Die Lippeauen in Hamm
Als kleiner Fluss fließt die Lippe durch den Norden des Ruhrgebiets und mündet bei Wesel in den Rhein. Das Revier erreicht sie an dessen östlichsten Punkt in Hamm. Hier durchfließt die Lippe sehr schöne und beinahe ursprüngliche Auenlandschaften, die Lippeauen, zudem in wild geschwungenen Mäanderbögen. Wenn er die Stadtmitte erreicht, ist der Fluss begradigt. Dort nimmt er eher den Charakter eines Kanals an. Bergsenkungen durch den Untertage-Bergbau und der Bau des Datteln-Hamm-Kanals zwängten den Fluss auf fast 10 Kilometern Länge zwischen schnurgerade verlaufende Deiche.
Erst im Kreis Unna wird die Lippe wieder einen natürlichen Verlauf haben. Doch zwischen Bad Hamm, Werries und Uentrop im Osten lässt sich der Fluss heute noch in seiner natürlichen Ursprungsform anschauen. Fast wie vor der Industrialisierung der Region fließt er hier durch schöne Auen.
Vor der Stadt gibt es Auenlandschaften mit ihren typischen Landschaftsformen wie Alt-Arme, Blänke, Flutmulden oder Dünen. Kleine Spaziergänge, größere Wanderungen oder Radtouren sind an oder durch die Lippeauen ebenso möglich wie Flanieren am Kanal, außerdem Runden durch den Kurpark von Bad Hamm mit einem Aufenthalt am Gradierwerk oder durch den Uentroper Wald.
In der folgenden Übersichtskarte sind die im Beitrag vorgestellten Ziele eingetragen. Nummernpunkte markieren besondere Orte, geben eine Orientierung in der Karte und werden im Text näher beschrieben.
Folgende Themen sind Teil dieses Artikels:
Auf diesen Internetseiten werden in anderen Artikeln bereits Themen an der Lippe im Hammer Westen im Bereich der Zeche Radbod und am anschließenden Naturschutzgebiet Tiebaum vorgestellt.
Kartenmaterial / Literatur-Tipp
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Lippeaue bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), BVA Radregion Münsterland, Kreis Warendorf* (1:50.000) und ADFC Regionalkarte Münsterland* (1:75.000).
Insbesondere für die Erkundung der Lippeauen in der Schlagmersch und dem Kurpark Bad Hamm wurde eine Wanderung aus dem Buch Wanderungen für die Seele: Ruhrgebiet* genutzt.
Der Lippeauenpfad in der Oberwerrieser Mersch
Zwischen dem Schloss Oberwerries und Haus Haaren lässt sich die Lippeaue erleben. Im Gegensatz zu vielen anderen Flusslandschaften entlang der Lippe ist diese nämlich durch einige Wege erschlossen und kann sogar durchquert werden. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Es ist möglich, sich aufzuhalten, nach Tieren Ausschau zu halten oder sich einfach an der abwechslungsreichen Landschaft zu erfreuen. Mit der Lippefähre LUPIA kann unweit vom Schloss der Fluss sogar per Muskelkraft selbst überquert werden.
In einem mehrjährigen Naturschutz-Projekt wurde die Natürlichkeit der Oberwerrieser Mersch wie auch in anderen Auenlandschaften in Hamm vor einigen Jahren verbessert. Dabei hat man vor vielen Jahren schon errichtete Uferbefestigungen entfernt und beispielsweise neue Blänke und Flutmulden geschaffen. Sie geben dadurch einigen bedrohten Tieren und Pflanzen die Möglichkeit zur Ansiedlung und einen Lebensraum.
Vom Friedhof an der Lippestraße aus verläuft ein Erlebnispfad mit mehreren Stationen durch die Lippeaue und am Ufer des Flusses. Auf ca. 2,5 km Länge (hin und zurück ca. 5 km, ein Abstecher von ca. 700m möglich) informieren dabei etwa ein Dutzend Stationen über Lebensräume einer Aue. Man darf den Weg nicht verwechseln mit dem Lippeauenweg in Lünen.
