König-Ludwig-Trasse

Auf alter Eisenbahn vom Käsespieß zur Emscher

Wer sich als Paar für den Urlaub nicht auf das Meer oder die Berge einigen kann, der muss einfach ins Ruhrgebiet fahren. Auf einer relativ entspannten Radtour lässt sich beides nämlich sehr einfach kombinieren. Zumindest vom Namen her. Auf alten Schienenwegen verläuft die König-Ludwig-Trasse nämlich vom Herner Meer, einem breiten Abschnitt am Rhein-Herne-Kanal, nach Suderwich und passiert dort die gleichnamige Alm. Es ist eine relativ einfache, unspektakuläre Radtour vom Kanal durch die Vorstadt ins Grüne. Da Bahntrassen meistens zwei entfernte Punkte miteinander verbinden, bedienen wir uns weiteren Themenradwegen, um eine große Rundtour um die Brandheide an der Emscher zu vollenden.

In der folgenden Karte ist die König-Ludwig-Trasse in der aktuellen Ausbaustufe als magentafarbenes Band dargestellt. Mit einem blauen Band ist der Zuweg zum und die Fahrt auf dem Emscherweg zwischen Henrichenburg und der Bahntrasse markiert, um eine Rundtour von ca. 16 km Länge zu erhalten. Die gestrichelte Linie symbolisiert die geplante Verlängerung der König-Ludwig-Trasse nach Norden. Die dunkelblauen Pfeile markieren Anschlüsse an andere Radtouren in der Umgebung.

Karte König-Ludwig-Trasse
Karte König-Ludwig-Trasse

Die nummerierten Stationen 1 bis 6 werden im Text näher beschrieben oder sind besondere Orientierungspunkte auf der Tour. Im Verlauf des Artikels sind zwei Detailkarten zu den Halden zu finden, deren Position die grauen Rahmen kennzeichnen.

Die Zechenbahn von König Ludwig

Starten wir, bevor wir das Fahrrad satteln, mit etwas Geschichte zum besseren Verständnis. Im Jahre 1885 begann im Süden von Recklinghausen die Förderung der Zeche König Ludwig, die nach dem bayerischen König Ludwig II. benannt ist. Dem Märchenkönig, der auch das berühmte Schloss Neuschwanstein bei Füssen errichten ließ. Der erste Schacht befand sich an der heutigen Alten Grenzstraße. Im Jahr 1902 lief die Förderung auf der neuen Schachtanlage IV / V in Suderwich an. Östlich von Suderwich wurde zu Beginn der 1930er Jahre die Förderung auf der neuen dritten Schachtanlage VII / VIII aufgenommen. Wir werden die Standorte auf der Tour in sogar in chronologischer Folge von I / II /VI über IV / V nach VII / VIII näher betrachten.

KLT

Auf den kulturellen Sektor im Ruhrgebiet hatte die Zeche König Ludwig eine nachhaltige Wirkung. Sie belieferte nach dem Zweiten Weltkrieg Hamburger Theater unter Umgehung der Kontrollen durch die Besatzer zum Beheizen mit Kohle, weshalb sich Schauspieler schließlich zum Revanchieren für ein Gastspiel in das Ruhrgebiet begaben – aus dieser Aktion sind die Ruhrfestspiele entstanden. Ende der 1950er Jahre folgte die schrittweise Schließung der Zeche im Zuge der allgemeinen Kohleabsatzkriese. Die Zeche wurde im Jahr 1965 stillgelegt.

Von der Zechenbahn zum Radweg

Die alte die Schachtanlagen verbindende Zechenbahn zum Verladehafen am Rhein-Herne-Kanal wurde in Abschnitten zu einem Radweg ausgebaut – der König-Ludwig-Trasse. Etwa 9 Kilometer ist der Verlauf lang, der fachlich als Bahntrassenradweg bezeichnet wird. Die König-Ludwig-Trasse ist durch das Radverkehrsnetz NRW ausgeschildert. Rostige Stahlschilder mit der Abkürzung KLT (siehe Abbildung oben) sind hier und dort zu finden, u.a. in Zusammenhang mit Informationstafeln.

