Emscherweg Teil 2 – Dortmund-Recklinghausen

Von der Kloake zum lebendigen Gewässer: Der Emscherweg macht den Wandel eines der zentralen Gewässer im Ruhrgebiet deutlich. Über etwas mehr als 80 Kilometer fließt die Emscher quer durch das Ruhrgebiet. Sie entspringt bei Holzwickede. Dann verläuft sie in westlicher Richtung durch Dortmund und einige weitere Großstädte bis zur Mündung in den Rhein bei Dinslaken.

Ein etwa 100 Kilometer langer Radweg führt von der Quelle bis zur Mündung der Emscher. Die hier beschriebene 2. Etappe führt nach der 1. Etappe von Holzwickede nach Dortmund in der Fortsetzung bis Recklinghausen sowie Herne. Wir verfolgen das immer breiter werdende Flüsschen, passieren idyllische neue Auenlandschaften und beenden die Tour schließlich am Stadthafen von Recklinghausen.

Die folgende Karte zeigt zunächst den Verlauf vom Emscherweg zwischen Dortmund und Herne. Speziell diese Etappe hat den großen Charme, dass nur selten großer Abstand zum nächsten Bahnhof besteht und diese alle durch eine durchgehende S-Bahn-Linie verbunden sind. So kann die Etappe nach Lust und Laune individuell beendet und am Ende oder im Falle einer Panne mit dem Zug zurückgekehrt werden.

Karte Emscherweg Dortmund-Recklinghausen

Die mit Nummernpunkten gekennzeichneten Orte ( 1 , 2 usw.) werden im Text näher beschrieben. Blaue Pfeile markieren Anschlüsse vom Emscherweg zu anderen besonderen Radwegen wie die König-Ludwig-Trasse oder die Grüne Acht. Die Symbole mit der Beschriftung Bf. bzw. Hbf. markieren die Standorte der zahlreichen Bahnhöfe und Hauptbahnhöfe.

Ein wenig Hintergrund zur Emscher

Durch die rasche Industrialisierung und die zahlreichen Kohlezechen stieg der Bedarf an Wasser im Ruhrgebiet zum Ende des 19. Jahrhunderts enorm an. Sauberes Trinkwasser wurde aus den beiden großen Flüssen Ruhr im Süden und Lippe im Norden gewonnen.

Das daraus resultierende Abwasser wurde in die Emscher geleitet, was auf den ersten Blick ein gutes System zu sein scheint, um die Hauptflüsse sauber zu halten. Fortan verlief ein offener Schmutzwasserkanal quer durchs Ruhrgebiet. Zur Verhinderung von Hochwasser und für die rasche Ableitung der Fäkalien musste der Fluss eingedeicht werden.

Dies lag auch an Bodensenkungen durch den Bergbau. So erhielt das Flussbett eine Betonsohle und hohe Deiche. Schnurgerade durchschnitt der Fluss die Landschaft, stank zum Himmel und war eine ökologische Katastrophe – die Emscher war der dreckigste Fluss Deutschlands, praktisch unbewohnt von Tieren und ein Sinnbild für das heruntergekommene Ruhrgebiet. Man kann sich vorstellen, dass auch die Siedlungsgebiete in Hauptwindrichtung hinter dem Fluss nicht die populärsten und teuersten ihrer Art sind oder waren.

Beschilderung, Wegebeschaffenheit und Anreise:

Der Emscherweg ist durchgehend sehr gut beschildert. An wichtigeren Punkten findet man große blaue Schilder mit dem Logo der Route, an den rot-weißen Verkehrsschildern des Radverkehrsnetzes NRW sind kleinere blaue Piktogramme angebracht. Stellenweise ist auch einfach nur dem roten Fahrrad-Piktogramm auf quadratischem weißen Grund mit einer Richtungsangabe in Form eines Pfeils zu folgen. Wichtiger Hinweis: Aufgrund von Baustellen kommt es an einigen Stellen zu temporären und länger andauernden Umleitungen. Diese werden jedoch in der Routenbeschreibung nicht weiter erwähnt.

