege parallel, so zum Beispiel die Landesgartenschau-Route. Die Tour ist praktisch ohne GPS- oder Kartenunterstützung durchzuführen. Sie geben aber eine gewisse Kontrolle und Sicherheit bei Umleitungen.
Kartenmaterial / Literatur: In den dargestellten gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region des in diesem Beitrag beschriebenen Ortes abgebildet. Mit Klick auf die jeweilige Karte gelangen Sie zur entsprechenden Seite bei Amazon*.
Nehmen Sie ein Fernglas mit! In den Auenlandschaften kann man gut nach Tieren Ausschau halten, z. B. nach Störchen (abhängig von der Jahreszeit).
Der beschriebene Ausgangspunkt ist nur mit dem Auto oder einem etwa 8 km langen Weg vom Bahnhof Hamm erreichbar. Etwas abkürzen ließe sich die Anreise vom Bahnhof Heessen. Von Lünen aus kann man über Dortmund mit dem Zug zurück nach Hamm fahren. In Werne und Rünthe ist der Bahnhof von Werne gut zu erreichen, wenn die Tour hier beendet werden soll. Von hier aus fahren die Züge stündlich nach Dortmund. Von Bergkamen aus ist der Bahnhof von Kamen erreichbar. Von dort fahren die Züge direkt durch bis Hamm.
Anreise zum Ausgangspunkt der Römer-Lippe-Route in Hamm (Schloss Oberwerries):
Anreise mit dem Auto: Auf der A2 bis zur Ausfahrt 19 Hamm-Uentrop. Aus allen Richtungen rechts abbiegen auf die Uentroper Straße. Nach ca. 3,5 km in Dolberg im Kreisverkehr links auf die Heessener Straße. Nach 2,5 km links abbiegen und der Beschilderung zum Schloss Oberwerries folgen. Dort auf dem Parkplatz parken.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Zum Schloss Oberwerries in Hamm, An der Fähre in Lünen
Anreise mit Bus und Bahn: Mit den Zügen des Nah- und Fernverkehrs nach Hamm. Den Ausgang am Willy-Brandt-Platz wählen und über die Gustav-Heinemann-Straße und den Westenwall bis zur Nordstraße. Links abbiegen zur Brücke über den Kanal. Von hier auf die Römer-Lippe-Route nach Lünen oder Oberwerries.
Tipp: Für Rückreisende nach Oberwerries (wie in der Tourbeschreibung) bietet sich die Alternativroute der Römer-Lippe-Route an.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Der Ausgangspunkt ist über die vorherige Etappe der Römer-Lippe-Route aus Richtung Detmold und Lippstadt zu erreichen.
Zuerst Schlossbesichtigung
Wir treffen uns auf dem Parkplatz vom Schloss Oberwerries. Ich habe mich diesmal wieder mit Stefan verabredet, mit dem ich schon vor einiger Zeit das Projekt Emscher-Radweg, den Grünen Pfad und so einige andere Themenwege im Ruhrgebiet angegangen bin. Stefan fotografiert auch viel unterwegs und es ist davon auszugehen, dass wir die Tour nicht in den 2 Stunden schaffen werden, die unterschiedliche Routenplaner für diesen Verlauf vorhersagen. Vorweggesagt, haben wir es sogar mehr als verdoppelt. Allerdings haben wir den ein oder anderen Abstecher, der im Text auch erwähnt ist, eingelegt. Trotzdem ist die Route auch insgesamt eher zum Genuss als zum Powern geeignet, finde ich.
