Die Kokerei Hansa in Dortmund

Die Kokerei Hansa ist eine von 17 in den 1920er Jahren entstandenen Zentralkokereien im Ruhrgebiet. Aufgabe der Anlage war das Produzieren von Koks aus Kohle, das bei der Stahlverhüttung benötigt wird. Zu ihrer Zeit gehörte sie zu den größten und modernsten Kokereien in Europa. Mit den Zentralkokereien ersetzte man die zahlreichen kleinen, meist veralteten und wenig wirtschaftlichen Anlagen, die auf vielen Zechengeländen zu finden waren. So auch die Kokerei auf dem Gelände der Zeche Hansa, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet. Im Jahr 1928 begann die Produktion. In den 1940er Jahren war sie die größte Kokerei im Ruhrgebiet, wenige Jahre später eine der größten in Europa.

1992 wurde sie stillgelegt, nachdem auf dem Gelände der Westfalenhütte in Dortmund die hochmoderne Kokerei Kaiserstuhl III entstand. Diese produzierte allerdings nur acht Jahre und wurde dann ebenfalls stillgelegt. Der Preis für das Kokereiprodukt ist weltweit inzwischen um ein Vielfaches angestiegen, was heute eine Schließung aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar machen würde. Der umgebenden Siedlung und Umwelt tat die Schließung gut, ebenso wie die Renaturierung der Emscher und des Deusenbergs.

Einige Anlagen der Kokerei Hansa wurden abgebaut und nach China exportiert. Bestimmte Teile, die nötig sind, um den Kokereiprozess zu verstehen, blieben erhalten. Aus der Kokerei Hansa ging das heutige Industriemuseum hervor. Seit 1995 gehört es der Industriedenkmalstiftung und steht seit 1998 unter Denkmalschutz. In der folgenden Abbildung ist die Anlage aus der Vogelperspektive dargestellt. Die benannten Teile sind im weiteren Verlauf näher erläutert.

Kokerei Hansa Dortmund
Kokerei Hansa Dortmund

Aufbau der Kokerei Hansa

Die Kokerei gliedert sich in die schwarze und die weiße Seite. Vereinfacht gesagt ist die schwarze Seite für die Produktion des Endproduktes Koks aus Kohle und die Anlieferung der benötigten Rohstoffe zuständig. Die weiße Seite behandelt die Nebenprodukte, die anfallen. Das sind beispielsweise Teer, Gase oder Säuren. Der Koks wurde nach individuellem Zusammenmischen der Ausgangsprodukte in Öfen mehrere Stunden „gebacken“. Die Öfen sind schmal und in sogenannten Batterien angelegt. Sie liegen also in vielen Einheiten zusammengefasst hintereinander. Die über 300 Öfen wurden Tag und Nacht beheizt. Eine Abkühlung unter eine bestimmte Temperatur hätte das Mauerwerk zerstört.

Rund um die Uhr füllte und leerte man in Schichten die Öfen, auch an Sonn- und Feiertagen. Eine Tür auf jeder Seite ermöglichte, dass eine Maschine das fertige Produkt durchschieben und dieses auf der anderen Seite aufgefangen werden konnte.

Durch den Sauerstoff der Luft außerhalb des Ofens entzündete es sich allerdings und musste unter dem Löschturm mit mehreren Tonnen Wasser abgelöscht werden. Nach der Stichprobe im Labor wurde der Koks im Hüttenwerk verwendet. Anfallende Nebenprodukte lagerten in Silos, Wasser wurde in Kühltürmen abgekühlt und das nutzbare Gas in das Gasnetz der Stadt eingeleitet.

Industriemuseum Kokerei Hansa

Das Gelände selbst kann im begrenzten Rahmen erkundet werden. Es besteht die Möglichkeit, über Funk-Kopfhörer mehrsprachig an bestimmten Stationen Informationen zu den Gebäuden und Anlagen zu erhalten. Die Fotos zeigen einen kleinen Rundgang über das Museums-Gelände mit dem Löschturm, Silos und Rohrleitungen in Rost-Optik bis hin zu den Koksöfen und der Kompressorenhalle.

Freigelände der Kokerei Hansa
Freigelände der Kokerei Hansa
Silos und Rohrleitungen der Kokerei Hansa
Silos und Rohrleitungen der Kokerei
Lok auf dem Vorplatz am Löschturm
Lok auf dem Vorplatz am Löschturm

Führung durch die Kokerei Hansa

Ausführlich besichtigt werden kann die Kokerei in einer der regelmäßigen Führungen. Hierbei werden die lange Kohlen-Bandbrücke, der Kohlen- und Sortenturm, die Öfen, das Labor und die Kompressorenhalle besucht und vorgestellt. Dabei erfahren Besuchende Grundsätzliches über die Arbeit in einer Kokerei und verstehen die technischen Zusammenhänge. Vom Sortenturm bietet sich zudem ein Panorama über die Stadt Dortmund und den benachbarten Deusenberg. Auch das Fördergerüst der ehemaligen Zeche Hansa, gleich nebenan, ist zu sehen.

