Kray-Wanner Bahn, Zollvereinbahn, Almabahn und Nordsternbahn
Vier Bahntrassenradwege zwischen Gelsenkirchen, Herne, Bochum und Essen
Im Herzen des Ruhrgebiets war das Netz der alten Güterbahnen sehr dicht. Auf ihnen wurden hier vor allem Stahl, Kohle oder andere produzierte Waren zu den Umschlagbahnhöfen, zu den Häfen oder auf die Reise in die Republik oder zu Seehäfen geschickt. Viele von diesen Bahnstrecken sind heute stillgelegt, da auch die Zechen und Großindustrien, die sie mit Anschluss-Stellen erreichten, heute nicht mehr existieren. An vielen Stellen werden die meist kreuzungsfreien, geraden und steigungsarmen Verläufe der einstigen Bahnstrecken für Fahrradwege genutzt. Natürlich sind die Wege zum besseren Radfahren geteert oder wassergebunden und die ursprünglichen Schienen und Schwellen wurden abgebaut. Diese sogenannten Bahntrassenradwege sind sehr beliebt und ermöglichen meist schnelle und unkomplizierte Verbindungen zwischen den Städten. Alte Eisenbahnbrücken, hohe Dämme, mancherorts auch Signale oder Beschilderungen, Schalthäuser oder ehemalige Bahnsteige am Wegesrand geben auch heute noch Hinweise auf die ursprüngliche Nutzung dieser Trassen.
In dieser Dokumentation befahren wir vier gleich vier ineinander übergehende Bahntrassenradwege in Essen und Gelsenkirchen. Sie sind in der folgenden Übersichtskarte unterschiedlich farbig dargestellt:
Ein wenig Geschichte
Die Kray-Wanner Bahn (pinkfarbenes Band) entstand 1874 und verband den heutigen Bahnhof Kray Nord mit der Erzbahntrasse bei Herne-Wanne. Ihre Streckenlänge betrug etwa 5 Kilometer. Ihre Hauptaufgabe war der Anschluss der zahlreichen Bergwerke auf ihrem Weg, darunter die Zechen Rheinelbe und Holland, Alma, Königsgrube und Pluto. Bereits im Jahre 1889 war die Strecke überflüssig, wurde von verschiedenen Zechenbetreibern als Anschlussgleis erhalten und nicht stillgelegt. Die Stilllegung erfolgt erst über 100 Jahre später mit der Schließung der Kokerei Zollverein.
Die Zollvereinbahn (gelbes Band) beginnt östlich des Bahnhofs Essen-Kray Nord und führt von der Kray-Wanner Bahn kurvenreich über ebenfalls etwa 5 Kilometer bis zur Zeche und Kokerei Zollverein. Nur etwa 1,5 Kilometer lang ist die Almabahn (hellblaues Band), die kurz vor dem Anschluss an die Erzbahntrasse von der Kray-Wanner Bahn abzweigt und die Zeche und Kokerei Alma erschloss. Die Nordsternbahn (grünes Band) zweigt von der Zollvereinbahn östlich der Zeche Zollverein nach Norden ab und führt auf ca. 4,8 Kilometern bis zum Rhein-Herne-Kanal und zur ehemaligen Zeche Nordstern. Die Nummernpunkte stellen besondere Landmarken, Orientierungspunkte und Sehenswürdigkeiten am Wegesrand dar, die auch im Text näher vorgestellt werden. Die dunkelblauen Pfeile markieren Anschlüsse an andere Radrouten, wie auf der Erzbahntrasse, der Güterbahn zur Zeche Holland oder auf dem Radschnellweg RS1.
