Erlebniswege im Diersfordter Wald

Wer den Diersfordter Wald betritt, taucht in eine besonders vielfältige Landschaft ein. Eichen- und Buchenwälder wechseln sich mit Heideflächen, Sanddünen, Mooren und kleinen Seen ab. Zwischen Wesel, Xanten und Hamminkeln liegt eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete am westlichen Rand des Naturparks Hohe Mark – Westmünsterland. Im Herzen des Waldes befindet sich ein Wildgatter, in dem sich mit etwas Glück Rehe oder Wildschweine zeigen. Fast 1.000 Hektar stehen unter Naturschutz – ein Refugium für Pflanzen, Tiere und alle, die draußen unterwegs sind.

Gleich mehrere Highlights werden Besuchenden mit etwas Glück geboten: bis zu Handteller große Hirschkäfer, laichende Frösche an den schwarzen Gewässern, blühende Felder von Fingerhut auf den Lichtungen oder Libellen sind nur einige davon. Ganzjährig lässt sich als Moor-Erlebnisweg der Bohlenweg begehen, der als Steg in gewundener Form die feuchten Stellen des Großen Veens überquert – so wie man es von einigen bekannten Mooren in Norddeutschland oder Belgien kennt.

Landstreifer und Erlebniswege durchs Wildgatter

Zwei kurze thematische Wanderwege führen ausgehend von den zwei Zugängen durch den Wald – die Hirschkäfer-Route und der Moor-Erlebnisweg. Sie lassen sich zu einer ca. 6,5 km langen Gesamtrunde kombinieren. Teilweise sind diese barrierearm zu benutzen. Außerdem führt der westlichste der Landstreifer-Rundwanderwege auf 15 Kilometern durch den Diersfordter Wald. Er kann genutzt werden, um alle besonderen Orte wie das Veen, den Bohlenweg, das Schwarze Wasser oder den Ehrenfriedhof Diersfordt anzusteuern.

In der folgenden Karte ist der zentrale Teil des Diersfordter Waldes abgebildet. Die drei Rundwanderwege Hirschkäfer-Route, Moor-Erlebnisweg und Landstreifer sind zusammen mit zwei Parkplätzen als mögliche Ausgangspunkte eingezeichnet. Die Nummernpunkte markieren besondere Orte, die im Text genauer erläutert werden.

Karte Diersfordter Wald

Tipp! Die „Entschleunigungstour 16“ im Buch Wandern für die Seele – Hohe Mark* ist ein ca. 15 km langer Tourenvorschlag für Wandernde im Diersfordter Wald.

Folgende „Landstreifer“-Touren im Naturpark Hohe Mark in der Umgebung des Hohe-Mark-Steigs werden auf diesen Internetseiten vorgestellt:

Landstreifer und Hirschkäfer-Route

Ein großer Wanderparkplatz befindet sich im Süden des Wildgeheges an der Straße Bislicher Wald an der Hundeschule. Hier beginnt der Rundweg auf der Hirschkäfer-Route. Er kann auch als Ausgangspunkt für den Landstreifer genutzt werden.

Die Hirschkäfer-Route ist knapp 4,5 km lang und führt durch den südlichen Teil des Diersfordter Waldes. Benannt ist sie tatsächlich nach den Hirschkäfern, bis zu 8 cm großen flugfähigen Käfern mit zangenförmigen Oberkiefern, die an Geweihe von Hirschen erinnern.

Hirschkäfer sind im Sommer (Juni / Juli, am ehesten während der Dämmerung) mit etwas Glück im gesamten Diersfordter Wald zu beobachten. Pfosten mit angebrachten Fotos dieser Käfer markieren Standorte, in deren Umkreis man mit größerer Wahrscheinlichkeit eines der Tiere zu Gesicht bekommen könnte. Wir hatten das Glück zweimal vor allem am östlichen Rand des Großen Veens unmittelbar auf dem Waldweg.

Der Rundweg führt durch Eichen- und Buchenwald. Im Sommer findet man hier große Flächen mit Farn und Fingerhut, im Herbst wachsen viele Pilze. Zwei überdachte 1 Beobachtungs-Kanzeln stehen in erhöhter Position. Aus ihrem Innern kann man durch Gucklöcher Ausschau auf scheue Waldtiere halten. Allerdings braucht man dazu Geduld, Ruhe und Glück. Dann beobachtet man vielleicht Damwild, Wildschweine, Muffelwild und Rothirsche. Während der Dämmerung ist die Chance am höchsten. Tafeln im Innern und in der Nähe geben darüber hinaus Informationen zur Tierwelt.