Überwiegend hat der Emscherweg eine wassergebundene Oberfläche. Einige Abschnitte sind asphaltiert. Im Zuge von Umleitungen sind streckenweise Nebenstraßen und ganz wenige Hauptstraßen (mit markiertem Radstreifen) zu benutzen. Da Wasser selten bergauf fließt, hat die Tour ein leichtes Gesamt-Gefälle von etwa 20 Metern. Es gibt praktisch keine nennenswerten Steigungen außer kurze Damm-Anstiege an Deichen oder Querstraßen mit Brücken. Auch ohne E-Bike ist die Tour daher auch für ungeübte Radler durchaus schaffbar.

Die Tour ist so konzipiert, dass der Rückweg zum Ausgangspunkt komplett und täglich mit einer durchgehenden S-Bahn bewältigt werden kann. Zwischen Castrop-Rauxel, Herne, Mengede und Dortmund Hbf. verkehrt außerdem ohne Halt an den übrigen Stationen je eine Regionalexpress- und Regionalbahnlinie.

Hinweis: In einigen Informationen variieren die Schreibweisen des Weges. Auf dieser Seite wird ausschließlich die Variante ohne Bindestrich und in einem Wort verwendet: Emscherweg.

Kartenmaterial / Literatur:

In den dargestellten gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführer ist die Region um den Emscherweg abgebildet. Die thematisch passenden Bücher sind außerdem zur Vertiefung empfohlen. Mit Klick auf die jeweilige Karte gelangen Sie zur entsprechenden Seite bei Amazon*.

   

Die Tour auf dem Emscherweg fahre ich wieder in Begleitung mit Stefan, mit dem ich schon auf dem Grünen Pfad und Umgebung in Oberhausen und Duisburg unterwegs war. Stefan fotografiert auch sehr gerne und ist an Landschaft und spannende Orte am Weg interessiert, was den Vorteil hat, dass es immer wieder Fotostopps und Pausen gibt. Und den Haken, dass man für 40 Kilometer meist über 6 Stunden braucht.

Zur Etappe 1 Holzwickede (Quelle) – Dortmund
► Zur Etappe 2 Dortmund – Recklinghausen / Herne (dieser Beitrag)
Zur Etappe 3 Recklinghausen / Herne – Oberhausen
Zur Etappe 4 Oberhausen – Dinslaken (Mündung in den Rhein)

Von Dorstfeld nach Deusen

Wir treffen uns vor dem 1 S-Bahnhof Dorstfeld. Der eine kommt mit dem Zug, der andere hatte sein Fahrrad auf dem Auto und parkt direkt am Bahnhof. Vom Parkplatz fahren wir rechts auf die Wittener Straße, über die „Fernbahn“ zwischen Dortmund und Bochum und an der Ampel rechts auf die Rheinische Straße. Unter der Brücke fließt bereits die Emscher. An der Ampel links und nach der erneuten Flussüberquerung an der Ampel rechts auf dem Emscherweg. Hier schließen wir nahtlos an die erste Tour an, die genau hier geendet hat.

Anreise zum Ausgangspunkt vom Emscherweg (Etappe 2):

Anreise mit dem Auto: Auf der A40 bis zur Ausfahrt 44 Dortmund-Barop / Universität. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Essen links abbiegen auf die Dorstfelder Allee. An der nächsten Kreuzung links in die Straße Kortental. Dann rechts auf die Wittener Straße und hinter der Bahn rechts auf den P&R-Parkplatz am Bahnhof Dorstfeld. Wenn der Parkplatz voll ist, bieten sich umliegende Straßen

Zieleingabe ins Navigationssystem: Wittener Straße in Dortmund; POI S-Bahnhof Dortmund-Dorstfeld

Anreise mit Bus und Bahn: Von Dortmund Hbf. mit der S1 oder S2 bis Dorstfeld (jeweils nächster Halt).