Das Schloss Oberwerries steht auf dem Gelände einer Burg aus dem 13. Jahrhundert. Die einsam gelegene Anlage liegt außerhalb des Ortsteils Werries. Sie ist von Wasser umgeben und besteht aus dem Herrenhaus und dem Marstall. Betreten wird die Anlage durch das Torhaus im Norden. Heute ist das Schloss ein repräsentatives Bildungs- und Begegnungszentrum der Stadt. So finden sich hier Konferenz- und Tagungsräume und Übernachtungsmöglichkeiten. Der Schlosshof lässt sich besichtigen. Das große Herrenhaus beeindruckt mit seiner Größe, dem markanten Dach und den vielen rot-weißen Fensterläden. Stefan und ich schieben das Rad bedächtig und leise in den Schlosshof und schauen uns die Anlage ein wenig an.



Von Oberwerries nach Hamm
Vor dem Schloss führt die Römer-Lippe-Route, die kurz zuvor aus dem benachbarten Kreis Warendorf gekommen ist und hier das Ruhrgebiet erreicht hat, bis zum Ufer der Lippe. Hier besteht die Möglichkeit, mit der Lippefähre „Lupia“ den Fluss zu überqueren. Dabei handelt es sich um eine Personen- und Fahrradfähre, die mit Muskelkraft selbst an Ketten über die Lippe gezogen werden muss. Lupia ist dabei der lateinische Name der Lippe und ein Hinweis auf den ersten Namensbestandteil der „Römer-Lippe-Route“ – die Römer.
Lippefähre „Lupia“ am Schloss Oberwerries:
Die Lippefähre ist nur saisonal und nur tagsüber bis zur Dämmerung benutzbar. Meist wird sie etwa im April eingesetzt (Informationen durch die Stadt Hamm beachten) und ist im Winterhalbjahr eingelagert. Die Benutzung darf nur ab 2 Personen erfolgen. Steht die Fähre am anderen Ufer, muss man sie zu sich heranziehen. Ist die Fähre nicht in Betrieb, so ist ein Umweg von ca. 3 km zur nächsten Brücke in westlicher Richtung zu fahren.
Wir sind überraschenderweise trocken (!) und mit den Fahrrädern und Rucksäcken auf die Fähre gestiegen und zerren sogleich an den Ketten. Dass die Hände schmutzig werden können, deutet die Bedienungsanleitung der Fähre an. Lautlos gleitet die Fähre durchs Wasser, nur die Ketten rasseln und Stefan kommt ins Keuchen. Auf der anderen Seite ist soeben ein Wanderer eingetroffen, der schon darauf wartet, dass wir bei ihm anlegen und uns interessiert zuschaut. Er bekommt Verstärkung durch einen Gassi-Geher, der von Weitem winkt und damit deutlich macht, bitte auf ihn zu warten. Einzeln dürften beide nach den angeschlagenen Vorgaben nicht fahren. Oder zählt der kleine Hund mit? Der übrigens äußerst skeptisch auf die Fähre steigt und zuschaut, wie sich die beiden Männer abrackern.





Das erste Highlight am Wege haben wir also hinter uns gebracht. Voller Freude und Elan fahren wir auf der anderen Seite nun ein Stück durch die Lippe-Auen in der Oberwerrieser Mersch, wo sich mit dem Lippeauenpfad auch ein kleiner Naturlehrpfad befindet. Hier kann man über einen Bohlenweg ein kleines Gewässer überqueren und von einem Aussichtshügel Tiere der Aue beobachten.
Vorbei an Weiden und Wiesen passieren wir auf der Ostwennemarstraße die Schachtanlage Bayern der Zeche Maximilian – sie ist heute ein Reiterhof.
Wir queren den Kanal und fahren durch Werries bis zum Maximilianpark. Der Maximilianpark oder Maxipark, wie er auch kurz genannt wird, liegt auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Maximilian. Die alte Kohlenwäsche hat einen Anbau in Form eines Elefantenkopfes bekommen. Der „Gläserne Elefant“ ist ein Wahrzeichen von Hamm geworden. Der Park mit Schmetterlingshaus, Spielplätzen und Gartenanlagen wird ausführlicher im eigenen Beitrag vorgestellt. Man braucht auch eigentlich etwas mehr Zeit. Eine kurze Stippvisite während der Radtour lohnt sich kaum.