Wieder hergestellte oder restaurierte Brücken über Straßen und die Emscher sind im einheitlichen Farbschema blau gestaltet. Das betrifft auch einige Stelen oder Betonklötze, hin und wieder mit stilisierten Fördertürmen versehen. Der Untergrund des älteren Abschnitts ist eine schmalere, wassergebundene Deckschicht. Der im Jahr 2018 eingeweihte Teil ist geteert und sehr breit. Im geplanten Endausbau ist eine Verbindung bis zur Halde General Blumenthal VIII geplant.

Anreise zum südlichen Ende der König-Ludwig-Trasse bzw. zur Mitte:

Anreise mit dem Auto: Auf der A42 bis zur Ausfahrt 25 Castrop-Rauxel-Bladenhorst. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Oberhausen links abbiegen auf den Westring. Bahn und Kanal überqueren und am Ende links abbiegen auf die Pöppinghauser Straße. Hinter der Kirche links abbiegen in den Ringelrodtweg. An der Umspannstation um die Rechtskurve und dahinter links zum Hafen.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Ringelrodtweg 161 in Castrop-Rauxel

Anreise mit Bus und Bahn: Zur König-Ludwig-Trasse: Von Recklinghausen Hbf. mit dem Bus 237 Richtung Castrop-Rauxel bis Lansingfeld (eine Haltestelle davor zum Bereitmachen: Niederstraße). Die Fahrtzeit beträgt etwa 15 Minuten. Am Supermarkt ist die Mitte des Weges.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Die Trasse überquert den Emscherweg. In der Nähe zweigt außerdem der Radweg auf der Grünen Acht ab.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist Trasse bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) sowie am Rande auf der Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000)

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* sowie Bahnradeln im Ruhrgebiet: Auf 12 Radtouren*.

InformationKoordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenvorbereitung finden Sie ganz unten am Ende dieser Seite.

Los geht´s:

Wir beginnen mit unserer Tour am erwähnten Herner Meer, dem so bezeichneten breiten Hafen- und Schleusenbereich am Rhein-Herne-Kanal. Es ist einfach eine große Wasserfläche an der Stelle, wo einst von hier aus eine Wasserstraße bis fast in die Innenstadt Hernes in der Nähe des Schlosses Strünkede abzweigte. Der sogenannte Stichkanal Herne, eine Sackgasse, wurde 1937 aufgrund von Bergschäden aufgegeben und verfüllt. Heute verläuft auf seiner Flucht die Autobahn A42, die übrigens gebettet ist auf den Resten einer Bergehalde. Das abzweigende Stück ist heute ein Yachthafen.

Am anderen Ufer des Kanals befand sich die Zeche Friedrich der Große. Heute ist das alte Zechengelände ein Gewerbegebiet und statt Kohleschiffe legen hier Ausflugsschiffe auf dem Kanal ab. Neben den Yachten, die hier im Wasser liegen, fällt dort vor allem der liebevoll sogenannte „Käsespieß“ auf – ein Projekt der Emscherkunst.2010. Der 23 Meter hohe knallgelbe Turm aus Aluminiumblech mit Löchern, geschaffen von Bogomir Ecker, trägt den offiziellen Titel 1 reemrenreh (kaum Gesang). Was so exotisch, vielleicht asiatisch oder indianisch klingt, ist schlicht und einfach „hernermeer“ rückwärts gelesen. Mithilfe der Löcher in den Segmenten werden vom Wind Geräusche erzeugt. Der Turm ist weithin sichtbar und damit eine kleine Landmarke (besser: Wassermarke). Zum Werk gehört auch eine ebenfalls im Wasser befindliche Straßenlaterne. Über die Brücke an der nahen Schleuse ist der Turm von der Bahntrasse aus mit einem Abstecher von 2 Kilometern Umweg erreichbar.