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Die Deutsche Fußballroute NRW, der Emscher-Park-Radweg und der R10 verlaufen nahe am Ausgangspunkt im Bereich Dorstfeld / Huckarde am Emscherweg vorbei. Auch der Beginn der Radroute Dortmund-Ems-Kanal am Hauptbahnhof ist nicht weit entfernt.

Auf gut ausgebautem Wege geht es zügig zwischen Dorstfelder Allee und dem Fluss um den Stadtteil herum. Es ist noch früh und leer. Radfahrer sind noch nicht unterwegs, dafür einige morgendliche Jogger mit Hunden. Würden wir nun links abbiegen in die Höfkerstraße, so kämen wir irgendwann zum östlichsten der fünf Revierparks. Der Revierpark Wischlingen entstand 1976 und hat ein großes Sole- und Allwetterbad, einen großen Teich und viele Wiesen, die zum Beispiel für Disk-Golf genutzt werden können.

Im Rahmen des Emscherkunstweges entdeckt man am Wegesrand auch auf dieser Etappe zahlreiche Installationen und Werke, die sich irgendwie auf den Fluss oder den Wandel beziehen oder bezogen haben. Einige zeitweise Werke sind wieder verschwunden, die 2 Stille Weile von der Künstler- und Architektengruppe Raumlabor besteht weiterhin. Es ist ein unförmiger Klumpen „irgendwas“, sehr hoch mit Zipfelmütze. Betritt man das Werk aus Beton, stößt man auf einen kugelrunden Hohlraum im Innern. Gesprochene Wörter, Gesang oder Pfiffe klingen plötzlich mit einem Echo ganz anders.

Unter der Brücke der Mallinckrodtstraße entdeckt Stefan wieder einen der orangefarbenen Stelen der Emscherkunst. Das Atelier de Balto hat hier die 3 Kunstpause geschaffen. Mehrere Holz-Stege verlaufen kreuz und quer unter den Haselnussbäumen. Dazwischen grenzen Staketenzäune Pflanzbereiche voneinander ab.

Vorbei an der Stadtbahn-Station Insterburger Straße gelangen wir zur Franziusstraße, auf der wir rechts abbiegen. Wir nutzen den Tunnel der Straße, um die Bahn zu unterqueren. Hier befinden wir uns im Hafengebiet am Dortmund-Ems-Kanal. Auf der Westfaliastraße würden wir zum Hafenamt und letztlich zum Hauptbahnhof gelangen. Hinter der Kreuzung mit der Westfaliastraße biegen wir aber links ab auf die Franz-Schlüter-Straße. Wir müssen über die Brücke fahren und dann rechts.

Der Emscherweg führt nun schnurgerade zwischen hohen Büschen entlang. Rechts ist die Emscher zu erahnen, mindestens zu hören durch sanftes Plätschern, aber durch die recht dichte Blätterwand kaum zu sehen. Auch die Lücken, um die „Eier“ der Kläranlage Deusen zu sehen, halten sich sehr in Grenzen. Die silbrigen Gebilde sind Faultürme, haben halt die Form von Eiern und sind tags wie nachts durch entsprechende Beleuchtung sehr schöne Landmarken zur Orientierung. Im weiteren Verlauf des Emscherweges bis zur Mündung werden wir derartige Faultürme in Dreier- und Viererkombinationen noch in Bottrop und Duisburg sehen.

Abstecher auf den Deusenberg

Hinter der Lindberghstraße taucht links der 4 Deusenberg auf. Es handelt sich dabei um eine ehemalige Abfalldeponie. Heute ist sie renaturiert und von durchaus ansehnlichen Büschen und Bäumen bewachsen. An der Fußgängerbrücke nach Deusen gibt es eine Treppe und eine Rampe als Aufstieg zum Gipfel des Deusenbergs (ausführlicher im eigenen Artikel beschrieben). Der Weg endet für uns an der Mountainbike-Arena, wo Rampen und Steilkurven mit Panoramablick über Dortmund auf Querfeldein-Radler warten. Am Hang sind verschiedene Trails, also Wege speziell für Mountainbiker, zu finden. Auf dem Gipfel erstreckt sich auch die große Photovoltaikanlage des Deusenbergs.