Vor dem Eingang biegen wir nach rechts parallel zur Museumsbahn. Auf der Ostwennemarstraße geht es Richtung Süden. Ziemlich überraschend biegt bald rechts der Weg ab. Er folgt einem Pfad entlang des Geithebachs. Wir begleiten die Geithe bis zu ihrer Mündung in die Ahse. Die Museumsbahn wird abermals überquert und wir fahren am Burghügel Mark vorbei. Es handelt sich dabei um eine alte Turmhügelburg aus dem frühen 13. Jahrhundert. Zeitweise war die Burg Sitz der Grafen von der Mark. Fachsprachlich wird ein solcher Bau als „Motte“ bezeichnet. Nachdem die Burg unwichtiger geworden ist, diente sie im Mittelalter als Baumaterial für andere Häuser, weshalb heute nur noch die Geländeform erkennbar ist. Der Hügel der Hauptburg wird von einem Wassergraben, Gräfte genannt, umgeben. Eine Brücke führt auf die Insel und eine Treppe auf den Hügel. Auch die Vorburg wird noch von einer Gräfte umgeben. Heute ist die Anlage ein Park mit Rastmöglichkeiten für Radwanderer. Direkt neben der Motte fließt die Geithe in die Ahse. Im Falle von Hochwasser oder Rückstau hebt ein künstliches Schöpfwerk das Wasser in die Höhe und leitet es der Ahse zu.
Parallel zur Ahse nähern wir uns Bad Hamm. Hier ist der große Kurpark, wo wir uns immerhin zu einem Abstecher zum Gradierwerk hinreißen lassen. Der Park bietet noch viel mehr. Teiche, Kneippbecken oder Brunnen zum Beispiel. Stefan, der gerne im Urlaub an die Nordsee fährt, bekommt in der salzhaltigen Luft des Gradierwerks direkt Hunger und packt im unsichtbaren Sprühnebel der über die Reisigzweige fließenden Sole sein erstes Brötchen aus. Nach kurzer Stärkung, bei der auch ich mich nicht zurückhalten kann, fahren wir hinter dem Stadion und links abbiegend direkt am Kanal entlang. Ein rostiges Schild zeigt den Kilometerstand CLII. Jetzt darf man sich an die 5. Klasse erinnern, als man in Mathe das Zahlensystem der Römer durchgenommen hat. Ich muss immer an Kommandozeileneingabe denken, aber 100+50+2 sind 152 Kilometer. Und kaum hat man sich dies hergeleitet, fällt einem die kleine 152 auf, die rechts am Rande noch in arabischen Ziffern angegeben ist. Es ist einer von mehreren thematisch passend und schön gestalteten Kilometeranzeiger auf unserer Etappe der Römer-Lippe-Route. Tatsächlich haben wir fast 10 Kilometer von Oberwerries aus schon geschafft.





Der Kurpark ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Bald taucht rechts von uns die Schleuse Hamm auf. Sie dient der Schleusung von Schiffen in den höhergelegenen Abschnitt Richtung Ende des Datteln-Hamm-Kanals. Gleichzeitig befindet sich hier (und ein Stück oberhalb der Stelle, an der wir aus dem Kurpark gekommen sind) eine technische Einrichtung, um wechselweise bei Bedarf Wasser aus der parallel fließenden Lippe in den Kanal oder vom Kanal in die Lippe zu überleiten.
Die Innenstadt von Hamm wird weitgehend umfahren. Grundsätzlich ist es aber ein Katzensprung zur Weststraße, zum Marktplatz und zu den beiden Kirchen Paulus- und Lutherkirche. Hier und im nahen Allee-Center bieten sich Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten. Das Allee-Center ist ein Einkaufszentrum, das in den 1990er Jahren auf dem Gelände einer alten Brauerei eröffnet wurde. An sich ist ein solches Einkaufszentrum auch im Rahmen der Industriekultur von Interesse – siehe die Beiträge zum CentrO in Oberhausen und der Thier-Galerie in Dortmund. Aber heute ist Sonntag und die Geschäfte sind geschlossen. Außerdem hinken wir schon kräftig dem Zeitplan hinterher.



