Der Bergbauwanderweg Wattenscheid (Höntrop-Eppendorf)

Mit etwa 3,2 Kilometern Gesamtlänge gehört der Bergbauwanderweg Höntrop-Eppendorf zu den kürzesten Themenwegen im Ruhrgebiet. Er verläuft als Rundweg durch die beiden Ortsteile des Stadtbezirks Wattenscheid und erschließt dabei ehemalige Zechenstandorte, Halden und Eisenbahnen. Informationstafeln erläutern die Stationen des Rundwegs. Und davon gibt es reichlich, denn schon früh wurde hier in Stollen Kohle abgebaut. Mehrere kleine Zechen wurden 1841 zum Bergwerk Vereinigte Maria Anna & Steinbank zusammengelegt. Man spricht dabei von Konsolidierung. Ein bekannter Name mit Zusammensetzung der Namensteile ist, der Kürze halber, auch Zeche Marianne. Zunächst entstanden kurz hintereinander die zwei schrägen Schächte I und II im Südwesten am Elchweg und an der Straße Spelbergs Busch (beide abseits des Weges). Etwa 20 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme wurden sie schon wieder stillgelegt. Deutlich tiefer reichten die Schächte III und IV. Sie entstanden in den 1860er und 1870er Jahren und blieben bis zur Stilllegung der Zeche 1905 in Betrieb. Schacht III lag westlich der Gartenstraße im Bereich eines heutigen Reiterhofs, Schacht IV nördlich der S-Bahn-Strecke in der Nähe der Emilstraße.

In der folgenden Karte ist der Themenwanderweg dargestellt. Allerdings weicht die Wegführung von der offiziellen ab. Diese ist zwischen Schacht Hector und der ehemaligen Bahnbrücke nicht begehbar, da sie über einen Privatgrund führt. Daher ist der markierte Umweg nötig und in Höhe der Gartenstraße bzw. Bushaltestelle „Talstraße“ ein kurzer Stichweg möglich.

Karte Bergbauwanderweg Wattenscheid

Die Nummernpunkte 1, 2 usw. markieren Standorte oder Sehenswürdigkeiten, die in der Tourenbeschreibung näher vorgestellt werden. Die mit einem „i“ stehen für Informationstafeln. Die blaue Route kennzeichnet den kürzest möglichen Zugang vom S-Bahnhof Wattenscheid-Höntrop.

Beschilderung, Wege-Beschaffenheit und Anreise:

Der Weg ist mit dem bekannten Piktogramm Schlägel und Eisen gekennzeichnet. Meist ist das Piktogramm in gepinselter Form an Bäumen zu entdecken. Allerdings ist die Farbe vielerorts verblasst oder Bäume wurden gefällt. Ein Blick auf die Übersichtskarte, die bei der Kürze des Weges sogar vor Ort als Orientierung genutzt werden könnte, ist daher von Vorteil. Große Teile der Tour verlaufen auf asphaltierten Wegen oder Bürgersteigen. Der übrige Teil ist unbefestigter Wald- oder Feldweg.

Bis auf wenige Abschnitte ist der Weg landschaftlich nur wenig reizvoll, da er beispielsweise parallel zur Bahnstrecke oder entlang einer vielbefahrenen Straße führt. Dazu kommt leider ein nicht übersehbarer Vandalismus insbesondere an Teilen der Informationstafeln, die zumindest beim Besuch nicht lesbar waren.

Schild zum Bergbauwanderweg

Es sei erwähnt, dass eigentlich ein ziemlich enger und uneinsehbarer Tunnel unter der S-Bahn durchquert werden muss, der für manche Menschen ein Angst-Raum sein könnte. Allerdings gibt es als Ausweichmöglichkeit einen zweiten Tunnel in der Nähe, der etwas offener und luftiger ist. Für die Kernstrecke ist eine Gehzeit von einer Dreiviertelstunde zu rechnen, dazu sind Abstecher auf die Halde und ein kurzer Stichweg möglich.

