Die Zeche Carl in Essen

Früher waren sie häufiger, heute ist nur noch ein gutes Dutzend der steinernen Fördertürme im Ruhrgebiet erhalten: Im Essener Stadtteil Altenessen befindet sich ein besonders schöner und gut erhaltener sogenannter Malakowturm. Das Gelände der Zeche Carl ist ein Kulturzentrum mit Biergarten geworden, die angrenzenden Anlagen ein Park. Die Nord-Süd-Bahntrasse mit Güterbahnhof vor der Zeche wurde zur mehrspurigen Hauptverkehrsstraße, die West-Ost-Verbindung ist heute teilweise die Trasse für einen Radweg.

In diesem Beitrag werden die Zeche Carl mit dem Malakowturm, der benachbarte Park und die ehemalige Halde am heutigen Sportplatz vorgestellt. Beschrieben wird außerdem der Bahntrassenradweg. Diese Orte sind in der folgenden Übersichtskarte eingetragen. Der Radweg ist als farbiges Band mit seinem Anschluss an den Radweg auf der alten Nordsternbahn zwischen Zeche Zollverein und Nordsternpark markiert.

Übersichtskarte Lage Zeche Carl in Essen

Der Malakowturm und Park

Einer der 14 erhaltenen steinernen Fördertürme im Ruhrgebiet und ein kupierter Schornstein

Zunächst unter dem Namen Hercules wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in der Böhmer Heide in Altenessen nach Kohle gegraben. Im Jahre 1861 erfolgte die Umbenennung der Anlage in Zeche Carl und die Förderung lief an. Als Förderturm diente von Beginn an der noch heute vorhandene mächtige Malakowturm von 1856 mit rechts und links angeschlossenen zweigeschossigen Maschinenhäusern. Damit gehört der Turm zu den ältesten erhaltenen seiner Art im Ruhrgebiet. Er wurde jedoch wenig später um ein aufgesetztes Stahlfördergerüst mit Doppelförderanlage ergänzt, welches wiederum heute nicht mehr vorhanden ist. Bereits 1929 endete die Förderung der Zeche, die offiziell erst 1970 stillgelegt wurde.

Luftbild Zeche Carl

Erhalten sind neben dem Malakowturm samt der originalen Maschinenhäuser das sogenannte Casino mit der Verwaltung und Kaue von 1890, ein Fördermaschinenhaus von 1900 und eine Kesselanlage von 1924 mit ebenso altem Schornstein. Dieser ist wohl aufgrund der Einsturzgefahr auf wenige Meter über Grund verkürzt und selbst dann noch eine gewisse Gefahr, wenn man sich die Zäune und Stützgerüste anschaut. Einige Gebäude werden heute als Jugend- und Kulturzentrum genutzt und beherbergen u. a. eine Gastronomie. Man kann das ständig geöffnete Gelände besuchen – ein Radweg führt mitten durch die Anlage.

Die Schokoladenseite der Zeche: Malakowturm der Zeche Carl von 1856 mit Maschinenhäuser, kupierter Schornstein vom Kesselhaus
Die Schokoladenseite der Zeche: Malakowturm der Zeche Carl von 1856 mit Maschinenhäuser, kupierter Schornstein vom Kesselhaus
Die Rückseite ist weniger schön anzusehen. Der Weg führt in den Landschaftspark hinter der Zeche (im Rücken des Fotografen)
Die Rückseite ist weniger schön anzusehen. Der Weg führt in den Landschaftspark hinter der Zeche (im Rücken des Fotografen)

Ein Park hinter dem Malakowturm

Hinter der Gebäudeanlage wurde aus jahrelangem Brachegebiet ein Park angelegt. Auch er ist frei zugänglich und bietet einige Wege inmitten geordnet wachsender Natur. Mit seinen Bänken dient der Park als Naherholungsgebiet. Er ist auch eine Abkürzung von den Siedlungen zum Einkaufszentrum.

Angeschlossen war die Zeche an der Kohleverladung durch eine Strecke zur Cöln-Mindener-Eisenbahn, die wenige Kilometer südlich von der Zeche durch Altenessen verläuft. Die recht großzügig erbaute Wilhelm-Nieswandt-Allee nutzt heute in diesem Teil den Grund der alten Bahntrasse. Sichtbar ist darüber hinaus eine in Ost-West-Richtung verlaufende Güterbahn, die nördlich der Zeche über eine große Brücke verlief und heute ein Radweg darstellt, der im Ortszentrum von Altenessen endet. Ein weiteres ehemaliges Anschlussgleis dient heute als Zugang zum hinter der Zeche liegenden Park.

