BernePark in Bottrop
Wo früher Abwasser gereinigt wurde, blühen heute Stauden – und statt technischer Betriebsamkeit gibt’s Picknickdecken, Kunst und Currywurst. Der BernePark in Bottrop ist ein Ort, an dem der Strukturwandel des Ruhrgebiets besonders anschaulich wird. Aus einer stillgelegten Kläranlage ist ein öffentlicher Park geworden, der durch seine ungewöhnliche Gestaltung und industrielle Vergangenheit besticht. Spaziergänge durch das begrünte Rundklärbecken, ein Café in der Maschinenhalle oder sogar Übernachtungen in ehemaligen Betonröhren zeigen: Im Ruhrgebiet denkt man Parks ein bisschen anders.
Die einst moderne Kläranlage Bernemündung wurde in den 1950er Jahren am Rande des Bottroper Stadtteils Ebel errichtet – direkt dort, wo das Flüsschen Berne in die Emscher mündet. Die Berne selbst entspringt in Essen und verschwindet über weite Strecken unter Asphalt und Beton, ehe sie kurz vor ihrer Mündung noch einmal ans Licht kommt – unterquert den Rhein-Herne-Kanal per Düker – und verschwindet dann endgültig in der Emscher.
Nach ihrer Stilllegung im Jahr 1997 begann hier ein ambitioniertes Projekt der Emschergenossenschaft. Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2010 wurde das Gelände umgestaltet – zu einem öffentlichen Park mit Kunst, Gastronomie und einem Hauch Poesie zwischen Beton und Becken.

Vom Klärbecken zum Goldfischteich und Staudengarten
Heute lehnen Fahrräder im Schatten eines Baumes, auf der Terrasse vor dem alten Maschinenhaus sitzen Menschen bei Kaffee, Kuchen oder Burgern. Es ist ein lebendiger, entspannter Ort – und kaum jemand würde vermuten, dass hier einst das Ruhrgebiet nach fauligem Abwasser roch. Wo früher Klärschlamm bewegt wurde, wird heute gelacht, gegessen und verweilt.
Das liebevoll sanierte Maschinenhaus beherbergt nun Gastronomie, doch die eigentlichen Hingucker sind die beiden großen Rundklärbecken. Eines davon – das südöstliche – ist noch immer mit Wasser gefüllt, heute allerdings glasklar. Von der begehbaren Brücke, die früher einmal langsam um die Mittelinsel kreiste, lassen sich Goldfische beobachten, die sich gern an der warmen Betonwand sammeln. Auch das zweite Becken ist über eine intakte Brücke begehbar und macht den technischen Ursprung des Parks erfahrbar – mit viel Charme und einem Hauch von Industrie-Romantik.

Der Blick von der beim Betreten schwingenden Brücke führt jedoch nicht ins Wasser, sondern in ein Blumenrondell. Das Wasser wurde nämlich abgelassen und stattdessen ein sogenannter Senkgarten mit über 20.000 Stauden und Gräsern angelegt. Das Theater der Pflanzen von Piet Oudolf und Gross.Max lässt sich über ringförmig um die Betoninsel in der Mitte verlaufende Wege durchqueren. Hier und dort bilden Mäuerchen mit Holzoberfläche Sitzgelegenheiten in der Sonne.




















Der BernePark ist ein Ziel im Reiseführer Umsonst & draußen – Freizeitspaß im Ruhrgebiet für alle* mit weiteren kostenlosen Freizeit-Angeboten im Revier.
Kunst am Bau
Hier wie auch am Wasserbassin des anderen Klärbeckens symbolisiert nachts eine animierte Lichtinstallation von Mischa Kuball die Bewegung der einst sich drehenden Brücken. Nicht zu vergessen ist auch eine (nur am Tage sichtbare) Leuchtreklame mit dem Slogan Catch as catch can von Lawrence Weiner auf dem Dach, eine Anspielung auf Reklame aus der Zeit der Entstehung dieses Gebäudes.
Noch ungewöhnlicher als der Park an sich sind unter den Bäumen liegende Betonrohre, die nichts anderes als Hotelzimmer der anderen Art sind und die für eine oder mehrere Übernachtungen gebucht werden können. Dabei zahlt der Gast nur so viel, wie ihm die Aktion wert ist und was er sich leisten kann. Abgerundet wird das Angebot des Parks durch einen kleinen Spielplatz mit einer Rutsche im Hang sowie durch einzelstehende Schaukeln hinter dem Blumenrondell.
Ein weiteres Werk ist zur Extraschicht 2024 entstanden und besteht aus vielen Buchstaben an der Wand: am Rechen-Gebäude gegenüber dem Maschinenhaus ist an der südlichen Klinkerwand ein Text geschrieben. Die Düsseldorfer Künstlerin Vera Vorneweg hat Eindrücke aus dem Bernepark gesammelt und in dieser Form an die Wand gebracht.










