Die alte Saline Königsborn in Unna

Sie heißen Salinenstraße, Hinterm Gradierwerk, Am Ludwigsbau oder An der Feuermaschine – dies sind Straßennamen, Namen von Gewässern, Schulen oder Kindergärten, die in der Nähe des alten Kurparks von Königsborn nördlich der Altstadt von Unna Hinweise auf die alte Saline Königsborn und damit eine ganz besondere Form von Bergbau und Rohstoffgewinnung geben.

Sie deuten auf eine Jahrhunderte andauernde Salzgewinnung aus dem Untergrund hin. Der Kurpark ist eines der letzten Indizien darauf, dass sich hier ein bedeutendes und beliebtes Heilbad befunden hat – allerdings ist der Glanz von Damals ein wenig verblasst.

Gesammelte Straßennamen in Königsborn mit Bezug auf Salz

In den 1730er Jahren begann der preußische Staat mit der Errichtung einer Saline. Die erste Sole-Quelle (= Born), nach dem Preußischen König Wilhelm I. „Königsborn“ genannt, gibt dem Unnaer Stadtteil noch heute seinen Namen. Eine von weiteren Quellen ist der Friedrichsborn, an der heute noch die Windpumpe steht, die wie eine gewöhnliche Windmühle aussieht. In der Nähe der Windpumpe am Friedrichsborn befanden sich die langgestreckten Gradierwerke Langer Bau, Wilhelmsbau und Friedrichsbau aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In der Vergangenheit erreichten die Gradierwerke in Königsborn Längen von bis zu über einem Kilometer Länge.

Gradierwerke in Königsborn

Die folgende Karte zeigt Königsborn etwa zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Neben der Saline ist auch der „Kurgarten“ eingezeichnet. Wie in einem Suchbild kann man mindestens fünf Gradierwerke (in der Karte: Gradirwerk) anhand langer, gerader Linienzüge erkennen.

Historische Karte Saline Königsborn

Bereits im 16. Jahrhundert wird die Technik der Gradierwerke an diesem Ort angewandt: Die Sole wurde immer wieder über die aus Zweigen von Schwarzdornreisig bestehende Wand an einem Holzgerüst gepumpt, wodurch der Salzgehalt aufgrund der Verdunstung des Wassers konzentriert wurde. Erst danach erfolgt das Sieden der Sohle in Sohlepfannen unter Zuhilfenahme von Holz und später Kohle als Brennmaterial. Besondere technische Innovation war die Feuermaschine, eine Dampfmaschine, die die Sole direkt aus der Tiefe auf die Gradierwerke pumpte. Die nächsten größeren Gradierwerke lassen sich heute im Kurpark von Hamm und in Bad Sassendorf anschauen und für Verbesserungen der Atemwege besuchen.

Interaktive Bildvergleiche

Die unten stehende Abbildung einen Teil des heutigen Stadtteils Königsborn in den 1920er Jahren und heute. Genauer gesagt handelt es sich um die Ortsteile, die nördlich der Eisenbahnstrecke Dortmund-Welver liegen, auf der heute bis zum Bahnhof Königsborn die Linie S4 der S-Bahn Rhein-Ruhr fährt. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. In der historischen Abbildung sind drei lange Gradierwerke zu erkennen. Heute befinden sich an deren Stelle Wohngebiete. Die damals noch ländliche Gegend mit vielen Feldern ist heute recht dicht besiedelt.

In einer weiteren Gegenüberstellung ist links eines der Gradierwerke aus der oberen Abbildung größer dargestellt. Auf der rechten Seite ist das Gradierwerk neben der Christuskirche zu sehen. Ebenfalls gut erkennbar ist die nördlich angrenzende Windpumpe, die noch heute erhalten ist und als ein Wahrzeichen des Stadtteils gilt. Mit der Maus oder dem Finger kann auch hier je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.