Kompressorenhalle der Kokerei

Betreten wir die Kompressorenhalle. In ihr stehen fünf dampfbetriebene Kompressoren von der Firma DEMAG zur Verdichtung des Kokereigases, das später in das Gasnetz eingespeist wurde. Einige Originalteile stammen aus den 1920er Jahren und sind bis zur Schließung der Kokerei in Betrieb gewesen. Einer der Kompressoren ist so aufbereitet, dass er im Rahmen einer Führung für kurze Zeit zum Leben erweckt werden kann.

In der Kompressorenhalle der Kokerei Hansa
Maschinen in der Kompressorenhalle der Kokerei Hansa
Details einer Dampfmaschine in der Kompressorenhalle
Details einer Dampfmaschine in der Kompressorenhalle

Waschkaue und Sozialgebäude

Die Waschkaue befindet sich direkt hinter dem Eingangsbereich zur Kokerei am Infopunkt. In der Kaue haben sich die Arbeiter der Kokerei umgezogen und geduscht. Wie in vielen Bergwerken wurden die persönlichen Gegenstände und Kleidung in persönlichen Körben unter die Decke gehängt. Mittels Ketten und einem Schloss konnten die Körbe von den Arbeitern heruntergelassen werden. Hier finden heute Veranstaltungen statt.

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Das Industriemuseum Kokerei Hansa ist von April bis Oktober Di-So 10.00-18.00 Uhr, in der übrigen Jahreszeit Di-So 10.00-16.00 Uhr geöffnet.

Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der kleinsten Kategorie € (unter 5,- Euro pro Person). Kinder unter 12 Jahren haben freien Eintritt. Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen. Mithilfe eines kostenlos ausleihbaren Audio-Guides lassen sich dabei Teile des Geländes erkunden.

Offene Führungen (zusätzliche Gebühr), in denen das Gelände und die Anlagen sehr viel ausführlicher besichtigt werden können, finden ganzjährig statt:
• April-Oktober: Do und Fr jeweils um 14.00 Uhr, Sa 14.00 und 16.00 Uhr, So 11.00, 14.00 und 16.00 Uhr.
• November bis März: Do, Fr und Sa 14.00 Uhr, So und Feiertag 11.00 und 14.00 Uhr.

Sie dauern etwa zwei Stunden lang. Zusätzlich gibt es Themenführungen z. B. in der Dunkelheit, Altkoker-, Kinder- oder Fotoführungen. Bequemes Schuhwerk wird angeraten.

Termine, Hinweise und Informationen zu den Führungen und Öffnungszeiten sind dringend vor einem Besuch auf der Internetseite der Industriedenkmalstiftung zu prüfen.

Die Führungen sind nicht barrierefrei (Treppen, Aufstiege). Für auf Kinderwagen und Rollstühle angewiesene Personen werden speziell auf sie angepasste Führungen auf Anfrage angeboten.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A45 bis zur Ausfahrt 4 Dortmund-Marten, Huckarde, Hafen fahren und dort sofort rechts abbiegen Richtung Huckarde / Hafen (nicht Richtung Marten). An der nächsten Ausfahrt abfahren Richtung Huckarde / Dorstfeld. Links abbiegen auf die Huckarder Straße Richtung Huckarde / Mengede. Der Straße ca. 2 km bis zur Beschilderung zum Parkplatz der Kokerei Hansa folgen.

Eingabe in das Navigationssystem: Emscherallee 11 in Dortmund

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Dortmund Hbf., Wanne-Eickel Hbf., Herne oder Dorsten mit der RB 43 bis Dortmund-Huckarde Nord. Von dort durch die Unterführung und immer geradeaus durch die Huckarder Allee bis zur Kokerei fahren (Fußweg ca. 900m). Alternativ von Dortmund Hbf. mit der U47 Richtung Westerfilde bis Parsevalstraße oder Buschstraße fahren und von dort zu Fuß bis zur Kokerei laufen(ca. 400 Meter Fußweg).

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Die Kokerei Hansa ist durch Abstecher vom Emscher-Radweg sowie dem Emscher-Park-Radweg erreichbar. Beide verlaufen jenseits des Deusenbergs. Auch ein Abstecher von der Radroute am Dortmund-Ems-Kanal ist möglich.

Kartenmaterial:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Kokerei bzw. die Region abgebildet: Radfernweg Dortmund-Ems-Kanal* (1:50.000), ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Ruhrgebiet – Abenteuer Reiseführer Michael Müller Verlag: 33 Stadtabenteuer zum Selbsterleben* und Dortmund von oben – die schönsten Luftbilder der Stadt*.

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten: 51°32’26.10″N, 7°24’43.47″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld z. B. von GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 389878 m, 5711137 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Quellen und weitere Informationen:

Kokerei Hansa: www.industriedenkmal-stiftung.de

Route Industriekultur (RVR): www.route-industriekultur.ruhr