Das Nahverkehrsmuseum Dortmund

Die Industrialisierung im Ruhrgebiet hatte innerhalb kürzester Zeit ein enormes Bevölkerungswachstum zufolge. Täglich mussten tausende Arbeiter zum Teil bis zu zwei Stunden Fußweg auf sich nehmen, um von der Wohnung zur Arbeitsstätte zu gelangen. Freizeit mit der Familie gab es an Werktagen somit kaum. Die noch entstehende Eisenbahn diente vielmehr dazu, Städte miteinander zu verbinden, wegen der Schmutz- und Lärmbelastung der Dampflokomotiven nicht aber dem innerstädtischen Nahverkehr. Die noch existierende Postkutsche hatte Kapazitätsgrenzen. Autos mit Verbrennungsmotoren steckten gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen. An Buslinien, wie man sie heute kennt, war damals noch nicht zu denken. Der Bedarf an einem neuen Massenverkehrsmittel wuchs somit stark an.

Die Straßenbahn als neues Fortbewegungsmittel

Im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche Entwicklungen bei den Fortbewegungsmitteln. Erste Pferde-Bahnen verkehrten, 1881 befand sich die erste elektrische Straßenbahn der Welt in Berlin im Probebetrieb. Die erste Straßenbahn in Dortmund fuhr in den 1890er Jahren als Freizeitbahn den Fredenbaumpark an und wurde sehr gut genutzt. In der Folge entstand das Straßenbahnnetz, das bis zur Inbetriebnahme der heutigen unterirdischen U-Stadtbahn stetig ausgebaut und modernisiert wurde.

Dazu kamen im Laufe der Zeit unterschiedlichste Straßenbahn-Baureihen zum Einsatz, die den technischen Fortschritt, die Moderne und den Zeitgeist sowie Überlegungen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit widerspiegeln. Frühe Bahnen besaßen beispielsweise noch einen offenen, vor Wetter ungeschützten Führerstand, weshalb sie als „Sommerwagen“ bezeichnet werden. Sind im Zweiten Weltkrieg die meist noch aus einem hölzernen Wagenkasten bestehenden Bahnen teilweise abgebrannt, so konnten neue Züge auf dem stählernen Fahrgestell aufgebaut werden (Aufbaubahn).

Wirtschaftlicher Betrieb durch Gelenktriebwagen

Der steigenden Konkurrenz gegen den motorisierten Individualverkehr trotzend mussten Kosten gesenkt werden. Da in jedem Wagenteil Begleitpersonal vorhanden war, konnten Personalkosten eingespart werden, indem die einst autarken Waggons miteinander verbunden und so zu längeren Gelenktriebwagen wurden. Dieser Triebwagentyp, kurz GTW, ist heute ausschließlich im Einmannbetrieb auf den Dortmunder Schienen unter und über der Erde unterwegs. Allerdings existieren in Dortmund heute ausschließlich U-Bahn-Linien und keine traditionellen Straßenbahnen mehr. Im Jahre 2008 ersetzten die U43 und U44 mit dem Neubau der Ost-West-Tunnelverbindung die letzten Linien 403 und 404.

Nahverkehrsmuseum im Mooskamp

Im Dortmunder Norden befindet sich seit 2003 das Nahverkehrsmuseum im Mooskamp. In einem alten Lokschuppen, in einer Wagenhalle und auf dem Freigelände können einmal im Monat historische Schienenfahrzeuge der Dortmunder Straßenbahn aus unterschiedlichen Epochen besichtigt werden. Die Exponate vermitteln plastisch und zum Anfassen die beschriebene Entwicklung auf dem Dortmunder Straßenbahnnetz. In einige Wagen darf man einsteigen und auf den alten Holzbänken platznehmen oder den Führerstand begutachten. Besonders lohnenswert ist eine Führung, während der fast sämtliche Fahrzeuge, deren Eigenarten und Geschichte anschaulich erläutert. So existieren beispielsweise Bahnen mit einer dritten Mittelachse, mit und ohne der zeitweise typischen Dortmunder Front-Form, mit Holzbänken oder Stoffsesseln. Abgerundet wird dies durch unterhaltsame oder interessante Anekdoten.

