Friedhöfe im Ruhrgebiet
Ob Gottesacker oder im Ruhrdeutschen etwas lapidar Knochenkamp bezeichnet – Friedhöfe sind die letzte Station für unsere sterblichen Überreste. Es sind stille und pietätvolle Orte der Trauer und des Erinnerns. Weltweit wird in verschiedenen Kulturen völlig unterschiedlich mit der Bestattung von Verstorbenen umgegangen. Die deutsche Friedhofskultur mit Gräbern, Gruften, Grabsteinen und schöner, liebevoller Bepflanzung, wie wir sie kennen, ist seit 2020 immaterielles Kulturerbe der UNESCO.
Es mag zunächst ein wenig merkwürdig erscheinen, dass auf dieser Seite, die sich schwerpunktmäßig mit Industriekultur und Freizeit im Ruhrgebiet beschäftigt, Friedhöfe ein Thema sind. Doch ich habe in unserem Revier so interessante, spannende und schöne Gräberfelder kennengelernt, dass ich beschlossen habe, sie in dieser eigenen Rubrik näher vorzustellen.



Mancherorts sind Friedhöfe wahre Parkanlagen und wohltuende grüne Oasen inmitten der Großstadt. Sie haben teils uralten Baumbestand, sind wie Wälder oder Parks angelegt und bieten nicht nur Trauernden, sondern auch Spaziergängern, Sportlern und Tierliebhabern einen Ruheort. In Dortmund gibt es sogar Spielplätze auf den städtischen Friedhöfen.
Einige Gottesacker werden liebevoll gepflegt und bepflanzt. Häufig nach strengen Richtlinien, wie man sie auch von Kleingartenvereinen kennt. Manche beherbergen jahrzehnte- bis jahrhundertealte Grabsteine, die manches über die Geschichte erzählen könnten.






Andere sind aufgelassen, sich selbst überlassen und ein ganz eigener „Lost Place“. Und dann wagt man vereinzelt etwas neues und ermöglicht zum Beispiel das Begräbnis unter Weinreben, in Wäldern unterm persönlichen Baum oder in Stelenfeldern.
Wir schauen uns hier sukzessive einige Friedhöfe der Region an. Die Rubrik wird unregelmäßig erweitert.

Folgende Friedhöfe im Ruhrgebiet sind derzeit Teil dieses Beitrags:
Bergkamen
Essen
Fröndenberg/Ruhr
Gelsenkirchen
Recklinghausen
Unna
Westfriedhof
mit Aktion Stadtlichter
Wesel
Außerhalb des Ruhrgebiets
Melaten-Friedhof (Köln)
Informationen zum Besuch und zur Anreise finden Sie in den jeweiligen Abschnitten.
Weitere Informationen:
UNESCO Weltkulturerbe Friedhofskultur: www.kulturerbe-friedhof.de
Der Friedhofs-Code – Symbole und ihre Bedeutung
Zwischen Grabstein und Granit, zwischen Moos, Metall und Marmor begegnet uns eine Sprache ohne Worte – alt, verschlüsselt, universell. Auf den Friedhöfen dieser Welt findet sich eine Bilderwelt, die mehr sagt als jede Inschrift: ein leises Echo uralter Glaubensvorstellungen, religiöser Rituale und persönlicher Abschiede.
Wer mit wachem Blick durch die Alleen wandert, erkennt sie: die Zeichen. Eine Fackel, die aufrecht brennt. Ein Schmetterling, reglos in Stein. Betende Hände, die sich nie mehr lösen. Diese Symbole sind mehr als Dekor. Sie sprechen von Hoffnung, von Liebe, von Tod – und vom Wunsch, dass nicht alles endet.



Was bedeutete dem Steinmetz das zerbrochene Stundenglas? Warum blickt uns der Engel so mild an – oder so streng? Dieses kleine Glossar entschlüsselt die Sprache der Symbole, die auf deutschen Friedhöfen verborgen liegt. Jedes Zeichen ein Fragment – eines größeren Codes. Sie helfen beim Interpretieren der Fotos der Friedhöfe.
Zum Weiterlesen und für die Liste bitte aufklappen
Licht & Ewigkeit
Fackel – aufrecht stehend ein Symbol für das ewige Leben und das Licht des Glaubens. In umgekehrter Form ein Zeichen des erloschenen Lebens.
Stern – Symbol für göttliches Licht, Ewigkeit und Orientierung im Dunkel.
Öllampe – Hinweis auf Wachsamkeit und die Seele, die über den Tod hinaus leuchtet. Sie kann jedoch auch für das endliche Leben gedeutet werden.