Grüne GlücksorteDer Deusenberg ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*

Hier oben können wir den Blick über die Silhouette von Dortmund schweifen lassen. Da sind die Kirchen und der Florianturm, die Fördertürme der drei Zechen Hansa, Fürst Hardenberg und Minister Stein und verschiedene markante Hochhäuser. Und natürlich die Eier der Kläranlage Deusen, die wir eben passiert haben. Auf der anderen Seite sind die hochgelegenen Anlagenteile der Kokerei Hansa zu sehen.

Vom Deusenberg zu den Emscher-Auen

Hinter dem Deusenberg ist es ein Katzensprung zum kleinen, aber interessanten Nahverkehrsmuseum Dortmund im Mooskamp (Öffnungszeiten beachten). Von hier aus sind Fahrten auf stillgelegter Strecke in einer alten Dortmunder Straßenbahn möglich.

Recht unspektakulär, aber immer am Wasser entlang, führt der Emscherweg bis nach Mengede. Den Dortmunder Stadtteil umrunden wir auf seiner Nordseite und nehmen eigentlich nicht viel davon wahr. Natürlich besteht die Möglichkeit zu einem Abstecher in den Ort z. B. zur ehemaligen Zeche Adolf von Hansemann. Außerdem kann man von hier aus recht bequem mit der S-Bahn zum Ausgangspunkt zurückkehren, sofern man die Tour an dieser Stelle unterbrechen möchte oder muss.

Direkt neben der Kleingartenanlage „Frisch Auf“ verläuft der Weg hoch oben auf einem Deich zwischen Emscher und Siedlung. Man kann sich von hier aus die Parzellen anschauen und erkennen, welcher Kleingärtner welche Vorlieben hat – vom gepflegten Rasen bis zur Wildwiese, vom Obstbaum bis zur Konifere. Ob ich mir gerne von zig vorbeiradelnden Menschen in den Garten, auf den Grill oder in die Hütte gucken lassen würde, sei dahingestellt. Zwei kleine Zuflüsse zur Emscher umrunden wir, darunter den Oestricher Graben.

Wegabschnitt auf dem Deich bei Mengede
Wegabschnitt auf dem Deich bei Mengede

Emscher-Auen und Hof Emschertal

Es beginnt ein, wie ich finde, sehr schöner Wegabschnitt vom Emscherweg. Auf der Stadtgrenze befinden sich die 5 Emscher-Auen, ein 33 Hektar großes Hochwasserrückhaltebecken. Die künstlichen Auenlandschaft hat auch ohne Hochwasser einige wassergefüllte Blänke und Niederungen. Am ersten Becken kann man rechts oder links vorbeifahren, letztlich endet der Weg jedoch im linksseitigen sogenannten Emscherdelta. Es lassen sich einige Vögel beobachten. Eine Brücke mit Wehr, im Hochwasserfalle als Staudamm dienend, führt über die Emscher und begrenzt die Emscher-Auen. Über die Brücke gelangt man zum Hof Emschertal auf der anderen Seite.

Nebenarm des Rückhaltebeckens. Dahinter Brücke auf dem Damm und Rückstauwehr und rechts der Hof Emschertal
Nebenarm des Rückhaltebeckens. Dahinter Brücke auf dem Damm und Rückstauwehr und rechts der Hof Emschertal

Dieser schön gelegene Bauernhof bietet heute praktisch die wichtigste Einkehr auf dieser Wegetappe. Er hat eine große Terrasse mit Blick in die Aue, die auch uns anlockt – zumindest auf ein Malzbier für Stefan und ein Eis am Stiel für mich, während die Räder in einem mit Kerben versehenen Baumstamm parken. Eine Toilette gibt es hier auch noch – und viel Infomaterial über die Emscher und verschiedene Projekte am Fluss.