Von Hamm nach Werne: Zwischen den Wassern
Lippe und Datteln-Hamm-Kanal laufen hier direkt nebeneinander her. Sie sind nur durch einen schmalen Damm oder Deich voneinander getrennt, haben sie doch eine unterschiedliche Wasserstandshöhe. Wir nutzen diesen Damm ab der Brücke über die Münsterstraße (am besten hinter der Brücke die Rampe hochfahren, dann müssen wir die Straße nicht noch einmal queren!). Rechts die begradigte Lippe, links der Kanal. Wir unterfahren die Eisenbahnbrücke, die das nördliche ende vom Bahnhof Hamm bildet. Hier können alle zur Tour dazu stoßen, die mit dem Zug gekommen sind.
Auf der anderen Kanalseite fängt der Hafen von Hamm an. Im alten Hafenamt ist die Polizei untergebracht. Aus einem Fitness-Center gegenüber klingen Geräusche wie in einem Kampf, ist aber vermutlich nur der Befehlston des Vorturners. Rechts erhebt sich schon der Hienberg, eine alte Mülldeponie an der Bromberger Straße. Der Radbodsee hinter der Brücke der Römerstraße ist hinter dem Deich nicht zu sehen. Der Weg hat einen kleinen Bogen beschrieben und verläuft nun wieder auf dem schmalen Damm zwischen Kanal und Fluss. Für die nächsten drei Kilometer wird sich dies nicht ändern. Das Gebiet rechts von der Lippe mit Deponie, Radbodsee und Halde ist ausführlich in einem Spaziergang rund um die Zeche Radbod vorgestellt.



Schon von weitem sind die weißen Bogenbrücken zu sehen. Sie verbinden die Halden der Zeche Radbod mit dem Lippepark. Zusammen bilden sie die Haldenfamilie. Charakteristisch sind ihre orangefarbenen Aussichtstürme „Haldenzeichen“. Überquert man die Brücke rechts über die Lippe, so gelangt man zur Halde Radbod und zum alten Zechengelände. Nutzt man die Brücke links über den Kanal, so kommt man zunächst in den Lippepark und kann dann weiter zu den Halden Kissinger Höhe und Humbert fahren.








Nach Umfahrung des Hafen des Kohlekraftwerks erreichen wir das Gersteinwerk in Werne-Stockum, das mit seinen Kühltürmen und dem hohen Schornstein spätestens von der weißen Bogenbrücke zu sehen ist. Beinahe romantisch wirken die Kühltürme hinter den Gräser- und Schilfpflanzen der Sumpflandschaft. Wir sind nun im Naturschutzgebiet Tibaum. An einem verdeckten Aussichtspunkt lässt sich ein Storchennest beobachten – jetzt gerade auf unserer Tour mit Jungvögeln! Dumm ist nur, wenn man das Teleobjektiv, mit dem man näher heranzoomen könnte, aus Gewichtsgründen nicht mitnimmt. Und auch kein Fernglas. Seien Sie schlauer als wir!
An einer Stelle stehen markante tote Bäume im Wasser. Nach Überquerung der Straße Am Tibaum verläuft der Weg wahlweise links am Kanal entlang oder rechts. Dieser hat immer wieder schöne Ausblicke auf das Naturschutzgebiet, durch das sich die Lippe mit großen Bögen schlängelt. Auf der anderen Seite der Lippe, im Kreis Unna, ist es übrigens das NSG Lippeaue von Stockum bis Werne. Ist es eigentlich normal, dass man als Ruhri das so prägende Kraftwerk dabei nicht als Störobjekt, sondern beinahe als interessantes Dekorationsobjekt im Motiv wahrnimmt? Ich entschuldige mich vorab dafür, dass beinahe in jedem Foto des nächsten Bildblocks Kühltürme zu sehen sind.
