Allee des Wandels
Radfahren auf ehemaligen Eisenbahnstrecken zwischen Herten und Recklinghausen
Das Ruhrgebiet war früher mehr als heute von Bahnstrecken durchzogen, die einst Kohle und Koks, Stahl und Eisen zwischen den Förderanlagen und Fabriken hin und her transportierten. Mit Niedergang des Bergbaus und Schließung der Zechen wurden viele dieser Bahnstrecken unnötig. Einige dieser Strecken dienen heute als sogenannter Bahntrassen-Radweg und führen steigungsarm und vergleichsweise kreuzungsfrei abseits vom Straßenverkehr durch die Landschaft.
So ein Bahntrassen-Radweg ist auch die Allee des Wandels, die auf der Zechenbahn zwischen dem Bahnhof Westerholt an der Hertener Bahn, der Zeche General Blumenthal in Recklinghausen und der Halde Hoheward im Hertener Süden eingerichtet wurde. Der Radweg vereint auf seiner Route wunderschönen Altstadtkern und Themen des Bergbaus – von den Überresten einer Zeche über kleine oder ehemalige Abraumhalden bis hin zur Großhalde. Vollendet man ihn zur großen Runde, ist auch noch ein schönes Wasserschloss, eine alte Parkanlage und Kunst im öffentlichen Raum drin. Die Hauptstrecke ist etwa 10,1 km Lang, der Abzweig auf der Kunstmeile nach Recklinghausen ca. 2,6 Kilometer. Mit einer Tour durch den Schlosspark Herten lässt sich ein knapp 21 Kilometer langer Rundweg durchführen. Der Hauptweg ist in folgender Karte mit einem pinkfarbenen Band und entsprechend farbiger Kilometrierung dargestellt, der Rundwegvorschlag in blau. Dabei kann die Halde Hoheward wahlweise östlich oder westlich umrundet werden.

Die mit Nummernpunkten gekennzeichneten Orte ( ,
usw.) werden im Text näher beschrieben.
Beschilderung, Wegebeschaffenheit und Anreise:
Die eigentliche Allee des Wandels verläuft vollständig auf asphaltierten oder gepflasterten Oberflächen. Die vorgeschlagene Erweiterung zum Rundweg nutzt auch wassergebundene Wege. An einigen Stellen führt er einfach unter oder über Straßen hinweg. Dennoch gibt es einzelne „Bahnübergänge“, wo Straßen ebenengleich überquert werden.
Hier und dort regelt den Übergang eine Ampel, gibt es eine Verkehrsinsel in der Mitte als Querungshilfe oder der Verkehr ist überschaubar. Dennoch ist gerade hier an den beschilderten Stellen Vorsicht geboten. Beschildert ist der Weg nicht.
An einigen Stellen informieren Tafeln über Besonderheiten an der Strecke oder am Wegesrand. Eine grobe Übersichtskarte ist daher empfehlenswert für die Navigation, ebenso ein GPS-Track für Navigationsgeräte. Darüber hinaus ist eine App mit dem Namen „Allee des Wandels“ in den Appstores verfügbar, die weiterführende Informationen anbietet.
Kartenmaterial / Literatur: In den dargestellten gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region des in diesem Beitrag beschriebenen Ortes abgebildet. Die thematisch passenden Bücher sind zur Vertiefung empfohlen. Mit Klick auf die jeweilige Karte gelangen Sie zur entsprechenden Seite bei Amazon*.
Von Westerholt zur Zeche Schlägel & Eisen
Schon der Ausgangspunkt in Westerholt ist das, was viele Besucher im Ruhrgebiet nicht erwarten würden oder möchten. Gerade die Kritiker sind bei der Idylle dieses Ortes oft überrascht. Der heutige Stadtteil von Herten war einst eine Freiheit, eine Siedlung mit einer Art Stadtrecht. Entstanden ist die Freiheit um die alte Wasserburg, auf der heute das Schloss Westerholt größtenteils im 19. Jahrhundert neu errichtet wurde. Besonderheit ist die erhaltene nahezu geschlossene Bebauung durch Fachwerkhäuser im Ortskern, dem Alten Dorf, das ebenfalls durch einen Wassergraben, eine Mauer und Tore gesichert war.
In der Mitte steht die Schlosskapelle mit der Turmruine. Hier kann man durch die Gassen zwischen den Fachwerkhäusern flanieren oder im Biergarten eine Rast machen – noch bevor wir überhaupt einen Meter geradelt sind. Aber vielleicht merken wir uns diese Einkehr als Belohnung für die vollbrachte Tour. Südlich vom Schloss schließt sich ein Golfplatz an.







Der Radweg beginnt an der Langenbochumer Straße direkt am Bahnübergang der Hertener Bahn oder Hamm-Osterfelder Bahn. Früher hatte Herten einen Bahnhof, jedoch wurde der Personenverkehr in den 1980er Jahren eingestellt. Eine Reaktivierung als S-Bahn-Linie mit Neubau von Haltestellen in Herten und Westerholt ist jedoch in Planung. Damit würden diese beiden Orte am Wegesrand der Allee des Wandels eine gute Anreise mit dem Zug bekommen. Hier am Bahnübergang zweigte einst „unsere“ Zechenbahn ab und führte mehr oder weniger parallel zur Hauptstrecke und erschloss die Bergwerke im Hertener Norden und in Recklinghausen.
