Die Zeche Recklinghausen

Im Landschaftspark Hoheward tummeln sich inzwischen viele Besucher, die die Aussicht über das Emschertal genießen oder die besonderen Sehenswürdigkeiten wie das Horizontobservatorium oder die Sonnenuhr anschauen möchten. Doch am Fuße der mächtigen Halde Hoheward befinden sich einige weitere Ziele mit industriekulturellem Hintergrund, die ich an dieser Stelle näher vorstellen möchte.

Der Stadtteilpark Hochlarmark befindet sich auf dem Gelände der Zeche Recklinghausen 2. Hier steht die Maschinenhalle neben dem Fördergerüst, das als Denkmal und Landmarke erhalten geblieben ist. Nebenan liegt die Zechensiedlung, die einen ungewöhnlichen dreieckigen Grundriss besitzt. Ganz neu ist das Besucherbergwerk im alten Trainingsbergwerk, das unter einer alten Bergehalde liegt. Die Ziele werden allesamt durch einen thematischen Wanderweg erschlossen, der Halden-Hügel-Hopping-Tour „Von Schwarz zu Weiß. Neuer Strom und Leben“ (NL, ca. 11 Kilometer). Sie führt auf die Halde Hoheward und zum Stadthafen Recklinghausen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt das in diesem Artikel vorgestellte Gebiet. Die Halden-Hügel-Hopping-Tour ist in der Karte mit einem pinkfarbenen Band markiert. Für die Anreise ist auch der Radweg Emscherweg mit einem blauen Band eingezeichnet.

Übersichtskarte Hochlarmark und Zeche Recklinghausen

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Der Park ist jederzeit frei zugänglich.

Das Museum für Bergbau- und Industriegeschichte im Maschinenhaus des Schachts IV ist an jedem Samstag einer geraden Kalenderwoche von 09.00 bis 12.00 Uhr geöffnet. Die Halde ist nicht zugänglich. Informationen zu Führungen im Trainingsbergwerk sind der angegebenen Internetseite zu entnehmen (siehe unten).

Für den Halden-Hügel-Hopping-Wanderweg gibt es virtuelle Themenstationen, die über eine App des Kreises Recklinghausen vorgestellt werden. Alternativ können die Touren offline auf der verlinkten Internetseite angeschaut bzw. die GPS-Tracks heruntergeladen werden.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A43 bis zur Ausfahrt 13 Hochlarmark. Aus allen Richtungen links abbiegen auf die Theodor-Körner-Straße und dieser ca. einen Kilometer folgen und kurz vor der T-Kreuzung am Ende links abbiegen in die Karlstraße. Nach wenigen hundert Metern liegt der Stadtteilpark rechts, die Dreieck-Siedlung auf der linken Seite. In Sichtweite zum Fördergerüst befindet sich ein Parkplatz. Darüber hinaus bestehen Parkmöglichkeiten am Rand der Karlstraße.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Karlstraße in Recklinghausen

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Recklinghausen Hbf. und Essen Hbf. mit dem RE 42, von Herne und Dortmund zusätzlich mit der S2 bis Recklinghausen Süd. Vom Zugang zur Hochlarmarkstraße und dieser rechts in westlicher Richtung folgen. In der Rechtskurve rechts halten auf der Karlstraße. Im Kreisverkehr geradeaus bis zum Stadtteilpark.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike und für Wandernde:

Der Emscherweg führt nah am Stadtteilpark und an der Dreieck-Siedlung vorbei – der Emscher-Park-Radweg durchquert den Stadtteilpark sogar. Der Stadtteilpark ist Teil der Wander-Themenroute des Halden-Hügel-Hoppings.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist Hochlarmark bzw. die Region abgebildet: BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000), ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000) und Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000).

