Landschaftspark Mechtenberg
Ackerbau im Ruhrgebiet • Bismarckturm • Mechtenbergbrücke
Ackerbau ist im zentralen Ruhrgebiet zwischen den Großstädten zweifellos eine sehr selten gewordene und heute ungewöhnliche Landnutzung. Doch in einem Streifen zwischen Essen und Gelsenkirchen finden sich Felder und Obstwiesen, die erhalten werden und eine Mischung zwischen Landwirtschaft, Naherholung und Naturschutzgebiet bilden. Sie sind wesentlicher Bestandteil im 1999 durch den Regionalverband Ruhr umgestalteten ca. 290 ha großen Landschaftspark Mechtenberg. Kern des Landschaftsparks ist der markant hervorstechende gleichnamige Berg. Im Gegensatz zu den vielen künstlichen Bergehalden im Ruhrgebiet handelt es sich dabei allerdings um eine der wenigen natürlichen Erhebungen, die aus der Eiszeit stammt und paradoxerweise in der Vergangenheit durch Bergsenkungen kräftig an Höhe verloren hat. Der höchste Punkt des ursprünglich 100 m ü. NN hohen Mechtenbergs liegt heute auf 80,3 m über dem Meeresspiegel. Außerdem beinhaltet der Park die renaturierte Altlastendeponie Mechtenberg am Halfmannsweg. Die hügelige Landschaft wird durch zahlreiche Wege zum Wandern oder Radfahren erschlossen, die durch die Felder führen und Alleen und Biotope passieren. Zu jeder Jahreszeit gibt es hier viel zu entdecken und ein stetiges Kommen und Gehen in der Natur ist zu beobachten. Ob blühende Obstbäume und zaghaft wachsende Feldfrüchte, Ernte oder goldenes Herbstlaub – das ganze Jahr über hat der Landschaftspark etwas Neues zu bieten.
Landschaftspark mit den Mechtenbergbrücken
Besonderes Bauwerk ist die 130 m lange Mechtenbergbrücke von Frei Otto, die durch Bambusbrücken inspiriert ist und die Bundesstraße 227 und den Leither Bach überquert. Ihr Charakteristikum sind fächerförmige Eisenträger mit Knotenverbindungen – etwa 3,8 km lang ist das Material der Träger. Die mit 34 m Länge wesentlich kürzere Brücke über den Schwarzbach im Norden ist ähnlich gestaltet und bildet mit ihrer großen Schwester das typische Ensemble der Mechtenberg-Brücken im Landschaftspark. An einigen Stellen befinden sich Aussichtspunkte über den Landschaftspark. Auf der Deponie finden sich vier Basalt-Klang-Stelen von Thomas Link, die eine religiöse Kreuzform bilden.






Bismarcksäule Essen
Auf dem Gipfel des Mechtenbergs steht die fast 17 Meter hohe Bismarcksäule Essen, die durch eine ansteigende Baumallee erreicht wird. Sie wurde 1900 errichtet. Zu Ehren des 1898 verstorbenen preußischen Reichskanzlers Otto von Bismarck wurden über das gesamte preußische Staatsgebiet und in den Kolonien, aber auch auf allen Kontinenten und anderen Ländern Denkmäler und später 240 monumentale Türme errichtet. Die Säule hatte die Funktion einer Feuersäule in der Form eines Obelisken. Besonders auffallend sind der kubische Unterbau mit den Zinnen und der Pyramidenstumpf mit der Turmspitze für die Feuerschale. Bei genauem Hinsehen findet man auf zwei Seiten ganz oben den Schriftzug BISMARCK. Während der Turm von hohen Bäumen umgeben ist, bieten sich vom Rande des Gipfels weite Ausblicke über den Landschaftspark und die Region. Besonders markant ist die Halde Rheinelbe mit dem charakteristischen Kegelgipfel und der Himmelstreppe, die zusammen mit dem Mechtenberg das Motto „Zwei Berge – eine Kulturlandschaft“ bildete. Zeitweise sind vor allem die Felder Grundlage für Landart-Projekte, bei denen verschiedene Pflanzen unterschiedlicher Höhe oder Blühfarbe oder aufgestellte Skulpturen Muster gebildet haben. Der Bauernhof Am Mechtenberg bietet neben einem Hofladen und einem Café auch einen Streichelzoo und verschiedene Aktionen an.





Verlässt man den Mechtenberg auf der dem Landschaftspark abgewandten Seite, so stößt man bald auf das Industriegebiet Bonifaciusring. Es liegt auf dem Gelände der alten Kokerei der Zeche Bonifacius, deren Förderturm heute noch jenseits der S-Bahnstrecke erhalten ist und ein schönes rotes Industriedenkmal darstellt. Teile der Zeche werden heute gastronomisch oder als Hotel genutzt. Eine Bergehalde schließt sich in südlicher Richtung an.
