Die Siedlung Eisenheim

Stahlhausen, Hüttenheim, Eisenheim – Manche Namen von Wohnorten und Siedlungen im Ruhrgebiet geben einen deutlichen Hinweis darauf, dass sie einen industriellen Hintergrund besitzen. So auch die kleine Siedlung Eisenheim in Oberhausen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts als erste ihrer Art in der Nähe der Gutehoffnungshütte gegründet wurde und heute einen eindrucksvollen und wertvollen Einblick in die Wohnformen von Arbeitern in der Vergangenheit bietet. Nebenbei strahlt die modernisierte Siedlung einen ganz eigenen Charme und eine liebliche Romantik aus.

Augenblicklich wird die Zeit zurück gedreht, wenn man das zwischen Sterkrader Straße, Berliner Straße und Wesselkampstraße gelegene Wohngebiet erreicht. Rechts und links der Straße liegen niedrige, grundsätzlich gleichförmige Backsteinhäuser, dahinter jeweils eine parallel zur Straße verlaufende Gasse mit dem Haus gegenüberliegendem Stallgebäude und Gärten.

Bewohnende sitzen auf den zahlreichen Bänken oder Stühlen vor dem Haus in der Sonne. Keinen stört eine mitten in der Gasse aufgestellte Wäschespinne. Große Vogelhäuser ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, die Gärten sind bunt und auch vor den Häusern wird auf eine Blumenpracht Wert gelegt.

Mit den Beschilderungen und Informationstafeln, die an vielen Gebäuden angebracht sind, könnte man meinen, man befindet sich in einem Freilichtmuseum. Doch die Menschen, die man trifft, sind keine Statisten. Sie leben hier, denn Eisenheim ist ein ganz normaler Wohnvorort.

Arbeitersiedlung der Gutehoffnungshütte

Erste Überlegungen und Grundstückskäufe tätigte der Geschäftsführer der späteren Gutehoffnungshütte, Wilhelm Lueg, bereits in den 1830er Jahren. Die ersten Häuser sind 1846 ohne vorherige Genehmigung durch die Gemeinde entstanden, erst 1847 erlangt die Siedlung den Namen Eisenheim in Anlehnung an die Eisenhütte. Bewohnt waren die Häuser daraufhin von Arbeitern des Hüttenwerks und auch von der benachbarten Zeche Osterfeld.

Mitte des 20. Jahrhunderts schwand das Interesse der Betreiber des Hüttenwerkes, die Siedlung zu erhalten. Vom späteren Thyssen-Konzern waren schließlich der Abriss und der Neubau von Hochhäusern geplant. Die Einwohner Eisenheims konnten mühevoll zunächst mit Unterschriftenaktionen und später durch eine aktive Bürgerinitiative in Funk und Fernsehen für den Erhalt der Siedlung kämpfen.

Eisenheim blieb mehr oder weniger in dieser Form erhalten, wurde Mitte der 1980er Jahre mithilfe der Einwohner saniert und schließlich 1991 unter Denkmalschutz gestellt. Das kleine Museum Eisenheim an der Berliner Straße informiert neben der Errichtung auch über die Unterschutzstellung, die Proteste gegen den Abriss und die Sanierungsarbeiten und lohnt einen Besuch. Es gehört zum LVR-Industriemuseum Oberhausen.

Arbeiterhäuser im Kreuzgrundriss

Die 51 Häuser sind alle mit eineinhalb oder maximal zwei Stockwerken recht niedrig gehalten. Ihre Bauform stellt meist den sogenannten Kreuzgrundriss dar. Dieser fällt insbesondere bei genauerem Hinsehen und Zählen dadurch auf, dass das Haus vier Eingänge besitzt – auf jeder Seite einen. Die Häuser sind in vier gleich große Wohneinheiten aufgeteilt und umfassen beispielsweise rechts und links vom Flur je Küche und Wohnzimmer und im Obergeschoss Schlafzimmer. Die Anordnung der Eingänge über Kreuz sollte Konflikten mit den Nachbarn vorbeugen und den Eindruck des Besitzes eines ganzen Hauses schaffen.

Zum Haus gehörten jeweils ein kleiner Stall und entweder dahinter oder rechts und links ein Garten für den Anbau von Nahrungsmitteln oder zum Halten von Vieh – wie in einem kleinen Dorf. Manche Straßenzüge unterscheiden sich mehr oder weniger in der Bauform der Häuser voneinander, verschiedene Architekturstile wurden hier im Laufe der Errichtung miteinander kombiniert und verbessert.

Informationen zum Besuch:

Durch die zahlreichen Verbindungen über den Kanal und die gut ausgebaute Nahverkehrs-Trasse lässt sich im Bereich der Neuen Mitte in einem außergewöhnlich kleinen Radius ein abwechslungsreicher Besuch für den gesamten Tag gestalten. Kombiniert werden kann dieser fußläufig oder mit Bus- und Straßenbahn auf kürzester Strecke mit dem Garten Osterfeld (OLGA-Park), dem Einkaufszentrum CentrO und dem Gasometer, dem Sea Life, dem Kaisergarten mit Schloss Oberhausen oder dem Gehölzgarten Ripshorst.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Die Siedlung Eisenheim ist ein normales Wohngebiet und besitzt keinerlei gastronomische oder sanitäre Einrichtungen. Beim Besuch und Fotografieren ist darauf zu achten, dass die Häuser privat bewohnt sind und die Privatsphäre zu beachten ist. Als Siedlung ist sie ständig frei zugänglich auf den öffentlichen Straßen und Gassen.

Das Museum Eisenheim ist von Ostersonntag bis Ende Oktober sonn- und feiertags von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, für Gruppen auch darüber hinaus nach Vereinbarung. Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A42 bis zur Ausfahrt 10 Oberhausen-Sterkrade bzw. Zentrum. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Duisburg links abbiegen auf die B223 Konrad-Adenauer-Allee. An der übernächsten Ausfahrt in Eisenheim (3) abfahren. An der Kreuzung entweder rechts, sofort wieder rechts in die Sterkrader Straße und dann in der ersten, zweiten oder dritten Straße rechts am Rand parken. Oder links abbiegen in die Werthfeldstraße Richtung Osterfeld, auf den folgenden Parkplätzen parken und über die Fahnhorststraße und Wesselkampstraße in die Siedlung laufen. Dieser Parkplatz eignet sich, wenn auch die OLGA besucht wird.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Berliner Straße in Oberhausen (Museum)

Anreise mit Bus und Bahn:

Mit den Zügen des Nah- und Fernverkehrs bis Oberhausen Hbf. Auf dem Bahnhofsvorplatz links der Beschilderung zum Bahnsteig 1 folgen. Von hier aus fahren alle Straßenbahnen und Busse zur Neuen Mitte. Von der Haltestelle Eisenheim aus ist man direkt an der Siedlung.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Vom Emscher-Park-Radweg und Emscherweg ist die Siedlung in Höhe Neue Mitte Oberhausen einfach zu erreichen.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Siedlung bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000) und Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Der Pott – Industriekultur im Ruhrgebiet* und Industrieland Nordrhein-Westfalen: Eine fotografische Reise durch die Industriegeschichte*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°30’15.74″N, 6°51’58.76″E – Haltestelle Eisenheim
51°30’13.37″N, 6°51’50.08″E – LVR-Museum Eisenheim
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
351917 m, 5708073 m – Haltestelle Eisenheim
351747 m, 5708005 m – LVR-Museum Eisenheim

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Quellen und Weitere Informationen:

LVR-Industriemuseum (Eisenheim): www.industriemuseum.lvr.de