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Emscher-Touren: In 5 Tagen mit dem Fahrrad durch den Pott*

Quellen und weitere Informationen:

Halden-Hügel-Hopping: www.halden-huegel-hopping.de
Trainingsbergwerk unter der Halde Recklinghausen: www.trainingsbergwerk.de

Die Zeche Recklinghausen

Im Jahre 1875 begann die Förderung einer Zeche im Süden von Recklinghausen, die von der belgischen „Société Civile Belge des Charbonnages“ gegründet wurde. Sie befand sich unweit des heutigen Recklinghäuser Südbahnhofs. Nur wenige Jahre später wurde mit den Teufarbeiten für einen zweiten Schacht im nahen Hochlarmark begonnen. Nach Übernahme der Zeche durch die Harpener Bergbau AG im Jahre 1889 wurden die beiden Schachtanlagen umbenannt in Recklinghausen 1 und 2. Auf beiden Schachtanlagen kamen in der Folgezeit weitere Schächte dazu. Die Schachtanlage 1 wurde 1931 stillgelegt und der Betrieb auf Recklinghausen 2 / I, II, IV in Hochlarmark übertragen. Im Jahr 1974 wurde auch hier die Förderung eingestellt und der Betrieb von der Zeche Ewald übernommen. Anfang der 1990er Jahre wurden die letzten Schächte verfüllt.

Förderturm und Maschinenhalle

Aus der Schachtanlage 2 mit den Schächten I / II und IV wurde der Stadtteilpark Hochlarmark, eine kleine zentral in der Nachbarschaft der Besiedlung liegende Grünanlage. Mittelpunkt des Stadtteilparks ist das große Fördergerüst des Schachts IV „Konrad Ende“.

Es steht neben von der zugehörigen Maschinenhalle mit der charakteristischen großen Glasfassade auf der parkabgewandten Nordwestseite. In ihr lässt sich die restaurierte Tandem-Dampfmaschine besichtigen, die zu den letzten in Deutschland produzierten Dampf-Fördermaschinen zählt. Nachts sind die Seilscheiben grün beleuchtet.

Luftbild der Zeche Recklinghausen
Luftbild der Zeche Recklinghausen

Genauer gesagt sind es zwei Maschinenhallen nebeneinander, die unmittelbar am markanten Fördergerüst stehen. Schaut man sich die Seilscheiben hoch oben genauer an, so stellt man fest, dass sie jeweils leicht angewinkelt sind. Dies ermöglichte die Führung des Seils zu den beiden Fördermaschinen.

Fördermaschine und Glaskunst

Von den zwei Maschinenhallen ist nur noch eine im Originalzustand und mit einer der letzten in Betrieb gegangenen Dampf-Fördermaschinen überhaupt aus den 1960er Jahren bestückt. In diesem Zeitraum haben sich im Ruhrgebiet eigentlich bereits elektrisch angetriebene Maschinen durchgesetzt. Die Zwillings-Fördermaschine besteht aus zwei Zylindern, die rechts und links der Koepe-Scheibe angeordnet sind. Frontal befindet sich das gläserne Haus des Maschinisten in der Halle. An den Zylindern der Eisenhütte Prinz Rudolph aus Dülmen ist die Jahreszahl 1967 angebracht.

Im Hintergrund der Halle steht ein großes Glaskunstwerk mit dem Namen Die Welt des Bergmanns von Karl-Willy Heyer aus dem Jahr 1952, das im letzten Moment aus der im Abriss befindlichen Bergschule Recklinghausen getragen und in mühsamer Arbeit wieder zusammengesetzt wurde. Es steht nun mit Hintergrundbeleuchtung an der Rückwand und füllt mit einem schmalen Streifen fast die gesamte Höhe der Halle aus.

Dampf-Fördermaschine mit Zwillings-Zylindern und Koepe-Scheibe in der Mitte. Hinten ist das Glaskunstwerk zu sehen
Dampf-Fördermaschine mit Zwillings-Zylindern und Koepe-Scheibe und Glaskunstwerk
Kompletter Zylinder der Fördermaschine

Am Tag des offenen Denkmals 2019 habe ich die Zeche Recklinghausen besucht. Es war mein erstes Ziel am Tage und der Besucherandrang hielt sich in Grenzen bzw. war noch nicht vorhanden. Daher erhielt ich eine 1:1-Führung durch einen sehr kompetenten Helfer. Dadurch war es auch möglich, sich anzusehen, was aus der zweiten Maschinenhalle nebenan geworden ist. Sie hat nämlich Zwischendecken bekommen, also Etagen, und ein Treppenhaus.