Anreise zum Ausgangspunkt des Bahntrassen-Radweges in Westerholt:
Anreise mit dem Auto: Auf der A43 bis zur Ausfahrt 11 Recklinghausen / Herten und dort auf die L511 Richtung Herten. Diese geht in die Westerholter und schließlich Hertener Straße über. Nach 5,5 km rechts abbiegen in die Hertener Straße. Nach 300 m rechts in die Langenbochumer Straße. Der Radweg beginnt hinter dem Bahnübergang, also davor oder dahinter am Rand parken.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Langenbochumer Straße, Nähe Kreuzung Hasseler Weg in Herten
Anreise mit Bus und Bahn: Der Ausgangspunkt in Westerholt ist mit Fahrrad im Gepäck nur mäßig mit dem Nahverkehr zu erreichen. Noch gibt es keinen Bahn-Haltepunkt. Die Anreise mit dem Fahrrad oder Auto wird daher empfohlen. Alternativ ist der östliche und südliche Streckenanfang über den Hauptbahnhof Recklinghausen sowie Recklinghausen-Süd erreichbar.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Das Südende der Tour ist an den Emscher-Park-Radweg angebunden. Der Ausgangspunkt Westerholt ist über das regionale Radverkehrsnetz erreichbar.
Statt er-schlossen ist die Strecke aber nun ge-schlossen. So führt der Radweg nun in nordöstlicher Richtung von der Hertener Bahn weg aus Westerholt. Begleitet wird die Fahrt von grünen Stahlrohren, die uns in dieser oder ähnlicher Gestalt noch ein Stück begleiten – im Zweifel bis zur Zeche General Blumenthal. Wir passieren ein weißes Schild, auf dem die Grenze der Zuständigkeit zwischen den Bergämtern Marl und Recklinghausen markiert ist.
In Höhe vom Fleischfabrikanten Herta (der Name ist in Bezug auf den Ort nicht ganz zufällig) passieren wir Hof Wessels, eine weitere Einkehr am Wegesrand. Irgendwo hier bemerke ich das erste Mal, dass der Vorderreifen recht platt ist. Den habe ich vor dem Einladen ins Auto wohl nicht richtig aufgepumpt. An einer roten Bank, die, wie man später merken wird, typisch für den Themenradweg ist, kommt die kleine Not-Pumpe vom Rahmen zum Einsatz. Der Reifen hat wieder genug Druck. Ein komisches Gefühl bleibt.






Rund eineinhalb Kilometer nach dem Streckenanfang erreichen wir nach einer Rechtskurve und eine ebenfalls rote Brücke – zumindest die Brüstung ist rot – das erste Etappenziel auf einem alten Zechengelände.
Das Bergwerk Schlägel & Eisen besaß vier Schachtanlagen mit insgesamt acht Schächten. Bedingt durch die touristische Erschließung des Landschaftsparks Hoheward und die kulturelle Nutzung ist vor allem die Zeche Ewald für Herten inzwischen recht bekannt. Die Zeche Schlägel & Eisen ist jedoch das zweite von drei großen Bergwerken der Stadt, das vor allem in den nördlichen Stadtteilen auf verschiedenen Schachtanlagen förderte. Das dritte ist die Zeche Westerholt. Benannt ist die Zeche Schlägel & Eisen nach den beiden wichtigsten Werkzeugen im Bergbau, die zugleich Symbol für den Montansektor und im Ruhrgebiet allgegenwärtig sind. Die Förderung begann 1877 auf dem Gelände der Schachtanlage I / II in Disteln, die wir später noch erreichen.
Diese Schachtanlage Schlägel & Eisen III / IV / VII begann 1897 mit der Förderung. Der Radweg folgt der ehemaligen Kohleverladung auf die Schiene, die von einigen Anlagen überbrückt wurde. Davon ist nichts mehr erhalten. Von den drei Fördergerüsten stehen noch zwei, das 37 m hohe rote, dreibeinige Strebengerüst über Schacht III und das 64 m hohe weiße Stahlkastengerüst über Schacht IV. Letzteres wurde erst 1985 erbaut. Das Gerüst über dem Schacht VII wurde zusammen mit der zugehörigen Schachthalle in den 2010er Jahren abgerissen – ebenso wie die große, runde Kohlenmischhalle. Auffällig sind auch die großen Grubenlüfter am Schacht IV. Einige Gebäude wie zum Beispiel der Haupteingang sind heute noch erhalten und haben zum großen Teil schon eine neue Nutzung. Dabei ist das Gelände mit Straßen und Durchgängen erschlossen, sodass man zwischen den Fördertürmen und übrigen Gebäuden spazieren oder fahren kann. Es gibt Rastplätze am Wegesrand und einen Parkourplatz. Die Entwicklung des übrigen Gebietes, das mit Flächen für Gewerbeansiedlung und Parkplätze verplant ist, lässt sich am besten von einem neuen Aussichtshügel im Westen überblicken. Eine Auffahrt liegt dort, wo der Radweg das Zechengelände erreicht. Hier ist auch eine Bank als niedriger Aussichtsturm aufgestellt. Zugegebenermaßen fragt man sich mit Blick auf die Finanzen, ob es nicht eine gute stabile Bank auch getan hätte. Und nicht ein nicht einmal ein Meter hoher Aussichtspunkt.










Auf dem Areal befanden sich außerdem zwei Bergehalden, die jedoch bereits in den 1950er Jahren nicht mehr in historischen Abbildungen zu sehen sind und teilweise vom 1941 in Betrieb gegangenen Schacht VII samt Nebengebäuden überdeckt ist. Sie hatten eine sichtbare Fläche von etwa 3 ha und 1 ha. Die haben mit dem heute hier befindlichen Aussichtshügel nichts zu tun.