Die Kreisgrenze überschreiten wir unbemerkt irgendwann hinter der Autobahn. In ihrer Nähe herrscht ein permanentes Reifengeräusch und Motorendröhnen. Wir sehen zu, dass wir zügig weiterkommen. Elefantenrennen und Krieg unter Autofahrern lassen wir hinter uns und blenden es schnell aus.











Wir queren an der Brücke den Fluss und erreichen Ausläufer der Stadt Werne. Der Weg führt in einem großen Bogen vorbei am Stadtpark mit einem See, einer Saline (der zweiten am Weg heute schon) und dem neu eröffneten Solebad. Werne hat eine sehr schöne Altstadt mit einem markanten alten Rathaus vor der Christophorus-Kirche. Man könnte die Gelegenheit für ein Eis oder eine andere Rast mit Einkehr nutzen. Außerdem besteht die Möglichkeit, hier in die Regionalbahn nach Dortmund zu steigen und zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Anreise zur Römer-Lippe-Route in Werne:
Anreise mit der Bahn: Von Münster, Dortmund oder Lünen mit der RB 50 bis Werne. Von dort auf dem RadKreis Unna bis zum Knotenpunkt 3 am Stadtpark und hier in die Römer-Lippe-Route nach Hamm oder Lünen einsteigen.
Alternativ empfehle ich für die, die ohne Stadtrundfahrt rasch vorwärtskommen möchten, den Weg über die alte Zechenbahn vorbei an der Zeche Werne, der alten Schleusenkammer und der Halde. Über die B233 kommen auch die, die der Tour über Werne gefolgt sind. Nach Süden führt die Fortsetzung über Kamen bis nach Unna.
Wassererlebnis-Runde Bergkamen (Alternativroute und Umfahrung Oberaden):
Entweder an der Kreuzung vor dem Supermarkt in Rünthe oder an der Kanalbrücke kann auf die Wassererlebnis-Runde in Bergkamen gewechselt werden. Die Alternativroute ist beschildert durch ein spezielles blaues Piktogramm. Nach knapp 7 Kilometern, die zum Teil direkt am Kanalufer bewältigt werden, stößt man wieder auf die Hauptroute. Dabei werden der Anstieg an der Halde Großes Holz, die Ortsdurchfahrt von Oberaden und der Römerpark umfahren. Die Wassererlebnisrunde ist etwa 3,5 Kilometer kürzer, wesentlich flacher und verkehrsärmer. Am Wegesrand liegt die Ökostation, die von der regulären Tour nicht berührt wird.
Zunächst passieren wir auf dem Westenhellweg die alte Zentraldeponie Bergkamen. Wie viele andere Halden und Deponien ist sie heute begrünt und zugänglich. Wer mag, kann diese erklimmen und einen Ausblick in die Lippeauen von etwas weiter oben genießen. Unmittelbar hinter der Zentraldeponie liegt die Ökologiestation Bergkamen. Auf einem Feldweg ist rechts der hölzerne Aussichtsturm in die Lippeaue und die Beobachtungsgewässer erreichbar. Der Turm bietet zwei Plattformen, von der die untere sogar barrierefrei erreichbar ist. Von dort führt ein kurzer Wanderpfad, begleitet von Obstbäumen am Wegesrand, bis zur eigentlichen Ökologiestation. Der Weg endet am Bienenlehrpfad und -lehrstand. Hauptgebäude und Melkerhaus eines alten Bauernhofs bilden den zentralen Punkt der Ökologiestation und beherbergen Büros und Seminarräume. Es gibt regelmäßig umweltpädagogische Angebote für Erwachsene und vor allem auch für Kinder. Bauerngarten, Bienenlehrpfad und Spielplatz lassen sich immer besuchen.
