Halde Schleswig in Dortmund – Westfalenkino
Das Bundesland Schleswig-Holstein weckt üblicherweise Urlaubsgefühle und Sehnsucht nach den Nordfriesischen Inseln an der Nordsee oder die Förde, Lübecker Bucht und Insel Fehmarn auf der anderen Seite an der Ostsee. Doch Schleswig und Holstein sind manchmal näher als man denkt, denn zwischen Dortmund und Unna förderten zwei Bergwerke dieser Namen – die Zeche Schleswig und die Zeche Holstein. Und das größte Relikt ist die Halde Schleswig, die ein schönes Panorama im östlichen Ruhrgebiet bietet.
Die Halde Schleswig liegt im Dreieck zwischen den östlichen Stadtteilen Asseln, Brackel und Aplerbeck. Erst seit 2024 ist die Halde zugänglich und sofort ein beliebtes Ziel geworden, um einen schönen Blick auf Dortmund, den Hellweg bis Unna und auf die landenden Flugzeuge auf dem Dortmunder Flughafen zu werfen.

Die Zeche Schleswig in Asseln
Unter der Regie des Hörder Bergwerks- und Hüttenvereins wurden in den Dortmunder Stadtteilen Brackel und Asseln mehrere verschiedene Grubenfelder vereinigt zum Hörder Kohlenwerk. Im Jahr 1859 entstand dazu die Zeche Schleswig. 1877 begann die Förderung durch die Zeche Holstein, die östlich davon unweit der Strecke der Westfälischen Eisenbahn errichtet wurde. Die Stilllegung der Zeche Schleswig fand im Jahr 1925 statt, die der Zeche Holstein drei Jahre später.
Gut zu erkennen ist die Lage der Zeche Schleswig und der benachbarten Kolonie Neuasseln in den 1930er Jahren in der folgenden Karte. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Interessant ist übrigens, dass die Zechensiedlung inzwischen vollständig verschwunden ist.
Erhalten sind in diesem Bereich die große Halde, die Zechenbahn, heute ein beliebter Radweg zwischen den östlichen Stadtteilen und dem Phoenixsee, einzelne Gebäude der Zeche und die Beamtensiedlung.
Aufstieg auf die „Asselner Alm“
Hinter der Beamtensiedlung und der Lampenstube der Zeche Schleswig erhebt sich die Bergehalde. Man kann sie seit Juni 2024 mit dem Fahrrad von hier oder von der Aplerbecker Straße befahren oder besteigen. Nach dem nahen Stadtteil Dortmund-Asseln wird die Halde auch „Asselner Alm“ genannt. So wie es in Dortmund im Volksmund auch noch die Greveler Alm, die Hombrucher Alpen oder außerhalb der Stadt auch noch die Suderwicher Alm oder die Braucker Alpen gibt.
Sie ist nicht nur eine Bergehalde, sondern auch Deponie für Schlacke, Abfälle, Bauschutt und Bodenmaterial. Vor allem der bewachsene Südteil und angrenzende Flächen rings um die etwa 30 ha große Halde sind als Landschaftsschutzgebiet Westbrink – Halde Schleswig ausgewiesen. Der Gipfel liegt auf ca. 148 Metern über dem Meeresspiegel und überragt die Umgebung damit um etwa 60 Meter.
Ganz oben hat der Gipfel eine Fläche mit Beton-Sitzsteinen. Wer sich hier niederlässt, kann einen Blick auf das östliche Ruhrgebiet, den Hellweg und den Haarstrang schweifen lassen. Dabei lässt sich unglaublich viel entdecken. Der ADFC fasst die Aussichten treffend als „Westfalenkino“ zusammen.













Sehenswürdigkeiten-Zählen und Plane-Spotting
Am Horizont kann man den Verlauf der Lippe anhand der Kraftwerke zwischen Hamm und Datteln verfolgen. Da sind die Wassertürme am Hellweg in Hamm und das Lanstroper Ei in Grevel, dahinter das Schloss Cappenberg in Selm. Die Fördergerüste der Zeche Gneisenau (Doppelbock und Thomson-Bock), Minister Stein in Dortmund, Schacht Lerche in Kamen und Zeche Grimberg in Bergkamen sowie der Förderturm der Zeche Königsborn in Bönen. Die markante Stadtkirche in Unna und die mit der schiefen Spitze in Kamen. Die Silhouette der Innenstadt von Dortmund mit dem Dortmunder U und dem Florianturm im Westfalenpark. Die Halde Großes Holz und den Deusenberg mit seiner Photovoltaikanlage. Den Kugelspeicher am Fredenbaumpark. Das ist schon ganz schön viel. Man könnte geradezu Wahrzeichen-Bingo spielen.