Beschilderung, Wegebeschaffenheit, Karten und Nahverkehr:
Alle beschriebenen Radwege sind gut ausgebaut und bestehen aus einer wassergebundenen oder asphaltierten Oberfläche. Die Touren sind nicht speziell gekennzeichnet, aber Teil des Radverkehrsnetzes NRW. Außerdem verläuft der Emscher-Park-Radweg mit Ausnahme der Almabahn bis zur Zeche Zollverein. Auf den weiß-roten Richtungsschildern ist zusätzlich zu den Piktogrammen zum Emscher-Park-Radweg, einem vereinfachten roten Förderturm auf weißem Hintergrund, zumeist das Ziel des Weges zusammen mit der Entfernung angegeben (z.B. Zeche Zollverein, 10 km). Es sind nur wenige Straßen zu überqueren, häufig führen Brücken über kreuzende Straßen oder Wege.
Kartenmaterial / Literatur:
In den folgenden gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region abgebildet: ADFC Regionalkarte radrevier.ruhr West* (1:50.000), Kompass Fahrradkarte Ruhrgebiet / Bergisches Land* (1:70.000), BVA Radwanderkarte Kreis Recklinghausen* (1:50.000) und Kompass Wanderkarte Ruhr* (2 x 1:35.000).
Diese thematisch passenden Bücher empfehle ich zur Vertiefung: Radeln für die Seele: Alte Bahntrassen* und Lieblingstouren Ruhrgebiet: Unterwegs auf ungewöhnlichen Radrouten*
Die Kray-Wanner Bahn und Almabahn
Von der Erzbahntrasse nach Essen
Wir starten unsere Radtour auf alten Bahntrassen durchs Ruhrgebiet an der Abzweigstelle der Kray-Wanner Bahn von der Erzbahntrasse am Knotenpunkt 46. Richtung Süden geht es bis zur Jahrhunderthalle in Bochum, Richtung Norden über Herne nach Gelsenkirchen bis zum Rhein-Herne-Kanal. Nördlich von uns beginnt die markante Pfeilerbrücke, die die Erzbahn über zwei andere Eisenbahnstrecken führt. Wir folgen jedoch dem Hinweisschild des Radverkehrsnetzes Richtung Zollverein (10 km).
Anreise zum Ausgangspunkt der Kray-Wanner Bahn und Almabahn:
Anfahrt zum Motodrom Gelsenkirchen mit dem Auto: Auf der A42 bis zur Ausfahrt 19 Gelsenkirchen-Zentrum. Aus allen Fahrtrichtungen rechts abbiegen auf die Grothus-Straße. Dem Straßenverlauf durch Gelsenkirchen bis zum Ende am Hauptbahnhof folgen. Hier links abbiegen auf die Hiberniastraße und auch auf dieser, die in die Wildenbrucher Straße übergeht, bis zum Ende am Kreisverkehr fahren. Rechts abbiegen auf die Ückendorfer Straße. Nach ca. 900 m links in die Bergmannstraße und nach ca. 1 km in einer der Nebenstraßen eine Parkmöglichkeit suchen. Zugang zur Kray-Wanner Bahn / Almabahn an der Straße Am Luftschacht oder an der Ostpreußenstraße.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Am Luftschacht in Gelsenkirchen
Anreise mit Bus und Bahn: Mit den Zügen des Nah- und Fernverkehrs bis Gelsenkirchen Hbf. Vom Nordausgang rechts halten bis zur B227. Dieser bis vor die Bahnbrücke nach Süden folgen und dann links abbiegen in die Wildenbruchstraße. Etwa 600 Meter bis zum Ende und dort rechts in die Ückendorfer Straße. Hinter der Brücke links die Treppe hinauf auf den Zubringerweg zum Emscher-Park-Radweg. Hier beginnt die Almabahn-Trasse.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Von der Erzbahntrasse an der großen Wegkreuzung mit Kiosk südlich der Pfeilerbrücke auf die Kray-Wanner Bahn Richtung Zeche Zollverein.
Im Gegensatz zur recht lebhaft genutzten Erzbahn ist es auf diesem Streckenast relativ ruhig. Bereits nach wenigen hundert Metern können wir rechts abbiegen, um auf die Ostpreußenstraße zu gelangen. Biegt man kurz darauf links auf diese Straße ab, gelangt man zu den typischen Stützpfeilern der Pfeilerbrücke. Zurück auf der Kray-Wanner Bahn folgt nach der nächsten langgezogenen Linkskurve bereits der spitze Abzweig zur Kokerei Alma.