Ein Verbindungsweg mit Überquerung des Kanals über das Sperrtor am Kraftwerk Bergkamen ermöglicht theoretisch eine Rückkehr zur Hauptroute. Dabei hat man dann die Marina und den Beversee umfahren und fährt auf der regulären Tour fort. Hinter dem Kraftwerk wenden wir uns auf unserer „Wassererlebnis-Runde“ dem Kanal zu und folgen dem Ufer bis zum Knotenpunkt 18. Zuvor stößt die Hauptroute der Römer-Lippe-Route auf unseren Uferweg.






Von Werne nach Oberaden
Wir folgen der offiziellen Route. Auf der Kanalbrücke sieht man rechts das Kraftwerk Bergkamen, die Halde Großes Holz und im Vordergrund den alten Hafen der Zeche Werne. Heute ist dies ein Yachthafen – der größte in Nordrhein-Westfalen. Geradeaus führt der Radweg auf der Klöcknerbahntrasse weiter in Richtung Kamen und Unna. Die Marina Rünthe erreichen wir durch rechts abbiegen an der nächsten Kreuzung. Auch hier bieten sich Cafés und ein Biergarten an. Die Römer-Lippe-Route verläuft weiter am Kanal bis zum Sicherheitstor. Ich empfehle abermals eine Alternativroute vorbei am Beversee. Es ist ein See, der durch Bergsenkungen entstanden ist und sehr idyllisch liegt. Der Weg, auch gerne genutzt zum Walken und Spazierengehen, führt durch dichten Wald, was insbesondere im Sommer eine willkommene Abkühlung mit sich bringt. Meine vorgeschlagene Alternativ-Route am Beversee und offizieller Verlauf der Römer-Lippe-Route kommen am Sicherheitstor am Kraftwerk wieder zusammen. Über die Brücke des geöffneten Tores, das im Notfall verhindern soll, dass der Kanal an einem Leck leerläuft, ist die Ökostation mit dem Aussichtsturm ebenfalls erreichbar. Von hier aus könnte man abermals Oberaden umfahren und auf der „Wassererlebnis-Runde“ am Kanal entlangfahren.




Das Kraftwerk Heil, benannt nach dem Bergkamener Vorort, liegt auf der anderen Kanalseite. Vor uns erhebt sich die unbekanntere Halde Haus Aden. Vor ihr führt unsere Tour nach links. Über die Bahn hinüber beginnt nun der einzige nennenswerte Aufstieg dieser Touretappe der Römer-Lippe-Route. Am Zaun von Bayer-Schering entlang geht es bergauf. Rechts liegt nun die Halde Großes Holz, deren Fuße wir an einem möglichen Aufstieg erreichen. Wer Kraft, Energie oder ein E-Bike hat, kann den Aufstieg in den Korridorpark mit seinen Gräserfeldern und Leuchttürmen, aber auch auf die Adener Höhe ganz oben mit dem Gipfelplateau und dem Leuchtstab wagen. Unser Weg passiert mit der Halde Monopol eine kleinere, ältere Bergehalde. Nach dem Anstieg geht es nun wieder abwärts. Hinter der Erich-Ollenauer-Straße tauchen wir abermals in den Wald. Bald liegt links das alte Zechengelände Kuckuck. Dann erreichen wir den Kuhbach und biegen rechts ab auf den Kuhbachweg. Dieser Radweg folgt dem erst jüngst renaturierten Gewässer bis zur Jahnstraße. Hier befindet sich das Stadtmuseum.