Begeistert (und vielleicht auch mit einem Stückchen Kuchen oder einen schwarzen Kumpel-Burger mit schwarzer Mayonaise an den Pommes reicher) verlässt man den Park angesichts der interessanten und schön umgesetzten Ideen für eine einst für die Nase so ungeliebte, aber wichtige Einrichtung. Wann kann man schon einmal erzählen, man ist durch ein Klärbecken gelaufen?! Das geht nur hier. Im Revier.
Tipp des Autors:
Dass auch Kläranlagen zum dichtbesiedelten und -industrialisierten Siedlungsraum Ruhrgebiet gehören, zeigt besonders anschaulich der BernePark. Ein Abstecher mit dem Fahrrad aus der Nähe, zum Beispiel auf dem Emscherweg, ist ein Muss.
Lohnenswert ist die Kombination mit anderen Zielen in der Region wie dem Nordsternpark in Gelsenkirchen und der Schurenbachhalde oder der Achse zwischen Schloss Oberhausen, der Neuen Mitte mit Centro und Sea Life bis hin zum Gehölzgarten Ripshorst, wo eine weitere ehemalige Kläranlage zu einem Park umgestaltet wurde. Freunde der weiten Aussicht werden auf der Halde Haniel oder auf dem Tetraeder begeistert sein.
Informationen zum Besuch im BernePark:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise:
Der Park ist für Tages-Besuchende täglich ab 11.00 Uhr geöffnet und schließt zusammen mit dem Restaurant bzw. Kiosk. Das Restaurant Maschinenhaus Lecker im Pott hat Do und Fr 14.00-20.00 Uhr sowie Sa und So 09.30-20.00 Uhr. Der Röhren-Kiosk hat Di-Fr 14.00-20.00 Uhr, Sa 09.30-21.00 Uhr und So bis 20.00 Uhr geöffnet. Montags ist in der Gastronomie Ruhetag, der Park wird um 20.00 Uhr geschlossen. Der Eintritt ist frei!
Gastronomie: www.maschinenhaus-bottrop.de
Parkhotel: www.dasparkhotel.net
Anreise mit dem Auto:
Auf der A42 bis zur Ausfahrt 12 Bottrop-Süd. Aus Richtung Dortmund links, aus Richtung Oberhausen rechts abbiegen auf die Essener Straße, die an der nächsten Ampel in die Borbecker Straße übergeht. Geradeaus fahren, aber links einordnen. An der nächsten Ampel – der Beschilderung zum BernePark folgend – links abbiegen in die Oskarstraße, die an der nächsten Kreuzung übergeht in die Ebelstraße. Direkt hinter der darauffolgenden Berne-Brücke (kleines Flüsschen) liegt rechts ein Parkplatz. Gegenüber auf der anderen Straßenseite ist der Zugang zum Park in Form eines offenen Tores. Achtung: Nicht in den linken Radweg gehen!
Zieleingabe ins Navigationssystem: Ebelstraße 25a in Bottrop
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Essen Hauptbahnhof mit dem RE 14 Richtung Borken oder der S 9 Richtung Haltern am See oder Bottrop bis Bottrop Hbf. Von dort entweder mit dem Bus der Linie 261 Richtung Bergbaustraße bis Ebelstraße (eine davor zum Bereitmachen: Plankenschemm). Die Fahrt beträgt etwa fünf Minuten (Werktags Halbstundentakt, Wochenende Stundentakt). Von dort der Ebelstraße geradeaus folgen und die Berne überqueren. Links führt der Zugang zum BernePark durch ein Tor – der links davon ebenfalls abbiegende Emscherradweg führt nur hinterm Zaun an der Anlage vorbei.
Alternativ lässt sich die Strecke vom Bottroper Hauptbahnhof auch gut laufen! Vom Vorplatz am besten durch die Unterführung auf die andere Bahnhofsseite und links auf die Lehmkuhler Straße. Dann rechts auf die Bahnhofstraße und unter der Autobahnbrücke rechts auf den Emscherweg. Zunächst vorbei am BernePark bis zum Zugang. Der Fußweg ist etwa 1,7 km lang.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Der Emscherweg und die Insel-Tour (Emscherinsel) führen direkt am BernePark vorbei.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Bernepark bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000) sowie am Rande der Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000) und der BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000)
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Emscher-Touren: In 5 Tagen mit dem Fahrrad durch den Pott* und Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten: 51°30’13.42″N, 6°56’43.09″E – Zugang und Parkplatz
Die Koordinaten können in das Eingabefeld beispielsweise von GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 357396 m, 5707845 m – Zugang und Parkplatz
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.