In der Aue befanden sich während einer Aktion der Emscherkunst große Betonblöcke mit vier langgezogenen Seiten, sogenannte Tetrapoden. Sie werden im Küstenschutz verwandt und haben damit einen Bezug zum Hochwasser in der Emscher. Einziges erhaltenes Werk der Emscherkunst ist allerdings dabei ein Feuerlöschteich des Hofes. Der Titel „Black Circle Square“ (Engl. sinngemäß: Schwarzer Kreis im Quadrat) beschreibt es sehr treffend. Inmitten eines quadratischen, weiß gestrichenen Betonquadrats mit hohen Brüstungen versteckt sich ein tiefschwarzes, rundes Bassin mit Wasser. 2016 war es als Aktionskunst mit Reinigen und Schwimmen verbunden.

Zurück über die Brücke und am ehemaligen Aussichtsturm verlassen Stefan und ich frisch gestärkt und immer noch begeistert von dieser gewandelten Landschaft die Emscher-Auen im Rückhaltebecken.

Panoramablick über die Hofanlage mit dem Kiosk und der Sonnenterrasse
Panoramablick über die Hofanlage mit dem Kiosk und der Sonnenterrasse

Anreise zu den Emscher-Auen und zum Hof Emschertal:

Anreise mit dem Auto: Der Hof ist für Besuchende nicht direkt mit dem Auto erreichbar. Auf der A2 bis zur Ausfahrt 12 Dortmund-Mengede und aus allen Richtungen rechts abbiegen auf die Emscherallee. Rechts auf die Königsheide und an der Ampel rechts dem Verlauf der Waltroper Straße folgen. Kurz vor dem Bahnhof an der Ampel rechts in die Strünkedestraße. Nach dem Ortseingang von Castrop-Rauxel-Henrichenburg die zweite Straße rechts abbiegen (Heimstraße). Hier parken und ganz am Ende zum Radweg laufen. Rechts halten und über die Brücke zum Hof.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Heimstraße in Castrop-Rauxel

Anreise mit Bus und Bahn: Von Dortmund Hbf. oder Wanne-Eickel Hbf. mit RE 3, RB 32 oder S2 bis Dortmund-Mengede. Von dort mit dem Bus 482 Richtung Castrop-Rauxel bis zur Haltestelle Stadtgrenze (ein Halt davor zum Bereitmachen: Brünninghausen). Zu Fuß in die Heimstraße, bis zum Ende und dort auf den Radweg. Rechts bis zur Brücke und dann darüber bis zum Hof.

Hinweis: Der Kiosk im Hof Emschertal ist im Sommerhalbjahr Fr, Sa und So geöffnet. Hier befindet sich auch eine Toilette im Haus!

Vom Hof Emschertal nach Henrichenburg

Wir haben die erste Berührung mit dem Radweg auf der Grünen Acht in Castrop-Rauxel. Der führt tatsächlich wie eine doppelte Acht durch und rund um das Stadtgebiet und nutzt von nun an in einem der Abschnitte unseren Emscherweg. Nach links zweigt ein Abschnitt Richtung Stadtmitte ab, kurz darauf rechts die Nordrunde Richtung Schiffshebewerk am Kanal. Geradeaus begleitet uns die Grüne Acht bis Henrichenburg.

Weiter an der Emscher fahren wir durch Ickern und gelangen nach 6 Henrichenburg. Wie so viele andere hat auch Stefan, während wir auf dem breiten Weg nebeneinander fahren, die Frage gestellt, ob wir denn am Schiffshebewerk vorbeikämen. Das wäre allerdings ein ziemlicher Umweg, denn das befindet sich nicht in Henrichenburg, wie man vom Namen her annehmen könnte, sondern in Waltrop. Wer möchte, kann gleich noch einmal entlang des Kanals einen Abstecher zum Schiffshebewerk machen. Auf regulärem Wege erreichen Stefan und ich die Wartburgstraße.