Bisher haben wir uns mit der Ausnahme des Namens der Fähre Lupia am Anfang mehr mit der Lippe als mit Römern beschäftigt. Da dies für die „Römer-Lippe-Route“ eine mehr als dürftige Bilanz ist, machen wir das jetzt wieder wett. Oberaden, wo wir uns jetzt befinden, steht auf einem ehemaligen Römerlager. Heben Häuslebauer einen Keller aus, stoßen sie nicht selten auf Tonscherben, Münzen oder Knochen. Dann kann man davon ausgehen, dass die Denkmalbehörde den Weiterbau stoppt und der Zeitplan zu vergessen ist. Hier ist historischer Boden, der untersucht werden muss.
An einigen Orten sind wenige Spuren des Lagers zu sehen. Ein Archäologischer Lehrpfad führt als Rundweg um Oberaden. Eine anschauliche Anlage passiert auch die Römer-Lippe-Route im sogenannten Römerpark Oberaden. Hier steht eine Holz-Erde-Mauer, eine kleine Rekonstruktion einer Lagerbefestigung, die so an dieser Stelle ausgesehen haben könnte (unmittelbar zugänglich zu bestimmten Zeiten, sonst Zaunblick – Eintritt frei, Spende möglich).







Von Oberaden nach Lünen
Wir fahren bergab und stoßen auf die Alisostraße, biegen unten links ab und queren die Bahn. Hier hat man einen Blick auf das ehemalige Zechengelände Haus Aden. Derzeit entsteht hier die Wasserstadt Aden, ein Wohngebiet mit Anschluss an den Datteln-Hamm-Kanal. Es geht kurz bergauf auf die Rampe der Kanalbrücke und auf die andere Seite. Zügig radeln wir am Ufer entlang Richtung Lünen. Aber Achtung: Vor einer der nächsten Brücken biegen wir rechts ab. Nach einer kleinen Umschweife gelangen wir in das nächste Naturschutzgebiet. Informationspunkte des Lippeauenweges erläutern anschaulich die natürlichen Gegebenheiten.
Der Lippeauenweg widmet sich als Rad- oder Wander-Rundweg der Lippeaue östlich und westlich von Lünen. Er besitzt mehr als ein Dutzend sogenannte Erlebnisstationen, an denen Besonderheiten in der Tier- und Pflanzenwelt, Geschichte oder andere Themen rund um die Lippe vorgestellt werden. Ein paar dieser Stationen liegen bis Lünen auch an unserem Weg, so beispielsweise ein Nachbau eines Prahms, einem römischen Schiff. Womit wir doch noch einmal auf die Römer kommen. Wer noch viel Kraft in den Waden oder Energie im Akku hat, kann den Themenrundweg auch noch angehen.
Der Wald lichtet sich. Rechts von uns liegt die Osthalde der Zeche Victoria. Die Zwolle-Allee können wir einfach unterqueren, wenn wir vor der Brücke rechts fahren. Nun rollen wir hoch auf dem Deich oberhalb der Aue. Links besteht die Möglichkeit, in den Seepark und zum Schloss Schwansbell zu fahren. Rechts von uns erhebt sich nun hinter der versteckt fließenden Lippe die Westhalde der Zeche Victoria. Unter der Bahnbrücke hindurch, kommt von links der Sesekeweg. Wir begleiten ihn auf seinen letzten Metern bis zur Mündung der Seseke in die Lippe. Auf dem Deich zwischen Stadtmitte und Fluss radeln wir die letzten Meter bis zum Ziel. Wir entscheiden uns für eine der Eisdielen an der Persiluhr, wo es herrliche Früchtebecher gibt. Von hier ist es ein Katzensprung zum Hauptbahnhof.




In Lünen eine Treppe hinauf, in Dortmund eine hinunter und am anderen Bahnsteig wieder treppauf, in Hamm wieder runter. Entweder gab es keine Aufzüge, die Rolltreppen waren defekt oder die Aufzüge waren einfach voll. Gut, wenn man das Rad tragen kann. In Hamm radeln wir nun auf der Wasserschleife zum Ausgangspunkt zurück. Es sind noch einmal ca. 8 Kilometer zum Schloss Oberwerries vorbei an der Schleuse, der Wasserübergabe und dem Schloss Heessen. Das ist allerdings ein Internat und nicht zu besichtigen. Auenlandschaften wechseln sich mit Wäldern ab. Rund 50 Kilometer zeigt der Kilometerzähler am Ende. Eine ordentliche Tour. Mit Natur und Kultur.