Am Tag des offenen Denkmals im September 2018 habe ich – unabhängig von der Radtour auf der Allee des Wandels – die alte Maschinenhalle vom Schacht III der Zeche besichtigt. Sie ist zeitgleich mit dem kleineren roten Fördergerüst von Schacht III im Jahr 1896 errichtet worden. Der benachbarte Baustein der zweiteiligen Halle mit dem doppelten Tonnendach wurde in den 1950er Jahren zu einer Waschkaue umfunktioniert. Seit 1997 ist die Halle ein Industriedenkmal und Eigentum der Industriedenkmalstiftung. Normalerweise ist die Maschinenhalle nur im Rahmen von Führungen zugänglich (siehe grauer Kasten unten). Hier steht die alte Zwillings-Dampffördermaschine von der Gutehoffnungshütte aus dem Jahre 1897. Neben der beeindruckenden Maschine sind auch die Architektur mit den Dachträgern und die Wände mit künstlerisch gestalteten Ornamenten, die unter herabblätternder Farbe zum Vorschein kommen, bemerkenswert. Die folgenden Bilder zeigen die Maschinenhalle beim Besuch am Denkmaltag.














Anreise zur Zeche Schlägel & Eisen III / IV / VII:
Anreise mit dem Auto: Auf der A43 bis zur Ausfahrt 11 Recklinghausen / Herten und dort auf die L511 Richtung Herten. Diese geht in die Westerholter Straße über. Nach 3,5 km am Kreisverkehr rechts abbiegen in den Glückauf-Ring und durch die Toreinfahrt fahren. Dann parken.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Glückauf-Ring in Herten
Anreise mit Bus und Bahn: Der Ausgangspunkt in Westerholt ist mit Fahrrad im Gepäck nur mäßig mit dem Nahverkehr zu erreichen. Noch gibt es keinen Bahn-Haltepunkt. Die Anreise mit dem Fahrrad oder Auto wird daher empfohlen. Ansonsten von Buer-Rathaus oder Herten-Mitte mit der Buslinie 243 bis Bergwerk Schlägel und Eisen.
Führungen auf dem Gelände und in der Maschinenhalle jeden 1. und 3. Sonntag im Monat um 14.00 am roten Förderturm. Gegen Gebühr – bitte Internetseite der Industriedenkmalstiftung beachten (Adresse in den Linktipps ganz unten).
Von Schlägel & Eisen nach Scherlebeck
Der Blick über den Lenker aufs Vorderrad verheißt nichts Gutes. Es hat wieder Luft verloren – und das nur, während ich ein wenig kreuz und quer über das Zechengelände gefahren bin. Es ist nicht viel, aber sichtbar und bei der Fahrt auf Asphalt auch hörbar. Mangels Werkzeug und Ersatzschlauch, die ich traditionell nicht mit mir führe, droht ein Abbruch der Tour. Was nützt es, wenn ich noch ein, zwei Kilometer weiterkomme, dann aber zurück schieben muss? Ich beschließe, es noch einmal aufzupumpen und auf den nächsten Kilometern wenig zu belasten (nicht zu sehr über den Lenker lehnen zum Beispiel). Und dann – mal gucken. Die Pumpe ist übrigens auch ziemlicher Schrott.
Wir verlassen das Zechengelände, das man wirklich sehr schön erkunden und in seiner Entwicklung beobachten kann, und überqueren die Feldstraße über eine Ampel. Nach 800 Metern erinnert die Bushaltestelle „Bahnübergang“ noch an eine Kreuzung des Schienenweges mit der Backumer Straße. An dieser Stelle besteht die Möglichkeit, rechts in das Backumer Tal abzubiegen. Dies ist ein Naherholungsgebiet u.a. mit dem Schwimmbad, das den einfallsreichen Namen „Copa ca Backum“ in Anlehnung an die berühmte Copacabana in Rio de Janeiro trägt.
Einige hundert Meter weiter zweigte von der Zechenbahn ein Anschlussgleis zur nicht einmal ein Kilometer in nördlicher Richtung entfernten Schachtanlage Schlägel & Eisen V / VI, auch Zeche Scherlebeck genannt, ab. Über die Straße mit dem interessanten Namen „Über den Knöchel“ (links abbiegen, im Kreisverkehr geradeaus; insgesamt ca. 1,5 km hin und zurück) ist die dritte Schachtanlage des Bergwerks recht gut in einem Abstecher erreichbar.
Anreise zur Zeche Schlägel & Eisen V / VI / Zeche Scherlebeck:
Anreise mit dem Auto: Auf der A43 bis zur Ausfahrt 11 Recklinghausen / Herten und dort auf die L511 Richtung Herten. An der ersten Abfahrt rechts abbiegen. Links auf die Straße Über den Knöchel und im Kreisverkehr geradeaus. Nach wenigen hundert Metern liegt die Maschinenhalle samt Parkplatz auf der rechten Seite.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Scherlebecker Straße 256 in Herten
Anreise mit Bus und Bahn: Zur Haltestelle Polsumer Straße direkt am Maschinenhaus mit Bussen aus Herten-Mitte, Recklinghausen Hbf. oder Gelsenkirchen-Buer.
Die erste Kohle wurde 1901 im Stadtteil Scherlebeck gefördert. Etwa aus dieser Zeit stammt auch die Maschine hier im nördlichen Maschinenhaus. Bereits 1929 wurde die Kohleförderung eingestellt, die Anlage blieb jedoch noch einige Jahrzehnte in Betrieb. Kurz vor der endgültigen Einstellung des Betriebs wurden einige Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die wenigen verbliebenen Gebäude der Zeche zeigen sich in einem charakteristischen roten Backstein. Während viele Anlagen abgerissen sind und einem Parkplatz, einem Wohngebiet, einer Parkanlage oder einem ALDI-Supermarkt gewichen sind, gibt es hier zum Beispiel noch einen Kindergarten im historischen Gemäuer.
