Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Schon aus großer Entfernung lässt sich die Lage des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum gut erkennen, denn über dem Gebäudekomplex nordöstlich der Bochumer Innenstadt erhebt sich das große, grüne Fördergerüst, das zu einer Landmarke und einem Wahrzeichen der Stadt geworden ist – und auch im Privatfernsehen durch die Reportagereihe Toto & Harry über die gleichnamigen Bochumer Streifenpolizisten berühmt wurde. Es markiert eindrucksvoll und thematisch äußerst passend die Position des weltweit größten und bedeutendsten Museums des Bergbaus, der Montangeschichte und -Technik, das sich hier seit 1930 befindet und ein beliebtes, lehrreiches und eindrucksvolles Ausflugsziel für interessierte Einwohner aus den Nachbarstädten des Ruhrgebietes und Touristen aus Deutschland und aller Welt zugleich ist.

In diesem Museum wird anschaulich, unterhaltsam und größtenteils zum Anfassen das notwendige Grundwissen in das Thema Bergbau und Bergbaugeschichte vermittelt, um den charakteristischen Industriezweig dieser Region und den betriebenen Aufwand zur Gewinnung des »schwarzen Goldes« zu begreifen und auch die Existenz anderer sehenswerter Einrichtungen und Denkmäler nachvollziehen zu können.

Eingang unter dem Fördergerüst

Betritt man das Deutsche Bergbau-Museum durch das große Hauptportal auf der Westseite und passiert die Eingangshalle, steht man in einem Gebäudekomplex mit fast zwei Dutzend Ausstellungshallen auf drei Etagen und einer Ausstellungsfläche von ca. 12.000 Quadratmetern, dem etwa 2,5 km langen Anschauungsbergwerk im Keller sowie den zwei Aussichtsplattformen auf der Spitze des Förderturms. Je nach Interessenslage, Geduld und Ausdauer kann man sich hier durchaus einen ganzen Tag mit dem Thema Bergbau beschäftigen – genügend Zeit sollte in jedem Falle einplant werden.

Haupteingang des Museums und Europaplatz
Haupteingang des Museums und Europaplatz

Hinter der Kasse stellt sich nun die Qual der Wahl, wo man seinen Rundgang beginnt, sofern man keine Führung gebucht hat – es gibt einen Gang links, einen rechts und geradeaus geht es zu einem Aufzug. Ach ja, eine Treppe kann man auch noch emporsteigen. Man muss vorher sagen, dass sich der Besuch des Museums im Normalfall in drei Teile aufteilt, die zum Teil in unterschiedlicher Reihenfolge abgearbeitet werden können, nämlich in die Dauer- und ggf. Wechselausstellung, das Anschauungsbergwerk und die Aussichtsplattform auf dem Förderturm.

Beim eigenen Besuch wurde man vom Empfang dankenswerter Weise vom Personal freundlich an die Hand genommen und kurzerhand vorbei an der zentralen Informations-Lounge direkt zum thematisch gestalteten Aufzug geleitet, um als erstes in die Tiefe des Anschauungsbergwerks hinab zu fahren. Der Fahrstuhl fährt nach kurzer Wartezeit die versammelte Gruppe nach unten und entlässt die Besucher in gefühlten vielen hundert Metern Tiefe.

Deutsches Bergbau-Museum Bochum aus der Luft
Deutsches Bergbau-Museum Bochum aus der Luft

Das Anschauungsbergwerk

Ein Rundgang voller Technik- und Mechanikfaszination

Das Anschauungsbergwerk ist ein 2,5 km langes Tunnelsystem, durch das sich Besucher selbständig in einem durchaus realitätstreu nachempfundenen Bergwerksstollen entlang von Lorenschienen von Station zu Station bewegen und hier kleine und große Maschinen, alte und neue Technik und Hilfsmittel zum Anfassen erforschen und erfahren können. Von Raum zu Raum und Nische zu Nische wächst die Begeisterung und Ehrfurcht über die technische Entwicklung und den Aufwand, die riesigen Maschinen und Ausbauschilde und nicht zuletzt die schwere Arbeit unter Tage. Bei vielen Besuchern besteht, aufgeschnappten Gesprächsbruchstücken zufolge, kein Zweifel, dass man hier im Labyrinth eines alten oder hochmodernen echten Bergwerks steht – auch, wenn hier niemals Kohle gefördert wurde und die Anlage „nur“ in wenigen Metern Tiefe nachgebaut wurde. Auf diese Art und Weise stößt man hinter jeder Ecke und in Nischen auf Tunnelbohrmaschinen, Bohrwagen und Presslufthämmer (die beim Anheben einmal mehr den Respekt vor der harten Arbeit der Kumpel fördern) und man lernt, warum Geräte und sogar Leuchten vielfach mit Pressluft statt mit Strom betrieben wurden. Dazu kann man neben Beschilderungen auch zweisprachige Kurzvorträge über Lautsprecher anhören.