Buchen, Eichen und Fingerhut
Buchen, Eichen und Fingerhut im Diersfordter Wald
Lichtung im Diersfordter Wald auf der Hirschkäferroute
Lichtung im Diersfordter Wald auf der Hirschkäferroute

Moorerlebnisweg Diersfordter Wald

Dort, wo der Diersfordter Wald in eine Heide- und Moor-Landschaft übergeht, zweigt von der Hirschkäfer-Route der Moor-Erlebnisweg ab, über den auch der Landstreifer führt. Er führt an mehreren Sümpfen und Feuchtgebieten vorbei, die sich von verschiedenen Stellen gut beobachten lassen. Die Pflanzen sind nun andere. Man entdeckt Wollgras sowie Torfmoos in den Sümpfen. Kiefern stehen dagegen in den Gebieten mit sandigem Boden.

Grüne GlücksorteDer Diersfordter Wald ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*

Die Sumpflandschaft „Großes Veen“ (Veen = niederländisch: (Torf-) Moor) wird durch einen ca. 250 m langen 2 Holzbohlensteg überquert. Dieser verläuft geschwungen am Rande des Sumpfgebietes. Im Sommer fliegen hier zahlreiche kleine „Hubschrauber“. Gemeint sind Libellen verschiedenster Arten und Farben.

Eine sandige 3 Düne in der Stemkens Heide kann anschließend als Aussichtspunkt genutzt werden. Auch in dieser Dünen- und Heidelandschaft sieht man mit etwas Glück Wildtiere. Bei der eigenen Tour konnten neben Libellen auch Frösche und Eidechsen beobachtet werden.

Bohlenweg im Diersfordter Moor

Der gewundene Bohlenweg ist im folgenden Luftbild aus der Schräg-Perspektive gut zu erkennen. Darin sind die parallelen Gräben sichtbar, die zur offenen Wasserfläche führen, die wiederum vom Steg aus nur zu erahnen ist.

Luftbild vom Moor im Diersfordter Wald
Luftbild vom Bohlensteg im Moor im Diersfordter Wald

Der Moor-Erlebnisweg und der Landstreifer tauchen wieder in den Wald ein. Wahlweise kann man nun auf der Hirschkäfer-Route zurück zum Parkplatz gehen oder auf dem Landstreifer die Runde am Ostrand vom Veen in Richtung Schwarzes Wasser einschlagen.

Schwarzes Wasser

An der Ostseite des Veens führt der Weg zur Straße, die wir überqueren. Zwischen landwirtschaftlichen Flächen und durch einen kurzen Wald-Abschnitt gelangen wir ans 4 Schwarze Wasser. Der See ist eingezäunt und kann aus der Ferne und von einzelnen Aussichtspunkten bei der Umrundung auf dem Landstreifer eingesehen werden. Sein Name stammt von der schwarzen Färbung des Wassers durch aus dem Torf ausgewaschene Stoffe. Der See ist abflusslos und wird nur durch Regenwasser gespeist.

Der Weg führt durch einen ruhigen Wald Richtung Diersfordt, der namensgebenden Siedlung mit dem Schloss.

Am 5 Ehrenfriedhof Diersfordt gibt es einen weiteren Parkplatz, der insbesondere als Ausgangspunkt für die Wanderung auf dem Landstreifer genutzt werden kann.

Schloss Diersfordt (Abstecher)

Wer auf dem Landstreifer durch den Diersfordter Wald wandert, stößt am Waldrand auf 6 Schloss Diersfordt. Über eine eindrucksvolle, von Bäumen gesäumte Allee führt der Blick direkt auf die von Wassergräben umgebene Anlage.

Wandernde auf dem Landstreifer gehen am besten vom Parkplatz am Ehrenfriedhof auf der anderen Straßenseite links auf dem begleitenden Weg, rechts in die Straße Am Schafstall und dann links weiter bis zum Schloss-Zugang.

Das Schloss blickt auf eine lange Geschichte zurück: Schon im 14. Jahrhundert stand hier eine Burg, später wurde die Anlage im barocken Stil ausgebaut. Doch was heute zu sehen ist, täuscht leicht über diese Vergangenheit hinweg. Denn nach einem verheerenden Brand im Jahr 1928, der den historischen Bau fast vollständig zerstörte, entstand in den Jahren 1929 bis 1931 ein Neubau, deutlich schlichter und kleiner als das historische Schloss. Wer die Anlage besucht, sieht also im Wesentlichen ein Bauwerk des frühen 20. Jahrhunderts, das immerhin an die frühere Gestalt erinnert.

Zu den besonderen Blickfängen gehört die Schlosskapelle, die bereits im 18. Jahrhundert errichtet wurde und den Brand überstand. Sie ist ein schönes Beispiel des Rokokos mit halbrunder Apsis und barockem Portal. Heute gehört sie zur evangelischen Kirchengemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren und wird für Gottesdienste, Trauungen und besondere Anlässe genutzt. Von außen vermittelt sie dem Schlossensemble eine eindrucksvolle Atmosphäre, der Zutritt ist jedoch in der Regel nur bei Veranstaltungen möglich.