Ursprünglich bildete dieser Abzweig ein sogenanntes Gleisdreieck, dessen nördliche Verbindung heute nicht mehr zu sehen ist. Hier zweigte von der Kray-Wanner Bahn die Almabahn zur ehemaligen Zeche und Kokerei Alma ab. Über die Verbindung gelangt man zum ehemaligen Hüttenwerk.
Abstecher auf der Almabahn zum Almaring und zum Schalker Verein:
Bereits nach 1,5 Kilometern Fahrt auf wassergebundenem Wege auf der sogenannten Almabahn endet die Fahrt abrupt vor dem „Drängelgitter“ an einer steilen Treppe hinunter zur Ückendorfer Straße. Ursprünglich befand sich hier ein Bahnhof der Zeche mit Anschluss an den nahen Hauptbahnhof von Gelsenkirchen. Auf dem Weg zum Streckenende passiert man das Gelände der Zeche und Kokerei Alma. Hier befand sich das bis in die 1980er an Wochenenden vielbesuchte Motodrom Gelsenkirchen, der sogenannte Almaring. An diesen Tagen wurden hier Autorennen auf einem kurzen Rund veranstaltet. Die Rennstrecke ist noch erhalten, jedoch ungenutzt und inzwischen zu großen Teilen von der Natur zurückerobert. Radfahrer nutzen die Strecke oder Menschen, die ihre ferngesteuerten Modellfahrzeuge testen.
Am Streckenende, kurz vorm Hauptbahnhof Gelsenkirchens, ist es ein kurzer Weg zum ehemaligen Hüttenwerk Schalker Verein, wo noch die Energiezentrale und der Solarbunker an das große Werk erinnern.
Zurück auf der Kray-Wanner Bahn geht es einen langen, geraden Korridor entlang. Kurz hinter dem Abzweig der Almabahn ist die Straße links mit dem Namen „Am Luftschacht“ fast höhengleich mit dem Bahndamm. Hier befand sich, wie der Name schon sagt, die Schachtanlage IV der Zeche Rheinelbe mit einem Wetterschacht zur Belüftung des Bergwerks Rheinelbe. Dort, wo heute der Sportplatz liegt, erhob sich früher außerdem eine Bergehalde.
Halde Rheinelbe und Mechtenberg
Mit der Ückendorfer Straße und der Bochumer Straße mit Straßenbahn in der Mitte müssen zwei Straßen überquert werden – zwei der wenigen ehemaligen Bahnübergänge, die die Bahntrasse früher gekreuzt haben. Vorbei an der Gesamtschule Ückendorf befinden wir uns hinter der kleinen blauen Stahlbogenbrücke (unter ihr führte einst eine Bahnstrecke vom Güterbahnhof Gelsenkirchen-Wattenscheid vorbei an der Zeche Rheinelbe zum Gelsenkirchener Hauptbahnhof) im Skulpturenwald Rheinelbe unmittelbar neben der großen Bergehalde. Im Skulpturenwald lassen sich an vielen Stellen zu Kunstwerken gestapelte oder zusammengesetzte Trümmer oder Bauteile früherer Industrien entdecken. Daneben befindet sich hier, ungewöhnlich für das zentrale Ruhrgebiet, die Forststation. Unmittelbar am Abzweig der Bahnstrecke zur Zeche Holland kann die Halde Rheinelbe befahren werden. Ihre Besonderheit ist der spitze Kegel am höchsten Punkt, auf dessen Spitze die „Himmelstreppe“ steht, als Teil des Skulpturenwaldes zu einem Turm aufgestapelte Betonteile. Die Auffahrt mag steil und anstrengend sein, lohnt aber auf jeden Fall. Man wird mit einem tollen Panoramablick belohnt.
Noch einmal sind zwei Straßen zu überqueren. Von hinten links nähern sich zum Teil noch erhaltene Gleise des Anschlusses der Strecke zum nahen Güterbahnhof Gelsenkirchen-Wattenscheid. Hier verläuft heute der Radschnellweg RS1, auf den man hier bequem in östliche Fahrtrichtung wechseln kann.