Eine ehemalige Halde liegt heute unter der Grünanlage und teilweise unter dem Wohngebiet. In der Rubrik Ehemalige Halden wird diese näher beschrieben. Glanzpunkt ist jedoch die große Maschinenhalle vom Schacht 5. Die von Schacht 6 mit einer ähnlichen Fördermaschine existiert nicht mehr. Im Gegensatz zum zuletzt hier befindlichen quadratischen und geschlossenen Förderturm, der offenbar zwischenzeitlich erneuert worden sein muss, ist es ein wunderschönes Gebäude mit großen Rundfenstern. Die eine Hälfte der Halle beherbergt eine Ausstellung und Veranstaltungsraum, in der anderen ist die wohl älteste Zwillings-Dampffördermaschine Westfalens (nach telefonischer Absprache mit dem Förderverein oder bei besonderen Anlässen) zu besichtigen. Der Verein wurde 1988 zum Ziel des Erhalts der Halle und der historischen Maschine gegründet.
Ich habe die Maschinenhalle beim Tag des offenen Denkmals 2018 besichtigt. Die Treppe vom Eingang auf der Rückseite führt zur großen Halle mit der Maschine der Eisenhütte Prinz Rudolph von 1900. Besonders auffällig ist die ungewöhnlich breite Treibscheibe am Ende der Maschine. Die gewaltige und zugleich filigrane Mechanik beeindruckt. Auch im Innern hat die Halle eine sehr schöne Architektur. Beispielsweise ist ein Augenmerk auf den Fußboden zu legen, der früher in der Industriearchitektur einen völlig anderen Stellenwert als heute hat. Er besteht aus Fliesen mit einem Blumen-Muster. An dieser Stelle sei den freiwilligen Helfern beim Denkmaltag herzlich für die Zugänglichmachung gedankt. Die folgenden Aufnahmen stammen nicht von der Radtour, sondern sind separat davon am Denkmaltag entstanden.










Von Scherlebeck zur Kunstmeile
Wir setzen unsere Radtour auf der Allee des Wandels fort. Kurz hinter dem ehemaligen Bahnabzweig durchschneiden wir das Naturschutzgebiet Kellergatt. Bisher war nicht recherchiert, ob es sich um eine Bergehalde oder eine Mülldeponie gehandelt hat. Doch eine Leserzuschrift nach der Frage in diesem Absatz hat dies ein wenig klargestellt:
„Als Jugendlicher habe ich mit meinen Eltern in unmittelbarer Nähe des Kellergatt gewohnt. Das muss etwa 1946 / 47 gewesen sein. Die Gegend war trotz Verbot unser bevorzugter Spielplatz neben der Zeche Schlägel und Eisen I / II in Disteln. Es gab dort damals neben einer Müllhalde eine Kippstelle für Berge aus der Zeche Schlägel und Eisen III / IV / VII und einen Spülteich in den über Rohrleitung die Kessekasche aus dem Kraftwerk entsorgt und das Kellergat aufgefüllt wurde.“
Fritz B. per E-Mail
Eine dritte Anschüttung in den 1950er Jahren ist weitere 250 Meter dahinter in der Rechtskurve linksliegend zu erkennen. Mit den beiden Bergehalden vom Zechengelände sind wir jetzt schon bei fünf. Die Bahnstrecke führt in einem Bogen nach Süden und erreicht den Vorort Disteln.
An einem schöngelegenen und gut genutzten Rastplatz besteht neben einer Sitzmöglichkeit ein guter Aussichtspunkt in Richtung unseres Ziels, denn hier hebt sich die Halde Hoheward am Horizont ab. Die werden wir heute noch erreichen. Ich bin optimistisch. Der Schlauch hat wieder etwas an Volumen verloren, aber nicht so stark wie zuvor. Es gibt noch einmal ein paar Stöße mit der kaputten Luftpumpe. Der Weg, der den Rastplatz passiert, führt übrigens bei Bedarf zu den Wassertürmen von Herten.
Abstecher zu den Doppelwassertürmen: Auf dem Dach der „Twin Tower von Herten“:
Auf etwa 107 Metern Höhe über dem Meeresspiegel stehen die weithin sichtbaren Wassertürme von Gelsenwasser in Herten. Sie befinden sich an der Westerholter Straße etwas außerhalb vom Ortsteil Scherlebeck unweit der Autobahn A43. Durch ihre hochgelegene und hervorstechende Lage sind die blau-grünen Wasserbehälter weit sichtbar und eine Landmarke in der Umgebung. In Sichtweite der Türme liegt der höchste natürliche Punkt Hertens, sieht man von den künstlichen Landschaftsbauwerken neben der nahen Zeche Scherlebeck und der Halde Hoheward ab. Sie dienen der Wasserversorgung der Umgebung und erzeugen durch die Höhenlage den notwendigen Wasserdruck im Leitungsnetz.
Der erste der beiden Türme wurde 1909 errichtet. Als klassischer Wasserturm besitzt er einen gemauerten Unterbau mit Wohnungen des Wärters. Auf ihm aufgesetzt wurde ein Intze-Behälter, der heute so schön blau-grün angestrichene Speicher, der vom Wasserwerk am Halterner See gespeist wird. Es handelt sich dabei um eine besondere vom Bauingenieur Otto Intze (1843-1904) entwickelte Bauart, die den Druck des Wassers besser auf das darunterliegende Bauwerk abgibt.