Reemrenreh: "Käsespieß" am Herner Meer von Süden gesehen mit Ausflugsschiff "Friedrich der Große"
Reemrenreh: „Käsespieß“ am Herner Meer von Süden gesehen mit Ausflugsschiff „Friedrich der Große“

Hinter dem Yachthafen auf der nördlichen Kanalseite geht die Tour zunächst auf asphaltierter Straße in Nordrichtung los. Im Bereich des Umspannwerks wechselt der Weg auf wassergebundene Oberfläche und führt in einer für Bahnstrecken typisch langgestreckten und sanften Linkskurve parallel zur Straße. Der Ringelrodtweg wird überquert. Nun geht es relativ gerade und eben unter Alleebäumen zwischen Feldern in Nordwestlicher Richtung weiter. Eine wunderbar aufgearbeitete Brücke führt über die Pöppinghauser Straße.

Es folgt bald die 2 Emscherbrücke, eine sehr schöne Stahlfachwerkbrücke – von der man das Fachwerk allerdings nur von unten sehen kann. Hier besteht Anschluss zum Emscherweg, den wir später ja noch zur Schließung der Rundtour befahren. Wir erreichen die Ausläufer der Siedlung und überqueren die Merveldtstraße. Der Radfahrer passiert eine eher unbeachtete kleine Bergehalde am rechten Böschungsrand der KLT. Dazu wird im folgenden Abschnitt mehr berichtet. Am Wegesrand befindet sich nach wenigen hundert Metern auf der rechten Seite eine Grubenbahn als Denkmal und Ausstellungsstück. Das kleine Museum liegt direkt gegenüber dem ehemaligen Zechengelände. Rechts steht ein rostiger Gasometer, dahinter das Beton-Skelett der alten 3 Pechhalle der Zeche König-Ludwig I / II. Und an dieser Stelle endete die Trasse bis 2018 bereits an der Ortlohstraße direkt neben einem Supermarkt. Auch dieser Beitrag endete hier bereits.

Heute geht es jedoch weiter. Der Belag ist nun asphaltiert und breit. Nicht ganz schnurgerade folgt er dem alten Schienenverlauf. Von der Bahnstrecke ist jedoch (fast) nichts mehr zu sehen. Die Realisierung des zweiten Abschnitts erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger Uniper. Unter dem heutigen Radweg verläuft ein Teilstück der Fernwärmeleitung von Recklinghausen nach Datteln. Zunächst ist auch davon nichts zu sehen, hin und wieder werden später jedoch die markanten grünen Rohre ans Tageslicht treten. Dass der Radweg im Winter eisfrei bleibt, ist jedoch nicht zu hoffen. Die Isolierung der Rohre wird wohl zeitgemäß sein.

Die Fahrt führt vorbei am ehemaligen Haldengelände König-Ludwig I / II. Dazu wird ganz unten ausführlicher berichtet. Zunächst überqueren wir die Autobahn A2 westlich der Anschlussstelle Recklinghausen-Ost. Mit Blick nach links nimmt man die Halde Hoheward am Horizont wahr. Auf dem Gipfel thront das große Horizontobservatorium. Es folgt sogleich die nächste Brücke über die Blitzkuhlenstraße. Die dritte Brücke über die Bahn war lange Zeit die Lücke, die es bis 2018 zu schließen galt. Sie fehlte schlicht und einfach und machte eine durchgängige Befahrung unmöglich.

Die Trasse macht einen großen Rechtsbogen. Wir erreichen nun das ehemalige Zechengelände König-Ludwig IV / V in Suderwich, das zu einem Gewerbegebiet geworden ist. Und hier befindet sich auch die in der Einleitung beschriebene Alm. Die 4 Suderwicher Alm ist eine sanfte Anhöhe mitten im Gewerbegebiet. Sie trennt dieses auch von der benachbarten Wohnbebauung ab. Auf der Spitze des Hügels befindet sich ein Unterstand mit dem Namen „Utkiek“ (Ausblick). War die Almauffahrt vor Jahren noch ganz nett mit guten Ausblicken in die Umgebung, ist die Vegetation inzwischen recht dicht geworden und das Plateau mit dem Unterstand wirkt etwas vernachlässigt. Ein ähnliches Landschaftsbauwerk – allerdings steiler, kleinflächiger und mit Terrassen am Hang – liegt auf der anderen Seite der König-Ludwig-Trasse. Hier treten die grünen Fernwärmerohre auch zutage. Ausführlicher werden die beiden Hügel ganz unten beschrieben.