In einem weiten Bogen umfahren wir den Landschaftspark Mechtenberg. Mit seinen Feldern und Weiden ist er eine Besonderheit in der Metropolregion. Höhepunkt ist jedoch der auffallend emporragende und namensgebende Mechtenberg, auf dessen Gipfel der kleine Bismarckturm steht. Ausnahmsweise ist diesmal keine Halde, sondern eine natürliche Erhebung.
Der Landschaftspark Mechtenberg ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Weitere Besonderheit des Parks, der sich teilweise auf einer alten Deponie erstreckt, sind die Mechtenbergbrücken über Bach und Straße.
Hinter dem Bauernhof gelangen wir zu einem weiteren ehemaligen Gleisdreieck. Geradeaus führte die Kray-Wanner Bahn bis zum Bahnhof Essen-Kray Nord. Der Radweg führt rechts weiter und folgt dem nördlichen Abzweig in diesem Gleisdreieck auf der alten Bahntrasse zur Zeche Zollverein. Wir fahren einfach weiter, während sich der Name der Bahntrasse ändert: Von nun an fahren wir auf der sogenannten Zollvereinbahn.
Die Zollvereinbahn
Von der Zeche Bonifacius zum UNESCO-Welterbe Zollverein
Unser Radweg von Gelsenkirchen und Wattenscheid kommend folgt am ehemaligen Gleisdreieck dem Abzweig von der Kray-Wanner Bahn nach rechts. Die Kray-Wanner Bahnstrecke führt geradeaus weiter, um im Bahnhof Essen-Kray Nord auf die Bahnstrecke nach Gelsenkirchen zu treffen. Diese ist auch heute noch in Betrieb und wird u.a. von einer S-Bahn-Linie genutzt. Wir befinden uns nun auf der Zollvereinbahn, die bis zur Zeche Zollverein verläuft. In dem Dreieck, das sich nun links zwischen unserer Zollvereinbahn und der Kray-Wanner Bahn ergibt, hat die Zeche Bonifacius eine Bergehalde aufgeschüttet. Kurz vor der Brücke führt links ein Weg auf die kleine Halde, die jedoch nicht weiter sehenswert ist.
Anreise zum Übergang Kray-Wanner Bahn – Zollvereinbahn (Zeche Bonifacius)
Anreise mit dem Auto: Auf der A40 bis zur Ausfahrt 27 Essen-Kray. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Essen links abbiegen und geradeaus auf der Krayer Straße bleiben. Nach 800 m an der Ampel links abbiegen in die Rotthauser Straße und die Brücke unterfahren. Achtung: Nach knapp 300 m rechts abbiegen auf das Zechengelände Bonifacius.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Rotthauser Straße 40 in Essen
Anreise mit Bus und Bahn: Von den zumeist S-Bahnhöfen Steele, Steele-Ost, Zollverein Nord, Kray Nord oder Borbeck mit dem Bus der Linie 170 bis Zeche Bonifacius. Von Gelsenkirchen Hbf., Kray Nord, Kray Süd und Steele mit dem Bus der Linie 194 bis ebenfalls zu dieser Haltestelle. Zu Fuß zunächst bis zur Kreuzung Bonifaciusstraße / Rotthauser Straße (Richtung abhängig von Buslinie) und dann etwa 200 m vorbei am Supermarkt in südlicher Richtung bis zum Zugang zum Zechengelände.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Der Zollverein-Radweg auf der gleichnamigen Bahntrasse mit den Themarouten Emscher-Park-Radweg und Deutsche Fußballroute NRW passieren die Zeche Bonifacius. Dabei wird die östliche erhaltene kleine Halde direkt vom Radweg erschlossen und auch die nördliche ehemalige passiert. Zur Zeche die Rampe an der Rotthauser Straße (aus Richtung Zollverein) oder an der Zeche (aus Richtung Gelsenkirchen: kurz vor dem abknickenden Abzweig) nutzen.