Bohlensteg in den Auen
Nah am Ausgangspunkt kann man einen kleinen Tümpel und Sumpfzone mithilfe eines Steges mit Holzbohlen überqueren. Im Gegensatz zum Fluss ist dies ein Stillgewässer. Gegenüber den Blänken steht hier ständig Wasser und es friert im Winter nur an der Oberfläche zu. Über den Bohlenweg gelangt zum Fluss. Hier kann man auf das am gegenüberliegenden Ufer stehende Wasserschloss Oberwerries schauen. Im Zuge des Naturschutz-Projektes wurden einige Uferbefestigungen aufgelöst. Diese wurden viele Jahre zuvor als Steinschüttung errichtet. Dass die Ufer nun abbrechen und sich verwandeln werden, ist ein gewünschter Effekt. Das Material wird Inseln formen und die Ufer bieten nun mit steilen Wänden Brutplätze und Höhlen für Eisvögel und Schwalben.
Vor allem diese Stelle ist interessant im Vergleich der Jahreszeiten. Während im Winter hier Wasser steht, trocknet diese Fläche in heißen Sommern praktisch aus. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der winterlichen und der sommerlichen Situation gewechselt werden.
Vom Bohlensteg zum Aussichtshügel
Etwa in der Mitte der Lippeaue in der Oberwerrieser Mersch führt schließlich ein Pfad einen Aussichts-Hügel hinauf. Auf dessen Spitze kann die Landschaft aus einem Holzverschlag mit Gucklöchern geschützt beobachtet werden. Außerdem informieren Tafeln über die Aue. Es lohnt sich mitunter, einige Minuten zu verharren und die Landschaft zu beobachten. Ferngläser oder Teleobjektive sind daher empfehlenswert und können hier ausgiebig getestet werden.
LUPIA – Selbstbedien-Fähre über die Lippe zum Schloss Oberwerries
Am Schloss Oberwerries führt die Fähre „Lupia“ auf die andere Seite. Es ist eine „Selbstbedien-Fähre“, auf der Radfahrende und Spazierende selbständig die Fluss-Seite wechseln können. Die „Lupia“ ist außerdem Teil der Römer-Lippe-Route, die das Ruhrgebiet aus Detmold kommend hier am Schloss Oberwerries erreicht. Lupia ist übrigens der lateinische Name der Lippe, nach dem die kleine Fähre getauft wurde.
Die Lippefähre ist nur saisonal und lediglich tagsüber bis zur Dämmerung benutzbar. Meist wird sie etwa im April eingesetzt (Informationen durch die Stadt Hamm oder den Lippeverband beachten). Im Winterhalbjahr ist sie jedoch eingelagert. Die Benutzung darf nur ab 2 Personen erfolgen. Steht die Fähre am anderen Ufer, muss man sie logischerweise zu sich heranziehen. Ist die Fähre nicht in Betrieb, so ist ein Umweg von etwa 3 km zur nächsten Brücke in westlicher Richtung zu wählen.
Das Schloss Oberwerries auf der anderen Seite steht auf dem Gelände einer Burg aus dem 13. Jahrhundert. Die einsam gelegene Anlage liegt außerhalb des Ortsteils Werries. Sie ist von Wasser umgeben und besteht aus dem Herrenhaus und dem Marstall. Betreten wird die Anlage durch das Torhaus im Norden. Heute ist das Schloss ein repräsentatives Bildungs- und Begegnungszentrum der Stadt. So finden sich hier Konferenz- und Tagungsräume und Übernachtungsmöglichkeiten. Der Schlosshof lässt sich besichtigen. Das große Herrenhaus beeindruckt mit seiner Größe, dem markanten Dach und den vielen rot-weißen Fensterläden.
Tipp des Autors:
Durch die Erläuterungen an den Stationen sind die Lippeauen auch für Kinder interessant. Vor allem die Lippefähre ist dann ein Erlebnis (Saison beachten!). Abgerundet werden kann der Besuch für Familien mit dem nahen Maximilianpark mit dem Gläsernen Elefanten, vielen Spielplätzen und dem Schmetterlingshaus. In der Nähe ist außerdem die Halde Sachsen.
Informationen zum Besuch:
Der Lippeauenpfad verläuft auf einem geschotterten Weg. Wenige abzweigende Abstecher sind Pfade durch die Wiese. Der einzige Höhenunterschied wird dabei beim Aufstieg zum mittig gelegenen Aussichtspunkt bewältigt. Der Bohlenweg über den Tümpel besitzt keine Sicherung (Geländer o.ä.). Der Zugang erfolgt durch eine „Schleuse“ und ist auf der Südseite nicht für Radfahrende möglich.