Anreise zum Ausgangspunkt des Bergbauwanderwegs:

Anreise mit dem Auto:

Auf der A448 aus Richtung Witten bis zur Ausfahrt 4 Bochum-Weitmar, links abbiegen auf die Wasserstraße und hinter den Kurven rechts in die Stensstraße. Am Ende links auf die Schützenstraße. Aus Richtung Westkreuz über die Ausfahrt 3 Bochum-Eppendorf direkt rechts abbiegen auf die Schützenstraße. Dieser bis zum Kreisverkehr in Eppendorf folgen und geradeaus weiterfahren. Dem Verlauf 1,4 Kilometer folgen und dann rechts abbiegen zur Realschule. Der Parkplatz mit dem Start liegt auf der rechten Seite.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Höntroper Straße 99 in Bochum

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Dortmund Hbf., Bochum Hbf. oder Essen Hbf. mit der S1 bis Wattenscheid-Höntrop. Den Ausgang Höntroper Straße wählen und rechts abbiegen. Etwa 500 m bis zur Widarschule und dann links abbiegen zum Ausgangspunkt.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Im Nordosten führt der Radweg Parkband West zum Teil auf alten Bahntrassen am Wanderweg vorbei. Er verbindet auch die Erzbahntrasse mit dem Rad- und Wanderweg auf der Springorum-Bahn. Zu dieser kann auf der Husackerstraße abgekürzt werden.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und Kompass Fahrrad-Tourenkarte RuhrtalRadweg* (1:50.000) sowie Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000), Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000) und Kompass Wanderkarte Südliches Ruhrgebiet* (1:50.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Wanderglück Industriekultur: Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet* und Grüne Routen: Urbanes Wandern rund um Essen*

Vom Ausgangspunkt zum Parkband West

Los geht die Tour vor der Feuerwache. An der Straße steht eine 1 Informationstafel mit Übersichtskarte über die zahlreichen Stationen am Weg. Auf der anderen Straßenseite befindet sich die Widarschule mit einer außergewöhnlichen Architektur. Wegen der Dachform, die tatsächlich ein wenig an die Häuser in der „Schlümpfe“-Comicserie erinnert, wird sie in der Bevölkerung liebevoll auch „Schlumpfschule“ genannt.

Wir folgen der Straße einfach weiter und entfernen uns damit von der Kreuzung. Die Realschule lassen wir rechts liegen. Bisher habe ich noch kein Wegzeichen entdeckt, aber hinter dem Parkplatz geht es rechts an der Bahn weiter bis zur Eisenbahnbrücke. Die Brückenabfahrt ist ein langer Kreisbogen. Er endet vor der Informationstafel zur Schachtanlage IV.

Hier steht man am Mariannenplatz. Nördlich der Straße befand sich noch in den 1920er Jahren die etwa 3 Hektar große 2 Bergehalde Maria Anna & Steinbank IV umgeben von Wiesen und Feldern. Die Schachtanlage selbst lag in westlicher Richtung entfernt. Die Halde wurde jedoch wieder abgetragen. An ihrer Stelle befanden sich später Baracken, das sogenannte Lager Mariannenplatz, in denen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter und danach Flüchtlinge oder sozial benachteiligte Menschen untergebracht wurden. Die Gebäude bestanden bis in die 1970er Jahre und wurden dann abgerissen. Heute wächst hier ein Wald, der von der Fußgängerbrücke aus betrachtet werden kann.

Die drei Luftbildaufnahmen unten zeigen die Entwicklung des Geländes von der Halde (links) über das Lager Mariannenplatz (Mitte) bis hin zum heutigen Waldbestand (rechts). Zur Orientierung ist in allen drei Luftaufnahmen die Kontur der Halde im linken Bild eingezeichnet. Außerdem ist als Hilfe das Magentaband des Wanderweges von heute eingetragen.

Halde Marianne, Zwangsarbeiterlager, Brache
Halde Marianne, Zwangsarbeiterlager, Brache

Weiter geht es auf dem Weg, der direkt entlang der S-Bahn-Gleise führt. Der dichte Takt der S-Bahn sollte eigentlich ausreichen, mindestens einen Zug einmal vorbeibrausen zu sehen. Auf der rechten Seite liegt bald der Abstieg zu einem Fußgängertunnel unter der Bahn hindurch. Er ist ziemlich niedrig, uneinsehbar und etwas schmuddelig. Alternativ kann man den Weg wenige Meter fortsetzen und gelangt zum wesentlich größeren Tunnelbauwerk direkt dahinter.

Weiter geht es nun auf einer ehemaligen Bahntrasse, die als Fahrradweg Parkband West ausgebaut und schön asphaltiert ist. Am Ende der langen Linkskurve müssen wir die Trasse jedoch schon wieder verlassen. Man kann bereits die nächste Infotafel am Straßenrand rechts erblicken. Sie beschreibt die ehemalige 3 Pferdebahn, die genau auf der Trasse des Feldweges verlief. Heute ist hier ein breiter Grünstreifen inmitten der Äcker und eine baumbestandene Allee – ein sehr schöner Wegabschnitt.