Pflanzen, Zweige & Kränze
Kranz – Kreisförmiges Zeichen für Unendlichkeit und ehrendes Gedenken.
Lorbeerkranz – Sinnbild für Ruhm, Ehre und Sieg über den Tod.
Eichenlaub – Zeichen für Stärke, Standhaftigkeit und Heldentum.
Palmzweig – Symbol des Sieges über den Tod und der Hoffnung auf das Paradies.
Getreide-Ähren – Darstellung eines erfüllten Lebens und Hinweis auf die Wiederkehr.
Immergrün – Zeichen der Hoffnung und der bleibenden Erinnerung.
Lilie – Symbol für Reinheit und Unschuld, oft bei jung Verstorbenen gesehen.
Rose – Ausdruck von Liebe, Schönheit und vergänglicher Blüte.
Mohnblume – Sinnbild für Schlaf, Tod und Vergessen.
Vergissmeinnicht – Erinnerung, Treue und bleibende Zuneigung.
Efeu – Immergrüne Pflanze als Zeichen für Treue über den Tod hinaus.
Herz & Seele
Herz – Ausdruck der Liebe, verbunden mit Erinnerung und emotionalem Gedenken.
Schmetterling – Sinnbild für Verwandlung, Vergänglichkeit und die unsterbliche Seele.
Taube – Friedenszeichen und Bild für die Seele, die zum Himmel aufsteigt.

Religion & Glaube
Christliches Kreuz – im Christentum zentrales Symbol für Tod, Auferstehung und Erlösung.
Eisernes Kreuz – ursprünglich militärisches Ehrenzeichen, später auch Symbol für Opfer und Pflichterfüllung.
Fisch – frühes Erkennungszeichen der Christen, Symbol für Glaube und Hoffnung.
Barockengel – kindlich gestaltete Engel als Zeichen der Unschuld, des Trostes und himmlischer Fürsorge.
Engel & Putten – Boten Gottes, Beschützer und Begleiter der Seelen ins Jenseits.
Hände – Betend ein Ausdruck von Frömmigkeit, Hoffnung und innerer Einkehr. Sich haltend oder lösend als Symbol für Verbindung über den Tod hinaus oder Abschiednehmen.

Tod & Vergänglichkeit
Totenschädel – Erinnerung an die eigene Sterblichkeit und das Vergängliche
Knochen (gekreuzt) – Hinweis auf Tod und Verwesung, oft in Verbindung mit dem Totenschädel.
Zerbrochene Säule – Sinnbild für ein jäh beendetes Leben, besonders bei jungen Menschen.
Sanduhr & Stundenglas (mit oder ohne Flügel) – Darstellung des verrinnenden Lebens und Vergänglichkeit, oft mit dem Motto „tempus fugit“ (lateinisch „die Zeit flieht“).
Sense – Werkzeug des Todes, das das Leben schneidet wie Getreide – häufig in Darstellungen mit dem Sensenmann.
Militär & Ehre
Eisernes Kreuz – neben religiöser Deutung auch Zeichen für militärische Tapferkeit und Opfer.
Helm, Schwerter, Adler – Hinweise auf die militärische Herkunft oder den Status des Verstorbenen.
Flaggen oder Uniformteile – ehrenvolle Erinnerung an Gefallene oder Veteranen.
Tiere
Lamm – Symbol für Unschuld, Reinheit und das geopferte Christuslamm; oft auf Kindergräbern.
Löwe – Zeichen für Kraft, Mut und oft auch Auferstehung.
Schmetterling – (bereits genannt) steht für Verwandlung, Seele und Auferstehung.
Taube – (ebenfalls oben) als Friedensbringerin und Himmelsbote.
Eule – Symbol für Weisheit, aber auch Nacht und Tod.
Hund – Sinnbild für Treue, Wachsamkeit und Verbundenheit über den Tod hinaus.

Zahlen & Zahlensymbole
Dreieck oder Drei (3) – Symbol für die Trinität: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Sieben (7) – Vollkommenheit, Schöpfung (sieben Tage) – steht oft für das Ganze, allerdings im Aberglauben auch für den Tod (Form der 7 wie eine Sense).
Zwölf (12) – Zahl der Vollständigkeit (zwölf Apostel, zwölf Stämme Israels).
13 – häufig vermieden; gilt traditionell als Unglückszahl, manchmal bewusst verwendet als Symbol für das Unerklärliche oder Unfassbare.
Werkzeug & Handwerk
Schlägel und Eisen – vor allem im Ruhrgebiet Symbol für Menschen, die im Bergbau gearbeitet haben oder vielleicht dort ums Leben gekommen sind.
Zirkel, Winkelmaß, Hammer – Zeichen für das Handwerk, häufig bei Steinmetzen, Maurern, Freimaurern.
Amboss, Schmiedewerkzeuge – Hinweis auf den Beruf des Verstorbenen (z. B. Schmied, Schlosser).
Pinsel, Palette, Meißel – Zeichen künstlerischer Berufe oder Ausdruck individueller Gestaltungskraft.
Anker – Symbol für Hoffnung und Festigkeit, auch für Berufe in der Schifffahrt.
Schlüssel – Zeichen der Macht oder Funktion, häufig bei Kirchendienern (Petrusschlüssel); kann auch für Übergang zum Jenseits stehen.
Buch / aufgeschlagenes Buch – steht für Wissen, das Leben selbst, aber auch für den göttlichen Lebensplan.