In der aktuellen Version des letzten Luftbild-Vergleichs oben ist bereits der Kurpark eingezeichnet. Im Jahre 1818 begann der Kurbetrieb in Bad Königsborn. Er verblasste bereits im Ersten Weltkrieg und wurde schließlich 1941 eingestellt, nachdem die Saline im Vorjahr und die Feuermaschine bereits 1932 stillgelegt wurden.

Die alte Feuermaschine

Im Westen des heutigen Stadtteils befand sich die sogenannte Feuermaschine. Dies war ein Gebäude mit mehreren Anbauten, zwei Schornsteinen und einem herausragenden Turm. Im Innern wurde 1799 die erste westdeutsche Dampfmaschine nach Watt´scher Bauart in Betrieb genommen (die erste deutsche Dampfmaschine stand in Hettstedt im Mansfelder Land – im Rahmen der Haldenlandschaft haben wir dort das Maschinendenkmal besichtigt). Die Feuermaschine diente dazu, die Sole aus dem Boden hochzupumpen und später auch dazu, diese auf die Gradierwerke zu heben.

Die Feuermaschine wurde nach 133 Jahren Betriebszeit im Jahre 1932 stillgelegt. Nach Jahren der Verwahrlosung wurde aus dem Gebäude eine Ruine, die teilweise einstürzte und in den 1960er Jahren abgerissen wurde. Heute befindet sich dort eine Wohnsiedlung.

Ein kleines Modell der Feuermaschine mit einem originalen Anlagenteil in einer Vitrine daneben ist im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum zu besichtigen. Es stammt von 1949 und wird auf Knopfdruck durch Motoren bewegt. Es zeigt bewusst den Originalzustand vor zahlreichen Umbauarbeiten, die im Laufe der Jahre geschehen sind (z.B. Erhöhung der Schornsteine).

Modell der Feuermaschine Königsborn und eines Gradierwerks mit Windpumpe im Deutschen Bergbau-Museum Bochum
Modell der Feuermaschine Königsborn (rechts) und eines Gradierwerks mit Windpumpe (links) im Deutschen Bergbau-Museum Bochum

In einem offenen Treppenhaus in einem anderen Gebäudeteil befindet sich außerdem ein großer, mehrstöckiger Nachbau eines Teils der Feuermaschine mit einigen Originalteilen. Man wird einige Anlagenteile aus dem kleineren Modell wiedererkennen.

Da der Dampfzylinder mit der Steuerung im Zentrum eines Treppenhauses steht, lässt sich die Anlage aus verschiedenen Höhen und von allen Seiten sehr gut anschauen. Über dem Zylinder schwebt der große, hölzerne Balancier.

Ein Spaziergang durch den Kurpark

Die nach wie vor als Kurpark bezeichnete Grünanlage ist recht weit ausgedehnt und besitzt alten Baumbestand. Die Wege werden vor allem bei schönem Wetter rege genutzt von Anwohnern, von Schülern der benachbarten Berufsschulen und von Angestellten der nahen Kreisverwaltung. Hier und dort ergeben sich schattige Plätzchen mit Bänken, die im Sommer zu einer Pause einladen.

Der Park erstreckt sich in Nordrichtung zwischen den Wohngebieten nördlich der Innenstadt und besteht praktisch aus drei Teilen. Der südliche bietet eine große Wiesenfläche, wenige Blumenbeete, ein baumumstandenes Biotop mit abhängig von den Niederschlägen schwankendem Wasserstand (hier landen wohl die Oberflächenwässer vom Kreishaus) sowie einen Spielplatz. Er verläuft rings um eine Tennisanlage.

Im Ostteil stehen die Musikschule, eine Freilichtbühne, ein Kräutergarten mit Imkerei und die Vogelvolieren im Mittelpunkt. Westlich und nördlich davon, durch eine Straße vom Südteil getrennt, erstreckt sich separat ein bewaldeter Abschnitt mit Spielplätzen, dem Veranstaltungszentrum Circus Travados in Form eines Zirkuszelts, einem Skater-Park und zwei kleineren Sportanlagen. An allen Seiten besitzt der Park Zugänge zu den Siedlungen und Verkehrsachsen.