Rastplatz an einem ehemaligen Bahnübergang – links steht ein altes Schalthaus, eines der wenigen deutlichen Hinweise auf die Strecke
Rastplatz an einem ehemaligen Bahnübergang – links steht ein altes Schalthaus, eines der wenigen deutlichen Hinweise auf die Strecke

Auf erhöhtem Damm geht die Fahrt durch Suderwich. Man passiert dabei eine große Gärtnerei und das Naturfreibad. In Höhe der alten Waggonfabrik erhebt sich links eine weitere Bergehalde der Zeche in Nachbarschaft zur Schachtanlage VII / VIII. Sie liegt im Naturschutzgebiet Becklemer Busch und wird noch einmal etwas ausführlicher im folgenden Abschnitt „Halden an der König-Ludwig-Trasse“ vorgestellt.

Wir passieren noch das alte Stellwerk am Abzweig der Trasse von der Bahnstrecke Hamm-Osterfeld, das sich als flacher Ziegelsteinbau im Wald versteckt. An dieser Stelle begann noch ein kleiner Rangierbahnhof mit mehreren Gleisen nebeneinander. Eine andere Bahnstrecke führte einst nun in nördlicher Richtung u. a. zum Bergwerk Haard in Oer-Erkenschwick.

Genau an diesem Abzweig endet der derzeitige Ausbau der König-Ludwig-Trasse als Radweg. Eine Fortsetzung des Bahntrassenradweges ist geplant, aber noch nicht umgesetzt. Eine Rampe führt nun nach einer scharfen Kurve zu einem Wirtschaftsweg und endet an einem Stoppschild an der Eisenbahnbrücke.

Ehemalige Waggonfabrik Heinrich Wilhelm
Ehemalige Waggonfabrik Heinrich Wilhelm

Man kann natürlich nun die ganze König-Ludwig-Trasse wieder zurückfahren. Aber ich bin kein Freund davon, denselben Weg zweimal zu fahren. Sicherlich hat auch dies seinen Reiz, die Tour noch einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Aber ich bevorzuge Rundwege und schaue mir gerne neue Wege an. Der folgende Abschnitt ist daher eine ergänzende Tourenempfehlung, die ich selbst erfolgreich getestet habe. Sie nutzt einen Teil des Emscherweges, den ich auf diesem Abschnitt als recht schön empfinde. Wer sich orientieren möchte, sollte noch einmal oben auf die Übersichtskarte schauen. Ab jetzt folgen wir dem blauen Wegeband.

Anreise zum nördlichen Ende der König-Ludwig-Trasse:

Anreise mit dem Auto: Auf der A2 bis zur Ausfahrt 10 Recklinghausen-Ost. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Oberhausen links abbiegen auf die Röllinghäuser Straße. An der Ampel geradeaus und die Bahn überqueren. Am Ende rechts in die Suderwichstraße. Immer geradeaus, auch wenn die Straße in die Ehlingstraße übergeht. Erst nach 2 km hinter einer Rechtskurve links in den Ickerottweg.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Ickerottweg oder Horneburger Straße in Recklinghausen

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Ein Zubringerweg führt zum Knotenpunkt in Henrichenburg. Hier befinden sich Anschlüsse an den Emscherweg und die Grüne Acht.

