Der Emscherweg – Emscherkunstweg
Auf etwa 100 Kilometern Länge verläuft der Emscherweg von der Quelle bei Holzwickede im Kreis Unna bis zur Mündung der Emscher in den Rhein bei Voerde. Er macht dabei den Wandel von einer offenen Abwasser-Kloake zum lebendigen Fluss erlebbar und verbindet durch den Emscherkunstweg dabei geschickt Natur und Landschaft mit spannenden Kunstwerken am Wegesrand. Die neuen Auen stehen dabei im Kontrast zum vor allem hier stark von der Industrie und Bergbau geprägten Ruhrgebiet.
Wir besuchen auf unserer Radtour den Emscherquellhof und den Hof Emschertal, suchen die echten Quellen im Hixterwald und besuchen die neuen Auen im Flussverlauf und das Emscherdelta. Nebenbei können wir Abstecher zu alten Bergwerken machen, neue Brückenbauwerke bestaunen und überqueren und auf die Spuren der legendären Emscherschlösser gehen.

Ein kurzer Hintergrund zur Emscher
Durch die rasche Industrialisierung und die zahlreichen Kohlezechen stieg der Bedarf an Wasser im Ruhrgebiet zum Ende des 19. Jahrhunderts enorm an. Sauberes Trinkwasser wurde aus den beiden großen Flüssen Ruhr im Süden und Lippe im Norden gewonnen. Das Abwasser wurde in die Emscher geleitet, was auf den ersten Blick ein gutes System zu sein scheint, um die Hauptflüsse sauber zu halten. Fortan verlief sie als offener Schmutzwasserkanal quer durchs Ruhrgebiet. Zur Verhinderung von Hochwasser und für die rasche Ableitung der Fäkalien musste der Fluss eingedeicht werden. Dies lag auch an Bodensenkungen durch den Bergbau. So erhielt das Flussbett eine Betonsohle und hohe Deiche.
Schnurgerade durchschnitt der Fluss die Landschaft, stank zum Himmel und war eine ökologische Katastrophe – die Emscher war der dreckigste Fluss Deutschlands, praktisch unbewohnt von Tieren und ein Sinnbild für das heruntergekommene Ruhrgebiet. Man kann sich vorstellen, dass auch die Siedlungsgebiete in Hauptwindrichtung hinter dem Fluss nicht die populärsten und teuersten ihrer Art sind oder waren.

Emscher-Umbau: Wiederherstellung eines natürlichen Gewässers
Im neuen Jahrtausend haben sich die Bedingungen verändert. Durch die Aufgabe der letzten Zechen sind die Bergsenkungen abgeklungen, sodass ein unterirdischer Abwasserkanal entlang der Emscher technisch möglich wurde. Im sogenannten Emscherumbau sollte der Fluss zunächst von Abwasser befreit und anschließend im Flussbett ökologisch verbessert werden. Dies erfolgt schrittweise logischerweise flussabwärts von der Quelle bis zur Mündung. Der Prozess läuft noch.
Verlauf vom Emscherweg im nördlichen Ruhrgebiet
Von der Quelle bis zur Mündung der Emscher in Dinslaken wird die Strecke vom Emscherweg von 100 km in vier Etappen zwischen 20 und 30 Kilometern zerlegt. Sportlichere Lesende können natürlich weiterfahren und Teile der jeweils nächsten Etappe anknabbern oder sogar durchfahren.
Die folgende Karte zeigt den Gesamtverlauf vom Emscherweg mit den markierten pinkfarbenen Etappenpunkten bis
von Ost nach West, die jeweils die Anfangspunkte in den Beschreibungen der einzelnen Artikeln sind sowie die Endpunkte der vorherigen Etappe.

Das Besondere am Emscherweg ist, dass diese vier Teil-Abschnitte oder Etappen, die in den eigenen Artikeln beschrieben werden, ganz unterschiedlich geprägt sind.
Die erste Etappe vom Emscherweg führt offiziell vom Emscherquellhof bei Holzwickede bis nach Dortmund. Wir gehen zuvor noch auf die Suche nach den echten Quellarmen der Emscher und dem „Emscher Canyon“. Wir umfahren Dortmund und passieren den Phoenixsee in Hörde. Das Ende liegt am S-Bahnhof Dorstfeld.
In der zweiten Etappe verfolgen Radfahrende das immer breiter werdende Flüsschen, passieren idyllische neue Auenlandschaften, die vor allem für den Hochwasserschutz angelegt wurden und beenden die Tour schließlich am Stadthafen Recklinghausen. Bei Henrichenburg führt der „Sprung über die Emscher“ ins neue Emscherland.






Die dritte Etappe vom Emscherweg führt von Recklinghausen nach Oberhausen. Der Schwerpunkt dieser Etappe ist die sogenannte Emscherinsel, das schmale, langgestreckte Landstück zwischen der Emscher und dem parallel verlaufenden Rhein-Herne-Kanal.
Die vierte und letzte Etappe führt im Unterlauf der Emscher von Oberhausen bis zur Mündung in den Rhein sowie alternativ entlang der Kleinen Emscher.