Benannt ist diese wohl nach der sogenannten Wartburginsel, die unweit von hier zwischen der alten und neuen Fahrt am Rhein-Herne-Kanal liegt, und nicht nach der berühmten Burg hoch über Eisenach. Die „Insel“ entstand nach dem Bau einer neuen Kanalstrecke, die heute genutzt wird. Die alte Fahrt ist daher jetzt ein abgeschlossenes Biotop und nicht mehr mit dem Kanal verbunden. Auf der Insel gab es lange die Gastronomie Wartburg.

Trotzdem ist das Stichwort Burg nicht ganz verkehrt. In einem archäologischen Landschaftspark lässt sich die alte Henrichenburg besichtigen. Von der Burg ist nicht mehr viel zu sehen, dafür bilden heute Hecken die Mauern und höhere Bäume die Türme grob nach. Frühere Tordurchgänge sind heute Lücken zwischen den Hecken. Auf diese Art und Weise lassen sich die Burg gut erkunden und der Park für eine kurze Rast nutzen. Von der Brücke haben wir einen besonders schönen Blick auf die Anlage und den daneben verlaufenden Kanal.

Erneut gibt es die Möglichkeit, auf die Grüne Acht umzuschwenken, die auf derselben Trasse des Parkway EmscherRuhr entlang des Kanals in nördlicher Richtung zum Schiffshebewerk und Schleusenpark in Waltrop führt.

Büsche und Bäume markieren Mauern und Türme: Henrichenburg
Büsche und Bäume markieren Mauern und Türme: Henrichenburg

Wartburginsel und Sprung über die Emscher

Direkt hinter der Brücke queren wir die Straße und folgen der Beschilderung auf den kleineren Weg, der uns entlang der Alten Fahrt führt. Angler sind am Ufer und warten auf anbeißende Fische. Stefan macht einen kurzen Abstecher zum Emscherdurchlass, dann setzen wir die Fahrt auf dem schönen breiten Weg fort. Ein letztes Mal gibt es die Möglichkeit, auf die Grüne Acht abzubiegen Richtung Schloss Bladenhorst und Erinpark. Bis Recklinghausen werden wir die Emscher nur noch für winzige Ausnahmen aus den Augen verlieren.

An dieser Stelle ist nicht nur der Verlauf des Flusses komplett neu gestaltet. Derzeit wird hier der „Sprung über die Emscher“, eine Brücke über Fluss und Kanal, neu errichtet.

Aktueller Hinweis: Aufgrund von Bauarbeiten am Fluss kommt es zwischen der Wartburginsel und dem „Tower“ zu Umleitungen.

Von Henrichenburg zum hölzernen Aussichtsturm

Schon von weitem ist der Aussichtsturm der Emscherkunst mit dem Titel 7 Walkway and Tower zu sehen. Stefan findet ihn auf Anhieb etwas hässlich und marode, bis er aber begreift, dass dieses Vergängliche und die windschiefen Bretter Absicht sind. Da mein Begleiter massive Höhenangst hat, ersparen wir uns den Aufstieg auf den Turm. Die Sicht vom Fuße aus ist auch nicht wesentlich schlechter, wenn rings herum alles dicht belaubt ist. Wir teilen uns die letzten Würstchen aus dem Glas und Stefan futtert sein letztes Schinkenbrötchen. Die Scheibe Weißbrot, die ich extra noch für die Würstchen mitgenommen hatte, habe ich vergessen und würde sie einige Tage später im Rucksack als trockenes Irgendwas finden.

EMSCHERKUNST.2010: "Walkway and Tower" von Tadashi Kawamata – ein hölzerner Aussichtsturm mit Alterserscheinungen
EMSCHERKUNST.2010: „Walkway and Tower“ von Tadashi Kawamata – ein hölzerner Aussichtsturm mit Alterserscheinungen

Direkt hinter dem Rastplatz zweigt links der Radweg Parkway EmscherRuhr ab. Er führt von hier bis zum Kemnader See in Bochum und verläuft durch überraschend landwirtschaftlich geprägte und grüne Teile des Reviers. Im Bereich Pöppinghausen beschreibt die Emscher einen großen Bogen. An einer ehemaligen Eisenbahnbrücke über die Emscher besteht außerdem Anschluss zum Radweg auf der König-Ludwig-Trasse, einer alten Eisenbahnstrecke zwischen den Schachtanlagen der Zeche König Ludwig in Suderwich und Röllinghausen sowie dem Zechen-Verladehafen am Herner Meer.