Dortmund
Friedhöfe in Dortmund sind nicht nur Orte der Erinnerung, sondern oft auch grüne Oasen mitten in der Stadt. Viele Anlagen sind wie großzügige Parks gestaltet, mit alten Baumbeständen, gepflegten Wegen und offenen Wiesenflächen. Dadurch werden sie auch abseits ihrer eigentlichen Funktion genutzt: zum Spazierengehen, Joggen oder als ruhige Orte für Erholung. Eine Besonderheit in Dortmund ist zudem, dass auf mehreren Friedhöfen Spielplätze eingerichtet sind – ein Zeichen dafür, dass hier das Leben und die Begegnung ebenso Platz haben wie das Gedenken.
Ostenfriedhof
Alter Friedhof mit monumentalen Denkmälern und Grabstätten und Gräbern von prominenten Dortmunder Personen aus Politik und Wirtschaft. Der „Pfad des Findens“ führt zu den interessantesten Orten.
Hauptfriedhof
Einer der größten Friedhöfe in Deutschland, gepflegte große Parkanlage mit altem Baumbestand, für die es sogar eine Wanderkarte gibt. Mit Jüdischem und Internationalem Friedhof
Grabeskirche Liebfrauen
Kolumbarium in einer Kirche am Rande der Innenstadt von Dortmund, bekannt aus dem Dortmunder Tatort.
Holzener Friedhof – Weinberg
Kleiner örtlicher Friedhof mit einem Weinberg, an dem man sich unter Rebstöcken mit bunten Blättern im Herbst und Trauben im Sommer beerdigen lassen kann.
Kirchhof St. Peter in Syburg
Einer der ältesten erhaltenen Kirchhöfe in Westfalen mit alten, verwitterten Grabsteinen rings um die Kirche St. Peter in Syburg, direkt neben den Freizeitanlagen und dem Spielcasino.
Essen
Friedhof Bredeney – Krupp-Friedhof
Einziger Friedhof in der Welt, durch den der ALDI-Äquator durchführt. In der Mitte befindet sich der kleine, sehenswerte Privat-Friedhof der Industriellen-Familie Krupp mit monumentalen Grabstätten.
Unna
Alter Westfriedhof
Historischer Friedhof hinter der Lindenbrauerei unter altem Baumbestand und mit blühenden Rhododendren. Figuren und Grabsteine zeigen deutliche Alterserscheinungen. Alljährlich findet mit den „Stadtlichtern“ eine Lichtkunst-Aktion statt.
Bochum
In Bochum finden sich mit den historischen Friedhöfen in Ümmingen und Stiepel stille Orte, die man im Ruhrgebiet so nicht unbedingt erwarten würde. Abseits von Bergbau- und Industrielandschaften zeigen sie sich mit alten Grabsteinen, verwitterten Mauern und viel Grün als Zeugnisse vergangener Zeiten – fast wie kleine Geschichtsbücher unter freiem Himmel.
Kirchhof an der Dorfkirche Stiepel
Historischer Kirchhof rings um die alte Dorfkirche mit alten Grabplatten und Grabsteinen voller Symbole und Geschichten.
Kirchhof Ümmingen
Weiterer historischer Kirchhof mit alten Grabsteinen rings um die ehemalige Kirche von Ümmingen, heute Teil vom evangelischen Friedhof. Der älteste Stein stammt von 1623.
Fröndenberg/Ruhr

Ev. Friedhof Dellwig
Ein kleiner im Dorf gelegener Friedhof mit kleinen Besonderheiten, wie den Kindergräbern der Familie v. Bodelschwingh oder Steine mit Sprüchen.
Gelsenkirchen
Alter Friedhof Buer
Ehemaliger Friedhof mit alten Grabsteinen in Buer. Heute eine Parkanlage mit Rhododendrenpark und altem Baumbestand.
Recklinghausen
Alter Friedhof am Lohtor
Der Lohtorfriedhof liegt unmittelbar außerhalb der Stadtmitte und ist heute eine kleine, grüne Parkanlage mit einzelnen sehenswerten Grabstätten mit Figuren.
Bergkamen
Privatfriedhof Bodelschwingh
Kleiner Friedhof der Familie von Bodelschwingh mitten in einem Wald im Mühlenbruch von Bergkamen.
Wesel
Ehrenfriedhof Diersfordt
Ehrenfriedhof für Soldaten unweit vom Schloss Diersfordt. Seine Besonderheit ist die internationale Dimension nicht nur für deutsche, sondern auch für ausländische Soldaten, Zivilisten und Kriegsgefangene.
Außerhalb vom Ruhrgebiet
Auch wenn sich diese Seite schwerpunktmäßig mit dem Ruhrgebiet beschäftigt, ist manchmal ein Blick über den Tellerrand spannend und lehrreich. Für wenige Orte wird an dieser Stelle eine Ausnahme gemacht.
Melaten-Friedhof Köln
Grüne Oase in der Großstadt und monumentale Gräber. Nicht nur an der „Millionen-Allee“, sondern über die ganze Anlage verteilt findet man Figuren und Denkmäler und prominente Gräber. Er ist einer der bekanntesten Friedhöfe in Deutschland.