Die Windpumpe mit dem Wärterhäuschen

Das, was den Park zu einer Besonderheit unter städtischen Grünanlagen im Ruhrgebiet macht, sind die wenigen Relikte des ursprünglichen, zurückgebauten Kurparks, der einst Wasserspiele, Statuen, Teiche, Grotten und mehr beinhaltete. Nennenswert ist dabei vor allem der kleine Monopteros, ein kleiner, weißer Rundtempel. Er steht unweit des Effertz- und Grillo-Denkmals an Rande eines ehemaligen Teiches vor dem Salzamt (Amtshaus) und Siedeinspektorhaus. Teilweise werden diese Gebäude genutzt von der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft Kreis Unna (GWA).

Größte Sehenswürdigkeit und deutlichstes Anzeichen der Vorgeschichte ist die Windmühle samt Wärterhäuschen ganz im Nordwesten des Parks. Es handelt sich, genauer gesagt, um eine sogenannte Windpumpe zur permanenten Förderung der Sole auf die Gradierwerke als Ersatz für händischen oder tierischen Antrieb. Damit gehört sie zu den wenigen technischen Relikten aus dem eigentlichen Salinenbetrieb.

Die Gademenreihe am Lebenszentrum

Verlässt man den Kurpark Königsborn an der alten Windpumpe und überquert die Friedrich-Ebert-Straße, so gelangt man hinter dem Lebenszentrum, dem Kinderkrankenhaus, zu einer besonderen, aber etwas versteckt liegenden Arbeitersiedlung. Die Wohnungen der Salzsieder und andere Arbeiter der Saline Königsborn wurden um 1780 am heutigen Zimmerplatz gebaut. Bei der Bauweise der Häuser, die an heutige Reihenhäuser erinnert, handelt es sich um Gaden oder Gademe. Daher trägt diese Siedlung den Namen Gademenreihe, Salzsiedergademen oder Salzsiederhäuser.

Hinter jedem Eingang verbirgt sich eine im heutigen Maßstab Mini-Wohnung mit Eingang zur Küche und Durchgang zu Keller und weiteren Räumen im Dachgeschoss. Bloßes Abzählen der Haustüren führt zu acht Einheiten im Hauptgebäude und weiteren Wohneinheiten im Nebengebäude auf nicht einmal 45 Metern Länge. Hinter den Häusern befindet sich je ein kleines Rasen- und Gartenstück. Drei Schuppen schließen sich an den Parkplatz hinter der kleinen Siedlung an.

Während der Gebäudekomplex schön anzusehen ist mit seinem Fachwerk und dem großen, roten Dach, scheinen die Haustüren in der Vergangenheit uniform und mit wenig Blick auf Ästhetik erneuert und mögen so gar nicht zum Haus passen. Eine ähnliche Anlage befindet sich in Hagen. Hier befinden sich die Gademen für die Klingenschmieden von Eilpe, die sogenannte Lange Riege.

Salzsiedergademen
Salzsiedergademen

Bei einem Spaziergang durch Königsborn lässt sich die Siedlung einfach anschauen. Aus Respekt vor den Anwohnern habe ich auf weitere Aufnahmen verzichtet.

Der Weg des Salzes

Es ist relativ unbekannt, dass es eine Zeit des Salztransportes von der Saline Königsborn auf der Ruhr Richtung Rhein gab. Zu diesem Zweck wurde der oberste Hafen an der Ruhr in Langschede errichtet und für etwa 20 Jahre genutzt, ehe die Ruhrschifffahrt auf diesem Abschnitt wieder eingestellt wurde. Der Tourenvorschlag für Wanderungen und Radtouren Weg des Salzes folgt dem historischen Transportweg zum Hafen und überwindet dabei den Haarstrang mit schönen Aussichten, durchquert die Hellwegbörde, führt hinauf zum Bismarckturm und endet an der Ruhrbrücke in der Nähe des alten Hafens.

Informationen zum Besuch:

Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Der Kurpark ist ständig frei zugänglich.