Die Halde Schleswig ist außerdem ein schöner Standort, um den Flugbetrieb am nahen Dortmunder Flughafen gut und von erhöhter Position beobachten zu können. Dabei lässt sich das Flugfeld vor dem Terminal-Gebäude gut einsehen. Etwas versteckt liegt auch der niedrige Tower.


Halde Schleswig im Herbst
Der Aufstieg auf die Halde lohnt zu jeder Jahreszeit, wenn man eine halbwegs gute Sicht hat. Besonders schön ist es aber im Herbst. Dann färben sich die Bäume, so weit das Auge reicht, in bunten Farben. Es ist quasi ein „Westfalian Summer“. Büsche knapp unterhalb des Gipfelplateaus sind feuerrot, tragen rote Beeren und harmonieren perfekt zu einem strahlend blauen Herbsthimmel.


















Informationen zur Anreise finden Sie ganz unten.
Bergbau-Beamtensiedlung Neu-Asseln – Siedlung Am Knie
Die kleine Siedlung mit den
Beamtenhäusern an der Straße Am Knie wurde nur wenige Jahre vor der Schließung der Zeche fertiggestellt. Entworfen wurde sie durch Fritz Schupp, der auch für die Anlagen der Zeche Zollverein verantwortlich war. Sie war gedacht für die Steiger und Verwaltungsmitarbeiter des Bergwerks. Entlang der Straße Am Knie sowie auf einem rechteckigen Platz stehen Einzel-, Doppel-, Dreifach- und Vierfachhäuser in einem einheitlichen Baustil.
Die gesamte Anlage steht unter Denkmalschutz. Durch die Enge der Straße und reservierte Parkplätze gibt es für Besuchende der Siedlung und Halde keinerlei Parkmöglichkeiten (siehe auch Informationen zur Anreise).




Informationen zum Besuch:
Die Halde ist ständig frei zugänglich. Es gibt keine Beleuchtung auf den Wegen.
Anreise mit dem Auto:
Zwar gibt es von mehreren Seiten Aufstiege auf die Halde, aber für Autofahrende gibt es die besten Parkmöglichkeiten an der Holzwickeder Straße in der Nähe der Beamtensiedlung.
Auf der A40 / B1 bis zur Ausfahrt Dortmund-Sölde. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Unna links abbiegen auf die Straße Buddenacker. An der Ampelkreuzung geradeaus weiter auf der Holzwickeder Straße und am Straßenrand einen Parkplatz suchen.
Zu Fuß etwa 250 m hinter der Straßenkreuzung und der alten Eisenbahnbrücke rechts in den Neuhammerweg und geradeaus an der alten Markenkontrolle vorbei und immer bergauf zur Halde.
Am Neuhammerweg und in der Siedlung bestehen keine öffentlichen Parkmöglichkeiten.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Holzwickeder Straße, Nähe Hausnummer 123 / Kreuzung Neuhammerweg.
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Kurl, Asseln-Mitte oder Aplerbeck mit dem Bus 439, Von Hörde, Aplerbeck oder Asseln-Mitte (mit Fußweg) mit der Linie 436 bis Buddenacker. Von dort auf der Holzwickeder Straße von der Ampelkreuzung entfernen bis zur Kreuzung Neuhammerweg. Dort rechts und immer geradeaus auf die Halde.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Die Hellweg-Route verläuft auf dem Radverkehrsnetz NRW nördlich der Halde vorbei und hat eine direkte Auffahrt. Im Südosten verläuft der Radweg auf der Zechenbahn Schleswig entlang. An der Ampel Buddenacker / Holzwickeder Straße einfach auf die Holzwickeder Straße und dann rechts in den Neuhammerweg zur Halde.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Halde bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) und Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen*
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten: 51°31’16.83″N, 7°34’12.04″E – Halde Schleswig (Gipfel)
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 400790 m, 5708773 m – Halde Schleswig (Gipfel)
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.