Der Mechtenberg ist ein „grüner Glücksort“ im gleichnamigen Buch von Thomas Dörmann. Unter dem Leitsatz „Geh raus & blüh auf“ bietet es 80 Ziele aus den grünen Parks, Halden und Landschaften im Ruhrgebiet: Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet*
Tipp des Autors: Zu vielen Jahreszeiten bietet der Landschaftspark durch unterschiedliche Wuchsstadien an den Obstbäumen und auf den Feldern vielfältige Eindrücke. Besonders gut lässt sich eine Wanderung oder Fahrradtour im Park kombinieren mit Abstechern zur Halde Rheinelbe oder weiter auf der Kray-Wanner Bahntrasse bis zur Erzbahntrasse in der einen oder zur Zeche Zollverein und Zeche Bonifacius in der anderen Richtung. Ein gut ausgebauter Radweg läuft auf alter Bahntrasse direkt am Park vorbei und verbindet diese Ziele miteinander.
Informationen zum Besuch:
Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Der Landschaftspark ist ständig frei und ohne Eintrittsgeld o.ä. zugänglich.
Anreise mit dem Auto: Auf der A40 bis zur Ausfahrt 28 Gelsenkirchen-Süd. Dort auf die B227 Richtung Gelsenkirchen. Hinter der langen Linkskurve ist bereits der Landschaftspark erreicht. Ein erster Parkplatz befindet sich unter der alten Bahnbrücke (links Zugang Richtung Bauernhof am Mechtenberg – hier befindet sich für Gäste ebenfalls ein Parkplatz). An der nächsten Kreuzung zweigt links die Straße Am Mechtenberg ab. Das Gewerbegebiet am Ende (Bonifaciusring) liegt direkt am Aufstieg zum Bismarckturm. Weiter auf der B227 befindet sich nach der Mechtenbergbrücke ein Parkplatz am Sportplatz (Kreuzung Hövelmannstraße).
Zieleingabe ins Navigationssystem: Straße am Mechtenberg bzw. Bonifaciusring in Essen
Anreise mit Bus und Bahn: Von Essen Hbf. oder Dortmund Hbf. mit der S2 in die jeweils gegensätzliche Richtung (nicht Richtung Oberhausen oder Recklinghausen!) bis Gelsenkirchen-Rotthausen. Von der Straße Am Dahlbusch (Hauptzugang von beiden Bahnsteigen) in östlicher Richtung. Hinter der Schule rechts in die Mechtenbergstraße. Dem Verlauf weiter folgen und an der Kreuzung Am Graffweg weiter links halten. Kurz vor der scharfen Rechtskurve und der Bahnunterführung links in den Dickmannsweg. Immer geradeaus bis in den Park.
Anreise mit dem Fahrrad / E-Bike: Der Landschaftspark ist durch den Radweg auf der Kray-Wanner Bahntrasse und den Radschnellweg RS 1 sehr gut an das Radverkehrsnetz angebunden. In Richtung Gelsenkirchen besteht eine Verknüpfung zum Erlebnisradweg auf der Erzbahntrasse. In Richtung Essen, Zollverein-Bahn bezeichnet, erreicht man nach kurzer Fahrt die Zeche Zollverein.
Kartenmaterial / Literatur: In den dargestellten gedruckten Rad- und Wanderkarten und Tourenführern ist die Region des in diesem Beitrag beschriebenen Ortes abgebildet. Das thematisch passende Buch zu den Bismarcktürmen oben ist zur Vertiefung empfohlen. Mit Klick auf die jeweilige Karte gelangen Sie zur entsprechenden Seite bei Amazon*.
Geographische Koordinaten:
51°28’46.47″N, 7° 5’18.54″E – Bismarckturm Essen
51°29’06.30″N, 7° 5’53.23″E – „Große“ Mechtenbergbrücke
51°29’23.13″N, 7° 5’48.61″E – „Kleine“ Mechtenbergbrücke
51°29’14.31″N, 7° 6’07.04″E – Basalt-Klang-Stelen
51°28’28.01″N, 7° 5’18.01″E – Zugang zur Halde
Die Koordinaten können in das Eingabefeld von z.B. GoogleEarth und OpenStreetMap kopiert werden.
UTM-Koordinaten (Zone 32):
367262 m, 5704890 m – Bismarckturm Essen
367947 m, 5705485 m – „Große“ Mechtenbergbrücke
367872 m, 5706007 m – „Kleine“ Mechtenbergbrücke
368220 m, 5705725 m – Basalt-Klang-Stelen
367237 m, 5704320 m – Zugang zur Halde
Nützliche Informationen zum Lesen der Koordinaten und Verwendung in GPS-Geräten bietet der Beitrag Anreise, GPS und Co.
Quellen und Weitere Informationen:
Bismarckturm Essen: www.bismarcktuerme.net