Das Parkband West in Bochum

Es ist nicht die kürzeste Verbindung zwischen Start und Ziel, aber sie verläuft auf ruhiger Strecke überwiegend durchs Grüne und verbindet dabei noch zwei wichtige Radrouten in Bochum miteinander. Das sogenannte „Parkband West“ verläuft als ausgebauter Rad- und Fußweg zwischen den Stadtteilen Weitmar und Stahlhausen auf einer Länge von ca. 8 Kilometern. Es verbindet die beliebten Radwege auf der Springorumbahn und auf der Erzbahntrasse miteinander und führt dabei vom Haus Weitmar zum Westpark mit der Jahrhunderthalle.

Der erst 2016 erbaute und eingeweihte Radweg nutzt auf mehreren kurzen Abschnitten ehemalige Bahntrassen von Güterbahnen und ist damit stellenweise einer der beliebten Bahntrassenradwege im Ruhrgebiet, die für ihre Steigungsarmut sowie wenige Kreuzungen und Berührungen mit dem übrigen Straßenverkehr bekannt sind.

Die folgende Karte zeigt das Parkband West mit den Anschlüssen an die anderen großen Radwege in Bochum. Durch einen Umweg werden auch Eppendorf, Höntrop und Wattenscheid am Rande angebunden. Das Parkband ist pinkfarben markiert. Dort, wo ein Bahntrassenweg genutzt wird, ist es schwarz gestrichelt.

Karte Parkband West in Bochum

Wegebeschaffenheit und Beschilderung

Der Weg verläuft größtenteils auf asphaltiertem, vom Straßenverkehr unabhängigen Radweg. In Weitmar, hinter der Sauren Wiese und im Bereich der Autobahnabfahrt Stahlhausen ist auf insgesamt ca. 1,5 km Länge ein Wohn- und Gewerbegebiet zu durchfahren. An drei Stellen gibt es Tunnel unter Eisenbahnen bzw. Straßen, die womöglich bei einigen Personen Ängste auslösen können. Sehr wenige Abschnitte haben eine wassergebundene Oberfläche.

Die direkte Verbindung zwischen Haus Weitmar und dem Westpark ist knapp 3 Kilometer kürzer, aber weniger reizvoll und mit größerem Kontakt zum Straßenverkehr.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Zechenbahn bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000) und Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* und Radgenuss Ruhrgebiet: Auf Traumtouren durch das Revier*.

Vom Haus Weitmar nach Wattenscheid

Das Parkband West beginnt praktisch direkt mit dem Anschluss an die Springorumtrasse an der markanten Sonnenbrücke. Von hier aus durchfährt man den Schlosspark, in dessen Mitte sich ein Teich und das im Krieg zerstörte Haus Weitmar befinden. Das ruinöse Gebäude ist vom sogenannten Kubus ausgefüllt. Direkt daneben befinden sich das Museum Unter Tage und die Sylvesterkapelle. Ausführlicher wird das Haus Weitmar mit historischer Aufnahme im Beitrag zur Springorumtrasse vorgestellt.

Wir verlassen den Park und biegen links ab und sofort rechts in die Sylvesterstraße. Dann geht es immer geradeaus. Die Straße heißt dann Rathenaustraße und wir erblicken bald die ersten Felder. An der Elsa-Brändström-Straße nutzen wir schräg-rechts den Radweg, der uns endlich unabhängig vom Straßenverkehr durch einen kleinen Grünzug führt.

Dort stoßen wir auch nach einer kurzen Auffahrt auf einen Damm auf den ersten Bahntrassenweg-Abschnitt und nutzen eine Strecke, die irgendwann in den 1940er oder 1950er Jahren von Stahlhausen aus die Zeche General und den Bahnhof Weitmar erschloss. Noch heute führen Dämme und Einschnitte durch die Landschaft. Nach wenigen hundert Metern verlassen wir aber die Trasse auch wieder an der Schützenstraße. Während wir zwischen Feldern und einem Wäldchen fahren, verlief die alte Bahntrasse in geringer Entfernung parallel zu uns links.  An einer Kreuzung kommen wir abermals für wenige hundert Meter auf eine andere Bahnstrecke, die eine scharfe Rechtskurve macht. Aber auch die verlassen wir bald.

Fahrrad auf dem Radweg "Parkband West" in Bochum
Fahrrad wirft langen Schatten auf den Radweg „Parkband West“ in Bochum

Bahntrassenwege zur Sauren Wiese

Doch Eisenbahnfreunde müssen nicht lange verzichten. Schon kurz darauf fahren wir auf alter Bahntrasse nach Südwesten, also fast in Gegenrichtung zum Ziel. Die Strecke beschreibt bei Eppendorf fast eine 180°-Kurve nach rechts und führt uns wieder Richtung Ziel. Die S-Bahn-Straße und die Fernbahn zwischen Bochum und Essen werden durch modernisierte Tunnelröhren unterquert. Bei der Sauren Wiese biegen wir vom Verlauf der Trasse ab. Dazwischen führte einst ein Abzweig schräg links hinter uns zur ehemaligen Zeche Marianna (Maria Anna & Steinbank).

Diese ist wiederum Station des Bergbauwanderwegs Wattenscheid, der die Trasse an dieser Stelle berührt. Wer möchte, kann hier also eine kleine bergbauhistorische Runde als Abstecher wählen.