Dabei werden die maximal 9.000 m³ Wasser, die die Türme insgesamt fassen, vor allem nachts aus Haltern eingefüllt und tagsüber verbraucht. Dies dient einer effizienten Energienutzung und wird vom dortigen Wasserwerk gesteuert. Im gerade erblühenden Ruhrgebiet sollte die Anlage die Wasserversorgung im nördlichen Revier sicherstellen. Im Jahre 1935 erhielt der erste Turm einen Bruder. Es ist kein echter Zwilling, da es sich beim neueren Turm um eine Unterbaukonstruktion aus Stahl handelt, die keine Wohnräume beinhaltet. Sie sind beide heute noch aktiv und nach wie vor Bestandteil der regionalen Wasserversorgung.
Prinzipiell ist das Gelände für Besucher unzugänglich – nachvollziehbarerweise, handelt es sich bei der Trinkwasserversorgung einer Metropolregion doch um ein empfindliches Thema, das im Hinblick auf weltweiten Terrorismus immer mehr im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Einzige Ausnahme bildet der Tag des offenen Denkmals. An diesem sind die Tore geöffnet und der Besuch des älteren Turms möglich. Eingeschlossen ist das Erklimmen des Dachs. Zunächst gelangten wir in den Raum direkt unter dem stählernen Behälter. Er bildete gewissermaßen die Decke des Raumes. Von hier führt die enge Wendeltreppe in der Mitte durch den Behälter hindurch. Um uns herum stehen tausende Kubikmeter Wasser und wir klettern genau hindurch. Die Treppe mag nicht enden und so manch einer mit Platzangst fragt sich schon, wie er den Rückweg bewältigen soll. Und plötzlich stehen wir auf dem Dach des älteren der beiden Wassertürme.
Die Sicht ist weit, aber das Wetter ist mies. Ein sanfter Nieselregen weht uns um die Nase. Nebenan ist der benachbarte Zwillings-Wasserturm (der ja kein echter Zwilling ist) gut zu überblicken. In Südrichtung erhebt sich die große Halde Hoheward, dahinter die Halde Hoppenbruch mit dem Windrad. Nach Westen sind die höchsten Halden Oberscholven und Haniel zu sehen. Hervorstechend sind die Fördergerüste der Zeche Schlägel und Eisen. In nordöstlicher Richtung versteckt sich das einfache Fördergerüst der Zeche General Blumenthal VII. Der Aufwand und Aufstieg hat sich gelohnt, die Aussicht ist schön. Die Bilder stammen vom Tag des offenen Denkmals im Jahr 2019.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Die Wassertürme sind nicht zu besichtigen und nur aus der Entfernung von außen zu betrachten. Einzige Ausnahme bildet meist der Tag des offenen Denkmals (Mitte September).
Anreise mit dem Auto: Auf der A43 bis zur Ausfahrt 11 Recklinghausen Herten und dort auf die L511 Richtung Herten abbiegen. Nach 2 km an der Ausfahrt abbiegen und links auf die Straße Über den Knöchel. Sofort wieder im Kreisverkehr rechts auf die Westerholter Straße. Da an den Türmen keine Parkmöglichkeiten bestehen, entweder nach 600 m links in der Margenboomstraße oder rechts in der Straße Blitzkuhle parken und zu Fuß weiter auf der Westerholter Straße (begleitender Radweg auf der Nordseite) laufen.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Westerholter Straße, Nähe Hausnummer 356 in Herten
Anreise mit Bus und Bahn: Von Recklinghausen Hbf. mit dem Bus der Linie 224 Richtung Herten bis Bockholter Straße (eine davor zum Bereitmachen: Auf der Höhe). Der Straße ein kurzes Stück weiter folgen bis zu den Türmen. Achtung: Sonntags (Tag des offenen Denkmals!) hat die Buslinie eine andere Taktung als an Werktagen.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Auf der Allee des Wandels in Höhe des Rastplatzes bei Disteln mit der guten Aussicht auf die Marpenstraße und dann in nördlicher Richtung bis zur Westerholter Straße. Dort rechts bis zu den Türmen.














Mit kritischem Blick aufs Vorderrad setze ich die Fahrt fort, aber wohl ist mir immer noch nicht. Es ist übrigens Sonntag und potenzielle Fahrradgeschäfte oder Supermärkte mit Fahrradabteilung haben geschlossen.





An der Akkoallee haben wir Disteln erreicht, einem Vorort von Herten direkt an der Stadtgrenze zu Recklinghausen. In der Nähe befand sich die Schachtanlage I / II unweit der Kaiserstraße. Nach dem Abriss der meisten Anlagen und Überbauung durch ein Gewerbegebiet mit Supermarkt oder Baumarkt ist heute kaum noch zu erkennen, wo sich einst das bereits in den 1940er Jahren aus der Förderung genommene Zechengelände und die Bahnverladung befanden.
Ein Relikt Übertage ist ein Höhenzug, der sich nördlich der ehemaligen Eisenbahn, zwischen dem neuen Gewerbegebiet Zechenstraße und der neu entstandenen Wohnsiedlung südlich an der Tiergartenstraße versteckt. Von der Kreuzung „An der Halde“ mit der Tiergartenstraße führt ein Weg in eine kleine parkähnliche Anlage mit einem Spielplatz. Es ist für die Bewohner die kürzeste und ruhigste Fußweg-Verbindung zu Supermarkt, Läden oder Bäckereien an der nahen Josefstraße. Die auch unter dem Namen Halde Disteln bekannte Halde Schlägel & Eisen I / II erstreckte sich über 5,5 Hektar nördlich der Schachtanlage. Zuletzt war sie bewaldet und wurde gegen Ende der 1980er Jahre bis in die 1990er Jahre vermutlich vollständig abgetragen. Große Flächen wichen dem Gewerbegebiet an der neuen Zechenstraße. Gleichzeitig entstand auf einem Teil des Haldengeländes ein neuer kleiner Höhenzug von etwa 1,5 Hektar Fläche.