Wir setzen die Tour am Stoppschild über den Wirtschaftsweg links abbiegend fort, unterqueren die Bahn und fahren immer geradeaus bis zum Ende. Dann biegen wir rechts ab auf den Radweg, überqueren die Straße an der Ampel und fahren in die Wartburgstraße. Nach kurzer Zeit erreichen wir die Wartburginsel. Es bietet sich an, über die Kanalbrücke zur 5 Henrichenburg zu fahren. Hier ist ein kleiner Landschaftspark mit Hecken und Bäumen zu besichtigen, die Mauern und Türme der alten Burg darstellen. Hier können Radfahrer mit Bedarf zu einem Abstecher zum Parkway EmscherRuhr zum Schiffshebewerk Henrichenburg wechseln. Wir und folgen dem sehr schön und noch recht ruhig gelegenen Emscherweg oder auch dem Weg meiner praktisch deckungsgleichen Wanderung zum 6 Aussichtsturm an der Emscher Richtung Herne. Dabei passieren wir die Alte Fahrt, besagten Aussichtsturm und stoßen nach einigen Kilometern wieder auf die König-Ludwig-Trasse, die hier die Emscher überquert. Über die Brücke gelangen wir zurück zum Ausgangspunkt am Herner Meer.

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Die Halden der Zeche König-Ludwig entlang der Trasse

Wie so viele auf diesen Internetseiten vorgestellte andere Bergwerke musste die Zeche König-Ludwig in Recklinghausen unverkäufliches Nebengestein, das mit der Kohle aus der Tiefe gefördert wurde, übertage auf Halden aufschütten. In der Übersichtskarteganz oben in diesem Artikel sind bereits einige Haldenstandorte eingezeichnet. Richtig große Halden, wie sie so häufig im Ruhrgebiet in der Nähe von Zechen zu finden sind, gibt es hier leider nicht bzw. nicht mehr.

Die größte Halde neben der Schachtanlage I / II wurde abgetragen. Das Gelände wurde dort neu bebaut. Zwei Halden liegen im Wald versteckt und sind nicht zu betreten. Deutlicher erkennbar ist fast nur eine kleine Bergehalde unmittelbar neben der König-Ludwig-Trasse, an der Radfahrer vorbeifahren. Größter Hügel ist allerdings die Suderwicher Alm an der Schachtanlage IV / V. Sie erhebt sich über die Landschaft und bietet einen Ausblick auf Suderwich und das ehemalige Zechengelände, das heute Gewerbepark ist. Allerdings ist sie keine Bergehalde. An der Schachtanlage VII / VIII ist noch eine nennenswerte Bergehalde vorhanden und durch den neuen Radweg zugänglich gemacht.

Die Suderwicher Alm

Haben Radfahrer auf der König-Ludwig-Trasse vorhin noch das (Herner) Meer gesehen, so geht es innerhalb Recklinghausens in die „Alpen“ hinauf – und auf zwei Almen. Am westlichen Ortsrand von Suderwich befand sich die Schachtanlage IV / V der Zeche König Ludwig. Sie ging 1902 in Betrieb und war an die König-Ludwig-Trasse angeschlossen. Kurz vor der Stilllegung der gesamten Zeche 1965 wurde diese Schachtanlage der Haupt-Förderbetrieb der Zeche. Die Kokerei arbeitete noch bis 1978. Einige Überreste in Form von wenigen Gebäuden wie der straßenüberspannenden Kaue und einigen Grundstücksmauern haben bis in die heutige Zeit überlebt, darüber hinaus ist das Zechengelände einem Gewerbegebiet gewichen. Geteilt wird es durch die Trasse der ehemaligen Güterbahn. Zwei Hügel trennen das neue Gewerbegebiet auf der Nord- und auf der Südseite jeweils von der angrenzenden alten Zechensiedlung von Wilhelminen- und Margaretenstraße. Bezeichnet werden diese Berge ein wenig idyllisch als 4 Suderwicher Alm. Eine Alm ist bekanntlich eine Weide, die nur in der Sommerzeit in größeren Höhen der Alpen vom Vieh genutzt wird. Dabei ist der ältere, terrassenartig aufgebaute Teil im Norden die Alte Suderwicher Alm, der jedoch wesentlich größere, etwas jüngere Teil südlich der Bahn die Neue Suderwicher Alm. Diese hat nach Süden sanfter auslaufende Hänge und nur im Norden steile Anstiege mit schmalen Terrassen. Rechts in der Abbildung ist ein Reliefbild der beiden Almen dargestellt.