Tunnel unter einer Eisenbahn
Zwei Tunnel unter der S-Bahn-Strecke zwischen Essen und Bochum mit Station vom Bergbauwanderweg

Halde Saure Wiese

Die Saure Wiese ist heute eine langgestreckte Grünanlage zwischen der Essener Straße und der Eisenbahn zwischen Bochum und Essen. Begleitet wird sie am westlichen Rand vom Ahbach. Es ist eine ehemalige Deponie des Bochumer Vereins, die bis in die 1970er Jahre genutzt wurde. Schon zwischenzeitig ein Park mit Spielplatz im südlichen Bereich, wurde die Halde Saure Wiese in den 2000ern noch einmal saniert und die Parkanlage neu angelegt. Die hügelige Landschaft mit Wiesen, Buschland und kleinen Wäldchen hat ein Wegenetz, das von den umliegenden Wohngebieten aus erreicht und genutzt werden kann. Das Parkband West berührt die Saure Wiese nur in der südlichen Spitze, aber ein Abstecher hinauf lässt sich gut durchführen.

Ein Fahrrad vor einem Gedenkstein an der Sauren Wiese in Bochum
Pause an der „Lauten Stille“: Das Stahlband auf der Betonmauer trägt ein Zitat

Neben der Funktion als Grünanlage ist die Saure Wiese ein Gedenkort. Hier befand sich zwischen 1942 und 1945 ein Zwangsarbeiterlager des Bochumer Vereins, in dem bis zu 1.000 Personen untergebracht waren. Es war durch einen Stacheldrahtzaun gesichert, bestand überwiegend aus mehreren Baracken, Bad und Toilette, Kleiderkammer, Polizeihaus, Verpflegungshaus und dem Tor, über das die Arbeiter zum Stahlwerk gelangen konnten.

Der Umriss einer der Baracken ist mit großen Steinen in der Natur nachgezeichnet. Vier Betonböcke informieren mit Informationstafeln über das Lager Saure Wiese. Über das Parkgelände sind als Kunstinstallation Laute Stille stählerne Textblöcke mit kurzen Zitaten von Häftlingen verteilt. 

Von der Engelsburg zur Jahrhunderthalle im Westpark

Über die Straßen Hombecker Weg und In der Senke gelangen wir zur Engelsburger Straße und fahren dann rechts auf dem Radweg rings um den Bus- und Straßenbahn-Betriebshof der BOGESTRA. Dieser liegt auf dem alten Zechen- und Haldengelände der Zeche Engelsburg.

Hinter einem Kleingartenverein und Sportplatz kommen wir zu einer Autobahn-Anschlussstelle. Hier natürlich nicht auf die A448 fahren, sondern diese links überqueren und im Kreisverkehr quasi geradeaus auf dem Radweg weiter. Hier umrunden wir ein Kaltwalzwerk und biegen links, noch einmal für wenige hundert Meter auf alter Bahntrasse, auf einen Weg ab, der die Alleestraße unterquert und uns zum Gelände des Westparks führt. Der Westpark hat einen eigenen Artikel, in dem er ausführlicher beschrieben wird.

Parkband West mit Tunnel zum Westpark in Bochum
Auf dem Parkband West durch den Tunnel zum Westpark Bochum

Vorbei am Parkhaus können wir die massive Mauer mit dem angrenzenden „Colosseum“ rechts liegen lassen und kommen – vorbei am alten Bahnwärterhaus auf das Gelände der Jahrhunderthalle. Wenn wir immer geradeaus weiterfahren, erreichen wir den Radweg auf der Erzbahntrasse, wo das Parkband West offiziell endet. Aber Vorsicht, einige Wege – wie die lange Brücke durch den Park – sind reine Fußgängerwege, auf denen das Fahrrad offiziell geschoben werden muss.

Jahrhunderthalle im Westpark Bochum
Jahrhunderthalle im Westpark Bochum
Die Erzbahnschwinge im Westpark Bochum: Beginn der Erzbahntrasse
Die Erzbahnschwinge im Westpark Bochum: Erzbahntrasse nach Gelsenkirchen

Mit dem Befahren des interessanten Westparks ist auch das Ende vom Parkband West erreicht. Von hier aus gelangt man recht zügig in die Bochumer Innenstadt oder auf der Erzbahntrasse weiter Richtung Essen oder Gelsenkirchen.

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:

51°26’45.36″N, 7°11’25.74″E – Anschluss Springorumtrasse / Sonnenbrücke
51°26’51.66″N, 7°11’22.91″E – Haus Weitmar, Museum unter Tage
51°27’48.31″N, 7°10’08.01″E – Tunnel S-Bahn
51°28’16.93″N, 7°10’31.66″E – Erinnerungsort Saure Wiese
51°28’51.77″N, 7°11’55.84″E – Jahrhunderthalle im Westpark
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
374253 m, 5700970 m – Anschluss Springorumtrasse / Sonnenbrücke
374202 m, 5701165 m – Haus Weitmar, Museum unter Tage
372800 m, 5702951 m – Tunnel S-Bahn
373279 m, 5703823 m – Erinnerungsort Saure Wiese
374929 m, 5704859 m – Jahrhunderthalle im Westpark

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Weitere Informationen:

Parkband West als Bahntrassenradweg: www.bahntrassenradeln.de