Für die reine Gehzeit vom Anfangs- bis zum Endpunkt und wieder zurück kann man fast eine Stunde planen. Hinzu sollte man mit Pausen an vielen Stellen wie Aussichtspunkten rechnen.
Es gelten beim Besuch die üblichen Verhaltensregeln in einem Naturschutzgebiet. Besuchende dürfen Wege nicht verlassen, Hunde sind an der Leine zu führen. Kurzum ist insgesamt respektvoll und leise in der Landschaft umzugehen.
Bringen Sie ein Fernglas oder Teleobjektiv mit, um die Vögel und anderen Tiere besser beobachten zu können!
Der Lippeauenpfad hat zwei Endpunkte. Der eine befindet sich am Friedhof an der Lippestraße. Der andere am Haarener Weg unweit vom Baggersee.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zur Ausfahrt 19 Hamm-Uentrop. Aus allen Richtungen rechts auf die Dolberger Straße. Nach ca. 1 km links in die Zollstraße. Nach weiteren 600 m rechts abbiegen in die Lippestraße.
Für den östlichen Ausgangspunkt am Haus Haaren nach 2,5 km rechts abbiegen in den Haarener Weg. Für den westlichen Ausgangspunkt erst nach 4,5 km rechts abbiegen auf den größeren Parkplatz am Friedhof.
Außerdem kann in der Saison der Lippefähre Lupia auch der große Parkplatz am Schloss Oberwerries genutzt werden. Hier kannn man mit der Fähre ins Naturschutzgebiet übersetzen.
Zum Schloss Oberwerries auf der A2 bis zur Ausfahrt 19 Hamm-Uentrop. Aus allen Richtungen rechts abbiegen auf die Uentroper Straße. Nach ca. 3,5 km in Dolberg im Kreisverkehr links auf die Heessener Straße. Nach 2,5 km links abbiegen und der Beschilderung zum Schloss Oberwerries folgen. Dort befindet sich ein Parkplatz.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Zum Schloss Oberwerries in Hamm
Anreise mit Bus und Bahn:
Mit den Zügen des Nah- und Fernverkehrs bis Hamm Hauptbahnhof fahren. Dort umsteigen in die Buslinie 1 zum Maximilianpark bis zur Haltestelle Schacht Bayern. Eine Haltestelle davor zum Bereitmachen: Lippestraße. Von dort aus zu Fuß zur Lippestraße laufen. Schließlich rechts weiter bis zum Friedhof. Am Friedhof befindet sich zwar auch eine Haltestelle, die jedoch nicht regelmäßig von Bussen angefahren wird. Hier liegt der westliche Ausgangspunkt des Pfades.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Die Römer-Lippe-Route durchquert einen Teil der Auenlandschaft am Schloss Oberwerries. Zu den Saison-Zeiten der Lippefähre Lupia überquert sie hier die Lippe. In der Nähe führt außerdem der Werseradweg am Knotenpunkt 11 vorbei. Auch die Landesgartenschauroute, der WasserWeg Lippe und eine Schleife der Römer-Lippe-Route durchqueren die Lippeauen. Außerdem ist von Ahlen die Anreise auf dem Bahntrassenradweg der alten Zechenbahn Westfalen möglich.
Naturschutzgebiet Mühlenlaar
Westlich an die Oberwerrieser Mersch schließt sich direkt das Naturschutzgebiet Mühlenlaar an. Es ist etwa 75 ha groß und erstreckt sich dabei etwas mehr als eineinhalb Kilometer in westlicher Richtung überwiegend am rechten Ufer der Lippe. Im Westen geht es dann wiederum in das nächste Schutzgebiet Schlagmersch über. Ähnlich wie die Oberwerrieser Mersch ist die Mühlenlaar geprägt von der träge dahinfließenden Lippe, die mit teils hohen Uferböschungen an Wiesen und Weiden vorbeifließt.
Man findet hier ebenso kleinere stehende Gewässer, Sumpfzonen und kleinere Fließe, die von Busch- und Waldgebieten unterbrochen werden. Auf der Straße Zum Schloss Oberwerries kann man fast die gesamte Nordgrenze begleiten und in das Schutzgebiet schauen und beispielsweise das Storchennest begutachten. Tiefer drin ist man nur auf dem Niederwerrieser Weg, der die Mühlenlaar von Süd nach Nord und mit einer Brücke über die Lippe die beiden Landstraßen Lippestraße und Dolberger Straße miteinander verbindet.