Emscherkunstweg – Kunst am Fluss
Entlang des Emscherwegs begegnet man nicht nur renaturierter Natur und Industriedenkmälern, sondern auch überraschenden Kunstwerken unter freiem Himmel. Der Emscherkunstweg ist ein dauerhaftes Kunstprojekt im öffentlichen Raum. Internationale Künstlerinnen und Künstler haben hier Werke geschaffen, die sich mit dem Wandel der Region, dem Fluss und der Landschaft auseinandersetzen.
Zu den bekanntesten Installationen gehört die markante Zauberlehrling-Skulptur, ein sich windender Strommast von Inges Idee, der Bewegung und Energie verkörpert. Bei Oberhausen zieht die Brücke Slinky Springs to Fame von Tobias Rehberger über den Rhein-Herne-Kanal nicht nur mit ihrer Form, sondern auch mit ihren Farben die Blicke auf sich.






Der Emscherkunstweg ist kein klassisches Museum, sondern ein wachsendes Freiluftprojekt – ideal für alle, die Kunst mit dem Fahrrad entdecken möchten. Die meisten Werke werden in den jeweiligen Beiträgen beschrieben. Radfahrende kommen überwiegend unvermeidbar daran vorbei.
Die Werke sind auch Teil der Rubrik ► Moderne Kunst & Skulpturen im öffentlichen Raum
Beschilderung und Wegebeschaffenheit
Der Emscherweg ist durchgehend sehr gut beschildert. An wichtigeren Punkten findet man große blaue Schilder mit dem Logo der Route, an den rot-weißen Verkehrsschildern des Radverkehrsnetzes NRW sind kleinere Piktogramme angebracht. Stellenweise ist auch einfach nur dem roten Fahrrad-Piktogramm auf quadratischem weißen Grund mit einer Richtungsangabe in Form eines Pfeils zu folgen.
Wichtiger Hinweis: Aufgrund von Baustellen kommt es an einigen Stellen zu temporären und länger andauernden Umleitungen, die in der Regel sehr gut beschildert sind. Diese werden jedoch in der Routenbeschreibung nicht weiter erwähnt.
Überwiegend hat der Emscherweg eine wassergebundene Oberfläche. Einige Abschnitte sind asphaltiert.
Da Wasser selten bergauf fließt, hat die Tour ein leichtes Gesamt-Gefälle von etwa 20 Metern. Es gibt praktisch keine nennenswerten Steigungen außer kurze Damm-Anstiege an Deichen oder Querstraßen mit Brücken. Auch ohne E-Bike ist die Tour daher auch für ungeübte Radfahrende durchaus schaffbar.

Literatur und Kartenmaterial
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten ist der Emscherweg ganz oder in Teilen abgebildet: Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000, von Holzwickede etwa bis Herne), ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000, etwa ab Herne bis Voerde), in der BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000, etwa von Dortmund bis Oberhausen) und BVA Radwanderkarte Kreis Wesel* (1:50.000) sowie Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000 etwa von Bottrop bis Voerde).
Die vier Etappen im Ruhrgebiet
Auf diesen Internetseiten ist der Emscherweg in vier bequeme Etappen mit jeweils ca. 20-30 Kilometern Länge eingeteilt. Start und Ziel ist immer direkt am Fluss, aber meist in der Nähe eines Bahnhofs, mit dem die An- und Abreise erfolgen kann.
In den Beiträgen werden die Streckenabschnitte ausführlicher mit beschreibendem Text und vielen Fotos vorgestellt. Es gibt dabei auch Tipps zu Abstechern oder Umwegen, die aus einer Streckentour schnell eine Rundtour machen können.
Teil 1: Holzwickede – Dortmund
Von der Quelle im Hixterwald und dem Emscherquellhof entlang des jungen Emscher-Flusses vorbei am Phoenixsee nach Dortmund.
Teil 2: Dortmund – Recklinghausen
Der Fluss wird breiter und verläuft durch mehrere Auen-Landschaften. Der Sprung über die Emscher führt ins „Emscherland“ und zum Stadthafen Recklinghausen.
Teil 3: Recklinghausen – Oberhausen
Entlang und auf der Emscherinsel zum Nordsternpark, BernePark, auf die „Wilde Insel“ mit dem singenden Felsen und schließlich zur Neuen Mitte mit dem CentrO.
Teil 4: Oberhausen – Voerde
Im Unterlauf der Emscher von der Neuen Mitte Oberhausen bis zum Emscherdelta bei Voerde, der Mündungsaue am Rhein.
Mit Radweg an der Kleinen Emscher.
► Emscherweg Teil 4
Wer jetzt Lust auf Radfahren im Ruhrgebiet bekommen hat: es gibt noch mehrere weitere Radwege an Flüssen im Revier. So zum Beispiel der RuhrtalRadweg von der Quelle der Ruhr bei Winterberg bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg. Oder die Römer-Lippe-Route entlang der Lippe bis zur Mündung in den Rhein bei Wesel. Daneben existieren Radwege entlang von kleineren Gewässern, wie dem Rotbachweg, der Talroute im Hexbachtal oder dem Sesekeweg. Nicht zu vergessen die vielen Bahntrassenradwege…
Ausführliche Übersicht über die verschiedenen Radwege bietet die zentrale Seite ► Radfahren und Wandern im Ruhrgebiet.