Auf der anderen Seite befindet sich ein Gewerbegebiet auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Bonifacius. Wer den Mechtenberg erklimmen möchte, kann hier von der Trasse fahren, das kleine Gewerbegebiet durchqueren und den geradeaus bergaufwärts führenden Weg nutzen.
Sobald wir auf der Trasse die Eisenbahnstrecke in einem weiten Rechtsbogen unterquert haben, lässt sich das schöne rote Fördergerüst der Zeche Bonifacius linkerhand erkennen. In der Ausfahrt der Kurve führt links (kurz nach dem rechten Abzweig) ein Weg ab, den man nutzen kann, um die Zeche zu besuchen. Hier gibt es ein Hotel und einen Biergarten. An manchen Tagen werden Führungen durch die Anlage angeboten.
Von der Zeche Bonifacius zur Zeche Zollverein
Nun müssen wir aufpassen: Die Zollvereinbahn verläuft im spitzen Winkel links hinter uns weiter. Wir nehmen die scharfe Kurve, die früher sicherlich Rangierarbeiten notwendig gemacht hat. Geradeaus würde es weiter zur benachbarten Zeche Dahlbusch gehen. Unser Ast umfährt Richtung Zeche Zollverein eine zweite, aber nicht mehr sichtbare Bergehalde der Zeche Bonifacius.
In einer langen Kurve und über Brücken nähern wir uns Schonnebeck. Von weitem ist der nächste rote Förderturm zu erkennen, den wir sogleich erreichen und passieren werden. Er gehört zur Zeche Zollverein III / VII / X . Das Zechengelände eignet sich für eine Rast unter dem Förderturm. Ist der Biergarten geöffnet, so kann er auch von Nicht-Museumsbesuchern genutzt werden. Wo lässt sich schon so nah im Schatten eines solchen Wahrzeichens rasten?
Der Turm lässt sich gegen geringe Gebühr besteigen (Schlüssel in der Phänomania). Von oben kann man schon das Ziel des Bahntrassenradweges auf der Zollvereinbahn sehen – das Fördergerüst der Zeche Zollverein befindet sich schon in greifbarer Nähe. Die Maschinenhalle und Teile des Gartens nebenan werden als Erlebnis-Museum genutzt. Die Ausstellung Phänomania Erfahrungsfeld beschäftigt sich auf sehr spannende Weise und interessant vor allem für Kinder mit Sinnen und Motorik.
Folgen wir dem Weg weiter, kommen wir zu einer Kreuzung. Rechts führt der Nordsternweg ebenfalls auf alter Bahntrasse zum Nordsternpark und zur Schurenbachhalde (siehe nächster Abschnitt). Wir halten uns zunächst links weiter auf der Zollvereinbahn und haben unser Ziel fast erreicht. Wer den Aufstieg auf den Förderturm eben gewagt hat, konnte das Ziel ja schon in der Ferne sehen.
Die Silhouette der „schönsten Zeche der Welt“, die Zeche Zollverein, empfängt uns mit offenen Armen. Über die Ampel können wir die Gelsenkirchener Straße überqueren. Geradeaus fahren wir nun auf dem ehemaligen Werksgelände. Der Radweg wird zur Ringpromenade und führt vorbei an den Schächten I / II / VIII bis zur beeindruckenden Kokerei.
Halten wir uns links, so kommen wir zum markanten Doppelbock und zum Ruhr-Museum. Fahren wir weiter vorbei am Schacht I, so gelangen wir bis zur Kokerei. Die Bahnstrecke führte früher noch ein Stückchen weiter, bis sie bei Altenessen auf die Cöln-Mindener-Eisenbahn zwischen Herne und Oberhausen traf.