Es sind viele Details, die man am Wegesrand entdeckt und die den Gang durch die Tunnel für Groß und Klein zu einer Entdeckungstour machen. Artig steht beispielsweise das Grubenpferd Tobias in einem Verschlag und kaut geduldig auf einer Plastikmöhre unweit einer nicht näher beschriebenen Tonne mit ominösem Papierhalter daneben, die andernorts im etwas direkten Ruhrdeutsch als „Scheißkübel“ benannt wurde, was seine Funktion ausreichend beschreibt. Röhrensysteme, Versorgungsleitungen, viele Schaltkästen und auch die Ampeln für die Grubenbahn unter der Decke machen die Atmosphäre komplett.

Einige Meter weiter und eine halbe Etage tiefer wird es automatisierter und hochtechnisch. Hier lassen sich meterlange Strebe mit Kohlehobel unterschiedlichster Art besichtigen. Mit dem Passieren eines hochmodernen Schildausbaus samt Doppelwalzenlader ist der Fahrstuhl auf der anderen Seite viel zu schnell wieder erreicht. Wo die vergangene Stunde geblieben ist, seitdem man das Bergwerk im Keller des Museums betreten hat, ist bis heute offen geblieben. Im Folgenden finden sich Eindrücke von einem Gang durch das Anschauungsbergwerk:

Im Lift geht es nicht 20 Meter in die Höhe zum Ausgangspunkt, sondern wie am Fließband zur nächsten Station – die Fahrt führt nonstop zur untersten Aussichtsplattform auf dem Förderturm.

Das Fördergerüst

Aussichtsplattform und Landmarke

Der 71 Meter hohe Fördertürm über dem Bergbau-Museum hat eine besonders schöne Bauweise und wurde im Jahre 1973 vom Schacht V der Zeche Germania im nahen Dortmund-Marten zum jetzigen Standort umgesetzt. Das grüne Gerüst hat für die Stadt eine Landmarkenfunktion und dient dem Museumsbesucher vor allem als Aussichtspunkt über die Stadt. Auf zwei Plattformen – von der Ebene, auf der der Aufzug hält, führen Treppen noch weiter hinauf bis zu den Seilscheiben – lässt sich das zentrale Ruhrgebiet sehr gut überblicken. Gut sichtbar sind markante Gebäude der Stadt wie der Bismarckturm im Stadtpark, das Exzenterhaus oder die Hochhäuser am Bahnhof, aber auch der Tippelsberg, die Halde Hoheward mit dem Horizontobservatorium oder die große Halde Oberscholven in Gelsenkirchen. Allerdings ist der Zugang auf den Turm bei schlechter Witterung gesperrt.

Markantes Fördergerüst des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, gesehen vom benachbarten Bismarckturm
Markantes Fördergerüst des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, gesehen vom benachbarten Bismarckturm

Die Dauerausstellung

Geschichte und Technik des Bergbaus

Nach der Abfahrt vom Förderturm wartet der flächenmäßig größte Teil der Sammlung auf den Besucher: die Dauerausstellung. Sie liefert theoretische Grundlagen für das Verstehen des Bergbaus in der Region und bietet dabei durch unzählige Ausstellungsstücke, Nachbauten, Multimedia und Exponate zum Anfassen einen guten Zugang zum Thema für Jung und Alt. Besonderes Highlight ist der Seilfahrtsimulator, bei dem die Fahrt in die Tiefe von 1200 Metern mit Rütteln und Ventilatoren täuschend echt und für Jedermann nachempfunden wird.

Sämtliche der fast zwei Dutzend Räume widmen sich einem oder mehreren speziellen Themen und sind nummeriert. Sie lassen sich in frei wählbarer Richtung, Art und Weise erkunden. Im Erdgeschoss werden auf diese Weise die Bereiche Schachtbau, Fördergerüste und Dampfmaschinen, die Gewinnung von Rohstoffen und Werkzeuge, Wasserhaltung und Bewetterung sowie der moderne Bergbau vorgestellt. Im sogenannten Ruhr.Visitorcenter (Besucherzentrum) ist ein Museumsladen untergebracht, in dem Fachbücher und Andenken käuflich erworben werden können.