Suderwicher Alm Reliefbild Geländemodell
Suderwicher Alm Reliefbild Geländemodell

Beide Hügel sind durch Wege erschlossen und ermöglichen als kleines Naherholungsgebiet zwischen Gewerbe- und Wohngebiet einen guten Blick auf die Umgebung. Vermutlich sind sie aus der Abräumung des Zechengeländes entstanden – jedenfalls nach der Schließung der Schachtanlage und damit keine Bergehalden, wie man sie neben einer Zeche auch erwarten könnte.

Die Spitze der Neuen Alm ziert ein Unterstand mit einem pyramidenförmigen Zeltdach. Er wird als „Utkiek“ bezeichnet – eine im Gegensatz zu den eher im Süden verorteten Almen norddeutsche Bezeichnung für den Ausblick.

Anreise zur Suderwicher Alm:

Anreise mit dem Auto: Auf der A2 bis zur Ausfahrt 10 Recklinghausen-Ost. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Oberhausen links abbiegen auf die Röllinghäuser Straße. An der Ampel geradeaus und die Bahn überqueren. Erst nach ca. 1 km rechts abbiegen in die Henrichenburger Straße. Links abbiegen in die Maria-May-Straße. Die neue Alm liegt bereits auf der rechten Seite. Im Kreisverkehr links abbiegen, um in der Nebenstraße am Rand zu parken.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Maria-May-Straße in Recklinghausen

Anreise mit Bus und Bahn: Von Recklinghausen Hbf. mit dem Bus der Linien 213 oder 233 Richtung Henrichenburg oder Langobardenstraße bis Katharinenstraße (eine Haltestelle davor zum Bereitmachen: Suderwichstraße Nr. 100). Fast direkt neben der Haltestelle befindet sich die Alte Suderwicher Alm. Über die Katharinenstraße wird der Treppenaufstieg zur Neuen Alm erreicht.

Halde König-Ludwig I / II

Unmittelbar nördlich des derzeitigen Beginns der König-Ludwig-Trasse in Südrichtung wurde fächerförmig von der Eisenbahn ausgehend eine Bergehalde aufgeschüttet. Da sie nicht mehr existiert, greifen wir zur Illustration auf historisches Bildmaterial zurück.

Die Fläche der Halde betrug etwa 6,5 Hektar und dehnte sich bis zur Alten Grenzstraße im Westen und zur heutigen Autobahn A2 im Norden aus. Eine kleine Spitze entlang der Bahn musste sogar dem Autobahnbau in den 1930er Jahren weichen.

Womöglich existierte eine sehr kleine weitere Fläche genau gegenüber auf der anderen Bahnseite, die noch heute unbebaut ist (in der Abbildung mit dem Fragezeichen markiert). Die Haupthalde wurde etwa in den 1960er Jahren abgetragen und durch das heute hier befindliche Gewerbegebiet Liebigstraße, Resselstraße und Auerstraße überbaut. In der nebenstehenden Abbildung ist sie durch eine braune Kontur gekennzeichnet.

Mit einem Mausklick auf die Abbildung wechselt die Darstellung auf eine historische Ansicht aus den 1950er Jahren, die deckungsgleich ist mit dem heutigen Luftbild. So lässt sich durch Wechseln die Entwicklung sehr gut nachvollziehen und wo sich die Halde heute befinden würde.

Wegen der Bauarbeiten an der Internetseite ist dieser Luftbildvergleich derzeit nicht online.

Halde König-Ludwig VII / VIII

Kurz vor dem Ende der König-Ludwig-Trasse östlich von Suderwich befand sich die dritte Schachtanlage VII / VIII. Sie ging 1928 in Betrieb und wurde zusammen mit den anderen Schächten des Bergwerks 1965 stillgelegt. In historischen Luftbildern ist eine Seilbahn zu erkennen, die von der Schachtanlage VII / VIII zur benachbarten Anlage IV / V führte. Aus dem Zechengelände wurde wie bei den anderen Schächten ein kleines Gewerbegebiet am Ickerottweg, der kleine Güterbahnhof nördlich der Halde ist immer noch eine grüne Brachfläche.

