Der Deusenberg in Dortmund
In der Vergangenheit waren die Anwohner in Huckarde und Deusen arg geplagt. Hier arbeitete mit der Kokerei Hansa eine der wichtigsten Zentralkokereien im Ruhrgebiet, benachbart von der gleichnamigen Zeche. Angrenzend verläuft mit der alten Köln-Mindener Eisenbahn eine wichtige und lärmbelastete Hauptstrecke im Personen- und Güterverkehr. Die Emscher, dreckigster Fluss in ganz Europa und eine stinkende Köttelbecke, liegt direkt daneben. Und zu guter Letzt wuchs hier Jahrzehnte lang ein gigantischer Abfall-Schutt-Berg an. Kurzum: Dieser Flecken Erde gehörte vor noch gar nicht langer Zeit zu den dreckigsten, übelriechendsten und hässlichsten Orten weit und breit.
Im neuen Jahrtausend ist die Lage völlig anders. Aus der Massen an Staub, Dreck und Gestank abgebenden Kokerei ist nach deren Schließung im Jahr 1992 ein sehenswertes Industriedenkmal geworden. Die Zeche ist bereits länger stillgelegt. Die Köttelbecke wird im Zuge des Emscherumbaus zunehmend klarer und füllt sich zusehends mit tierischem und pflanzlichem Leben – der Gestank ist verschwunden. Radfahrer nutzen nun den immer beliebter werdenden Flussradweg an der Emscher. Und auch aus der Müllkippe ist ein erstaunlich grünes Naherholungsgebiet geworden.
In der Karte ist der Berg im linken Drittel bis zur Mitte gut zu erkennen. Er ist eingerahmt von den Eisenbahnanlagen der Kokerei Hansa und der Emscher mit ihrem begleitenden Flussradweg.
Von der Altdeponie zum Naherholungsgebiet
Die Altdeponie Huckarde ist eine jahrelang genutzte Mülldeponie, bestand schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts und bedeckt ursprünglich hier befindliche Äcker und Wiesen. Große Massen von Trümmern und Schutt der im zweiten Weltkrieg zerstörten Häuser von Dortmund wurden hier ebenfalls abgelagert. Hinzu kamen Industrie- und Hausabfälle. Auf einer Fläche von 44 ha wurde so Material in einer Größenordnung von ca. 11 Mio. m³ angehäuft. Im Jahre 1992 begann nach Einstellung des Deponiebetriebs die Phase der Sicherung und Rekultivierung nach Abwarten der letzten Setzungen.
Ab 1997 erfolgten dazu die Abdichtung des Körpers und der Auftrag einer Bodenschicht für den zukünftigen Bewuchs. Etwa 150.000 Bäume wurden gepflanzt. Gasbrunnen fangen entstehendes Deponiegas zur weiteren Verwertung auf und sind an der Oberfläche durch schwarze Hauben erkennbar. Die Öffnung des nach dem Ortsteil Deusen benannten Deusenbergs für die Öffentlichkeit erfolgte sieben Jahre später.
Aussicht über Dortmund
Eine Möglichkeit zum Besteigen bietet eine 137 m lange Treppe vom Ortsteil Deusen, aber auch eine Rampe führt bis zum Gipfel, der an seiner höchsten Stelle ca. 120 Meter über dem Meeresspiegel und etwa 55 Meter über der Umgebung hoch reicht. Von hier aus bietet der Deusenberg einen guten Blick über das Umland. Es lässt sich praktisch die gesamte Innenstadt von Dortmund überblicken. Hier stechen besondere Landmarken wie die St.-Reinoldi-Kirche, der RWE-Tower, das Dortmunder U, das Westfalenstadion, der Fernsehturm im Westfalenpark und der bei Schwerte hervor. In der näheren Umgebung sind der Malakowturm der Zeche Fürst Hardenberg am Dortmund-Ems-Kanal, der Hammerkopfturm der Zeche Minister Stein und die ehemalige Kirche (Begegnungszentrum) von Deusen zu erkennen. In unmittelbarer Nähe zum Deusenberg stehen die hier so typischen eierförmigen Faultürme der 1994 in Betrieb genommenen Kläranlage an der Emscher. Auf der anderen Seite fällt der Blick auf das gigantische IKEA-Logistikzentrum auf der Halde Ellinghausen.
Mountainbike-Arena auf dem Gipfel
Neben der Funktion als Aussichtspunkt ist der Berg vor allem ein großer Trainingspark für Querfeldein-Fahrradfahrer. Unter dem Namen EDG Mountain Bike Arena sind durch die Entsorgung Dortmund GmbH (EDG) in mehreren Bereichen sogenannte Trails eingerichtet, also schmale Wege für Mountainbike-Fahrten entlang der Böschungen. Im Süden befindet sich auf dem Gipfelplateau ein spezieller Hindernis-Parcours mit Steilkurven, Wellenbahn oder Tables. Die Anlage ist in verschiedene Schwierigkeitsgrade eingeteilt, was Mountainbike-Anfänger und Profis auf dem Berg vereint. Die Anlage steht ständig frei zur Verfügung.