Die neue Halde, möglicherweise auch ein Landschaftsbauwerk mit Boden- und Schutt vom Abriss der Tagesanlagen, erstreckt sich als Bergkamm auf einer Länge von ca. 350 Metern und wirkt wie eine Barriere zum alten Zechengelände. Ihre Fläche beträgt etwa 1,5 ha. Bei einer Böschungshöhe von maximal 13 Metern (Ostteil) wird eine absolute Höhe von 81,1 Metern über dem Meeresspiegel erreicht. Am höchsten Punkt weitet sich der Kamm zu einem dreieckigen, kleinen Plateau auf. Zugänge befinden sich jeweils ganz im Osten und Westen sowie als Trampelpfad über die Flanke von Norden. Die Böschungen sind dicht bewachsen, der Weg wird freigehalten. Dennoch hält sich die Aussicht in Grenzen und reicht über die benachbarten Wohngebiete, auf Baumarkt und Supermarkt sowie weiter hinten auf die nicht weit entfernte Großhalde Hoheward mit dem Horizontobservatorium.






Die Erkundung der Halde erfolgte schon einmal vor längerer Zeit. Ich habe erst einmal alle unnötigen, zuvor geplanten Abstecher von der Hauptroute verworfen. Man muss das mit dem offensichtlich beschädigten Schlauch im Reifen ja nicht darauf anlegen.
Haben wir die Straße mit Mittelinsel überquert, so wartet schon die nächste Halde auf uns. Die Halde Akkoallee entstand vermutlich in den 1940er Jahren und erstreckt sich auf nur 0,5 ha rechts von uns hinter dem Rohr. Noch heute ist das Gelände etwa 5 Meter über der Umgebung hervorstechend und bewaldet oder mit Büschen bewachsen. Es ist übrigens das siebte thematisierte Landschafsbauwerk in Form einer Deponie oder Halde am Weg.
Rund 600 Meter weiter liegt der Abzweig am alten Gleisdreieck, an dem wir uns entscheiden müssen. Ein Gleisdreieck verbindet im Grundsatz mehrere Strecken in mindestens drei Richtungen miteinander. Geradeaus geht es noch etwa 2,6 Kilometer bis zur Zeche, Halde und dem Landschaftsbauwerk General Blumenthal (Nummer Acht und Neun). Auf dem kurzen Abstecher, der „Kunstmeile„, gelangt man bis in die Innenstadt von Recklinghausen.
Abzweig nach Recklinghausen: Die Zechenbahntrasse General Blumenthal:
Vom Gleisdreieck aus verlief eine Bahnstrecke zur Zeche Blumenthal I / II und dann weiter zum heutigen Hauptbahnhof sowie in einem Bogen um die Bergehalde zum Ostbahnhof. Etwa 2,6 Kilometer dieser Strecke sind heute ebenfalls ein Bahntrassenradweg, der zur Allee des Wandels dazugezählt wird.
Hat man das Gleisdreieck mit der übrig gebliebenen Stahlfachwerkbrücke über die (nach wie vor existierende) Hamm-Osterfelder Bahn hinter sich gelassen, ist die Zechenbahn Blumemnthal schnurgerade. Im Prinzip könnte man vom Anfang bis zum Streckenende schauen. Es gibt nur wenige Straßenkreuzungen, die über die Kurt-Schumacher-Allee ist durch eine Ampel geregelt. Das Ende der Trasse ist unmittelbar am Landschaftsbauwerk der Schachtanlage. Der Radweg führt dahinter entlang des Hellbachs weiter Richtung Innenstadt. Dies tut er allerdings nicht mehr auf der alten Bahntrasse. Auf dieser Trasse verläuft nämlich heute eher teilweise die Hubertusstraße zum Kreishaus Recklinghausen, das ebenfalls zum Teil die alte Eisenbahntrasse überbaut hat.
Entlang des Radwegs stehen die sogenannten Mückenhäuser. Das sind Straßenlaternen mit gebogenem Peitschenmast, wie er im Ruhrgebiet häufig verbreitet ist, und einem zusätzlichen Lampenschirm, der jeweils ein anders geformtes geometrisches Gebilde darstellt. Meist sind dies Körper, die sich aus verschieden kombinierten Dreieck-Seiten zusammensetzen. Tags wie nachts sind die Laternen, die vom Künstler Michael Sailstorfer entworfen wurden, interessant anzuschauen. Die 1,6 Kilometer zwischen dem ersten und dem letzten Mückenhaus entsprechen ziemlich genau der Streckenlänge einer Meile. Passend dazu wird die Trasse hier zur sogenannten Kunstmeile.









Von der Kunstmeile zur Halde Hoheward
Nehmen wir den rechten Abzweig, so erreichen wir bald die Halde Hoheward, unser Tagesziel. Eine Brücke quert die tieferliegende Hertener Bahn. Dabei bildete diese eine Seite eines Gleisdreiecks, einer Schienenkreuzung mit Verbindungsmöglichkeit in alle Richtungen. Der Weg nach Recklinghausen ist aufgrund der technischen Probleme ebenfalls gestrichen.