Anreise zum Ausgangspunkt Zeche Zollverein / Knotenpunkt 59 und 60:
Anfahrt mit dem Auto: Auf der A42 bis zur Ausfahrt 15 Gelsenkirchen-Heßler. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Oberhausen links abbiegen auf den Lehrhovebruch. Dem Verlauf und der Beschilderung zur Zeche Zollverein folgen. In der Nähe der Zeche sind mehrere kostenlose Parkplätze vorhanden und sehr gut ausgeschildert.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Fritz-Schupp-Allee (A1), Bullmannaue (A2, B) oder Arendahls Wiese (C) in Essen
Anreise mit Bus und Bahn: Mit der S2 von Dortmund oder Duisburg bis Essen-Zollverein Nord, von dort bis zur Zeche und dann auf den Radweg Richtung Bochum. Alternativ von Essen Hbf. mit der Straßenbahn der Linie 107 in Richtung Gelsenkirchen bzw. Hanielstraße bis Zollverein (eine Haltestelle davor zum Bereitmachen: Kapitelwiese).
UNESCO-Welterbe Zollverein
Es gibt viel zu entdecken hier – mit den ganzen Museen kann man hier auch ohne Fahrrad gut und gerne einen ganzen Tag verbringen. Auf dem Zechen- und Kokereigelände gibt es an mehreren Orten die Gelegenheit, schön im Schatten eines Sonnenschirms mit Blick auf Fördertürme und beeindruckende Anlagen eine isotonische Apfelschorle oder wahlweise ein anderes ähnlich blondfarbenes gekühltes Getränk zu sich zu nehmen. Dann kann man sich auch überlegen, was man hier noch besichtigen möchte. Die folgenden Bilder oder die Dokumentation über die Zeche Zollverein liefern dabei einige Ideen:
Damit ist die Fahrt auf dem Radweg auf der dritten Bahntrasse beendet. Wir kehren ein kurzes Stück zurück zum Abzweig der Nordsternbahn von der Zollverein und vollenden die Tour bis zum Nordsternpark im nächsten Abschnitt.
Die Nordsternbahn
Bahntrassenradweg von der Zeche Zollverein zum Nordsternpark
Zwischen dem Welterbe Zeche Zollverein und der Schachtanlage mit dem Phänomania Erfahrungsfeld zweigt auf der Zollvereinbahn die Nordsternbahn ab. Oder die Zollvereinbahn in östlicher Richtung von der Nordsternbahn – so ganz genau kann man das gar nicht sagen. Etwa 5 Kilometer lang schlängelt sich der Bahntrassenradweg in nördlicher Richtung bis zum Rhein-Herne-Kanal auf dem Verlauf der ehemaligen Bahnstrecke, die die Zechen Zollverein und Nordstern miteinander verbunden hat. Der Radweg ist durchgehend asphaltiert und gut ausgebaut. Kreuzungen gibt es nur auf selten befahrenen Firmen- oder Parkplatzzufahrten, alle anderen Straßen werden durch Brückenbauwerke unter- oder überfahren. Entspannter kann man die Verbindung von Essen bis zum Kanal kaum überwinden. Gleichzeitig reihen sich die sehenswerten Ziele am Wegesrand geradezu aneinander. Es gibt Zeche, Halden, Arbeitersiedlungen, Revierpark, Kleingartenanlage – viele Elemente, die so typisch für das Ruhrgebiet sind auf kürzester Distanz.
Anreise zum Ausgangspunkt Zeche Zollverein / Knotenpunkt 59 und 60:
Anfahrt mit dem Auto: Auf der A42 bis zur Ausfahrt 15 Gelsenkirchen-Heßler. Aus Richtung Dortmund rechts, aus Richtung Oberhausen links abbiegen auf den Lehrhovebruch. Dem Verlauf und der Beschilderung zur Zeche Zollverein folgen. In der Nähe der Zeche sind mehrere kostenlose Parkplätze vorhanden und sehr gut ausgeschildert.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Fritz-Schupp-Allee (A1), Bullmannaue (A2, B) oder Arendahls Wiese (C) in Essen
Anreise mit Bus und Bahn: Mit der S2 von Dortmund oder Duisburg bis Essen-Zollverein Nord, von dort bis zur Zeche und dann auf den Radweg Richtung Bochum. Alternativ von Essen Hbf. mit der Straßenbahn der Linie 107 in Richtung Gelsenkirchen bzw. Hanielstraße bis Zollverein (eine Haltestelle davor zum Bereitmachen: Kapitelwiese).