Nach längerer Strecke durch überraschend ländliche Räume nähern wir uns langsam der Stadt Recklinghausen an. Die Besiedlung wird wieder dichter. An zwei Stellen entfernt sich der Weg kurzzeitig vom Fluss und umfährt dabei kleinere Zuflüsse bis zur nächsten Brücke. Der letzte große Abstecher führt durch den Südfriedhof. Unmittelbar am Umspannwerk Recklinghausen, wo sich heute das sehenswerte 8 Museum Strom und Leben befindet, verlassen wir den Emscherweg.

Fast unmerklich bergab folgt der Radweg der Emscher und bietet immer wieder Blicke zum Wasser
Fast unmerklich bergab folgt der Radweg der Emscher und bietet immer wieder Blicke zum Wasser
Noch ist der Fluss in diesem Abschnitt begradigt, aber es ist jetzt schon schön, hier entlang zu fahren.
Noch ist der Fluss in diesem Abschnitt begradigt, aber es ist jetzt schon schön, hier entlang zu fahren.
Auch einen kleinen "Wasserfall" findet man im Flusslauf. Hier kommt Sauerstoff ins Wasser.
Auch einen kleinen „Wasserfall“ findet man im Flusslauf. Hier kommt Sauerstoff ins Wasser.

Etappenziel Stadthafen am Rhein-Herne-Kanal

Wir haben es geschafft, das Etappenziel direkt am Emscherweg ist erreicht. An dieser Stelle überqueren wir die Emscher über eine Brücke und werden noch den anschließenden Stadthafen, die Kläranlage Herne und das nahe Schloss Strünkede besuchen, ehe wir über das Radwegenetz der Stadt Herne zum Bahnhof Herne fahren werden.

Alle anderen fahren auf dem Emscherweg einfach in die nächste Etappe weiter, die über Gelsenkirchen und Bottrop weiter Richtung Oberhausen und letztlich bis zur Mündung der Emscher in Dinslaken am Rhein führt.

Über die kleine Brücke erreichen wir den 9 Stadthafen Recklinghausen. Die Hoch-Zeiten des Stadthafens (Ausführlicher im eigenen Artikel vorgestellt) sind sicherlich vorbei, dennoch ist er grundsätzlich in Betrieb. Das Trapezförmige Hafenbecken hat Anlegestellen für Stand-Up-Paddeler, Kanuten und Kajakfahrende. Bei dem schönen Wetter heute sitzen viele Leute am Strand in Liegestühlen. An den Enden des Hafenbeckens stehen zwei Kräne.

Der Stadthafen ist viel genutzt und die Liegestühle am Strand vor dem zweiten Hafenkran belegt
Der Stadthafen ist viel genutzt und die Liegestühle am Strand vor dem zweiten Hafenkran belegt

Anreise zum Stadthafen:

Anreise mit dem Auto: Auf der A42 bis zur Ausfahrt 22 Herne-Baukau. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Oberhausen links abbiegen auf den Westring. Nach 1,5 km hinter der Kanalbrücke rechts abbiegen in die Straße Am Stadthafen. Hier befindet sich ein Parkplatz direkt am Hafen.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Am Stadthafen in Recklinghausen

Anreise mit Bus und Bahn: Vom Bahnhof Herne oder Recklinghausen Hbf. mit dem Bus SB20 bis Kanalbrücke (Herne). Über die Brücke und direkt dahinter rechts zum Stadthafen.

Grundsätzlich ist unsere Etappe an der Emscher an dieser Stelle vorbei. Vom Stadthafen kommt man recht schnell zum Bahnhof Herne, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren, wenn man aber nicht doch noch die unten näher vorgestellten Abstecher machen möchte.