Anreise zur Römer-Lippe-Route in Lünen:
Anreise mit dem Auto: Auf der A2 bis zur Ausfahrt 15 Kamen / Bergkamen. Aus Richtung Kamener Kreuz / Hamm rechts abbiegen, aus Richtung Dortmund links abbiegen auf die Lünener Straße. Dem Verlauf ca. 5 km folgen. Innerhalb der Stadt bestehen größtenteils nur kostenpflichtige oder begrenzt nutzbare Parkplätze. Es bieten sich einige Parkplätze etwas außerhalb gelegen an. Dazu hinter der Kanalbrücke rechts abbiegen auf die Hammer Straße. Nach 900 m links abbiegen in An der Fähre. Dort befindet sich an der Lippe ein Parkplatz. Von hier mit dem Fahrrad zurück auf die Hammer Straße und nach wenigen hundert Metern rechts Richtung Lünen oder links Richtung Hamm auf die Römer-Lippe-Route.
Zieleingabe ins Navigationssystem: An der Fähre in Lünen
Anreise mit Bus und Bahn: Von Dortmund, Münster oder Gronau mit der RB 50 bzw. 51 bis Lünen Hbf. Vor dem Hauptbahnhof liegt der Knotenpunkt 24. Von dort zum Knotenpunkt 23 über den Platz an der Persiluhr fahren und hier in die Römer-Lippe-Route einsteigen.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: In Lünen besteht Anschluss an den Sesekeweg aus Richtung Kamen und Bönen. In Lünen verläuft die Tour auf einem Teilabschnitt des Lippeauenweges. Die Fortsetzung in Lünen liegt in der nächsten Etappe der Römer-Lippe-Route.
► Die Fortsetzung der Tour auf der Römer-Lippe-Route ist in der nächsten Etappe bis Haltern am See nachzulesen.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°42’14.43″N, 7°53’18.50″E – Schloss Oberwerries
51°42’10.86″N, 7°53’26.68″E – Lippefähre Lupia
51°41’00.27″N, 7°53’01.83″E – Eingang Maximilianpark
51°40’54.27″N, 7°50’45.68″E – Burghügel Mark
51°41’23.44″N, 7°50’22.75″E – Gradierwerk Kurpark Bad Hamm
51°41’09.55″N, 7°49’15.99″E – Schleuse Hamm
51°40’34.44″N, 7°45’19.26″E – Brücken im Lippepark
51°38’29.74″N, 7°38’36.17″E – Marina Rünthe
51°36’49.65″N, 7°34’57.89″E – Holz-Erde-Mauer
51°37’00.93″N, 7°31’42.93″E – Hauptbahnhof Lünen / ZOB
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
423191 m, 5728702 m – Schloss Oberwerries
423347 m, 5728590 m – Lippefähre Lupia
422836 m, 5726416 m – Eingang Maximilianpark
420219 m, 5726271 m – Burghügel Mark
419793 m, 5727180 m – Gradierwerk Kurpark Bad Hamm
418504 m, 5726771 m – Schleuse Hamm
413940 m, 5725762 m – Brücken im Lippepark
406127 m, 5722048 m – Marina Rünthe
401872 m, 5719035 m – Holz-Erde-Mauer
398129 m, 5719458 m – Hauptbahnhof Lünen / ZOB
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Quellen und weitere Informationen:
Schloss Oberwerries: www.hamm.de
Lippefähre Lupia: www.hamm.de
Museumseisenbahn Hamm: www.museumseisenbahn-hamm.de