Es geht leicht bergab. Hinter der Brücke, die wir nach etwa 200 Metern überqueren, liegt rechts die zehnte Bergehalde am Streckennetz – die Halde Spanenkamp oder auch Halde Stuckenbusch. Nicht einmal einen Kilometer südöstlich von der Halde in Disteln breitet sie sich fächerförmig von der Bahnstrecke ausgehend mitten im Wald aus. Sie liegt genau an der Stadtgrenze zwischen Herten und Recklinghausen. Benannt nach der Straße Spanenkamp in der jenseits der Stadtgrenze zu Recklinghausen gehörigen Siedlung Stuckenbusch (Namensgeber der Alternativbezeichnung) erstreckt sich diese Haldenfläche über ca. 7 ha.
Auf die Bergemassen wurde wohl Anfang der 1980er Jahre, lange nach Abschluss der Bergeschüttung in den 1950er Jahren, für einen kurzen Zeitraum noch Bodenmaterial aufgestockt. Auf geneigtem Gelände reicht der höchste Punkt auf 61 Meter über den Meeresspiegel. Mit bis zu maximal fünf Metern überragt sie das Gelände. An ihrer westlichen Böschung verläuft der renaturierte Resser Bach zusammen mit einem Waldpfad. Schon lange ist die Halde an Böschung und auf dem ausgedehnten, flachen Haldentop bewaldet. Ausblicke ergeben sich durch die geringe Höhe und den Bewuchs jedoch nicht.




Die nächsten zweieinhalb Kilometer verlaufen recht entspannt und zügig. Die Strecke wendet sich links in Südrichtung. Abermals ist, inzwischen deutlich näher, der „Gebirgszug“ zu erkennen, auf den wir zufahren. Der Berg ruft bereits von Weitem – genauer gesagt ruft die Nummer elf. Hinter dem Resser Bach lag die 1908 in Betrieb gegangene Schachtanlage V der Zeche Ewald, dem zweiten großen Bergwerk an der Allee des Wandels. Allerdings handelt es sich an dieser Stelle nur um eine kleine Anlage zur Bewetterung. Schließlich überqueren wir die Autobahn A2.
Am Fuße der großen Halde endet der Weg ziemlich abrupt an einem Gitter. Es versperrt das Portal zum ca. 640 Meter langen Tunnel, der mitten unter der Großhalde Hoheward verläuft. Ein Ausbau für den Radweg ist in Planung. Dieser Tunnel hat die Besonderheit, einer der wenigen seiner Art zu sein, die zuerst da waren, bevor der Berg existierte, den er untertunnelt. Die Bahnstrecke ist nämlich älter als die Halde, die die Bahntrasse erst ab den 1990er Jahren überdeckte. Zuvor wurde der Tunnel gebaut und überdeckt. Bis dahin verlief die Strecke zwischen den zwei zunächst separat liegenden Halden Ewald und Emscherbruch durch das sogenannte Hoheward-Tal, das es heute nicht mehr gibt. Beide Halden sind zu einer Großhalde zusammengewachsen, die heute im Landschaftspark Hoheward als riesiges Naherholungsgebiet nutzbar ist. Auf ihrer Spitze steht knapp 100 Meter über der Umgebung das weithin sichtbare Horizontobservatorium als Landmarke und eine große Sonnenuhr gibt die Zeit an. Fährt man links auf die Straße Am Handweiser, so stößt man auf eine weitere Einkehrmöglichkeit am Fuße der großen Treppe zum Haldengipfel. Die absolute Höhe von ca. 150 Meter über dem Meeresspiegel lässt unsere bajuwarischen Mitbewohner sicherlich zu einem müden Lächeln ermuntern. Doch vor uns befindet sich die größte Haldenlandschaft im Ruhrgebiet und auf dem europäischen Kontinent. Im Gegensatz zu den Alpen haben wir im Revier unser Gebirge wenigstens selbst gemacht.






Direkt links neben dem Tunnelportal, dem derzeitigen Ende der Allee des Wandels, führt ein Zick-zack-Weg bergauf bis zu einem Aussichtsbalkon, der direkt über dem Tunnel gebaut wurde. Von hier lässt sich gut auf den Verlauf der Trasse bis zum Portal blicken. Am Balkon verläuft die sogenannte Balkonpromenade vorbei. Auf ca. 5,5 Kilometern Länge umrundet sie die Halde nahezu auf ebener Höhe. Man hat nun die Auswahl, ob man links oder rechts auf der Balkonpromenade fahren möchte.
Links geht es ostwärts und im Süden um die Halde, rechts führt der kürzere Weg nordwärts herum. Immer wieder bieten derartige Balkone gute Aussichten in die Umgebung. Genau gegenüber vom Nordportal des Tunnels führt die Promenadenbrücke in Hufeisenform über den Haldenhang hinaus und erinnert entfernt an die bekannte Aussichtsplattform am Grand Canyon in den USA. Radfahrende mit viel Kondition und genügend Luft im Reifen können natürlich auch die Auffahrt bis zum Haldengipfel wagen. Eine belohnende Schussfahrt bergab ist allerdings nur kaum möglich, da die meisten Auffahrten serpentinenartig oder im Zick-zack angelegt sind und man vor jeder Kehre scharf bremsen muss (sollte). Die Ausnahme bildet die asphaltierte Zufahrt zur Zeche Ewald. Die Aussicht lohnt sich aber dennoch, gehört die Halde doch mit zu den höchsten im Ruhrgebiet, die auch ständig zugänglich sind.
Von der Halde Hoheward nach Westerholt (Vorschlag)
Eigentlich sind wir ja hier am Ziel angekommen. Es steht Ihnen natürlich frei, auf gleicher Strecke wieder zurückzufahren. Sicherlich hat es einen Reiz, das ganze aus der gegensätzlichen Perspektive abzufahren. Aber ich bin ein Freund davon, neue Wege kennenzulernen. So wird aus der Tour ein Rundweg, den ich Ihnen gerne ans Herz legen möchte.