Die schon angesprochene Halde liegt zwischen dem Zechengelände (dem heutigem Gewerbegebiet) und der König-Ludwig-Trasse. Sie ist Teil des Naturschutzgebietes Becklemer Busch. Ihre Fläche beträgt etwa 2,5 ha. Die Böschungen dürften etwa 10 Meter hoch sein, der höchste Punkt bei etwa 80 Metern über dem Meeresspiegel liegen. Seit der Eröffnung der Bahntrasse als Radweg im Jahr 2018 ist sie überhaupt erst zugänglich geworden. Steile Böschungen ragen gegenüber dem Lokschuppen der alten Waggonfabrik hinter der alten Rohrleitung in die Höhe. Die Böschungen und das Plateau sind von Bäumen bewachsen. Das Erklimmen dürfte insbesondere auf der steilen Südböschung schwierig sein und auch aufgrund der Lage im Naturschutzgebiet unterbleiben.

In der folgenden Abbildung ist ein Geländerelief der Umgebung dargestellt. Die Halde ist in Bildmitte deutlich mit ihren Böschungen, auch markiert durch die Schraffen-Signatur, erkennbar. Zur Orientierung ist die König-Ludwig-Trasse als magentafarbenes Band eingetragen.

Reliefbild Halde König Ludwig 7/8
Reliefbild Halde König Ludwig 7/8

Die Fotos zeigen die Bergehalde König Ludwig VII / VIII vom Radweg auf der König-Ludwig-Trasse aus. Auf eine Besteigung wurde aus Gründen des Naturschutzes und der eigenen Sicherheit verzichtet. Ausblicke dürfte man auf dem Hügel sowieso nicht erwarten – dazu ist die nicht weit entfernte Suderwicher Alm deutlich besser geeignet.

Der Radweg auf der König-Ludwig-Trasse führt direkt an der Südflanke der Bergehalde entlang
Der Radweg auf der König-Ludwig-Trasse führt direkt an der Südflanke der Bergehalde entlang

Geographische Koordinaten:
51°34’03.80″N, 7°15’32.38″E – Südlicher Anfang
51°36’49.38″N, 7°17’38.23″E – Nördliches Ende (Horneburger Str.)
51°35’10.14″N, 7°14’22.27″E – Pechhalle, Wasserturm u. Gasometer
51°35’00.66″N, 7°14’28.61″E – Denkmallok

51°33’51.12″N, 7°15’04.82″E – „Käsespieß“ im Herner Meer 51°34’48.19″N, 7°14’34.70″E – Halde König Ludwig I / II / VI Süd
51°35’24.02″N, 7°14’10.25″E – ehem. Halde König Ludwig I / II
51°34’53.26″N, 7°14’45.79″E – Kleine Halde am Bahndamm
51°36’18.74″N, 7°15’13.49″E – „Utkiek“ auf der Suderwicher Alm
51°36’36.24″N, 7°16’41.50″E – Halde König Ludwig VII / VIII
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
379335 m, 5714397 m – Südlicher Anfang
381876 m, 5719456 m – Nördliches Ende (Horneburger Str.)
378035 m, 5716478 m – Pechhalle, Wasserturm und Gasometer
378150 m, 5716182 m – Denkmallok

378795 m, 5714018 m – „Käsespieß“ im Herner Meer

378258 m, 5715794 m – Halde König Ludwig I / II / VI Süd
377815 m, 5716907 m – ehem. Halde König Ludwig I / II
378475 m, 5715946 m – Halde an der KLT
379065 m, 5718577 m – „Utkiek“ auf der Suderwicher Alm
380794 m, 5719002 m – Halde König Ludwig VII / VIII (auf KLT)

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.