Bereits in Karten aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts sind Symbole eingezeichnet, die auf eine Bergehalde nördlich der Zeche deuten. Gut sichtbar ist sie im historischen Luftbild aus den 1920er Jahren. Zur besseren Identifizierung ist sie mit einer Kontur markiert. Diese Fläche hatte eine Ausdehnung von etwa 3 ha. In den 1930er Jahren, also nach Beendigung der Kohleförderung auf der Zeche Carl, ist die Halde verschwunden. In der Zeit wurde der Sportplatz gebaut. Später kam die Wohnsiedlung dazu. Von der Halde ist heute nichts mehr zu sehen. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden.

Informationen zur Anreise:

Anreise mit dem Auto:

Auf der A42 bis zur AS 14 Essen-Altenessen. Aus Richtung Duisburg links, aus Richtung Dortmund rechts abbiegen auf die Heßlerstraße. An der nächsten Ampel links auf die Altenessener Straße (Übergang Wilhelm-Nieswandt-Allee) und die Autobahn unterqueren. Nach 1,2 km vor der auffälligen Eisen-Fachwerkbrücke über der Straße links auf die Abbiegespur einfädeln und praktisch unter der Brücke links abbiegen auf den Parkplatz vor der Zeche Carl. Von hier zu Fuß durch das Tor auf das Gelände.

Zieleingabe ins Navigationssystem: Wilhelm-Nieswandt-Alle 100 in Essen

Anreise mit Bus und Bahn:

Von Dortmund Hbf, Hamm Hbf., Wanne-Eickel Hbf. oder Oberhausen Hbf. mit dem RE 3, der RB 32 oder RB 35 bis Essen-Altenessen. Von dort mit der U-Bahn U11 Richtung Karlsplatz / Gelsenkirchen Buerer Straße bis Altenessen-Mitte fahren. Den nördlichen Ausgang am Einkaufszentrum wählen (in Fahrtrichtung vorne). Links vorbei am Lebensmittelgeschäft Richtung Brückenrampe. Hier entweder über die Brücke in den Park laufen oder über die Fußgängerampel auf die andere Straßenseite zur Zeche queren. Der Weg ist ausgeschildert.

Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike und für Wandernde:

Die Zeche Carl liegt an der lokalen Thementour Essen Erfahren Nord. Über den Radweg auf der Bahntrasse ist sie an den Radweg auf der Nordsternbahn angebunden. Über diese oder über das Radverkehrsnetz NRW können Emscherweg und Emscher-Park-Radweg am Rhein-Herne-Kanal erreicht werden.

Der Zollvereinsteig im Essener Norden führt direkt zur Zeche Carl.

Kartenmaterial / Literatur:

In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Zeche Carl bzw. die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000) und BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000)

In diesen Reiseführern oder Büchern ist das Ziel als Beitrag thematisiert: Heimat erwandern: Der Zollvereinsteig*.

Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Grüne Routen: Urbanes Wandern rund um Essen* und Wanderglück Industriekultur: Zu Fuß durch das westliche Ruhrgebiet*

Öffnungszeiten und Eintrittspreise:

Zechengelände und angrenzender Park sind frei zugänglich. Der Malakowturm ist nicht von innen zu besichtigen.

Geographische Koordinaten: 51°29’45.36″N, 7° 0’43.52″E
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32): 362009 m, 5706851 m

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co. Weitere Koordinaten entlang des Bahntrassenradwegs für GPS-Geräte finden Sie am unteren Ende des Beitrags.

Quellen und weitere Informationen:

Zeche Carl: www.zechecarl.de
Maschinenhaus Essen: www.maschinenhaus-essen.de

Der Bahntrassenradweg in Altenessen

Ausgehend vom nahen Einkaufszentrum in der Mitte von Altenessen führt heute ein Radweg auf alter Bahntrasse an der Zeche Carl vorbei. Wie viele Güterbahnen im Ruhrgebiet wurde diese nach der Stilllegung von Zechen und Industrie stillgelegt und abgebaut und die Trasse zu einem Radweg umgewandelt. Heute gibt es ein ganzes Netz von Bahntrassen-Radwegen im ganzen Revier.

Die hier vorgestellte Güterbahn begann nahe der Zeche Anna mit einem Abzweig von der Bahnstrecke nach Oberhausen-Osterfeld und endete nach ca. 2,6 Kilometern am Güterbahnhof Essen-Katernberg Nord. Von dort zweigte eine Strecke nach Süden Richtung Zeche Helene und Essener Hauptbahnhof ab, die sogenannte Helenenbahn. Die historische Karte zeigt die Lage der in diesem Stadtgebiet zahlreichen Bahntrassen in den 1930er Jahren. Die mit magentafarbenem Marker hinterlegte Strecke ist der hier vorgestellte Radweg mit der Brücke an der Zeche Carl (in der Karte: „Z. Karl“, Bildmitte). Der blau markierte Weg in der Mitte ist die Helenenbahn Richtung Hauptbahnhof und der in der rechten oberen Ecke die Nordsternbahn, die Ziel der Radtour ist.