Die Schlossanlage selbst ist in Privatbesitz und dient als Hotel und Eventlocation. Das bedeutet: Die historischen Innenräume sind nicht frei zugänglich. Die Wege rund um die Anlage, die Allee und der Blick auf die Kapelle und die Wassergräben sind jedoch öffentlich erlebbar.

Beschilderung, Wegebeschaffenheit und Rastplätze

An den Zugängen im Norden und Süden vom Diersfordter Wald findet man Erläuterungen sowie Übersichtskarten zu den Touren.

Moor-Erlebnisweg und Hirschkäfer-Route sind sehr gut ausgeschildert. Sie tragen die Piktogramme eines Froschs sowie eines Hirschkäfers. Außerdem führen der Hohe-Mark-Steig und der „Landstreifer Diersfordter Wald“ durch das Gebiet. Örtliche Ziele sind an Kreuzungen auf Hinweisschildern markiert. Überdies ind Walkingstrecken im Wald farbig gekennzeichnet.

Die Hirschkäferroute ist ein befestigter Waldweg im flachen Gelände. Er ist barrierearm, auch für Rollstuhlfahrende, zu nutzen. Der Moorerlebnisweg ist etwas unbefestigter und beinhaltet darüber hinaus einige Steigungen mehr als die Hirschkäferroute. Der Holzbohlensteg ist über Rampen zugänglich. Einseitig hat er ein Holzgeländer auf der gesamten Länge. Bei Regenwetter kann der Steg rutschig sein.

Im Wildgatter gibt es (absichtlich) entlang der Hirschkäfer-Route praktisch keine Sitzbänke und keine Mülleimer. Einzige Rastmöglichkeit im Naturschutzgebiet ist eine Sitzgruppe mit Ausblick auf eine Moor- und Heidelandschaft in der Nähe des Bohlenstegs.

Was Wildgatter ist kein Zoo. Mit etwas Glück kann man Tiere sehen. In jedem Falle könnte es sich also lohnen, an ein Fernglas oder Tele-Objektiv* zu denken!

Informationen zum Besuch:

Der Diersfordter Wald kann sehr gut mit einem Besuch in der nahen Dingdener Heide in Hamminkeln verbunden werden. Auf dem Weg dorthin kann man einen Abstecher zum Schloss Ringenberg machen.

Anreise mit dem Auto:

Ganz im Süden des Wildgatters befindet sich unweit von Diersfordt ein großer Wanderparkplatz an der Straße Bislicher Wald, nahe der Kreuzung Emmericher Straße.

Auf der A3 bis zur Ausfahrt 5 Hamminkeln. Aus Richtung Ruhrgebiet links, aus Richtung Niederlande rechts abbiegen auf die Isselburger Straße. Dem Verlauf an Hamminkeln vorbei ca. 3,2 km folgen. Rechts abbiegen auf die Diersfordter Straße. Nach ca. 4,2 km vor der Kreuzung rechts auf den Parkplatz.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Bislicher Wald, Kreuzung Emmericher Straße

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Wesel oder Mehrhoog mit Bussen bis Am Jäger (nahe am Waldgebiet) oder Diersfordt Ort (Fußweg entlang der Mühlenfeldstraße oder Am Jäger bis zur Hundeschule am Wanderparkplatz. Die Busse fahren allerdings in überschaubarer Taktung.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Die NiederRheinroute führt in einer Variante zwischen Knotenpunkt 11 und 33 des Radverkehrsnetzes NRW direkt am Waldgebiet und am Wanderparkplatz vorbei.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Üfter Mark bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Kreis Wesel* (1:50.000), BVA Radwanderkarte Kreis Wesel* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Niederrhein* (1:70.000) und Kompass Wanderkarte Naturpark Hohe Mark / Westmünsterland* (1:35.000).

In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Wanderungen für die Seele: Hohe Mark* und Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung:

Geographische Koordinaten:

51°41’46.33″N, 6°33’13.25″E – Start am Wanderparkplatz Bislicher Wald / Emmericher Straße
51°42’51.37″N, 6°33’34.60″E – Bohlenweg durchs Große Veen
51°42’53.67″N, 6°33’34.94″E – Aussichtsdüne
51°41’23.38″N, 6°32’39.89″E – Schlosskapelle Diersfordt

Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):

330935 m, 5730081 m – Start am Wanderparkplatz Bislicher Wald / Emmericher Straße
331411 m, 5732078 m – Bohlenweg durchs Große Veen
331422 m, 5732147 m – Aussichtsdüne
330272 m, 5729391 m – Schlosskapelle Diersfordt

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.