An diesem Weg liegt auch einer der markanten Aussichtstürme, die man an einigen Stellen entlang der Lippe in Hamm findet, so zum Beispiel auch im nächsten Schutzgebiet Schlagmersch am Kanal. Es ist ein zweigeschossiger hölzerner Aussichtsturm mit einer stählernen Wendeltreppe auf seiner Nordseite. Die obere Plattform liegt fast 10 Meter über dem Grund. Von diesem Turm aus kann man eine Wiese überblicken und bis zur Lippe sehen. Mit etwas Glück sieht man Tiere – und sei es eine Herde Kühe, die am Ufer der Lippe grast und badet.
Als Ausgangspunkt für eine Erkundung der Mühlenlaar bieten sich die Parkplätze am Schloss Oberwerries oder am Friedhof an. Damit können auch Besuche der benachbarten Schutzgebiete Mühlenlaar und Schlagmersch gut miteinander verbunden werden.
Naturschutzgebiet Schlagmersch und Mühlengraben
Unmittelbar am Wasserschloss Heessen beginnt das Naturschutzgebiet Schlagmersch. Es bildet das westliche Ende der Naturschutzgebiete, die sich bis zur Stadtgrenze und darüber hinaus flussaufwärts entlang der Lippe aneinanderreihen. Es ist allerdings eines der kleineren Schutzgebiete und liegt zwischen Kanal und Lippe und einigen Flächen nördlich der Lippe. Seit 1995 ist das Gebiet unter Schutz gestellt.
Die Lippe mäandriert in einigen Bögen durch die Fläche. Genauso wie in der Oberwerrieser Mersch entstanden durch Rückbau befestigter Böschungen Steilufer und Flachwasserzonen. Nach dem Abtragen von Bodenmaterial sind niedrigliegende Flächen entstanden. Sie nehmen im Falle eines Hochwassers der Lippe Wassermassen auf und dienen somit dem Hochwasserschutz. Ganz am Rande gibt es darüber hinaus jeweils einen Seitenarm der Lippe. Auch diese haben ihren Beitrag, Hochwasser abzumildern.
In den Wiesen findet man außerdem Blänke und tiefere Stillgewässer, die im Gegensatz zu den Blänken nicht austrocknen.
Beobachtungsturm in der Schlagmersch
Beobachten kann man den Kernbereich der Lippeauen in großen Teilen vom Deich am Datteln-Hamm-Kanal aus, auf dem der Helmut-Plontke-Weg für Radfahrende und Wandernde entlang läuft. An diesem befindet sich ein Beobachtungsturm mit zwei Aussichtsplattformen.
Mühlengraben an der Schlossmühle Heessen
Von der Fährstraße aus gelangt man außerdem in die Auenlandschaft rings um den alten Mühlengraben. An seinem Ende befindet sich noch heute die alte Wassermühle von Schloss Heessen, die in Teilen aus dem 16. Jahrhundert stammt, sich aber derzeit in schlechtem Bauzustand zeigt. Die Auen sind zwar kein Teil des NSG Schlagmersch, jedoch Bestandteil eines Landschaftsschutzgebietes. Der Fährweg führt zunächst am Kanal entlang, danach schnurgerade bis kurz vor das Schloss Heessen durch die flache Landschaft. Von Weg aus lassen sich Tiere beobachten.
Hinweis: Das Wasserschloss ist eine Privatschule und weder innen noch im Außengelände zu besichtigen.
Schlagmersch und Lippeauen am Haus Heessen sind Teil einer Wanderung, die im Buch Wanderungen für die Seele – Ruhrgebiet* beschrieben ist.
Geographische Koordinaten:
51°41’41.11″N, 7°51’4.61″E – Aussichtsturm Schlagmersch
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
420605 m, 5727713 m – Aussichtsturm Schlagmersch
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Der Kurpark von Bad Hamm
Ein Kur- und Erholungsbad im Ruhrgebiet zu finden, klingt zunächst nach einem schlechten Scherz. Ruhrgebiet-Kenner wissen aber vielleicht, dass dies gar nicht so ungewöhnlich ist. So sind die Solequellen in Oberhausen bekannt, die das Solbad Raffelberg versorgten, und die Saline Königsborn in Unna. Und dann gab es einen Ort, der wie zum Beispiel Bad Oeynhausen, Bad Salzuflen oder Bad Reichenhall das „Bad“ im Namen führte: Bad Hamm. Heute noch findet man Orts-Schilder mit diesem Namen, ein Kurhaus und einen Kurpark mit einem Gradierwerk.