Straßenbahn auf der Hansabahn

Eisenbahnfreunde sind am meisten begeistert, wenn das Material rollt und nicht nur in einer Halle steht. Ein Höhepunkt beim Besuch des Museums ist daher die optionale Fahrt mit einer historischen Straßenbahn auf Schienen der alten Hansabahn zwischen Ellinghausen und Huckarde vorbei an der Kokerei Hansa. Die Verbindungsbahn zwischen Kokerei, Hafen und Stahlwerk UNION ist in den 1920er Jahren entstanden und Teil der Hoesch-Bahnen. Die Bahnhof Mooskamp gGmbH ist Infrastrukturunternehmen eines Teils der Gesamtstrecke.

Da die Trasse keine Oberleitung besitzt, ist dem Zug ein Generatorwagen angehängt, der den Strom für den originalen Fahrmotor produziert. Nicht alle Straßenbahnen sind für die Weichen einer „normalen“ Eisenbahn geeignet. Sie bedurften eines Umbaus. Je nach Nachfrage können wenige Triebwagen eingesetzt werden, im Beispiel zu sehen ist der Gelenktriebwagen GT4 Nummer 431 von 1957 in den Originalfarben mit schwebendem Mittelteil. Dieser Zug war ebenfalls mit Generatorwagen schon zeitweise im Almetal bei Brilon im touristischen Verkehr unterwegs. Derart nutzbar ist beispielsweise auch der kleinere Wagen 713 von 1950.

Tipp des Autors:

Das Eisenbahnmuseum ist ein kleines, noch eher unbekanntes, aber sehr lohnenswertes Ziel mit allerdings sehr eingeschränkten Öffnungszeiten. Die Fahrt mit der historischen Straßenbahn auf der Hansabahn ist ein Muss. Idealerweise wird der Besuch mit der Kokerei Hansa kombiniert. Es bietet sich außerdem ein Besuch des benachbarte Deusenbergs an. Andere Ziele in der Umgebung sind das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Bövinghausen oder die Halde Schwerin in Castrop-Rauxel.

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Geöffnet ist das Nahverkehrsmuseum ganzjährig am jeweils dritten Sonntag eines Monats von 12.00 bis 17.00 Uhr. Der Eintritt in das Museum selbst ist frei und es kann auf eigene Faust besichtigt werden (Informationstafeln an den Wagen).

Zwischen April und Oktober findet ein Fahrbetrieb auf der alten Hansabahn statt (Fahrtzeiten siehe offizielle Internetseite). Eingesetzt wird eine historische Straßenbahn mit angehängtem Generatorwagen. Fahrkarten können beim Schaffner im Zug erworben werden.

Im Eisenbahnmuseum besteht die Möglichkeit zu einem kleinen Imbiss in der historischen Lokhalle. Sowohl im Nahverkehrsmuseum als auch in der Kokerei existieren Toiletten.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A45 bis zur Ausfahrt 4 Dortmund-Marten, Huckarde, Hafen und dort sofort rechts abbiegen Richtung Huckarde / Hafen (nicht Richtung Marten). An der nächsten Ausfahrt abfahren Richtung Huckarde / Dorstfeld. Links abbiegen auf die Huckarder Straße Richtung Huckarde / Mengede. Vorbeifahren an der Kokerei Hansa und hinter der Brücke rechts abbiegen in die Straße Mooskamp.

Start der Kombitour ist die Kokerei Hansa – in dem Falle also dort Parken, man gelangt hinterher zum Ausgangspunkt zurück.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Mooskamp 23 in Dortmund

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Dortmund Hbf. mit der U47 Richtung Westerfilde bis Obernette. Von dort zu Fuß rechts auf die Obernetter Straße (nicht die Schienen überqueren) und an der Bodelschwingher Straße rechts. Nach 200 Metern an der Kreuzung geradeaus in den Mooskamp und weiter bis zum Nahverkehrsmuseum, das nach weiteren 300 Metern erreicht ist.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Der Emscher-Park-Radweg führt direkt am Nahverkehrsmuseum vorbei. Ein kurzer Abstecher ist möglich vom Emscherweg hinter dem Deusenberg. In Höhe Ellinghausen (Straßenbrücke über den Kanal) kann ein Umweg von der Radroute am Dortmund-Ems-Kanal durchgeführt werden.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist das Museum bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) sowie BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: 111 Orte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss* und Dortmund von oben – die schönsten Luftbilder der Stadt*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten: 51°32’57.20“N, 7°24’23.25“E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 389510 m, 5712106 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.