Vom Parkband West zur Halde Marianne

Am Ende des Pfades winden wir uns durch das Buschwerk. Dies ist nun die Stelle, die in einigen Webseiten, Reiseführern usw. rechts als Durchgang zur nächsten Station gekennzeichnet ist. Als Privatweg ist ein Durchgang jedoch verboten. Also geht es links weiter bis zur Eppendorfer Straße, der wir kurz darauf rechts abbiegend folgen.

An der Kreuzung mit der Gartenstraße und Talstraße kann man nun rechts abbiegen, um die ehemalige Eisenbahnbrücke zu besuchen. Anschließend aber bitte wieder hierher zurückkommen. Nun wenden wir uns in die Gartenstraße und gehen auf die andere Straßenseite. Rechts zweigt kurz darauf ein Radweg ab. Er verläuft zu Füßen der Bergehalde, die sicherlich das größte Relikt am Weg überhaupt ist.

Zwischen der ehemaligen Schachtanlage und der Gartenstraße erstreckt sich die 4 Halde Maria Anna & Steinbank III. Ihre Grundfläche ist etwa 2 Hektar groß. Die Böschung ist etwa 9 Meter hoch. Ihr Gipfelplateau ist flach und langgestreckt und reicht am höchsten Punkt auf 97,8 Meter über dem Meeresspiegel. Durch die frühe Gründung der Schachtanlage Anfang der 1860er Jahre ist die Halde sehr alt.

Eine Informationstafel klärt auf, dass durch die noch nicht so ausgeprägte Technisierung hohe Kohleanteile im Abraum enthalten sind und einmal der Plan bestand, die Halde abzutragen und die Restkohle zur Energieerzeugung zu nutzen. Durch die Bewaldung ist daraus allerdings nichts geworden. So präsentiert sich die Halde heute als bewaldeter Hügel am Rande des sogenannten Südparks, der durch seine Freilichtbühne bekannt ist, ein Hallenfreibad und einen Spielplatz besitzt. Der Sportcharakter des Parks setzt sich auf der Halde fort. Sie ist dank einiger Wege begehbar. Ein Trimm-dich-Pfad führt über die gesamte Haldenfläche. An einigen Stellen sind daher auffallend farbige Fitness-Geräte aufgestellt, die von Jedermann genutzt werden können und ein Alleinstellungsmerkmal unter den Halden im Ruhrgebiet ausmachen.

Für die folgenden Fotos habe ich die eigentliche Tour des Bergbauwanderwegs Höntrop-Eppendorf verlassen und die Halde erklommen. Dazu auf der Gartenstraße einfach nicht rechts in den Rad- und Wanderweg abbiegen, sondern noch zehn Schritte weiter gehen, um den Aufstieg (erstes Bild unten) zu erreichen. Am Ende der Halde einfach rechts abbiegen und dann gegenüber der Infotafel über die Halde in den Waldweg abbiegen. Allerdings überspringt man dabei eine Informationstafel über die Geologie im Wattenscheider Raum.

Wer nicht die Halde bestiegen hat, muss an der Tafel über die Halde scharf nach rechts abbiegen.

Ein Reiterhof wird umrundet. Hier befand sich Schacht III der Zeche Maria Anna & Steinbank. Das alte Maschinengebäude ist noch heute erhalten und wird vom Pferdehof genutzt. An der nächsten Abzweigung rechts und wieder rechts bis zum Reiterweg. Der heißt so. An der Ecke der Umfriedungsmauer der Villa Baare führt ein Weg zurück zur Höntroper Straße. Am Ende biegen wir rechts ab und schließlich links Richtung Realschule zum Ausgangspunkt.

Tipp des Autors:

Ganz in der Nähe befindet sich der Bergbauwanderweg um Dahlhausen und Linden. Auch bis zur Jahrhunderthalle im Westpark ist es nicht weit von hier aus.

Ein Herzlicher Dank geht an Tina für Korrekturlesung und Recherche-Mithilfe!

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°27’36.60″N, 7°09’41.92″E – Ausgangspunkt an der Realschule
51°27’45.75″N, 7°09’45.54″E – Mariannenplatz (Halde Schacht IV)
51°27’39.01″N, 7°10’21.83″E – Pferdebahn
51°27’21.80″N, 7°09’46.18″E – Halde Maria Anna III
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
372288 m, 5702610 m – Ausgangspunkt an der Realschule
372360 m, 5702879 m – Mariannenplatz (Halde Schacht IV)
373054 m, 5702657 m – Pferdebahn
372364 m, 5702146 m – Halde Maria Anna III

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Bergbauwanderweg Wattenscheid (Ruhrkohlenrevier): www.ruhrkohlenrevier.de