Ähnlich wie beim Solbad Raffelberg wurde zufällig in den 1870er Jahren eine warme Solequelle bei Bohrungen zur Suche nach Kohle gefunden. Rund um Hamm gab es einige Steinkohle-Bergwerke, wie die Zeche Radbod, die Zeche Sachsen, die Zeche Maximilian oder die Zeche Heinrich-Robert. Es entstand schon bald ein Kurbad mit Badehaus und Park. Ein Teil der Sole wurde später eine Zeit lang per Rohr-Verbindung ins nahe Königsborn in Unna gefördert, wo es zur Salzgewinnung genutzt wurde. Bereits im Zweiten Weltkrieg geschwächt, endete der Kurbetrieb Ende der 1950er Jahre. Wenig später ist die Solequelle unter Bad Hamm auch versiegt.
Ein Spaziergang durch den Kurpark
Es ist ganz interessant, auf die Suche nach Relikten dieses Kurbades zu gehen. Und man wird dabei fündig. Denn entlang des Datteln-Hamm-Kanals erstreckt sich auch heute noch der Kurpark von Bad Hamm. Im Westen wird er von der Ahse begrenzt, die hier nach Passieren des Ahsedükers unter dem Kanal in die Lippe mündet. Im Süden führt die Ostenallee zwischen der Stadtmitte und den östlichen Stadtteilen entlang. Durchquert wird der Park außerdem durch die Fährstraße.
Man findet auch heute noch die typischen Einrichtungen wie einen Musikpavillon, ein Kneippbecken und natürlich auch einen Kinderspielplatz. An der Ahse ist ein Minigolfplatz. Das Kurhaus wird als Theater genutzt. Zwei Restaurants sind am Kurhaus und an der Fährstraße. Ein weiteres befindet sich auf der anderen Seite der Lippe an der Brücke. Ein langgestreckter Teich mit zwei Brücken erstreckt sich entlang der Adenauerallee am Kanal.
Das Gradierwerk von Bad Hamm
In der Nähe der Ahse steht im westlichen Teil des Kurparks ein recht großes Gradierwerk. Ein solches Bauwerk dient grundsätzlich dazu, Salz zu gewinnen, indem solehaltiges Wasser über Reisig-Zweige gepumpt wird und dabei verdunstet. Nebenbei reichert es die Luft mit Salzpartikeln an, die bei Atemwegskrankheiten heilend wirken. An diesem Standort hat es allerdings kein historisches Vorbild gegeben, wie es beispielsweise in Königsborn das Ortsbild prägte.
Das heutige Gradierwerk wurde 2009 hier errichtet und wird nicht aus einer tiefen Solequelle, sondern aus einem kleinen Speicher für salzhaltiges Wasser gespeist. Es ist ca. 40 Meter lang und fast 10 Meter hoch. Nichtsdestotrotz kann man sich hier auf Bänke setzen und tief ein- und ausatmen. Oder um das Gradierwerk laufen, joggen oder walken und dabei ebenfalls die solehaltige Luft inhalieren.
Auf der anderen Seite steht inmitten des Sportzentrums das Sport- und Erlebnisbad Maximare. Unter anderem hat es ein Sole-Außenbecken. Auch dieses wird durch angelieferte Sole gespeist.
Ein Besuch des Kurparks kann mit einem Spaziergang entlang des Kanals (zum Beispiel bis zur nächsten Brücke und auf der anderen Seite zurück) oder ins nahe Naturschutzgebiet in den Lippeauen am Schloss Heessen verbunden werden. Eine schöne kleine Wandertour vom Kurpark in die Schlagmersch und zum Mühlengraben wird im empfohlenen Buch Wanderungen für die Seele – Ruhrgebiet* vorgestellt.
Speisungsbauwerk der Wasserübergabe Hamm
Übrigens befindet sich an der Brücke der Fährstraße über Kanal und Lippe noch ein unscheinbares, aber wichtiges technisches Gebäude. Es wird Speisungsbauwerk genannt. Es ist wichtigster Bestandteil der sogenannten Wasserübergabe Hamm. An dieser Stelle wird das westdeutsche Kanalnetz über den Datteln-Hamm-Kanal durch Wasser der Lippe aufgefüllt, das beispielsweise durch Schleusenvorgänge in die jeweils nächste tiefere Wasserebene verloren geht. Davon profitieren über das Wasserstraßenkreuz in Datteln auch der Rhein-Herne-Kanal, der Dortmund-Ems-Kanal und der Wesel-Datteln-Kanal, die von hier aus allesamt „bergab“ zum Rhein oder zur Ems verlaufen.