Themen des Obergeschosses sind Mineralien und Erze, Lagerstätten, Bergwerksausbau, Arbeitssicherheit, eine riesige Sammlung von Geleuchten sowie die Fragestellung, wozu Bergbau heute noch überhaupt notwendig ist. Im Untergeschoss befindet sich die über Halle 2 zugängliche Maschinenhalle mit mittelgroßen Geräten und Wagen unterschiedlichster Epochen aus dem Bergbau zum Anfassen. Es ist nicht möglich, alle Abteilungen oder Sammlungen im Bild zu zeigen. Vorgestellt werden nur ganz vereinzelte Szenen, in denen die Gestaltung der Dauerausstellung deutlicher wird:

Informationen zum Besuch:

Da man hier einige Stunden inklusive Einkehr verbringen kann, bietet sich das Museum auch sehr gut als Ersatzziel bei besonders schlechtem Wetter für Aktivitäten draußen an. Kombiniert werden kann der Besuch mit weiteren, nahegelegenen Zielen in Bochum, wie dem Planetarium oder dem Bochumer Tierpark mit benachbartem Bismarckturm.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Das Museum ist Di bis Fr 08.30-17.00 Uhr sowie Sa, So und an Feiertagen von 10.00-17.00 Uhr geöffnet. Montags ist Ruhetag. An bestimmten Tagen im Jahr (Weihnachten, Neujahr, 1. Mai) ist das Museum ebenfalls geschlossen (siehe Webseite)

Auf diesen Internetseiten sind die Eintrittspreise kategorisiert. Die Kosten für den Eintritt für einen Erwachsenen für dieses Museum entsprechen der mittleren Kategorie €€ (zwischen 5,- Euro und 10,- Euro pro Person). Genaue Preise, Rabatte und Ermäßigungen sind der offiziellen Internetseite oder Aushängen zu entnehmen. Der Eintritt beinhaltet Museumsbesuch mit Anschauungsbergwerk und Turmauffahrt.

Die Auffahrt auf den Förderturm ist witterungsabhängig und nicht verbindlich. Die letzte Fahrt hinauf findet um 16.30 Uhr statt, die letzte Fahrt ins Anschauungsbergwerk um 15.30 Uhr. Im Anschauungsbergwerk herrschen ganzjährig kühle Temperaturen von ca. 12°C.

Das Deutsche Bergbau-Museum beherbergt eine eigene Cafeteria und ein Restaurant – die traditionellen Ruhrpott-Gerichte wie Currywurst-Pommes oder eine ordentliche Bratwurst sind hier natürlich zu bekommen. In den Gebäuden der Ausstellung sind sanitäre Anlagen in ausreichender Anzahl verteilt vorhanden.

Nicht-kommerzielles Fotografieren war an keinem Ort der Ausstellung ein Problem. Kommerzielle Fotos müssen im Vorfeld angemeldet werden.

Tiere dürfen nicht mit in das Museum genommen werden.

Für Kleidung und Taschen stehen Schließfächer zur Verfügung.

Offizielle Internetseite: www.bergbaumuseum.de

Anreise mit dem Auto:

Auf der A40 bis zur Ausfahrt 35 Bochum-Zentrum. Aus Richtung Dortmund ist die zweite, aus Richtung Essen die erste Ausfahrt zu nehmen! Aus Richtung Dortmund dann rechts, aus Richtung Essen zunächst links und dann rechts auf die Herner Straße Richtung Stadtmitte abbiegen. Nach ca. 800m an der Ampel der Beschilderung Richtung Bergbau-Museum folgen und links abbiegen in die Straße Am Bergbaumuseum. Hier möglichst parken. Im Zweifelsfall bieten sich weitere Parkplätze und -Möglichkeiten in der rechts abzweigenden Schillerstraße und dem Wohngebiet im Bereich des Polizeipräsidiums an.

Generell wird die Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr sehr empfohlen.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Am Bergbaumuseum 28 in Bochum.
Hinweis: In vielen Navigationssystemen ist das Museum als Sehenswürdigkeit eingetragen.

Anreise mit Bus und Bahn:

Mit den Zügen des Nah- und Fernverkehrs bis Bochum Hauptbahnhof. Dort in die U-Bahn-Linie U35 Richtung Herne Schloss Strünkede bzw. Riemke Markt umsteigen (Drei Treppen von der Bahnhofshalle tiefer oder eine lange Treppe vom Ausgang Buddenbergplatz). Die U-Bahn fährt wochentags außerhalb der Schulferien im dichten 5-Minuten-Takt. An der zweiten Station Deutsches Bergbau-Museum aussteigen und der Beschilderung zum nicht zu übersehenden Haupteingang folgen.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Das Museum ist im Stadtgebiet nur über das Radverkehrsnetz NRW bzw. öffentliche Straßen erreichbar. Der nächstliegende Thema-Radweg ist der Emscher-Park-Radweg in ca. 1 km Entfernung.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Bergbaumuseum bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) und ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) sowie am Rande in der BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Abenteuer im Ruhrgebiet: Lilly, Nikolas und das Bergmannstagebuch*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten: 51°29’19.84″N, 7°12’58.02″E – Haupteingang
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 376150 m, 5705697 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.