Der Kurpark ist am besten als Abstecher auf einer Radtour anzuschauen. Dabei könnte man auch auf Jagd nach Straßennamen mit Bezug zur Saline gehen. Mit dem Alleenradweg auf der alten Bahntrasse nach Welver oder auf der Klöcknerbahn gibt es zahlreiche Anschlüsse zu thematischen Radrouten. Auf dem Max-von-der-Grün-Weg kann man nach Bönen zur Zeche Königsborn fahren. Sie hat eine geschichtliche Verbindung zur Saline Königsborn. Lohnenswert ist in der Nähe der Besuch des Zentrums für Internationale Lichtkunst in der Lindenbrauerei.

Anreise mit dem Auto:

Auf der A1 oder A44 bis zum Kreuz Dortmund / Unna bzw. der Ausfahrt Unna-Zentrum (52 / 84). Auf die Bundesstraße 1 Richtung Unna links abbiegen. An der nächsten Ausfahrt abfahren und links abbiegen auf die Feldstraße. Dem Verlauf geradeaus bis zum Ende folgen und rechts abbiegen auf die Hansastraße. Im großen Kreisverkehr links (vierte Ausfahrt) abbiegen auf die Friedrich-Ebert-Straße Richtung Königsborn und Kamen. An der Ampel rechts in der Parkstraße liegt bereits das südliche Ende des Kurparks, allerdings bestehen hier kaum Parkmöglichkeiten. Die bieten die Stichstraßen, die rechts abzweigen. Letzte Möglichkeit bildet die Friedrich-Ebert-Straße bzw. später Hubert-Biernat-Straße im Bereich der Herz-Jesu-Kirche (vor der Bahnunterführung rechts – Beschilderung beachten!).

Zieleingabe ins Navigationssystem: Parkstraße, Luisenstraße, Gabelsbergstraße oder Platanenallee in Unna.

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Dortmund Hbf., Hamm, Hagen, Fröndenberg/Ruhr oder Münster mit RE 7, 13, RB 54 oder 59 bis Unna. Von dort zu Fuß vom Bahnhofsvorplatz rechts und nochmals rechts durch die Unterführung (Königsborner Tor) und der Friedrich-Ebert-Straße schräg-links bis zum Kreisverkehr folgen. Im Kreisverkehr geradeaus und links vorbei am Kreishaus. Rechts abbiegen in die Untere Husemannstraße. Der Zugang zum Park (Südteil) liegt direkt geradeaus. Der Fußweg beträgt etwa 700 Meter.
Alternativ von Dortmund-Stadthaus / Dorstfeld und Unna mit der S4 bis Unna-Königsborn. Vom Bahnhofszugang direkt schräg-rechts in den Kurpark (Nordteil).

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike:

Der Rundkurs Ruhrgebiet und der RadKreisUnna verlaufen mitten durch den Kurpark. Nicht weit entfernt beginnt der Alleenradweg auf der alten Bahntrasse zwischen Königsborn und Welver. Mit einem Umweg ist auch der Max-von-der-Grün-Weg auf der alten Bahntrasse zur Zeche Königsborn in Bönen mit Anschluss an den Sesekeweg erreichbar. Wenn er fertiggestellt ist, verläuft der Radschnellweg RS1 in der Nähe des Kurparks vorbei.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist der Kurpark Königsborn bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr Ost* (1:50.000), sowie am Rande in der Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000)

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Blühende Oasen: Ausflüge zu den schönsten Parks und Gärten im Ruhrgebiet* und Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°33’00.15″N, 7°40’57.21″E – Windpumpe
51°32’55.92″N, 7°41’04.73″E – Circus Travados
51°33’04.71″N, 7°40’51.12″E – Gademenreihe
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
404082 m, 5706488 m – Windpumpe
403683 m, 5705260 m – Circus Travados
408527 m, 5711945 m – Gademenreihe

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.

Quellen und weitere Informationen:

Saline Königsborn bei Ruhrkohlenrevier: www.ruhrkohlenrevier.de