Am Bahnhof Herne hat man mehrere Möglichkeiten für die Rückreise. Es bietet sich beispielsweise die langsamere S-Bahn S2 an. Diese ist die einzige, die am wirklichen Ausgangspunkt am S-Bahnhof Dorstfeld hält. Prinzipiell möglich ist die Rückreise ohne Halt in Dorstfeld (dann halt vom Hauptbahnhof über die Unionstraße mit dem Fahrrad) auch mit dem schnelleren RE 3, der RB 32 oder der RB 43.

Hier geht es zum dritten Teil der Radtour auf dem Emscherweg ► Etappe 3 von Recklinghausen / Herne bis zur Neuen Mitte Oberhausen

Letzte Abstecher zur Kläranlage und zum Schloss Strünkede

Ich überrede Stefan noch zu einem kleinen Sonder-Abstecher zur 9 Kläranlage Herne. Natürlich ist die nicht mehr in Betrieb. Der Faulturm dient als Kunstwerk und ist sogar sehr schön gestaltet. Seine großen Betonwände zieren Mosaike zu Themen aus der Bergbaugeschichte und Bergarbeiterprotesten und sind Teil des Emscherkunstweges. Über eine Treppe ist das Dach begehbar und als Aussichtsplattform nutzbar. Die Kläranlage wird im eigenen Artikel näher vorgestellt.

Direkt am Weg zum Bahnhof Herne liegt das 10 Schloss Strünkede. Dieses „Emscherschloss“ liegt inmitten eines schönen Schlossparks und ist außerdem von Wasser umgeben. Es beherbergt auch ein Museum. Auch das Schloss ist im eigenen Artikel näher vorgestellt.

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°30’35.77″N, 7°25’26.78″E – Bahnhof Dorstfeld
51°31’17.35″N, 7°25’32.68″E – Stille Weile (Emscherkunst)
51°31’23.04″N, 7°25’29.16″E – Kunstpause (Emscherkunst)
51°32’37.93″N, 7°25’04.40″E – Deusenberg
51°34’12.69″N, 7°22’28.68″E – Bahnhof Mengede
51°35’08.70″N, 7°21’21.85″E – Hof Emschertal, Emscherkunst
51°35’57.66″N, 7°18’12.36″E – Henrichenburg
51°35’22.83″N, 7°17’10.15″E – Walkway and Tower (Emscherkunst)
51°33’37.29″N, 7°12’34.73″E – Stadthafen Recklinghausen
51°33’29.94″N, 7°12’14.18″E – Kläranlage Herne (Emscherkunst)
51°33’40.52″N, 7°12’28.39″E – Museum Strom und Leben
51°33’04.30″N, 7°12’40.37″E – Schloss Strünkede
51°32’39.60″N, 7°13’02.93″E – Bahnhof Herne
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
390639 m, 5707711 m – Bahnhof Dorstfeld
390781 m, 5708993 m – Stille Weile (Emscherkunst)
390717 m, 5709170 m – Kunstpause (Emscherkunst)
390289 m, 5711494 m – Deusenberg
387355 m, 5714487 m – Bahnhof Mengede
386108 m, 5716246 m – Hof Emschertal, Emscherkunst
382496 m, 5717841 m – Henrichenburg
381274 m, 5716793 m – Walkway and Tower (Emscherkunst)
375895 m, 5713660 m – Stadthafen Recklinghausen
375494 m, 5713443 m – Kläranlage Herne (Emscherkunst)
375775 m, 5713763 m – Museum Strom und Leben
375979 m, 5712639 m – Schloss Strünkede
376395 m, 5711865 m – Bahnhof Herne

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Quellen und weitere Informationen:

Offizielle Webseite des Emscherweges: radrouten.eglv.de

Hof Emschertal in der Aue Mengede / Ickern: www.eglv.de (auch Hof Emschertal)

Schloss Strünkede und Emschertalmuseum: www.herne.de

Emscherkunst / Emscherkunstweg: www.emscherkunstweg.de