Ich bin dazu nach einer Dreiviertel-Umrundung der Halde linksrum (oder Viertel-Umrundung rechtsrum) auf der Balkon-Promenade unterhalb der Ewald-Empore am Doncasterplatz von der Halde gefahren. Also genau gegenüber den drei Fördertürmen von Zeche Ewald. Gaanz vorsichtig, um die Vorderradbremse nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen. Es geht über den Platz bis zum Malakowturm und direkt davor rechts entlang der Wasserachse. Geradeaus würde das Besucherzentrum Hoheward zu einem Besuch einladen. Und unter dem anderen Förderturm von Schacht II ist ein Biergarten. Auf der Albert-Einstein-Allee geht es bis zur Kreuzung mit der Ewaldstraße, an der Ampel biegen wir (auf der gegenüberliegenden Seite) rechts ab. Es geht unter der Autobahn her und vor dem Supermarkt links. Vielleicht 200 m weiter biegen wir rechts auf die Kunstachse Burgenland. Sie führt fast 2 Kilometer durch den Wald zum Schloss Herten. Rechts und links lassen sich an mehreren Stellen Hügel erkennen, auf denen zum Teil Modelle einer Zeche mit Fördertürmen und Schornsteinen stehen – eine Kombination von Land-Art und skulpturaler Kunst im öffentlichen Raum. Wir fangen gar nicht erst an, die in die Halden am Wegesrand zu den bisherigen ermittelten zu zählen. Alle erwischt man eh nicht. Alle Wege führen zum
Schloss Herten und das passieren wir links. Die gepflasterte Zufahrt führt zum Resser Weg. An der Ampel biegen wir links ab auf den straßenbegleitenden Radweg. Nach 500 m geht es an der nächsten Ampel rechts auf die Hertener Straße, bis wir nach kurzer Zeit auf dem abgetrennten Randstreifen die Kreuzung mit der Westerholter Straße erreicht haben. Geradeaus kommen wir zum Ausgangspunkt am Bahnübergang, links geht es zum „Alten Dorf“, die alte Freiheit Westerholt.










Ich geb zu, dass es nicht die entspannteste Tour war, die ich fahre und dokumentiere. Mit Hängen und Würgen bin ich wieder am Ausgangspunkt angekommen. Der Reifen ist wieder ziemlich platt und bedarf einer Fehlersuche. Viel mehr Kilometer hätten es nicht sein dürfen. Aber es wäre schade gewesen, auf diese wirklich schöne Tour an diesem sonnigen Sonntag verzichten zu müssen. Im nächsten geöffneten Fahrradladen gibt es eine neue Ausstattung passender Schläuche. Inklusive Ersatz. Und notwendiges Werkzeug wird ab jetzt auch eingepackt. Und eine funktionierende Luftpumpe.
Wenige Stunden später stand die Diagnose. Der Schlauch ist völlig intakt (und hat inzwischen weitere Touren bewältigt). Das Ventil war kaputt.
Geographische Koordinaten:
51°36’15.14″N, 7° 05’39.12″E – Start in Westerholt
51°35’53.42″N, 7° 05’23.84″E – Kapelle Westerholt
51°35’51.25″N, 7° 05’26.41″E – Schloss Westerholt
51°36’29.63″N, 7° 07’02.91″E – Zeche Schlägel & Eisen III / IV / VII
51°36’15.31″N, 7° 09’24.89″E – Aufstieg Halde Disteln
51°36’09.82″N, 7° 09’23.16″E – Zeche Schlägel & Eisen I / II
51°37’02.93″N, 7° 09’28.21″E – Wassertürme Herten
51°36’12.33″N, 7° 09’52.96″E – Halde Akkoallee
51°36’04.45″N, 7° 10’26.52″E – Abzweigstelle Blumenthal / Hoheward
51°35’45.56″N, 7° 10’02.82″E – Halde Spanenkamp
51°35’14.05″N, 7° 09’49.30″E – Zeche Ewald V
51°34’18.06″N, 7° 09’49.83″E – Nördliches Tunnelportal Hoheward
51°34’19.47″N, 7° 08’49.57″E – Zeche Ewald
51°35’30.07″N, 7° 07’49.56″E – Schloss Herten
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z. B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
368020 m, 5718738 m – Start in Westerholt
367709 m, 5718075 m – Kapelle Westerholt
367756 m, 5718007 m – Schloss Westerholt
369643 m, 5719144 m – Zeche Schlägel & Eisen III / IV / VII
372363 m, 5718632 m – Aufstieg Halde Disteln
372325 m, 5718464 m – Zeche Schlägel & Eisen I / II
372463 m, 5720101 m – Wassertürme Herten
372901 m, 5718527 m – Halde Akkoallee
373540 m, 5718267 m – Abzweigstelle Blumenthal / Hoheward
373070 m, 5717695 m – Halde Spanenkamp
372785 m, 5716728 m – Zeche Ewald V
372752 m, 5714998 m – Nördliches Tunnelportal Hoheward
371593 m, 5715071 m – Zeche Ewald
370494 m, 5717281 m – Schloss Herten
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Quellen und weitere Informationen:
Allee des Wandels als Bahntrassenradweg: www.bahntrassenradeln.de
Stadt Herten (Allee des Wandels): www.herten.de
Zeche Scherlebeck (Stadt Herten): www.herten.de
Industriedenkmalstiftung (Zeche Schlägel & Eisen): www.industriedenkmal-stiftung.de
Zeche Schlägel & Eisen bei Ruhrzechenaus: www.ruhrzechenaus.de
Stadt Herten (Kunstachse Burgenland): www.herten.de