Dort befinden sich nun verschiedengroße Räume, die für Veranstaltungen, vornehmlich jedoch fürs Tanzen genutzt werden können. Der Boden hat ein Parkett und eine Wand einen großen Spiegel. Zusammen mit dem Helfer habe ich mich also auf verschiedenen Etagen durch die gerade trainierenden Paare und Gruppen geschlängelt, die sich je nach Interesse mit Balett oder Tango beschäftigt haben.

Stadtteilpark und Drachenbrücke

Der Park an sich ist recht klein. Die Wege laufen strahlenförmig auf den zentralen Platz mit dem markanten Fördergerüst zu oder radial herum. An verschiedenen Stellen sind Sitzgelegenheiten eingerichtet. Dazwischen liegen Wiesenflächen. Am Westausgang zur Cranger Straße befindet sich ein Bike- und Skaterpark. Die einmalige Drachenbrücke führt von hier aus über die Straße und bindet den Stadtteilpark an die Großhalde Hoheward an, von der sich übrigens ein guter Blick über das ehemalige Zechengelände Recklinghausen 2 bietet. Nach Süden geht der Park auf ehemalige Bahntrassen über. Hier ist eine Umrundung der alten Bergehalde (siehe nächster Abschnitt) möglich.

Stadtteilpark Hochlarmark mit dem Fördergerüst und der Maschinenhalle der Zeche Recklinghausen
Stadtteilpark Hochlarmark mit dem Fördergerüst und der Maschinenhalle der Zeche Recklinghausen

Hochlarmark im Schnee

Im Februar 2021 hat auch der Stadtteilpark Hochlarmark mit den Überresten der Zeche Recklinghausen eine große Portion Schnee abbekommen. Bei bestem Wetter mit Sonnenschein und blauem Himmel habe ich neben der Halde Hoheward auch diesem Gelände einen Besuch abgestattet. Die folgenden Fotos zeigen, wie stimmungsvoll das Ruhrgebiet im Winter sein kann:

Fördergerüst über dem Schacht IV inmitten des verschneiten Stadtteilparks Hochlarmark
Fördergerüst über dem Schacht IV inmitten des verschneiten Stadtteilparks Hochlarmark
Gegenüberstellung der Szene aus dem September 2019 und dem Februar 2021
Gegenüberstellung der Szene aus dem September 2019 und dem Februar 2021
Aussicht von der Halde Hoheward auf die Drachenbrücke (Vordergrund) und den Stadtteilpark Hochlarmark
Aussicht von der Halde Hoheward auf die Drachenbrücke (Vordergrund) und den Stadtteilpark Hochlarmark

InformationAusführliche Informationen zur Anreise mit Auto, Bahn und Fahrrad. finden Sie oben auf dieser Seite.

Die Dreiecksiedlung und die Halde

Direkt neben der ehemaligen Schachtanlage Recklinghausen II und dem heutigen Stadtteilpark Hochlarmark liegt die Dreiecksiedlung. Ihre Bezeichnung kommt nicht von Ungefähr – die Siedlungsstraßen bilden mit den Häusern einen dreieckigen Grundriss. Aus der Fußgängerperspektive fällt dieser Fakt jedoch kaum auf, auf dem Luftbild oben sind die geometrischen Grundformen jedoch gut zu erkennen.

Die ersten Häuser der Siedlung entstanden ab 1901 entlang bzw. parallel zur Karlstraße gegenüber der Zeche, nur wenige Jahre später wurden die Nord- und Ostseiten des Dreiecks vollendet. Ähnlich wie in Eisenheim bilden die Häuser einen Kreuzgrundriss mit vier Wohneinheiten unter einem Dach. Je ein Eingang zu einer der Einheiten an allen Seiten des Hauses beugte sozialen Konflikten vor, indem größtmöglicher Abstand gewährt wurde, und schaffte den Eindruck des Besitzes eines ganzen Hauses. Wie viele Straßen in Hochlarmark tragen auch die Katheten des Dreiecks bis auf wenige Ausnahmen zumeist Männervornamen.