Nehmen wir einfach an, der Nordsternweg würde von der Zollvereintrasse abzweigen. Haben wir uns vom UNESCO-Welterbe auf den Weg gemacht, zweigt die Nordsterntrasse am Knotenpunkt 60 in einem Bogen links ab, während der Zollvereinweg geradeaus (oder mit einem kurzen Schlenker) weiter letztlich auf die Kray-Wanner Bahn (siehe erster Abschnitt auf dieser Seite) übergehend auf die Erzbahntrasse treffen wird.
Kolonie und Revierpark
Rechts und links von uns werden wir eingerahmt von den Häusern der Kolonie Zollverein III. Die Arbeitersiedlung liegt an zwei Straßen, der Schlägelstraße und der Eisenstraße. Schlägel und Eisen sind die berühmten Werkzeuge der Bergmänner unter Tage. Und inmitten der Gärten verlief einst die Bahnstrecke. Die Eisenstraße lässt sich übrigens gut vom Zollvereinweg erreichen, wenn man ihm vom Knotenpunkt 60 aus nur ein kurzes Stück in Richtung Osten zur Erzbahn folgt und gleich den ersten Abstieg links nimmt. Ansonsten haben wir auf der Trasse keine Chance mehr, bis auf ein paar Zaunblicke viel von der alten Kolonie III zu sehen. Einige der Häuser zeigen Abweichungen des bewährten Kreuzgrundrisses typischer Arbeiterhäuser, wie man sie beispielsweise aus Eisenheim kennt. Dass man nicht immer ein bewährtes System verändern soll, zeigt sich, dass spätere Bauten der Siedlung wieder diesem Bautyp folgen.
Wir unterfahren die Ückendorfer Straße. Es ist die erste Brücke von gleich mehreren, die perlenartig hintereinander liegen und einen interessanten Tunnelblick bieten. Auf der folgenden Bahnstrecke zwischen Oberhausen und Dortmund fahren Fern- und Regionalzüge gleichermaßen wie Güterzüge. Gleich hinter der Bahn liegt rechts eine Kleingartenanlage. Sie markiert den Beginn des Revierparks Nienhausen, einem der fünf Volksparks im Ruhrgebiet. Sie sollten ab den 1970er Jahren Erholung und Natur in die Industrielandschaft bringen.
Der Revierpark Nienhausen ist der zweite seiner Art und heute Gesundheitspark mit vielen Spiel- und Sportangeboten. Wenn man nicht die Treppe von der Brücke über die Feldmarkstraße nutzen möchte, kann man an der Nienhausenstraße über die Rampe abbiegen und gelangt zum nördlichen Teil mit dem Teich.
Zechensiedlungen und TripleZ
Hier ist die einzige Gelegenheit, die Zechensiedlung Ottekampshof anzuschauen. Die Straßen Joseph-Oertgen-Weg, Drokamp und Nienhuser Busch zweigen von der Katernberger Straße ab und führen in die zweite Arbeitersiedlung an der Nordsterntrasse. Von West nach Ost entstanden die Straßenzüge in den 1870er- und 1890er Jahren nacheinander.
Anreise zur Siedlung Ottekampshof / Revierpark Nienhausen:
Anfahrt mit dem Auto: Auf der A42 bis zur Ausfahrt 15 Gelsenkirchen-Heßler. Aus Richtung Dortmund rechts und geradeaus, aus Richtung Oberhausen im Kreisverkehr links abbiegen. Nach 1,2 km links in die Katernberger Straße. Hier beginnen die Seitenstraßen der Zechensiedlung auf der rechten Seite. Zum Revierpark weiter auf der nun Nienhausenstraße benannten Straße und rechts auf die Feldmarkstraße. Dort parken.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Drokamp / Kreuzung Katernberger Straße (Siedlung) sowie Feldmarkstraße (Revierpark)
Anreise mit Bus und Bahn: Von Essen Hbf. oder Gelsenkirchen Hbf. mit der Straßenbahn-Linie 107 bis Triple Z. Auf der Katernberger Straße bis zu den Kreuzungen Drokamp, Nienhuser Busch bzw. über den Fußweg zum Joseph-Oertgen-Weg. Zum Revierpark bis zur Station Revierpark Nienhausen.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Von der Erzbahntrasse via Kray-Wanner Bahn und Zollvereinweg sowie dem in diesem Beitrag beschriebenen Nordsternweg bis zur Brücke über die Katernberger Straße. Dort von der Trasse abfahren.