Stromerzeugung durch die Sonne
Auf einer großen Fläche von ca. 4 ha Ausdehnung wurde im Sommer 2017 eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen. Der Solarpark Deusenberg zählt zu den größten Anlagen im Ruhrgebiet und besteht aus ca. 13.000 Modulen, die etwa maximal 3,5 MW (peak) Strom produzieren sollen. Rechnerisch decken sie damit den Strombedarf von etwa 1.000 Haushalten aus regenerativer Sonnenenergie. Eine ähnliche Anlage befindet sich auf der fast vom Deusenberg aus erkennbaren, 10 km entfernt liegenden Deponie Grevel zwischen den Stadtteilen Lanstrop und Derne.
Tipp des Autors:
Auch für Nicht-Radfahrende lohnt ein kurzer Aufstieg auf den Deusenberg. Insbesondere dann, wenn sich der Besuch mit anderen Zielen in der direkten Umgebung kombinieren lässt, so zum Beispiel zur benachbarten Kokerei Hansa oder dem Nahverkehrsmuseum im Mooskamp. Andere Ziele in der Umgebung sind das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Bövinghausen oder die Halde Schwerin in Castrop-Rauxel. In der Nähe liegt der Revierpark Wischlingen mit dem Naturschutzgebiet Hallerey. Da der Emscherweg direkt am Fuße des Deusenbergs vorbeiführt, ist auf einer Fahrradtour die Auffahrt eine interessante Abwechslung.
Der Deusenberg ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Die Wege auf dem Deusenberg und die EDG Mountainbike-Arena sind ständig frei zugänglich. Ein Nutzen der Anlage für Mountain-Biker ist kostenlos und ohne Anmeldung oder Vereinszugehörigkeit möglich.
Als Fußgänger und Radfahrende ist jeweils auf die andere Personengruppe Rücksicht zu nehmen. Es gibt Wege, die für Fußgänger verboten, und Wege, die wiederum für Radfahrende tabu sind. Radfahren ist grundsätzlich nur mit Helm und ggf. mit weiteren Schützern erlaubt.
Für Notfälle ist eine genaue Standortbeschreibung nützlich, um der Rettungsleitwarte per Mobiltelefon die Position mitteilen zu können. Grundsätzlich ist die Adresse „EDG Bikearena, Lindberghstraße in Dortmund“. Eine Rampe führt für Rettungswagen auf den Berg.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A45 bis zur Ausfahrt 4 Dortmund-Marten, Huckarde, Hafen fahren und dort sofort rechts abbiegen Richtung Huckarde / Hafen (nicht Richtung Marten). An der nächsten Ausfahrt abfahren Richtung Huckarde / Dorstfeld. Links abbiegen auf die Huckarder Straße Richtung Huckarde / Mengede. An der zweiten Ampelkreuzung hinter dem Förderturm und vor der Kokerei rechts in die Lindberghstraße Richtung Deusen. Nach ca. 550 Metern links befindet sich ein Parkplatz vor der Emscherbrücke.
Alternativ weiter auf der Lindberghstraße und an der folgenden Ampel links in die Deusener Straße. Im Bereich des Begegnungszentrums (ehemalige Kirche) oder links in den Nebenstraßen parken. Über die kleinen Fußwege, die aus dem Wohngebiet in die Felder oder Kleingartensiedlung laufen, gelangt man zur kleinen Emscherbrücke.
Zieleingabe in das Navigationssystem: Lindberghstraße, nähe Kreuzung Franz-Schlüter-Straße in Dortmund
Anreise mit Bus und Bahn:
Mit der RB 43 von Dortmund Hbf., Wanne-Eickel Hbf., Herne, Gladbeck oder Dorsten oder von der Stadtmitte und Aplerbeck mit der U47 Richtung Westerfilde jeweils bis Huckarde Nord. Von dort aus entlang der Mengeder Straße bis zur ehemaligen Zeche Hansa laufen, dort in die Lindberghstraße abbiegen oder mit dem Bus der Linie 410 Richtung Deusen bis Huckarde-Recyclinghof fahren.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Der Emscherweg führt direkt am Deusenberg vorbei. In Ellinghausen ist ein kurzer Abstecher vom Emscher-Park-Radweg möglich, bei Deusen von der Radroute am Dortmund-Ems-Kanal.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Deusenberg bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000).
In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Emscher-Touren: In 5 Tagen mit dem Fahrrad durch den Pott* und Halden, Himmel, Horizonte: Die Gipfel des Reviers*.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°32’51.70″N, 7°25’12.72″E – Zugang Treppe (Emscherbrücke)
51°32’37.40″N, 7°25’06.96″E – Parcours mit Steilkurven, Rampen und Tables
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
390459 m, 5711916 m – Zugang Treppe (Emscherbrücke)
390338 m, 5711476 m – Parcours mit Steilkurven, Rampen und Tables
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.