Andersherum kann die Lippe bei längerer Trockenheit an der etwas weiter westlich gelegenen Schleuse Hamm aus dem Kanalnetz gespeist werden. Letztlich kann im Extremfall über ein System von Pumpen an allen Schleusen Wasser vom Rhein bis hierher gelangen.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zur Ausfahrt 18 Hamm. Links abbiegen auf die B63 nach Hamm. Nach 3,3 km an der Ampel rechts auf die Dr.-Loeb-Caldenhof-Straße abbiegen. Dem Verlauf ca. 5 km folgen und im Bereich des Kurparks parken. Es gibt begrenzte Parkmöglichkeiten an der nun hier bezeichneten Fährstraße oder an der Ostenallee, teilweise gegen Gebühr.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Fährstraße oder Ostenallee in Hamm
Anreise mit Bus und Bahn:
Von Hamm Hbf. mit den Bussen der Linie 1 Richtung Maximilianpark oder der Linie 3 Richtung Werries bis Bad Hamm. Die Haltestelle befindet sich direkt am Kurpark.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Der Werse-Radweg führt direkt am Kanal und am Kurpark vorbei. Die Landesgartenschau-Route, der Rundkurs Ruhrgebiet sowie die Römer-Lippe-Route passieren den Kurpark auf der anderen Seite der Ahse im Westen. Von hier aus ist ein kurzer Abstecher möglich.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°41’23.69″N, 7°50’22.35″E – Gradierwerk
51°41’24.60″N, 7°50’39.64″E – Kurhaus Bad Hamm
51°41’35.69″N, 7°50’22.21″E – Speisungsbauwerk Lippe / Kanal
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
419785 m, 5727187 m – Gradierwerk
420118 m, 5727210 m – Kurhaus Bad Hamm
419789 m, 5727558 m – Speisungsbauwerk Lippe / Kanal
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Der Schulweg-Steg über den Kanal
Zwar behandelt dieser Absatz kein Ziel an der Lippe, geschweige denn in der Lippeauen. Doch es hat mit Wasser zu tun, ist eine Sehenswürdigkeit und kann sehr gut mit den anderen Orten in diesem Beitrag kombiniert werden.
Direkt an der Schleuse Werries führt eine besondere Brücke über den Datteln-Hamm-Kanal. Am Kanalkilometer 40,62 (von Datteln gezählt) überspannt die blaue Hängebrücke auf einer Länge von fast 80 Metern das Gewässer. Sie verbindet dabei den Biberweg mit der Straße Im Fuchswinkel.
Zwei etwa 12 m hohe Pylonen stehen dabei je an einem Ufer des Kanals und tragen die Fahrbahn an genieteten Stahl-Bandgurten. Die Durchfahrtshöhe für Schiffe ist bis zu 5,60 m. Die Fahrbahn ist vielmehr ein schmaler Fußgängerweg, denn die Brücke ist nicht für Fahrzeuge gebaut. An beiden Seiten führen Treppen auf das Niveau der Fahrbahn, für Fahrräder o. ä. gibt es aber auf der Südseite eine kurvenreiche Rampe, an der Nordseite kleine Rampen in den Treppenstufen.
Mini-Golden-Gate-Bridge (in blau)
Errichtet wurde die Brücke in den 1910er Jahren und 1917 eröffnet. Da der Kanal zwischen der Schleuse Werries und dem Ende in Uentrop erst in den 1930er Jahren eröffnet wurde, muss die Brücke in ihrer Anfangszeit nicht zwingend über eine Wasserfläche, sondern vermutlich über eine Baustelle bzw. ein leeres Kanalbett geführt haben. Die Brücke der Lippestraße ist jedenfalls erst später als der Schulweg-Steg gebaut worden und war einige Zeit lang ein Damm im schon teilweise fertiggestellten Kanal.