Historische Karte Altenessen

Von dem Abzweig an der Zeche Anna (in der historischen Karte unten links, „Z. Anna“) bis Altenessen ist die Trasse mehr oder weniger als Fußweg oder Radweg ausgebaut. Ein echter Radweg-Abschnitt auf der Trasse beginnt an der Gladbecker Straße für wenige hundert Meter, wenig später ein weiterer an der Vogelheimer Straße (in der Übersichtskarte ganz oben Kilometer 0,0; linker Anfang der magentafarbenen Markierung in der historischen Karte). Dieser folgt der Winkhausstraße bis zur Mitte von Altenessen. Dort fehlt heute eine Eisenbahnbrücke über die Altenessener Straße.

Die alte Eisenbahnbrücke an der Zeche Carl

Der längste zusammenhängende Bahntrassenradweg beginnt kurz darauf vor der alten Eisenbahnbrücke am Einkaufszentrum und führt vorbei an der Zeche Carl zum alten Güterbahnhof Katernberg Nord. Eine Verbindung ermöglicht einen kurzen Abstecher in den Park hinter der Zeche Carl, ohne für einen Besuch die Treppe an der Eisenbahnbrücke überwinden zu müssen. Nach etwa 700 Metern kann man den rechts zurückliegenden Abzweig Richtung Kaiser-Wilhelm-Park ebenfalls auf alter Bahntrasse nehmen.

Größtes heute noch erhaltene Bauwerk ist die oben gezeigte Stahlfachwerk-Brücke über die Wilhelm-Nieswandt-Allee. Diese Allee gibt es allerdings erst seit den 1990er Jahren. Zuvor verlief auch an ihrer Stelle eine Bahnstrecke zwischen Altenessen und der Zeche Nordstern von Nord nach Süd. Mehrere Gleise eines Rangier- und Güterbahnhofs unterquerten die Strecke an dieser Stelle.

Die ursprünglich zweigleisige Brücke ist erhalten, wurde im Zuge des Umbaus aber zurückgebaut. Sie trägt heute nur noch einspurig den Radweg. Sie ist etwa 75 Meter lang und besteht aus zwei unterschiedlich hohen Fachwerk-Segmenten, die auf einen Pfeiler in der Mitte der Straße ruhen. Die stark veränderte Situation ist im folgenden interaktiven Luftbild zu sehen. Das Bild aus den 1990er Jahren zeigt die beiden Eisenbahnbrücken über die Altenessener Straße und den Güterbahnhof. Mit der Maus oder dem Finger kann je nach Gerät interaktiv zwischen der historischen und der aktuellen Situation gewechselt werden. Zu sehen ist darauf die veränderte Situation mit der Allee und die westliche Brücke über die Altenessener Straße ist verschwunden. Stattdessen führt eine im Bogen angelegte Rampe auf das Niveau der Brücke hinauf.

Der weitere Verlauf des Radwegs zur Nordsternbahn

Hinter der Zeche und dem Abzweig der Helenenbahn endet der eigentliche Bahntrassenradweg an der Bischoffstraße. Hier liegen wieder Schienen. Ein Radweg führt links parallel zu den Gleisen am Nordfriedhof vorbei. Von hier aus sind es noch ca. 2 km bis zum Radweg auf der Nordsternbahn. Dazu fahren Radelnde an der Emscherstraße geradeaus, vorbei am Kleingartenverein und am Ende rechts bis zur Nordsternbahn.

Über diesen weiteren Bahntrassenradweg gelangt man also von der Zeche Carl bequem zum Nordsternpark oder zur Zeche Zollverein.

Koordinaten für GPS-Geräte und zur Tourenplanung

Geographische Koordinaten:
51°29’38.79″N, 7° 0’11.89″E – Radwegbeginn Vogelheimer Straße
51°29’48.14″N, 7° 0’36.22″E – Eisenbahnbrücke
51°29’54.70″N, 7° 1’08.10″E – Abzweig Helenenbahn
51°30’27.43″N, 7° 2’25.11″E – Verbindung Nordsternbahntrasse
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von beispielsweise GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.

UTM-Koordinaten (Zone 32):
361392 m, 5706666 m – Radwegbeginn Vogelheimer Straße
361869 m, 5706940 m – Eisenbahnbrücke
362489 m, 5707126 m – Abzweig Helenenbahn
364001 m, 5708097 m – Verbindung Nordsternbahntrasse

Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.