Luftbild der Zeche Recklinghausen und der Dreiecksiedlung
Luftbild der Zeche Recklinghausen und der Dreiecksiedlung

Halde Recklinghausen

Mit einer Fläche von nur 5 ha und einer Höhe von etwa 10 Metern über dem Grund und einer maximalen Höhe von ca. 60 m ü. NN ist die Bergehalde Recklinghausen II ( I / II / IV) an der Wanner Straße in Recklinghausen im Vergleich zur benachbarten Großhalde Hoheward ein Zwerg.

Doch die Halde gehört zu den ältesten im nördlichen Ruhrgebiet und entstand bereits zum Teil durch die Anhäufung des Bergematerials beim Teufen der ersten Schächte der Zeche Recklinghausen ab Ende der 1860er Jahre. Im Gegensatz zu anderen Zechen sind die Schachtanlagen historisch bedingt ebenfalls mit römischen Ziffern benannt, die hier betrachtete Schachtanlage II mit den Schächten I / II und IV bildet heute die Grundlage für den Stadtteilpark Hochlarmark. Die Form der Halde, wie sie in historischen Karten um die Jahrhundertwende dargestellt wird, hat sich bis heute nur noch unwesentlich verändert. Allerdings ist der Berg heute dicht mit Birken und anderen Laubbäumen bewachsen.

Vom Bunker zum Trainingsbergwerk unter der Halde

Das Interessante an dieser kleinen Halde ist ihr Innenleben. Im zweiten Weltkrieg wurden unter den Bergemassen Schutzräume für die Bergarbeiter angelegt. In den 1970er Jahren wurde dieser Bunker ausgebaut zu einem Trainingsbergwerk für Ausbildung und Weiterbildung sowie für Übungs- und Testzwecken an entsprechenden Maschinen. Zu diesem Zweck sind Stollen- und Schachtanlagen in einer Länge von 1,4 km unter dem Berg errichtet worden. Seit jüngster Zeit ist das Bergwerk zu besichtigen als Besucherbergwerk. Informationen zu Führungen können Sie der oben angegebenen Internetseite entnehmen.

Leider ist dadurch die Halde selbst auf ihrer Oberfläche nicht zu betreten und eingezäunt. Von der Wanner Straße verläuft parallel zur Eisenbahn ein Weg zum Stadtteilpark Hochlarmark in einem Bogen um die Halde herum. Am besten lässt sie sich von der Halde Hoheward überblicken. Sie ist von hier aus über die Drachenbrücke bequem erreichbar.

Guter Überblick auf die Zeche und Halde Recklinghausen (rechte Hälfte) von der Großhalde Hoheward aus.  Links beginnt der Zugang der Drachenbrücke vom Stadtteilpark Hochlarmark
Guter Überblick auf die Zeche und Halde Recklinghausen (rechte Hälfte) von der Großhalde Hoheward aus. Links beginnt der Zugang der Drachenbrücke vom Stadtteilpark Hochlarmark

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°33’52.25″N, 7°10’46.31″E – Schacht IV Konrad Ende
51°33’55.03″N, 7°11’00.24″E – Dreieck-Siedlung
51°33’37.29″N, 7°12’34.73″E – Stadthafen Recklinghausen
51°33’29.94″N, 7°12’14.18″E – Kläranlage Herne (Emscherkunst)
51°33’40.52″N, 7°12’28.39″E – Museum Strom und Leben
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
373819 m, 5714174 m – Schacht IV Konrad Ende
374089 m, 5714253 m – Dreieck-Siedlung
375895 m, 5713660 m – Stadthafen Recklinghausen
375494 m, 5713443 m – Kläranlage Herne (Emscherkunst)
375775 m, 5713763 m – Museum Strom und Leben

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.