Die denkmalgeschützte Brücke wirkt filigran und ist darüber hinaus schön anzusehen. Sie erinnert entfernt an berühmte große Brückenbauwerke wie die allerdings erst später entstandene Golden-Gate-Bridge von San Francisco oder das Blaue Wunder in Dresden – nur in einem anderen Maßstab.
Lichtkunst am Pylon
Nachts ist die Brücke außerdem durch besondere Lichtkunst beleuchtet. Das „Hammer Fenster“ im oberen Teil der beiden Pylone wird dabei durch bewegliche Metallgewebe mit LEDs Beleuchtet. Die Installation heißt „Ante Portas“ (lat.: Vor der Tür) und wurde 2007 im Rahmen der Aktion „Hellweg – ein Lichtweg“ eröffnet.
Informationen zum Besuch:
Die Brücke ist eine ganz normale Fußgängerbrücke über den Kanal. Sie liegt ca. 1,4 km westlich vom Ausgangspunkt des Lippeauenpfades an der Lippestraße.
Wer mit dem Auto anreist, kann für einen Stopp kurz in der Straße Im Fuchswinkel oder im Biberweg halten. Busreisende können an der Haltestelle Lippestraße aussteigen und stehen fast direkt an der Brücke. Auch Radfahrende stoßen am südlichen Kanalufer auf einigen Themenwegen auf den Steg.
Geographische Koordinaten: 51°41’42.05″N, 7°52’12.72″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32): 421913 m, 5727719 m
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Uentroper Wald bei Tante Malchen
Das Naturschutzgebiet Uentroper Wald, ein Waldgebiet im südöstlichen Münsterland, erstreckt sich über eine Fläche von 370 Hektar. Entgegen der Vermutung aufgrund seines Namens liegt dieser Wald nicht in Hamm-Uentrop, ja nicht einmal im Stadtgebiet von Hamm. Stattdessen findet man ihn direkt vor den Toren des Ruhrgebiets im Kreis Soest, praktisch am westlichsten Punkt der Gemeinde Lippetal.
Gelegen im Vorland der Beckumer Berge beheimatet der Uentroper Wald eine Vielzahl von Baumarten, darunter Eichen und Hainbuchen. Das Waldgebiet zeichnet sich durch feuchte Zonen aus, in denen das Wasser häufig steht. Einige Bäche wie der Hövenbach, Wiesendahls Bach und der Grenzbach, die alle in der Nähe in die Lippe münden, durchqueren das Waldgebiet oder werden durch Quellen gespeist. Der Grenzbach markiert tatsächlich die Grenze zwischen dem Kreis Soest und dem Kreis Warendorf. Mit einem kleinen Staudamm gestaut, bildet der Grenzbach einen idyllischen Teich im Nordwesten des Uentroper Waldes.
Das weitläufige Wegenetz im Uentroper Wald lädt zu ausgiebigen Spaziergängen und Wanderungen ein. Besuchende haben auch die Möglichkeit, ihren Ausflug mit einem Abstecher in die Lippeaue und der Oberwerrieser Mersch in Hamm zu kombinieren.
Die Autobahn A2 durchquert den Uentroper Wald von Nord nach Süd, und dank einer nahegelegenen Autobahnabfahrt ist er gut angebunden. Ein idealer Ausgangspunkt für Naturfreunde und Wanderlustige ist die Gaststätte „Tante Malchen“. Diese bietet Mittagessen, einen Hofladen, ein Landcafé und sogar eine Hundewaschanlage. Und einen Parkplatz, von dem Wandertouren oder Spaziergänge starten können.
Anreise mit dem Auto:
Auf der A2 bis zur Ausfahrt 19 Hamm-Uentrop. Jeweils rechts abbiegen auf die Dolberger Straße. Nach 1,2 km rechts abbiegen und bei Tante Malchen parken. Hinweis: Einige Parkplätze sind ausschließlich Gästen des Landcafés vorbehalten!
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:
Tante Malchen wird über das Radverkehrsnetz NRW erreicht zwischen den Knotenpunkten 1 und 69. In Uentrop verläuft die Römer-Lippe-Route zwischen Detmold und Xanten vorbei. Ein Abstecher von ca. 2 km führt zum Ausgangspunkt.
Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung
Geographische Koordinaten:
51°42’2.25″N, 7°57’14.30″E – Parkplatz bei Tante Malchen
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
427711 m, 5728263 m – Parkplatz bei Tante Malchen
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Weitere Informationen:
Hofladen und Landcafé „Tante Malchen“: www.tantemalchen.de