Nach Überquerung der Katernberger Straße über eine neue Brücke – die alte, originale Eisenbahnbrücke bestand noch einige Zeit lang neben dem Radweg, bis sie abgerissen wurde – erreichen wir die Schachtanlage Zollverein IV / V / XI. Einige Gebäude der Schachtanlage sind bis heute erhalten und beherbergen ein Unternehmer- und Gründerzentrum „TripleZ“ – ZukunftsZentrumZollverein. Auf dem Gelände befindet sich außerdem eine Taubenklinik. Rechts von uns, nördlich der Schachtanlage, versteckt sich die Halde Zollverein IV / V / XI. Sie liegt auf einem alten Flughafengelände und umschließt die Trabrennbahn. Bis heute wird die Halde zu Trainingszwecken im hügeligen Gelände für Reiter und Traber genutzt.
Kurz nach dem Zechengelände durchschneidet die Nordsterntrasse die nächste Zechensiedlung: die schnurgerade Meerbruchstraße mit der Siedlung Hegemannshof. Auch diese Häuser sind in den 1890er Jahren entstanden. Sie sind fast der einzige Überrest einer zuvor größeren Siedlung mehrerer Straßenzüge, die sich im Bereich der heutigen Viktoriastraße / Meerkamp befanden. Etwa in den 1960er Jahren wurde ein Teil der Siedlung abgerissen und die heutige Bebauung mit größeren Mehrfamilienhäusern geschaffen.
An der Schurenbachhalde vorbei zur Emscher
Wenig später besteht die Möglichkeit, teilweise ebenfalls auf alter Bahntrasse zur nahen Zeche Carl in Altenessen zu fahren. Nun ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Ziel. Wir queren eine Bahn, eine Nebenstraße und die Autobahn A42 und rollen bergab zwischen der Halde Eickwinkel auf der rechten Seite und der Schurenbachhalde auf der linken Seite bis zum Ziel am Knotenpunkt 61. Die Bahntrasse überquerte mittels einer Brücke den Kanal, verzweigte sich in verschiedene Richtungen wie zum Güterbahnhof auf der Emscherinsel, zur Zeche Nordstern oder weiter bis Gelsenkirchen oder Gladbeck. An der blauen Brücke über die Emscher endet der Radweg. Für die Radfahrer besteht auch ohne Zug Umsteigemöglichkeit auf den Emscherweg nach Bottrop und Oberhausen oder Recklinghausen, den Emscher-Park-Radweg oder einige regionale Themenwege im Norden von Essen. Natürlich sind von hier aus der Nordsternpark und der Rhein-Herne-Kanal erreichbar. Auch die Schurenbachhalde kann von der Nordseite aus befahren werden.
Anreise zum Ausgangspunkt Nordsternpark / Schurenbachhalde (Knotenpunkt 61):
Anfahrt mit dem Auto: Auf der A42 bis zur Ausfahrt 14 Essen-Altenessen. Hier aus Richtung Dortmund links, aus Richtung Duisburg rechts abbiegen auf die Heßlerstraße. Unter der Autobahn hindurch fahren. Nach ca. 1,2 km an der zweiten Ampel links in die Emscherstraße abbiegen. Die Autobahn erneut unterqueren und parken. Weiter bis zum Knotenpunkt 61 und dort auf den Nordsternweg.
Zieleingabe ins Navigationssystem: Emscherstraße, Kreuzung Eickwinkelstraße in Essen